All In

Bin wieder mal am Weg nach Kärnten und schreibe das hier. Würde ich ein Buch über eine Fernbeziehung schreiben, würde jedes Wort schmerzen. Oh, schmerzen ist wirklich ein Wort.

So, schaltet ein melancholisches Lied ein denn ja, jetzt kommt dieser Part der Geschichte.

Viel spaß

Wunschdroge Out

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Viel habe ich erwartet als ich mich gestern Nacht im Bett herumgewälzt habe und nicht schlafen konnte. Da war alles dabei wirklich, jede Reaktion habe ich mir vorgestellt. Irgendwann habe ich darüber nachgedacht, wie gemein das eigentlich ist, dass wir nicht erwachsen geboren werden. Zuerst können wir gar nichts, nicht einmal aufs Klo gehen, danach sind wir kleine schreiende Kinder, die jedem auf die Nerven gehen, doch daran erinnert man sich später eh nicht. Und dann? Dann kommt diese tolle Pubertät, wo man durch die Hölle mit sich selbst muss, die ganze Zeit durch keine Ahnung hat, jeden Tag in Angst aufwacht und in mehr Angst schlafen geht.

Und wenn man diese Phase des Nichtwissens und der Furcht überstanden hat ist es noch immer nicht vorbei, nein, man ist noch immer nicht erwachsen.

Da ist noch eine Phase, ich habe keine Ahnung wie man sie nennt. Es ist der Zeitraum, zwischen Teenager und Erwachsen. Der Teil fühlt sich an wie Schweben, wie Pokern. Man hofft auf das beste, doch manchmal muss man einfach alles setzen.

Was habe ich getan?

Alles gesetzt.

Was habe ich bekommen?

Noch mehr Ungewissheit.

Mein Geld ist weg, mein Herz wohl auch.

Es gibt viele Dinge, die einen erwachsen machen. Vielleicht ist es das erste gebrochene Herz, oder der erste richtige Job. Vielleicht ist es der eine Spaziergang den man macht, nachdem man eine profunde Entscheidung getroffen hat. Vielleicht ist es der erste „Spiegel", den man in die Hand nimmt und wirklich liest.

Ich bin noch weit weg vom Erwachsen werden, ich schwebe noch immer über diesem Pokertisch und warte darauf was Jackson jetzt macht. Welche Karten spielt er? Geht er auch All-In?

„Jackson, kannst du etwas langsamer gehen, ich trage 10-Zentimeter Absatz und bin kein 10-Zentimeter-Absatz Mädchen."

Er bleibt stehen und kommt wieder zurück.

„Wir verpassen den ganzen Ball."

Als ob ihn der Ball interessiert.

„Schön für den Ball."

Immer wieder denke ich daran, was ich gerade erfahren habe. Doch ich sehe einfach nicht, wo ich jetzt stehe, welche Karten ich habe, welche ich spielen soll.

Also starre ich ihn einfach an.

Das geht ein paar Minuten gut, bis er sich wieder umdreht.

„Warte!", schreie ich wieder, noch immer keine Ahnung, wie dieses Spiel funktioniert.

„Ich...du...was...ehm."

Jetzt verdreht er seine Augen, wirklich sehr auffällig.

„Was heißt das...ehm."

Und schon wieder versucht er zu gehen, als ob ich ihn lassen würde.

„Was heißt das jetzt. Magst du mich wirklich, oder hast du mich verarscht."

Wieder kommt er näher, sodass ich seinen Atem spüre.

„Na das wüsstest du wohl gern, doch so einfach mache ich es dir nicht."

„Aber...das mit deiner Mutter...hast du mir das alles vorgelogen, war das alles fake?"

Doch er sagt nichts, er lächelt nur, lässt mich schwebend zurück, keine Rettung, bereit zum fallen und sich etwas brechen.

Dann hoffen wir mal, dass das nicht mein Herz ist.

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Nachricht an: Ginn, Lena, Luce

Krisensitzung. Sofort. Mir ist egal ob sie das neue ‚One Direction'-Lied spielen oder nicht.

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„Er hat alles gewusst, seit wer weiß wann schon. Er hat mich einfach dort stehen gelassen und ist gegangen, ohne irgendein Gefühl zu zeigen. Was bedeutet das alles?"

