Ein blöder Tag
Wir waren in einem Park angekommen und es ging los. Das war das erste Mal, dass ich Ausdauerlauf trainierte und somit war ich sehr aufgeregt.
Er joggte los und ich lief neben ihm her. Die Morgenluft dabei war sehr erfrischend. Ein Blick seinerseits über die Schulter veranlasste ihn schneller zu werden und ich beschleunigte ebenfalls. Nun hatte er sein durchschnittliches Tempo erreicht und mit etwas ungeübter Mühe hielt ich es ebenfalls.
Es war noch so früh, dass wir niemanden antrafen, bis auf einen, der die selbe Strecke wie wir lief, nur deutlich langsamer.
"Achtung, Links."
Wir beide überholten ihn und liefen weiter. Er sah sehr überrascht aus, als er mich neben ihm herlaufen sah. Nach einer weiteren Runde waren wir wieder kurz davor ihn an einem Wasserbecken zu überholen.
"Sag's nicht. Wehe du sagst es!"
"Achtung, Links!"
Damit überholten Steve und ich ihn (wer hätte es gedacht:) wieder von der linken Seite aus.
Im Rücken hörte ich noch ein verärgertes "Och man~!" und ich konnte ein kleines Lächeln auf Steves Lippen entdecken. Sie mussten sich wohl öfter hier sehen. Irgendwann bogen wir noch in einen Park mit schönen Weg und vielen Bäumen ein und der Lauf neigte sich anscheinend langsam dem Ende zu.
"Na, schon aus der Puste?"
Im Laufen schnaufte ich belustigt, obwohl ich ganz schön außer Atem war, doch den Sieg gönnte ich ihm nicht.
"Na dann, Endspurt!"
Plötzlich wurde er immer schneller und schneller und langsam entstand ein größer werdender Abstand zwischen uns.
Woher hat der nur diese Energie?!
Innerlich lachte ich und schöpfte neuen Enthusiasmus. Ich beschleunigte ebenfalls und von weitem sah ich bereits den Mann von eben an einem Baum sitzend.
Das ist also das Ziel.
Ich hatte schon so viel aufgeholt, dass Steve meine Schnauze im Augenwinkel sehen konnte und wir erreichten ihn. Steve kam zum Stehen und ich auch, nur war ich deutlich stärker am Hecheln als er. Meine Zunge hing raus und ich ließ mich auf den Boden zusammensacken.
Steve musterte mich und lächelte.
Nun wandte er sich dem Mann zu.
"Brauchst du 'n Arzt?"
Er lachte gequält.
"Ich brauch' 'ne neue Lunge! Man, du läufst 20 km in 30 Minuten. Aber sieht ganz so aus, als ob es deinem kleinem Freund genauso wie mir ergeht."
Eine frische Brise wehte mir durchs Fell. Ich hatte mich bereits auf den Rücken gelegt und genoss sie.
"Ja, es war ihr erster Lauf."
"Ach ja? Dann muss sie sich ja richtig schämen. Na los, lauft noch 'ne extra Runde. Oder habt ihr das etwa schon? Ich schätze ja."
Er hatte einen starken sarkastischen Unterton und ich richtete mich langsam wieder auf, um mich dann genüsslich zu strecken. Es hatte wirklich Spaß gemacht und ich würde es immer wieder tun.
"Eine Dame also... Sie ist noch sehr jung, nicht wahr?"
Er hielt mir seine Hand hin und ich schnupperte an ihr. Er stank nach Schweiß, doch wirkte sehr vertrauenswürdig. Ich kam ihm einen Schritt näher und er fing an, mich hinter den Ohren zu kraulen.
"Ja, aber frag mich nicht, wie alt."
"Hast du sie nicht von klein auf?"
Ich lag nun schon zur Hälfte auf ihm drauf und schmolz dahin.
Wie konnte sowas nur so gut tun?
"Ähm nein, erst seit kurzem. Ich hab sie von der Straße aufgelesen. Ihr Name ist Blue."
Er hörte plötzlich auf und ich schaute ihm entsetzt in die Augen.
"Daher also der Name. Eine richtige Schönheit bist du."
Er wird mir von Sekunde zu Sekunde sympathischer.
Dann fuhr er an meinem Rücken fort. Ich übergab mich ihm völlig, bis ich letztendlich komplett auf dem Rücken gedreht, mitten auf seinem Schoß lag und er mir den Bauch kraulte.
"In welcher Einheit bist du?"
Steve zeigte auf ihn.
