Frühstück
Als ich wach wurde war es bereits Tag. Ich befand mich in einem hellerleuchteten Raum liegend inmitten eines weichen Betts.
Ich musste mich erst mal orientieren, es war ein komplett in weiß gehaltenes Schlafzimmer.
Was haben es alle denn immer mit dieser Farbe?
Ich schlug die Decke vorsichtig weg und setzte meine Füße auf den weichen Teppichboden. Gefolgt von weiteren Schritten auf Zehenspitzen ging ich zur Tür und öffnete diese einen Spalt. Es war ein größerer (ebensfalls in weiß gehaltener) Raum mit Couch, Esstisch und Küche. Ich konnte niemanden sehen, also beschloss ich weiter zu suchen und betrat das Wohnzimmer. Rechts von mir, neben der Couch, war ein großes Panoramafenster, welches sich über fast die ganze Wand erstreckte. Ich ging auf es zu und betrachtete die wunderschöne Aussicht. Mir kam nichts bekannt vor. Diese Stadt war auch nicht wie New York City, eher ruhiger und idyllischer.
"Die Aussicht ist fantastisch, nicht wahr?"
Ich schreckte auf und drehte mich sofort um. Es war Mr. Morgan, der mit zwei Papiertüten in der Wohnungstür stand.
"Oh, ich wollte dich nicht erschrecken. Hier, ich hab Brötchen für uns!"
Er ging lächelnd in die Küche und ich beobachtete ihn.
"Du kannst dich ruhig schon mal an den Esstisch setzten. Ich bereite alles vor."
Das tat ich auch, während er nach und nach den Tisch deckte. Ich ließ ihn nicht aus den Augen, bis er sich dann gegenüber von mir setzte.
"Na dann, guten Hunger."
Er lachte mich an und nahm sich ein Brötchen. Ich tat es ihm gleich, wie auch alles andere, was er machte.
Brötchen aufschneiden,
gelbliche Creme drauf,
roter Brei drüber,
Milch in die Tasse,
Schwarzes Gebräu dazu.
Doch in der letzten Bewegung wurde ich gestoppt und mir wurde die Kanne aus der Hand genommen.
"Ah nein, das ist Kaffee! Das schmeckt dir nicht. Ist auch nicht sonderlich gut für deinen Körper."
"Wieso trinken Sie es dann?"
"Naja... Einmal damit angefangen, kann man nicht mehr aufhören."
Ich beließ es dabei und schüttete mir den Rest Milch in die Tasse. Ich roch an meinem Essen und es war ein sehr süßlich-fruchtiger Geruch. Auch wenn ich ihn bei allem beobachtet und er keine auffälligen Dinge gemacht hatte, wartete ich bis er abgebissen hatte und es runterschluckte. Nun biss auch ich hinein und es war wahrlich köstlich!
Die gelbe Creme passte nicht wirklich dazu, aber die rote!
Ich verschlang das Brötchen als wäre es nichts und machte mir gleich ein neues (nur diesmal selbstverständlich ohne das Gelbe).
Mr. Morgan fing plötzlich an zu lachen, ich stoppte meine Aktivität und schaute ihn unverständlich mit vollem Mund an.
"Es scheint dir ja zu schmecken, wie ich sehe. Das freut mich. Übrigens nennt man das rote Marmelade, ein Brei aus Früchten gemacht. Diese aus Himbeeren und das..."
Er zeigte auf die gelbe Creme.
"...ist Butter. Macht man meistens auf Brot, damit es nicht so trocken schmeckt. Aber bei Marmelade ist das Geschmacksache."
Ich hatte nun auch schon die zweite Hälfte aufgegessen und sah Mr. Morgan gespannt beim Essen zu.
"Es sind noch genug Brötchen da. Du kannst dir so viele nehmen, wie du willst."
Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und nach 15 Minuten lehnte ich mich vollgegessen gegen die Stuhllehne und seufzte tief.
Ich hatte ganze fünf Brötchen mit Marmelade verdrückt und diese machten sich auch bemerkbar.
"Wow... Ich hab noch nie jemanden so viel in so wenig Zeit essen sehen. Erstaunlich."
Er lachte wieder.
"Mr. Morgan?"
"Bitte nenn' mich Henry."
"Okay... Henry...? Wo bin ich?"
"In meiner Wohnung."
"Nein, ich meine in welcher Stadt?"
"Na, in Shamong, New Jersey."
"Aha..." Ich schaute Richtung Fenster.
New Jersey also... Ob das wohl weit von Zuhause ist?
"Weißt du, wo du herkommst?"
"Sie meinen meine Heimatstadt...?"
Er nickte.
"New York."
"Ist ein ganz schönes Stückchen von hier. Ich schätze mal so knapp 2 Stunden mit dem Auto."
Ich schaute mir weiterhin die Stadt an, während Henry langsam anfing, den Tisch abzuräumen. Mir ging es nicht so gut, also beschloss ich mich wieder hinzulegen, während Henry zur Arbeit fuhr. Ich musste vorerst nicht mit ihm kommen, was ich sehr befürwortete.