Mit Tränen in den Augen schaue ich meine vier besten Freundinnen an, energielos habe ich mich in einen Stuhl fallen lassen und ihnen alles erzählt, die Hälfte davon wusste noch nicht einmal von unserem Wochenende und all diesen Dingen. Diesen sehr verwirrenden Dingen, die jetzt alle noch verrückter geworden sind.

Er wusste alles.

„Aaron hat das gesagt?" Elena schaut mich überrascht an.

„Lena, Aaron hat nichts falsch gemacht, er wusste ja nicht, dass es Jackson schon längst weiß.", beruhigt sie Lucy, doch Elena muss sich trotzdem setzen.

„Das tut mir wirklich Leid Ria."

Meine besten Freundinnen umarmen mich und schon fühle ich mich ein bisschen besser.

„Ria?", Gina meldet sich zu Wort.

„Mh?", ich bin schon bereit für mein Bett.

„Jackson empfindet zu 100% etwas für dich."

Ihr Blick ist ernst, als ob sie gleich etwas ausschlaggebendes erzählen wird.

„Und ich glaube ich weiß, wie ich es dir und ihm beweisen kann."

Schon hat sie unsere vollste Aufmerksamkeit und für die nächsten 20 Minuten lauschen unsere Ohren nur ihrer Stimme.

Jedes einzelne Wort saugen wir in uns auf. Es ist als ob sie und ein Serienfinale rezitieren würde.

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Meine beste Freundin ist eine der genialsten Personen der Welt. Sie hat zwar eindeutig zu viele Filme gesehen, doch das haben wir anscheinend alle, sonst würden wir nicht gerade hier sitzen und uns wirklich den perfekten Plan überlegen.

Denn meine beste Freundin hat neulich etwas mitbekommen, dass man nur als Superspion Gina mitbekommen kann. Leise und vorsichtig hat sie sich durch ihr Haus vorgetastet und hat einem Gespräch zugehört, wegen dem ihr Mund offen blieb.

Ich sags euch jetzt noch nicht, damit es spannend bleibt. Ihr wollt doch eine gute Geschichte lesen. Et voila, hier habt ihr ein typisches Element einer Story. Ich erzähle euch etwas doch ihr habt keine Ahnung von was ich überhaupt spreche, ihr könnt es nur vermutet, deshalb lest ihr das jetzt auch zu Ende.

Diese geheime Mission hat mich und meine Freundinnen wieder vereint. Jeden Nachmittag diese Woche sitzen wir an unserem Stammtisch und planen (ok, manchmal lernen wir auch für unsere Chemie-Prüfung am Freitag). Und am Freitag nach der Prüfung? Da heißt es ein letztes Mal Party, zu der ich nur wegen Jackson Bennet gehe. Und das waren wirklich viele in letzter Zeit. Für eine Person wie mich, die sich früher nie auf solche Parties getraut hat, weil sie einfach zu viel Angst hatte, ist das das Weltwunder persönlich.

Ich weiß ihr habt viele Fragen, doch die müssen bis zum Ende warten, denn jetzt ist nur etwas wichtig: Jackson zurück gewinnen, den Badboy zu tamen und für das Happy End zu kämpfen.

All In.

„So, und wer weiht jetzt Josh in den Plan ein?", fragt Lucy in die Runde. In der Mitte stehen Zimt-Muffins mit Apfelstücken. Göttlich.

Plötzlich spüre ich drei Augenpaare auf mir.

„Schon gut, schon klar, ich machs gleich heute nach der Arbeit, zu der ich übrigens schon zu spät bin."

Schnell packe ich all meine Sachen zusammen, schnappe mir einen Muffin und verschwinde. Vor der Arbeit muss ich noch Georgo vom Kindergarten abholen. Ich renne zur Bushaltestelle und bleibe plötzlich wie angewurzelt stehen.

Ist das?

Als sich mein Körper wieder bewegen kann, ist es zu spät, der Bus ist längst die Straße runter und hat alle mit sich verschluckt. Die ganze Woche war er nicht in der Schule, angeblich hat ihn irgendwer in einem Club getroffen, komplett betrunken. Und jetzt? Hat er mich gesehen?

Mein Atem wird schwer, doch ich denke an unseren Plan und daran, dass er funktionieren muss. Sonst bin ich auch nur eines von den vielen Mädchen, denen Jackson Bennet das Herz gebrochen hat.


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