"58. Rettungsspringer. Aber jetzt arbeite ich unten bei den Veteranen. Sam Wilson."
Er streckte Steve die Hand hin und angesprochener schaute mich vorwurfsvoll an. Schweren Herzens erhob ich mich und ging von ihm runter.
"Steve Rogers."
Er half ihm hoch und Sam atmete erstmal durch.
"Ah, das hab' ich mir schon gedacht. Muss schräg gewesen sein, nach diesem Tiefkühlschlaf nach Hause zu kommen."
Tiefkühlschlaf?
"Ja, musste mich erst dran gewöhnen."
Mit einem "Hat mich gefreut, Sam." drehte er sich von ihm weg und ich folgte ihm langsam.
"Liegt am Bett, stimmt's?"
Steve wandte sich nun wieder zurück zu Sam.
"Wie bitte?"
"Dein Bett. Es ist zu weich. Da drüben habe ich auf dem Boden geschlafen und Steine als Kopfkissen benutzt, wie ein Höhlenmensch. Jetzt bin ich wieder zu Hause, lieg' in meinem Bett und es ist wie..."
"Auf einem Marshmallow zu liegen. Als würde man bis zum Boden durchsacken."
Sam nickte verständnisvoll.
"Wie lange?"
"Zwei Einsätze. Du vermisst sicher die guten alten Zeiten."
"Ach, so schlimm ist es gar nicht. Das Essen ist viel besser, wir haben immer alles gekocht. Keine Kinderlähmungen mehr... Internet! Eine tolle Erfindung. Da konnt' ich viel lesen und einiges nachholen."
Sam grinste und ihm fiel anscheinend etwas wichtiges ein.
"Marvin Gaye - 1972, Trouble man Soundtrack. Alles was du verpasst hast, auf einem Album."
Steve holte ein kleines Notizbuch mit Stift heraus.
"Kommt auf die Liste."
Ich hörte ein Vibrieren und dazu einen Ton. Er holte sein Handy heraus und schaute leicht frustriert.
"Also Sam, die Pflicht ruft. Danke für den Lauf... Wenn du das Laufen nennst."
Sie gaben sich die Hand und gesagter schaute gespielt erstaunt.
"Ach, das sollte Laufen sein?"
"Ja, so läuft das."
"Okay! ... Und wenn du mich im Kriegsveteran-Ministerium bei der Kleinen am Empfang mal gut aussehen lassen willst, komm einfach vorbei."
Beide lachten kurz und ein schwarzer Wagen hielt hinter ihm.
"Ich merk's mir."
"Ja."
Die Autoscheibe fuhr runter und Romanoff saß auf dem Fahrersitz.
"Hey Jungs, kennt einer von euch das Smithsonian Museum? Ich muss nämlich ein Fossil abholen."
"Zum Tod lachen."
Tiefkühlschlaf? Fossil? Wovon reden die denn alle?
Steve ging auf das Auto zu und öffnete die Tür, um kurz darauf den Sitz nach vorne zu klappen. Dann lächelte er mich an und ich sprang hinein. Er klappte ihn zurück und stieg vorne auf den Beifahrersitz.
Sam hockte sich hin und schaute durchs Fenster zu Romanoff.
"Hey, wie geht's?"
"Hey."
Nun wandte sich Steve wieder an Sam.
"Man kann nicht überall hinlaufen."
"Nein, kann man nicht."
Damit fuhr die Fensterscheibe hoch und der Wagen startete.
Trübsal blasend starrte ich die ganze Fahrt über aus dem Fenster.
"Hey, jetzt hab dich nicht so. Ich kann nichts dran ändern."
Er blickte mich durch den Seitenspiegel an und ich schnaufte nur verärgert.
Nach kurzer Zeit hielten wir dann vor dem Tower und nachdem mir Steve wieder den Weg freimachte, stieg ich -wohlgemerkt in Menschenform- aus dem Wagen heraus.
"Wir holen das nach, ok?"
Er lächelte mich an und ich musste widerwillig zurück lächeln.
"Na, also."
Er strubbelte mir zum Abschied noch einmal übern Kopf und stieg dann wieder ein. Ich ging auch in den Tower und betrat den Fahrstuhl.
"Willkommen zurück, Blue. Wie war dein Ausflug?"
"Kurz. Es ist ihm was dazwischen gekommen... Ist Bruce da?"
"Nein, er hat das Labor um Punkt 11 Uhr verlassen."
Ich seufzte.
"Dann bring mich bitte in die 34. Etage."
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