Brief 14

2 Monate, 2 Wochen und 6 Tage ohne dich

Lieber Kian,

ich glaube, meine Oma ist verzweifelt. Sie gibt deiner Mutter alle möglichen Gegenmittel ohne zu wissen, gegen was die eigentlich wirken sollen und hofft so etwas zu finden, das anschlägt.

Ich besuche sie jeden Tag. Oft ist Maddy schon bei ihr. Wir reden dann viel über Bücher oder Filme. Als ich heute mit deiner Mum alleine war, hat sie mich gefragt, was ich von der Hochzeit halte. Sie weiß, dass du Maddy nicht liebst. Zumindest nicht so wie man seine Zukünftige lieben sollte.

Ich war echt aufgeschmissen. Ich weiß, dass du so tun willst, als wärst du okay damit, sodass deine Mutter sich keine Sorgen macht. Aber ich konnte sie nicht anlügen. Und ich wollte auch nicht. Ich habe ihr also meine Meinung dazu gesagt. Dass ich es nicht für richtig halte und finde, es gibt genügend Wege, ein Statement zu setzen, die nicht unbedingt mit einer Hochzeit verbunden sind. Aber mir ist auch klar, dass es jetzt, nachdem schon bekannt ist, dass du heiraten sollst, schwer wird, noch einen Rückzieher zu machen. Es wäre leichter, es einfach durchzuziehen und für den Moment würde es vielleicht sogar helfen. Aber auf lange Sicht wird diese Hochzeit Maddy und dich nur unglücklich machen.

Ich bin mir ziemlich sicher, dass deine Mutter weiß, dass ich dich mehr mag als einen normalen Freund. Mich so deutlich gegen deine Hochzeit auszusprechen, obwohl ich weiß, dass sie sich das wünscht, war alles andere als schlau. Aber ich will ihr auch nicht sagen, was sie hören will, nur damit ich mich sympathisch mache.

Allgemein ist es total absurd, dass wir über deine Hochzeit diskutieren, obwohl wir nicht mal wissen, wo du bist und wie es dir geht.

Der Aufklärungstrupp mit Charlie, Cédric, Ezra, Arian und ihren Leuten ist jetzt schon drei Tage weg. Wir haben noch keine Nachricht von ihnen erhalten. Ich bin mir nicht sicher, ob Cédric und Charlie sich auf der Reise nicht gegenseitig umbringen. Die beiden hatten einen fetten Streit, als beschlossen wurde, dass sie zusammengehen sollen.

Nicolo hat mir erzählt, dass Cédric Charlie schon hasst, seit er klein war. Charlie soll wohl dafür verantwortlich sein, dass seine Eltern und sein kleiner Bruder gestorben sind. Details hat er mir nicht gegeben. Er meinte, wenn ich mehr wissen will, soll ich Cédric direkt fragen, aber er reagiert wohl sehr sensibel auf das Thema. Daher werde ich das nicht tun. Es geht mich ja auch nichts an.

Nicolo hat mir erklärt, wie es ablaufen wird, falls ich mich dazu entscheide, ausgebildet werden zu wollen. Ein bisschen Training und Informationen geht nicht. Entweder ich entschließe mich, ganz dazu zu gehören oder sie können mir nicht helfen. Ganz schön extrem, aber ich verstehe, dass sie nicht dazu bereit sind, ihre Geheimnisse in die Welt hinauszuposaunen.

Ich soll erstmal eine Art Test machen, um zu beweisen, dass ich potentiell einen bestimmten Rang erreichen könnte. Sonst wird keiner die Zeit investieren, so spät noch mit einer Ausbildung anzufangen. Normalerweise beginnt man damit schon im Kindesalter.

Dann, wenn ich den Test bestanden habe, gibt es ein Aufnahmeritual, bei dem ich mich dazu verpflichte, der ADGD beizutreten und ihren Regeln zu folgen. Ich würde dann immer mehrere Monate im Wechsel Unterschiedliches in jeder Dynastie lernen. Jeder soll im Laufe der Ausbildung eine eigene Spezialität entwickeln, deshalb kann auch jeder unterschiedliches lehren.

Wie lange das dauern wird, kommt darauf an, wie ich mich anstelle. Normalerweise dauert es um die 15 Jahre, bis jemand mit der Grundbildung fertig ist.

Ich habe Boris und Alica gefragt, was sie davon halten. Boris war beleidigt, weil er nicht auch so ein Angebot bekommen hat und Alica hat mich darauf hingewiesen, dass es einen guten Grund geben muss, warum unsere Vorfahren damals ausgestiegen sind. Sie meinte, ich soll es einfach lassen und warten, bis ich die Schriften lesen kann. Für sie sagt sich das so leicht. Sie bekommt in drei Wochen Antworten auf alle möglichen Fragen. Ich kann nicht weiter warten. Und ich könnte sowieso nicht sofort ablehnen. Dein Vater killt mich, wenn ich es jetzt verkacke. Ich glaube wirklich, er braucht es zu wissen, dass ich ihn nötigenfalls warnen kann, falls ich eine Art Hinterhalt vermute. Er wirkt noch angespannter als sonst. Vor allem, seit Charlie weg ist.

Ethan hat mir erzählt, dass er seinen König noch nie so erlebt hat. Als er deinen Vater kennengelernt hat, war er ein ganz anderer Mann.

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