3 Monate und 1 Woche

Lieber Kian,

Du bist zurück. Es war so schwer, mich zusammenzureißen und dir nicht sofort um den Hals zu fallen, als du in den Raum kamst. Ich wusste, dass du da sein musst, sobald ich die Trompeten gehört habe, die deine Ankunft verkündet haben, aber ich wollte mir nicht erlauben, es zu glauben. Ich hatte Angst davor, dass es ein Irrtum ist und was diese Enttäuschung mit mir anrichten wird.

Ich war gerade mit meiner Oma und deinem Vater bei deiner Mama. Er ist sofort gegangen, um nachzusehen, was los ist und plötzlich war der ganze Palast in Aufruhr. Und dann kamst du durch die Tür.

Du hast mich angesehen und ich glaube, mein Herz ist einfach stehen geblieben. Du sahst so erschöpft aus. Sogar deine Stimme klang so. Meine Oma hat mich aus dem Gemach gezerrt, damit du Zeit mit deiner Mama haben kannst. Seitdem sitze ich hier und warte.

Mir ist klar, dass du jetzt erstmal viel Zeit mit ihr verbringen willst. Vielleicht hast du ein Heilmittel und kannst es ihr sofort geben. Vielleicht wird jetzt alles gut. Aber du musst dich auch ausruhen. Du warst vier Monate unterwegs. Keiner wird es dir übelnehmen, wenn du dir ein paar Stunden Zeit nimmst, um runterzukommen.

Dass ich diese Nacht schlafen werde, ist ausgeschlossen. Ich bin nicht mal müde. Trotzdem werde ich jetzt ins Bett gehen. Falls ich es hinbekomme, mich zu konzentrieren, lese ich was und falls nicht, dann liege ich rum und denke an dich.

Dich zu sehen hat mich unfassbar glücklich gemacht. Ich habe ganz vergessen, wie es sich anfühlt, dir in die Augen zu schauen. In meiner Erinnerung war dieses Gefühl nicht halb so stark.

Das klingt echt komisch, aber ich fühle ich mich das erste Mal seit Wochen wirklich lebendig. So als hättest du mich wiederbelebt.

Ich hoffe, das war der letzte Brief, den ich dir schreiben musste. Statt dir jeden Abend zu schreiben, will ich dir zukünftig persönlich erzählen, was passiert ist, während du nicht bei mir warst. Am liebsten will ich gar nicht mehr ohne dich sein.