35
Silas
Bis Kian und ich uns treffen konnten, vergingen Wochen. Die Ferien waren schneller vorbei als mir lieb war und die darauffolgende Klausurenphase spannte mich komplett ein.
Wir sahen uns selten. Er war, vor allem nachmittags, kaum in der Schule und wenn doch, dann starrte er zerstreut an eine Stelle und saß seine Zeit ab. In unseren gemeinsamen Pausen schien er wie ausgewechselt. So lebhaft und aufgeschlossen. In diesen Momenten erinnerte er mich an eine Blume. Eine Blume, deren Umgebung entschied, ob sie einging oder aufblühte.
Seinen Vortrag übernahm Anna. Viele unserer Mitschüler glaubten, er hätte keine Lust gehabt, sich die Arbeit selbst zu machen und könne es sich nun mal erlauben, sie auf jemand anderen abzuwälzen. Es nervte mich. Ihr Bedürfnis, sich ständig über jede Kleinigkeit zu äußern und so hartnäckig nachzubohren, bis sie was fanden, über das sie ungefragt urteilen konnten.
Einige von ihnen zogen darüber her, dass Kian sich noch nicht mit einem Mädchen gezeigt hatte. Sie glaubten, er lehnte all die Angebote, die er bekam, ab, weil er sich für etwas Besseres hielt, und nur geheime Affären mit anderen Adligen führte.
Er hatte mir einen Brief gezeigt, den ihm jemand in den Spind gelegt hatte. Einen Liebesbrief. Von Dana aus der Neunten. Mit Herzchen und kalligraphischem Romantikgesülze.
Kian hatte keine Ahnung gehabt, wie er damit umgehen sollte. Seine Frage, ob das womöglich nur ein Scherz gewesen sei und er es ignorieren solle, klang absurd hoffnungsvoll.
„So viele Sticker und Glitzer wie sie dafür genommen hat, glaube ich kaum, dass das ein Scherz ist. Sie hat sich richtig Mühe gegeben."
Er richtete seinen Blick zurück auf das Papier in seiner an. Ich war mir sicher, dass er nicht bemerkte, wie er dabei sein Gesicht verzog. Er hätte seine Ablehnung niemals so offensichtlich verdeutlich.
„Das Gedicht ist schön."
„Das Gedicht ist eklig, kindisch und oberflächlich."
Wieder sah er mich an. „Du bist wohl nicht so der Romantiker?"
„Absolut nicht", schnaubte ich. „Ich verstehe nicht mal, wie es überhaupt zu diesem Brief kam. Hast du jemals mit ihr gesprochen?"
Er schüttelte den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wer sie ist."
Natürlich. Wenn Dana in Kian verliebt war, war es nachvollziehbar, süß und vor allem akzeptabel. Bei mir lächerlich und skandalös. Dass sie Kian nicht mal kannte, setzte alle dem die Krone auf. Ein paar geläufige Fakten über ihn zu wissen und ihn bei jeder Gelegenheit anzustarren gab ihr nicht das Recht, ihn emotional zu überfordern. Wenn einer das durfte, dann ich. Denn ich kannte ihn. Seiten von ihm, die sie niemals kennenlernen würde. Ängste, die sie nie sehen würde. Und Worte, die sie nie hören würde.
Ich atmete tief durch, um gegen die Verbitterung in meinem Kopf anzukämpfen. Ich wollte Kian damit beratschlagen, was am besten für ihn war und nicht damit, was ich mir wünschte.
„Also entweder du ignorierst es oder du erteilst ihr persönlich eine nett verpackte Abfuhr."
Ich fragte ihn nicht mal, ob er ihr denn ‚eine Abfuhr erteilen' wollte. Alles andere kam nicht in Frage.
„Wahrscheinlich sollte ich meinen Mann stehen und das von Angesicht zu Angesicht klären. Aber ich will ihr nicht wehtun. Was ist, wenn sie zu weinen anfängt? Was mache ich dann?"
„Du kannst sie schlecht aus Mitleid daten, Kian."