Vorher wollte ich aber noch duschen gehen und Henry legte mir sogar Handtücher und Unterwäsche hin, welche er am Morgen für mich, neben den Brötchen und Alltagsklamotten, besorgt hatte. Auch konnte ich mich endlich von dem Kampfanzug befreien und in eine kurze schwarze Hose mit lockerem weißen T-Shirt schlüpfen.
Die Dusche tat sehr gut.
Die Hose passte wie angegossen, nur das T-Shirt war ein bisschen zu groß, aber das machte nichts.
Leider war das Völlegefühl noch da, aber nach einem Mittagsschläfchen würde dies mit Sicherheit auch verschwinden. Also legte ich mich mit noch nassen Haaren ins Bett und schlief kurz darauf ein.
Ich beobachte mal wieder den Verkehr von Shamong und kann Henry mit dem zweiten Polizist entdecken, der mich gestern Abend in der Polizeistation empfing. Die beiden reden mit einander und lachen viel.
Nach einer Weile verabschieden sie sich und Henry steht an einer Ampel, die ihn nur noch von diesem Gebäude trennt. Es wird grün und gleich darauf macht er den ersten Schritt nach vorne, doch da kommt plötzlich ein schwarzer Van angerast und schneidet ihm den Übergang ab. Henry blickt verärgert dem Van hinterher, doch dieser bleibt kurz darauf stehen. Ein Anzugträger mit dunkler Sonnenbrille steigt aus, fragt ihn etwas, worauf Henry nickt und zieht eine Waffe, um unmittelbar danach auf ihn zu schießen.
Er fällt zu Boden und plötzlich knie ich neben ihm. Der Van ist weg und auch niemand anderes ist weit und breit zu sehen.
Ich schreie nach Hilfe, doch keiner antwortet...
Blut strömt aus seiner Brust und tränkt sein weißes Hemd in tiefes rot. Ich weine und drücke mit aller Kraft gegen die Wunde, damit es endlich aufhört. Henry blickt gen Himmel und versucht etwas zu sagen. Er flüstert und ich komme mit meinem Ohr dicht an ihn ran, um ihn zu verstehen.
"Was hast du getan...?"
Dann entfliegt der Glanz in seinen Augen und hinterlässt nichts als Leere.
"Nein... nein... Bitte nicht..."
Eine Riesenblutlache umringt Henry und mich.
Er ist tot.
"Siehst du, was du angerichtet hast?"
Loki steht neben mir und blickt emotionslos auf den Leichnam.
"Ich... Ich war das nicht!"
"Wer sonst? Du hast ihn mit darein gezogen. Er starb durch deine Hand."
"Ich wollte das doch gar nicht..."
"UND WAS IST MIT MIR?!"
Eine Frau mit ihrem Jungen kommt auf mich zu gerannt und rüttelt an meine Schultern, während das Kind lauthals weint.
"DU HAST UNS UMGEBRACHT! WIR SIND DIE, DIE IN DER SCHLACHT UMS LEBEN KAMEN. DURCH DICH!"
"Es tut mir leid!"
Die Frau lacht laut.
"ES TUT DIR LEID?!"
Plötzlich kommen Tausende von Menschen von überall her und stürzen sich auf mich. Alle schreien dasselbe.
"Du hast uns umgebracht!"
"Du bist ein Monster!"
"Wie konntest du nur?!"
Ich entreiße mich den Leuten und renne weg, so weit wie möglich. Nach einiger Zeit habe ich sie abgehängt und verstecke mich in einer Seitenstraße, sitzend hinter einem Auto. Ich schließe die Augen und Presse meine Hände auf die Ohren, da mich die Stimmen weiterhin verfolgen. Sie werden immer lauter und ich schreie gequält, sie sollen aufhören. Dann auf einmal ganz klar: eine kindliche Stimme unter all dem Lärm.
"Ich kann dein Leid beenden."
Ich blicke auf und vor mir steht mein Ebenbild, 8 Jahre jünger. Sie hat schwarze Augen und hält ein Messer in der Hand. Sie lächelt mich an und ich schaue sie flehend an. Sie kommt auf mich zu und sticht mit der Klinge in meine Brust. Das Blut verteilt sich über mein Shirt... doch es tut nicht weh.
Ein gewisse Wärme breitet sich in mir aus. Die Sicht verschwimmt und mich umhüllt komplette Schwärze.
Danke.
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Vielen lieben Dank an alle Leser da draußen!! \(°□°)/
Wir haben einfach mal 1.000 Reads geknackt und 153 Stimmen ༎ຶ ෴ ༎ຶ
Das hätte ich mir nie vorstellen können...
Ich bin für jeden der votet, kommentiert und liest unglaublich dankbar! <3
Ahhh... Kann es immer noch nicht glauben
(╥﹏╥)
Schönen Tag/Mittag/Abend euch noch ᕕ(⌐■ᴥ■)ᕗ ♪♬
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