Steve Rogers P.O.V.

Irgendwie wurde ich das Gefühl nicht los, Blue hatte sich mir gegenüber verändert seit dem ich ihr von meiner Vergangenheit erzählt hatte.
Egal was ich ihr sagte, sie tat es ohne Widerworte, nicht einmal ein einzelnes Augenverdrehen oder genervtes Stöhnen war dabei. Sie sprach durchgehend mit einer gewissen Höflichkeit, wie sie unnormaler bei ihr nicht hatte sein können. Natürlich war sie schon immer irgendwo höflich gewesen, aber nun... auf einem ganz anderen Level. Sie war immer sehr aufmerksam und neulich hatte sie sogar versucht, etwas zu kochen. Ich wusste selbstverständlich nichts davon und es ging ordentlich schief. In ihrer Suchleiste auf ihrem Handy stand "einfaches Rezept" und heraus kam eines für "herzhafte Pfannkuchen".
Es war wirklich simpel aufgebaut und sah auch ganz vielversprechend aus, aber fragt mich nicht wie, sie hatte es geschafft, die Pfanne in Brand zu setzten.
Seit dem versucht sie sich an Hausarbeiten.
Nun ja. Ich kann nur sagen, bis jetzt ist noch nichts in Flammen aufgegangen gegangen, aber ich glaube das hält nicht ewig an.
Letztendlich fand ich das auch gar nicht verkehrt, dass sie helfen möchte. Ganz im Gegenteil. Ich unterstützte das sogar.
Wenn mir die Teenager von heute auf der Straße entgegen gelaufen kommen, manche mit so-genannten Piercings und was weiß ich nicht allem, rauchend und fixiert auf ihr Smartphone...
Ich mag mich zwar jetzt, wie ein alter Mann anhören, aber... Erst vor kurzem ist ein junger Bursche in mich hineingelaufen und anstatt sich zu entschuldigen, gab er mir die Schuld daran und meinte, ich sollte besser aufpassen.
Zu meiner Zeit wäre sowas nie passiert. Da hatten wir noch Respekt vor den Älteren.

Aber genug von diesem Thema!

Blue kam nun jeden Tag (außer Samstags und Sonntags, da sie sich an diesen Tagen eine Auszeit gewünscht hatte) morgens mit joggen und jeden zweiten Abend mit trainieren.
Größtenteils lehrte ich ihr nur das Boxen, aber mit dem Ziel, in naher Zukunft in den Nahkampf überzugehen. Es ist vieles in dem letzten Jahr passiert und ich wollte, dass sie sich zu wehren wusste.
Nicht, dass sie das nicht könnte. Ich erinnerte nur zu gerne an die erste Begegnung mit ihr. Oder das Training bei S.H.I.E.L.D. Oder der Kampf auf dem Flugzeughafen...
Sie war zwar nicht überwältigend stark, dennoch sehr schnell und als sie dann noch ihre Fähigkeit mit einbrachte und den Moment meiner Verwirrung ausnutzte, war ich ihr restlos ausgeliefert.
Aber das Problem war, dass es nie sie selbst gewesen ist, sondern ihr anderes Alter und das hatte sie nun nicht mehr (hoffe ich).
Also fand ich das Training perfekt für sie, außerdem hatte ich auch mal einen Partner, was die ganze Sache um einiges interessanter machte und für eine Anfängerin, hielt sie sich sehr gut.
Sie lernte schnell und hatte viel Enthusiasmus, auch ihre Ausdauer war durch das Joggen um einiges gestiegen.
Manchmal hatte ich dennoch das Gefühl, dass "die andere" noch teilweise in ihr steckte. Sie konnte sich so in Rage bringen beim Training, dass mir, mit ihrem Grinsen noch dazu, ein wenig mulmig zumute wurde.
Bruce erwähnte ja auch damals vor der Zelle, dass sie noch da sein könnte. Ich hoffte nur, dass Blue sie von nun an wenigstens unter Kontrolle haben würde und nichts schlimmes passiert.

Na ja. Genug auch von diesem Thema.