Ich weigerte mich zu verstehen, wieso er sie nicht einfach abweisen konnte. Hingehen, sagen, dass er kein Interesse hatte und die Sache war geregelt. Nur wäre es nicht Kian, fiele ihm das so leicht. Und deshalb mochte ich ihn ja auch. Er war sich dessen bewusst, dass seine Taten etwas bewirkten. Dass sie eine Bedeutung hatten. Und er ging gewissenhaft mit dieser Verantwortung um.
„Ich finde es nicht schlimm, wenn du den Brief ignorierst. Oder ihr eine kleine Antwort schreibst und in ihren Spind packst. Du hast viel zu tun, das weiß jeder hier. Sie kann nicht erwarten, dass du für sie alles stehen und liegen lässt."
„Und was genau antworte ich?"
Kian begann in seinem Rucksack nach Block und Stift zu kramen.
„Schreib: Liebe Dana, das Gedicht hat mir gefallen. Ich fühle mich geschmeichelt. Ich bin aber bereits in festen Händen."
Kian sah von seinem Block auf. Ich konnte den Ausdruck, den er trug, nicht deuten. So neutral hatte ich ihn nur selten erlebt. „Das ist gelogen."
„Nur eine kleine Notlüge. Wenn du willst, dass sie dich endgültig in Ruhe lässt, ist das der beste Weg."
Er wirkte nicht überzeugt, aber das hielt ihn nicht davon ab, Wort für Wort aufzuschreiben, was ich gesagt hatte.
„Herzen brechen gefällt mir nicht", brummte er dabei.
Ihn darauf hinzuweisen, dass das sicher nicht die letzte Avance sein würde, die er ablehnen musste, ersparte ich uns.
In den nächsten Wochen begann Kian, Interviews zu geben und sich in den Medien zu präsentieren. Er wurde zu Talk-Shows eingeladen, führte öffentliche Debatten und machte sich beliebt.
Abends schrieben wir. Immer. Als er nach den Ferien eine volle Woche in der Schule gefehlt hatte, hatte ich mich dazu überwinden können, ihn zu fragen, wie es ihm ging. Am selben Abend hatten wir telefoniert und er hatte mir von allem erzählt, was in seinem Kopf herumspukte. Wir hatten die ganze Nacht geredet. Über seine Termine, über die Schule und über sinnloses Zeugs, das uns etwas zu laut zum Lachen gebracht hatte. Am nächsten Morgen hatte er mir mitgeteilt, Charlie hätte ihn darauf hingewiesen, dass er nachts schlafen solle und nicht plötzlich wie ein Verrückter loslachen.
Nicht nur mein Abschluss kam immer näher, sondern auch Kians Geburtstag. Wir hatten tausend Pläne geschmiedet, an dem Tag unterzutauchen und alles Mögliche zu unternehmen. In unserer Vorstellung klang es toll, doch seine enttäuschten Blicke erinnerten mich daran, dass er sowas nicht tatsächlich tun würde. Dazu war hatte er zu große Angst davor, seine Eltern zu enttäuschen.
Dabei interessierte es sie wenig, was sie in ihm auslösten. Seine Mutter, zum Beispiel, mit ihrem ständigen Drängen eine Prinzessin vorgesetzt zu bekommen.
„Ich bin noch nicht bereit für sowas. Aber sie versteht das nicht", sagte Kian immer wieder. In solchen Momenten wollte ich ihn am liebsten in den Arm nehmen und solange festhalten, bis ich ihm guten Gewissens versichern konnte, dass alles gut werden würde.
Er hatte mir Handschuhe überreicht. Ein Paar in einem wunderschönen dunklen Blau, mit goldener Bestickung auf dem Handrücken. Er hatte sie das Königssiegel genannt. Wohl sowas wie ein Markenzeichen des Königshauses.
Als ich ihn fragte, warum er mir Handschuhe gab, die er sich hatte anfertigen lassen, antwortete er: „Zur Sicherheit. Dann kannst du mich berühren... Falls du willst."
Seine in weiche Seide gehüllte Hand bewegte sich wenige Millimeter zu meiner. Dann stockte er.
Ich saß da wie gelähmt und wartete darauf, dass er sich entschied. Für mich. Dafür, mich anzufassen. Dieses Hindernis zu überwinden.
