Unangenehme Begegnung
Ich war grade auf einer langen Einkaufsmeile unterwegs, da dort immer am meisten los war, denn das würde es mir leichter machen, irgendwas mitgehen zu lassen.
Mein Herz raste vor Nervosität. Es war schon lange her, dass ich das letzte Mal geklaut hatte und wenn, dann nicht zwischen so vielen Leuten.
Deswegen dachte ich mir: Fangen wir doch erstmal mit was leichtem an: ein paar Meter vor mir befand sich ein kleiner Obststand. Mit ihm im Blick, heckte ich einen Plan aus.
♪♬∵°゚º❍。∵♪♬∵°゚º❍。∵♪♬∵°゚º❍。
Der Plan war gerissen und vor allem idiotensicher, also ging ich los.
Ich rempelte aus Versehen den Typen am Stand an und während ich mich entschuldigte und wir uns gleichzeitig bückten, um die gefallenen Früchte aufzuheben, schnitt ich ihm leicht mit meinem im Ärmel verstecken Messer an der Achillessehne.
Er drehte seinen Kopf erschrocken zur Wunde und diese Zeit nutzte ich, um die ganzen Äpfel in meinen Rucksack zu stecken, mich zu erheben und eilend davon zu machen.
"Hey! Warte!"
Ich blickte zur Quelle des Ausrufes und sah wie Blondi empört auf mich zukam. Panisch rannte ich los. Es war schwieriger als gedacht, da die Passanten sich nicht wegbewegen konnten und nur im Weg standen. In meinem Weg!
Ich musste etwas tun, denn mein Verfolger holte langsam aber sicher auf, also bog ich meine ach so geliebte Gasse und hoffte, dass ich ihn damit abhing.
Um auf Nummer-Sicher zu gehen, lief ich weiter und bog immer wieder in kleinere Gassen ein, bis ich in eine relativ breite kam. Sie hätte eine ehemalige Straße gewesen sein können.
Ich hörte sich nähernde Schritte und schnelles Atmen.
Das kann er nicht sein! Ich habe ihn zu 100% abgehängt.
Zur Sicherheit verwandelte ich mich schnell in meine Wolfsgestalt und setzte zum Sprint an.
Das hätte ich an deiner Stelle nicht getan.
"Bleib stehen!"
Scheiße... Das war mal wieder selten dämlich von mir.
Ich drehte mich um und sah dem außer Atem geratenen und finster dreinblickenden Blondi in seine Augen.
Erst jetzt fiel mir auf, wie muskulös er war.
Hast dir ja den besten Kandidaten ausgesucht.
Nicht wissend, was zu tun, blieb ich wie gelähmt stehen.
Na los. Worauf wartest du? Greif ihn an.
Damit rannte ich auf ihn los. In mir loderte ein Fremder aber enormer Drang, ihn zu verletzen, doch es war schwerer als erwartet. Er wehrte jeden meiner Angriffe ab, also versuchte ich was anderes.
Ich sprang von ihm ab, um etwas Abstand zu bekommen, nahm Anlauf, verwandelte mich im Sprung auf eine kleine Mülltonne in Menschenform und dann direkt auf ihn drauf. Halbverwandelt biss ich ihm mit meiner Schnauze in seine Schulter.
Gut so.
Ich spürte, wie das warme Blut sich seinen Weg den Hals hinunter bahnte. Mit dem metallischen Geschmack auf der Zunge breitete sich nach langer Zeit wieder das Verlangen nach mehr in mir aus.
Er griff reflexartig meinen Nacken und versuchte mich wegzuzerren, doch ich biss darauf nur noch kräftiger zu bis es zu einem herzerwärmenden Knacken in seinem Inneren kam. Ein fröhliches Schnaufen verließ meinen Körper und ich merkte, wie meine Sinne langsam nach und nach taub wurden.
Ich befand mich in einer Art Trance während die warme Flüssigkeit von meinem Kinn tropfte.
Ab hier an wurde es schwammig.
Es war als gab ich die vollkommene Kontrolle meines Körpers an jemand Fremdes ab. Nein... Sie war mir nicht fremd. Sie war schon länger in meinem Körper verborgen, nur kam sie jetzt erst zum Vorschein.
Ich fühlte mich mächtig. Als könne mir niemand auf der Welt was anhaben. Gleichzeitig wollte ich alles und jeden bluten sehen.
Der Blonde schien mich beobachtet zu haben, doch sobald ich seinen Augenkontakt aufnahm, bereute er, nicht früher agiert zu haben als er die Chance dazu hatte.
Ich biss noch einmal kräftig zu und verwandelte mich noch während ich ihn zu seine Überraschung zu Boden stieß. Wieder und wieder rammte ich meine Zähne in sein Fleisch, wo immer sich grade die Gelegenheit bot. Ich biss, kratzte, links, rechts, oben, unten. Wenn er mich weg von sich stieß, kam ich schneller wieder angerannt. Versuchte er Abstand zu gewinnen, gab ich ihm zu verstehen, dass es kein Entkommen gab.