Ich hatte schon seit längerer Zeit überlegt, mit Blue Schlittschuhfahren zu gehen. Meine Eltern waren früh verstorben, weswegen ich das erste Mal mit 17 erst auf dem Eis gewesen war, und zwar mit Bucky und zwei Freundinnen von ihm, von denen er eine mit mir verkuppeln wollte. (Wie üblich.) Doch es war mal wieder erfolglos gewesen. (Wie üblich.)
Ich übte mich alleine beim Fahren und Buck kümmerte sich um die Damen, nachdem ich ihm mehrfach versichern musste, dass es auch wirklich ok für mich wäre.

Ich war mir sicher, dass es eine gute Idee war und würde sie vermutlich schon bald in die Tat umsetzen.

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Es war der nächste Tag angebrochen und ein weißer Wolf lief gerade mit mir die gewohnte Strecke ab. Wir waren wie immer sehr früh unterwegs und normalerweise kam uns zu dieser Zeit keine Menschenseele entgegen, doch ich sah von weitem eine Frau alleine mit ihrem Hund spazieren gehen. Ihr treuer Begleiter war sehr stämmig, dennoch hatte sie ihn unter Kontrolle... Zu mindestens halbwegs.
Es war ein gegenseitiges Ziehen, welches schwächer wurde, als der (meinen Anschein nach) Rottweiler-Mischling Blue mit seinem Blick erfasste. Gesagte wurde nun auch langsamer.
Zu so einer Situation war es zuvor nie gekommen und ich war ein wenig angespannt. Blue schien das zu merken und imitierte mich, da sie selber genauso wenig Erfahrung hatte.
Der Hund der Dame kam letztendlichen zum Stehen und wir gingen langsam weiter. Ich nickte der Frau lächelnd zu und schaute zurück zu Blue, die von mal zu mal langsamer wurde, da ich den eigentlichen Weg fortsetzen wollte, doch sie bewegte sich kaum merkbar in Richtung der neuartigen Begegnung.

"Ist Ihrer ein Rüde?!"

Ich wandte mich zur Quelle.

"Nein. Weiblich."

"Dann sollte es keine Probleme geben."

Sie lächelte mich an und ich erwiderte es erleichtert.

Wird schon gut gehen.

Blue und ich waren nun bei den beiden angekommen und tatsächlich beschnüffelten sie sich, wie es normale Hunde taten. Mich überraschte das ein wenig.

Wer weiß, was das bewirkt, dass sie sich darauf einlässt.

"Was ist Ihrer für eine Rasse? Sie ist wirklich schön."

Für solche Fälle habe ich mich extra informiert. Ich konnte ja schlecht mit "Wolf" antworten.

"Ein Samojede-Schäferhund Mix. Und ihr stolzer Kerl?"

Angesprochener hatte die Schnauze hoch in die Luft gestreckt und musterte Blue, während sie neugierig ihn von oben bis unten mit ihrer Nase abscannte.

"Ein Rottwei-"

Plötzlich, wie aus dem Nichts, fing der braune an zu bellen und fletschte seine Zähne. Blue bekam genau so einen Schrecken, wie wir, wenn nicht sogar einen heftigeren, wich nach hinten und machte sich klein, während sie ihre Ohren gefürchtet anlegte.
Ich hoffte, dass sie es dabei belassen würde und der andere sie nach seiner Standpauke schnell wieder in Ruhe ließ, doch Blues Haltung hielt zu meinem Bedauern nur für kurze Zeit an.
Sie fletschte ihre Zähne und im nächsten Moment verbiss sie sich in seinem Nacken.

Natürlich ließ sie sich das nicht gefallen, wie konnte ich nur so naiv sein.

Nun jaulte er kurz auf, doch hatte im nächsten Moment ihre Lenden zwischen den Riesenhauern.
Die Besitzerin schrie Caruso an, er sollte aufhören, doch natürlich hörte Caruso nicht. Auch ich blieb nicht unbeteiligt stehen und schaute mir das Spektakel an. Ich schnappte mir die Frau und brachte sie dazu, die Leine loszulassen und sich in Sicherheit zu begeben.
Dazwischen zu gehen wäre zu gefährlich und das sah sie genauso gut wie ich.

"Blue!!"

Selbstverständlich reagierte sie nicht, sondern entriss sich seinem Biss.
Es war ein heftiger Kampf.
Sie stemmten sich beide auf die Hinterläufer und befielen sich, wie ich es nur von Löwen aus Dokumentationen kannte.
Er wollte ständig nach ihrem Ohr schnappen, doch sie haute nur immer wieder ihre Krallen in sein Fleisch um ihn zu Boden zu bringen.
Dies ging nun seit 43 Sekunden so. Es kam mir wie 43 Minuten vor. Die Dame zu meiner Linken hatte schon lange aufgegeben, ihn zu Vernunft zu bringen und starrte das Geschehen nur mit weit aufgerissenen Augen an.
Ich fühlte mich machtlos, was ich in dieser Situation auch wirklich war.