Als er seine Hand schließlich auf meine legte und mit dem Daumen meine Knöchel entlangstrich, konnte ich nicht anders als der Bewegung mit ungläubigem Blick zu folgen.
Durch diese kleine Berührung schien er die Welt verändert zu haben. Mein konstanter Drang zu fliehen war verschwunden und ebenso meine treuen Begleiter Wut, Angst und Trauer.
Noch am selben Tag berichtete er mir, dass ich ihn in nächster Zeit nicht in sein Reich begleiten könne. Es fehle an der Zeit. Trotzdem bat er mich, ihm dabei zu helfen, Boris davon zu überzeugen, seinen Vater kennenzulernen.
Ich schlug ihm vor, den König herzubringen, einen neutralen Treffpunkt auszumachen oder Boris irgendwas anzubieten, das ihm einen Grund gab zu tun was von ihm verlangt wurde.
„Ich weiß nicht, was ich ohne dich machen würde", seufzte Kian im selben Gespräch.
Und ich war froh, dass die Schulglocke mich davor rette, ihm antworten zu müssen. Denn kurz hatte ich ernsthaft darüber nachgedacht, ihn zu fragen, ob er denn gerade mit mir war.
An einem kalten Freitag Mitte Dezember fragte Kian mich, ob ich spontan Lust hätte, den Nachmittag mit ihm zu verbringen. Am Abend hätte er noch zwei Termine, doch bis dahin wollte er gerne Zeit mit mir verbringen.
„Klar hätte ich Lust, aber ich muss meiner Oma helfen. Sie will ungefähr tausend Torten für ein Kindergartenfest machen."
„Wenn du nichts dagegen hast, könnte ich euch zur Hand gehen. Ich habe zwar keine Erfahrung mit Torten backen, aber ich lerne schnell und zur Not kann ich auch nur neben dran stehen und euch unterhalten?"
Obwohl etwas Verzweiflung in seinem Vorschlag mitschwang, fand ich ihn unglaublich süß. Ich stimmte zu und warnte meine Oma nach der Schule durch einen kurzen Anruf vor. Sie mochte Überraschungsbesuch nicht.
Dass sie sich über Kian freute, wunderte mich jedoch nicht. Sie belästigte mich schon seit Monaten damit, dass ich ihn ihr vorstellen sollte. Sie wollte den jungen Mann kennenlernen, der ihrem Enkel täglich ein Lächeln auf die Lippen zauberte.
Meine Oma spannte Kian beim Backen ein und wenn sie grade nicht hinsah, naschte er von der süßen Creme. Als die Kuchen im Ofen standen, veranstalteten sie eine Teigschlacht, die zu einem riesen Saustall führte. Keinem von beiden schien das aufzufallen. Oder sie taten nur so, um es nicht wegputzen zu müssen.
„Warum habe ich das Gefühl, ich bin die Oma von uns und ihr die nervigen Schmutzfinke?" Ich warf ihnen vorwurfsvolle Blicke zu, während ich ihnen hinterherwischte.
„Weil du dich wie eine Oma benimmst, mein Schatz."
Kian stimmte meiner Oma mit einem eifrigen Nicken zu. Ich kniff die Augen zusammen und warf ihm das Tuch, mit dem ich den Tresen abgeputzt hatte, auf den Kopf. Bevor es zu Boden fallen konnte, hatte Kian es aufgefangen und auf mich gezielt. Ich versteckte mich hinter meiner Oma.
„Feigling", lachte Kian.
„Wen nennst du Feigling, Feigling?" Noch während ich hinter ihr stand, schmierte ich meiner Oma einen Teigklecks an die Wange und flüchtete hinter Kian.
„Du spielst unfair", beschwerte sich meine Oma. Sie wischte sich das Gesicht ab und hielt auch Kian ein Tuch hinhielt, um sich sauber zu machen.
„Ich spiele schlau", entgegnete ich und kam vorsichtig aus meiner Deckung hervor. Der Krieg schien beendet zu sein. Ich erklärte mich selbst zum Gewinner.
„Na gut, dann lasst mich das hier mal fertigmachen, Kinder. So kommen wir nicht weiter."
Meine Oma musste zwei Mal beteuern, dass sie keine Hilfe mehr brauchte, bevor ich mich aus der Küche scheuchen ließ und Kian durch ein Nicken in Richtung Treppe verdeutlichte, dass er mir folgen sollte.