Ich geriet in einen richtigen Blutrausch. Ich konnte nicht klar denken. Es war als würde etwas lange unterdrücktes endlich ans Licht kommen und es wollte nicht wieder zurück in die Dunkelheit.
Grade rannte ich wieder auf ihn zu, als er mich von sich geworfen hatte, da hörte ich einen Knall und etwas biss in meine rechte Schulter...
Ich ließ von dem außer Atem geratenen Blondi ab und widmete mich der in komplett Schwarz gekleideten Frau, welche mit emotionslosen Blick eine Waffe auf mich richtete. Tief ein- und ausatmend stand ich wieder auf zwei Beinen und musterte sie grinsend.
Wenn sie denkt, sie könne mich mit einer lächerlichen Knarre auf die Knie zwingen, hat sie falsch gedacht.
Wie besessen rannte ich mit ausgefahrenen Krallen auf sie zu, während sich noch drei weitere Kugeln der anderen dazugesellten.
Sie hielt gelassen ihren Finger ins Ohr und sprach: "Feuerwaffen scheinen keine Auswirkung zu haben. Bitte um Unterstützung!"
Ich war definitiv im Vorteil, da ich im Gegensatz zu ihr 10 kleine "Messer" hatte, dennoch war es nicht ganz so leicht wie gedacht, denn sie war ebenfalls geübt im Nahkampf und war recht schnell.
Doch nicht so schnell wie ich!
Ich konnte sie überlisten und zog ihr die Beine weg, um dann zum beendenden Biss meinen Kiefer anzuheben, doch ich wurde mal wieder gestört.
Kann ich nicht einmal was zu Ende bringen?!
Irgendetwas ergriff mich und trug mich Meter weit von den anderen fort, um mich dann in einen Haufen Müllsäcke fallenzulassen.
"Gute Nacht!"
Ich öffnete überwältigt die Augen, um beobachten zu können, wie eine metallene Faust auf mich zu raste.
Blitzartig rollte ich von der Wand ab und huschte unter dem fliegenden Arm hinweg.
Die Faust krachte in die Stelle, in der ich eben noch benommen lag, ein und hinterließ eine gewaltige Druckstelle.
Ich betrachtete erstaunt dieses rot-goldene Ding, das da vor mir stand.
Es drehte sich zu mir und tat es mir gleich.
"Ein Mädchen?! Gibt es die jetzt in allen verfügbaren Größen oder was?"
Mit wem reden die alle?
"Ich kann doch kein Kind verprügeln!"
"Na dann warte mal ab, bis dir das Kind den Arsch versohlt."
Er wollte grade belustigt etwas erwidern, da stieß ihn mit aller Kraft und vier Pfoten zu Boden. Doch als ich als Nächstes meine Zähne in seinen metallenen Kiefer versenken wollte, warf er mich mit einem Hieb von sich runter und war in Nullkommanichts wieder auf den Beinen.
Er setzte zum Schlag an und ich konnte mich gerade noch rechtzeitig ducken, als sein Fuß mich geradewegs in den Bauch traf.
Knurrend vor Wut rutschte ich unter seinen Beinen hindurch und sprang auf seinen Rücken. Doch mit einem Mal flog er ruckartig los, womit ich gezwungen war, mich fester an ihn zu klammern.
Überall hämmerte ich meine Krallen hinein, doch es hinterließ nichts, bis auf ein paar Kratzer.
Er musste doch irgendeine Schwachstelle haben.
Die Maske!
Ich zog mit all meiner Kraft an der goldenen Maske und tatsächlich! Sie bewegte sich ein Stückchen.
Auf einmal flog das Ding ruckartig empor und drehte sich dabei, wie wild um die eigene Achse.
„Hey! Lass das gefälligst!" ertönte die Stimme aus dem Inneren.
Es wurde immer schwieriger sich festzuhalten, trotzdem zog ich weiter. Dann hielt ich sie endlich in der Hand, womit aber auch meine Fahrgemeinschaft langsam an Geschwindigkeit verlor. So weit, dass sie sich schließlich dem Boden zuwandte und abstürzte.
Ich wusste, das würde ich niemals überleben, also sprang ich ohne zu zögern ab und konnte mich grade noch so an einem Fahnenmast festhalten, welcher sich horizontal an einem Hochhaus befand.
Plötzlich war ich wieder Herr meiner Sinne und erwachte wie aus einem sehr realistischen Traum.
Na super... Und was nun?
Ich hing gefühlt tausende Meter überm Boden an einem Hochhaus und sah wie meine einzige Rettung dank mir geradewegs in ein Haus gestürzt ist.
Und das alles nur wegen ein Paar dämlicher Äpfel.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top