Wieder biss er Blue in die nun offene Wunde an der rechten Seite und schaffte es somit, sie unter sich zu werfen. Er stellte sich siegessicher über sie, doch sie zögerte nicht und stieß ihn mit den Hinterläufern von sich hinunter und übernahm sofort die Oberhand.
Sie biss ihm in die Schulter und wieder jaulte er, vermischt mit einem Knurren. Er versuchte sie zu beißen, doch er kam nicht an sie ran und war anscheinend bereits zu stark geschwächt. Dann dauerte es nicht lange und sie war es, die über ihn stand. Ihr Atem verlief stockweise und sie fletschte aggressiv und doch ebenfalls ermüdet ihre Zähne. Er bewegte sich ein wenig, doch Blue knurrte, was ihn wieder stoppen ließ.
Nun mied er untergeben ihren Augenkontakt, was nichts anderes bedeutete, als dass es endlich vorbei war. Auch sie wusste das, lockerte ihren Blick und ließ von ihm ab.
Die Frau rannte zu ihm und hockte sich daneben. Er rappelte sich währenddessen langsam wieder auf.
Mit hoch ausgestreckter Schnauze ging Blue hingegen siegesfreudig und anmutig in Richtung Brunnen, der an unserem eigentlichen Weg entlang führte. Ich lief der fremden Dame hinterher, um nach dem Rechten zu sehen.

"Ist alles ok mit ihm?"

"Ja... Er steht wieder. Wird schon..."

Ihre Stimme war heiser und zitterte.
Mir tat sie so leid. Das muss sicherlich sehr schwer für sie sein.

"Es tut mir leid was vorgefallen ist. Ich weiß nicht, wie ich das entschädigen-"

"Nein, schon gut. Es war mein Hund, der zuerst angegriffen hat."

Sie lächelte mich gezwungenermaßen an und erhob sich. Unsicher, was zu sagen, verabschiedete ich mich und ging nun zu Blue, die am Brunnen Wasser getrunken hatte, sich nun stolz zu mir wandte und sich wartend auf ein Lob hinsetzte.
Nach und nach verschwand jedoch ihr fröhlicher Ausdruck, da ich sehr wütend auf sie war und das auch zum Ausdruck brachte. Ihr Blick strahlte Unsicherheit und Besorgnis aus.

"Was sollte das?"

Sie legte ihren Kopf schief und hielt ein Ohr steif, während das andere dabei schlapp runterhing.

"Jetzt komm mir nicht mit dieser Tour! Du weißt ganz genau, wovon ich rede! Was dachtest du dir dabei?!"

Ich ging auf sie zu und sie wich mit jedem meiner Schritte einen weiter nach hinten. Ihre Ohren waren angelegt, genauso ihre Rute. Sie zog den Kopf ein und schaute mich mit ihren verschieden schimmernden Augen von ihrem zu Boden geneigten Kopf herauf an.

"Du hättest dich sonst wie verletzten können! Das ging zu weit! Du darfst ab dem Zeitpunkt, an dem wir zu Hause angekommen sind, dein Zimmer nicht mehr verlassen, geschweige denn das Haus!"

Sie mied Augenkontakt und wagte es nicht, sich zu bewegen. Mein Körper zitterte vor Wut und vor Aufregung und nach ein paar Sekunden Stille, ging ich wortlos an ihr vorbei.
Mit großem Abstand kam sie hinterhergetrottet und ich ging Richtung Apartment.

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Ich hab mich schon lange nicht mehr hierüber gemeldet und wollte dieses länger Kapitel nutzen, um mal wieder meinen Dank an ein paar "Neuankömmlingen" (neues Wort, Jay! Neologismus xD) auszuschreiben.

Jeder Read, jeder Vote und jeder Kommentar motiviert mich aufs Neue schnell weiterzuschreiben.
Vielen Dank :3

Schönen Tag/Mittag/Abend euch noch ᕕ(⌐■ᴥ■)ᕗ ♪♬