Bis wir in meinem Zimmer angekommen waren, sah ich ihn nicht mehr an. Das Lächeln, das ich den ganzen Tag über getragen hatte, ließ mein Gesicht schmerzen. Und, wenn ich Kian anschaute, dann konnte ich nicht anders als zu lächeln.
„Jetzt nimm dir ein Beispiel. So sieht ein akzeptables Zimmer aus."
Kian betrachtete das Poster eines dreiradfahrenden Biebers, das daran haftete, schüttelte verwirrt den Kopf und ging weiter zu einer blauen Ente in Tutu direkt daneben.
„Das ist wirklich... speziell."
Ich machte mich daran, herumliegende Klamotten, dezent mit dem Fuß unter mein Bett zu schieben.
Nach einer kleinen Runde durch mein Zimmer kam Kian langsam, aber stetig zu mir. Dabei hielten wir Blickkontakt. Mir wurde heiß. Ich fragte mich, was er vorhatte. Warum er so entschlossen wirkte. Was gleich passieren würde.
Dann machte er einen Bogen um mich herum und auf die Kommode neben meinem Bett zu. Ich hatte ein Bild, eine Urkunde und eine Medaille von meinem Vater darauf stehen.
Kian sah es sich lange wortlos an. Ich beobachtete ihn durch die Spiegelung im Glas des Rahmens.
„Ich sehe ihm gar nicht ähnlich", sagte ich leise.
„Doch", entgegnete er sofort. „Die Augen."
Er beugte sich runter, um das Bild genauer zu mustern. Es zeigte meinen Vater nach seinem vorletzten Einsatz. Er trug seine neue Uniform. Die Uniform, die ihn als Kriegsheld identifizierte. Die Uniform, die wir begraben hatten, weil sonst nichts mehr von ihm übrig gewesen war.
Das Foto war etwa ein halbes Jahr vor seinem Tod entstanden. 5 Jahre, nachdem ich ihn zuletzt gesehen hatte. Dennoch erkannte ich ihn darauf kaum wieder. Er wirkte wie eine Statue. Ein Roboter. Eine leere Hülle.
Ich zuckte zusammen, als ich eine Berührung spürte und bemerkte, wie ich begonnen hatte, mich in meinem Starren zu verlieren. Kian hatte sich seine Handschuhe übergezogen und streichelte meinen Handrücken.
„Ich mag es, wenn du über deinen Vater redest. Das fasziniert mich."
Mir entkam ein Laut der eiskalten Belustigung. „Es fasziniert dich, wie ich über meinen toten Vater rede?"
Ich konnte ihm nicht glauben. Ich klang verbittert und verhasst, wenn ich mich an den Tod meines Vaters erinnerte. Manchmal fürchtete ich mich sogar vor mir selbst. Und davor, welche Gedanken mich in diesen Momenten trösteten.
Eine zarte Berührung an meiner Wange befreite meinen Blick von der Kommode und führte ihn zu Kian. In seine Augen. Er strich mit den Fingerspitzen über mein Gesicht, zur Schläfe und führte von dort eine Haarsträhne hinter mein Ohr.
„Was mich fasziniert ist, wie stark du bist."
Ich nahm seine Worte wahr, doch ich war unfähig zu reagieren. Das wilde Zusammenspiel der Farben seiner Iris hypnotisierte mich. Erst, als ich bemerkte, dass sein Blick auf meinen Lippen lag, konnte ich mich daraus befreien. Ich schluckte. Ein Gefühl der Hochspannung rannte durch meinen gesamten Körper.
Ich drückte Kians Hand, um sicherzugehen, dass ich sie wirklich hielt. Und er erwiderte den Druck, um es mir zu bestätigen.
Ich stand unter Storm. Und ich liebte es. Die Wärme und die Energie. Etwas, das ich nur bei ihm fühlte. Etwas, das mir Kraft gab.
„Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir aufgefallen ist, wie ich letztens angefangen habe zu heulen wie ein Baby", hauchte ich.
Unser Telefonat hatte mich aufgewühlt. Es war ein verdammt langer Tag gewesen und in mir hatten Gefühle getobt, mit denen ich nicht umzugehen gewusst hatte. Ich hatte ihm von meinen Eltern erzählt und davon, wie sehr mein Vater meine Mutter noch Jahre nach ihrem Tod vermisst hatte. Wie sehr ich ihn vermisste. Ich hatte ihm von dem Ring erzählt, den mein Vater mir bei unserem Abschied gegeben hatte. Meine Mutter hatte ihn für ihn gemacht. Er hatte meinem Papa also unglaublich viel bedeutet. Und mir ebenso.
Kian hatte daraufhin gesagt, er hätte sich schon gefragt, warum ich mit einem viel zu großen Ring herumlief, den ich am Daumen tragen musste, damit er mir nicht ständig vom Finger rutschte. Ich hatte lachen müssen, doch im selben Augenblick zu weinen angefangen.
Ein Schmunzeln machte sich auf seinem Gesicht breit. Dadurch realisierte ich, dass auch ich auf seine Lippen gesehen hatte.
„Du kannst so viel weinen wie du willst, das macht dich nicht schwach und auch nicht zu einem Baby."
Bei seinem letzten Satz streichelte er mit dem Daumen über meine Wange.
Alles in mir schrie danach, ihn wegzustoßen. Ihm klarzumachen, dass er mir nie wieder so nahekommen sollte. Gleichzeitig wollte ich mich in seine Arme werfen und so tun als könnte, was auch immer das zwischen uns war, anders enden als in einer vernichtenden Katastrophe. Die Realität einfach abschalten und in diesem Traum verweilen.
„Ich will dir was verraten. Aber du darfst mich nicht auslachen."
„Würde ich nicht."
„Versprochen?"
„Versprochen."
Kian nickte und sah runter auf unsere verschränkten Hände. „Ich habe etwas gefunden, das mir hilft, wenn ich zu viel an mir zweifle."
Ich verstand den Zusammenhang seiner Aussage und des Versprechens nicht. „Und was soll das sein?"
Er sah auf, in meine Augen, und raubte mir den Atem. „Du."
Meine Augenbrauen zogen sich kritisch zusammen, doch bevor ich verbalisieren konnte, dass er sinnloses Zeug redete, erklärte er sich.
„Ich denke an dich, ständig. Nicht nur, um mich gut zu fühlen oder um mich abzulenken, sondern auch, um mich zu motivieren. Ich denke daran, was du verloren hast und daran, was du trotzdem noch im Stande bist zu geben. Dir wurde der Mensch genommen, den du am meisten liebst. Den du jeden Tag deines Lebens vermisst. Und trotzdem schaffst du es irgendwie, mich immer wieder daran zu erinnern, wie sich glücklich sein anfühlt. Das fasziniert mich."
Ich schluckte und schüttelte den Kopf. Als ich zurückwich, nahm er seine Hand von meinem Gesicht.
„Du solltest sowas nicht sagen, Kian."
„Ich weiß."
Obwohl oder gerade weil ich mich von ihm wegdrehte, stellte er sich näher an mich heran. So nah, dass sich seine Brust jedes Mal, wenn er einatmete, an meinen Rücken schmiegte. So nah, dass ich seinen Atem in meinem Nacken spürte. So nah, dass ich mir einbilden konnte, nichts stünde zwischen uns.
„Aber ich will es dir sagen. Du sollst es hören. Du hast verdient, es zu hören."
Er beugte sich etwas runter, führte seine Lippen zu meinem Ohr. Ich stellte mir vor, wie es sich anfühlte, wenn er sie auf meinen Hals senkte. Wie ich mich an ihn lehnte, seine Arme um mich spürte, die Augen schloss und meine Träume wahrwurden. Ich wusste, es würde sich uns nie wieder ein Moment wie dieser bieten. Ich sollte ihn nutzen. Ich sollte ihm mitteilen, was ich für ihn empfand. Und ich sollte mir anhören, was er zu sagen hatte. Doch ich wollte es nicht. Denn manche Dinge waren einfach nicht für die Realität gemacht.
„Ich weiß es", murmelte ich daher und senkte den Blick, damit er nicht sehen konnte, wir mir eine Träne entfloh.
„Gut."
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