19 - Wer ist Gustav?!
Skeptisch grummelt Schocker etwas, als plötzlich ein großer Drache mit einem wilden Manöver sehr nah an ihnen vorbeifliegt. Überrumpelt von dem plötzlichen Auftauchen des Riesenhaften Alptraums wird der Leuchtende Fluch kurz aus seiner Bahn geworfen, wobei seine Reiterin sich gerade noch so am Sattel festhalten kann.
Unberührt von der fast geschehenen Kollision fliegt der Riesenhafte Alptraum weiter, wobei Violene und Schocker dadurch den Jugendlichen auf dem fremden Drachen entdecken. Für einen Moment hält der hellblaue Drache inne, kaum tauchen Skayla und Amelie plötzlich neben den beiden auf.
„Alles in Ordnung bei euch?", besorgt sieht Amelie zu Violene, welche ihr mit einem leichten Grinsen zunickt.
„Keine Sorge, es war nur der erste Schreck. Die haben uns zum Glück nur gestreift", beruhigend tätschelt sie Schocker am Hals, während sie Amelie antwortet, „Aber am besten sollten wir denen hinterher, oder?"
„Dachte schon, du fragst nicht", Abenteuerlust blitzt in Amelies Augen auf, unterstützt durch ein zustimmendes Krächzen von Skayla.
Ohne noch weitere Worte zu brauchen, nehmen ihre Drachen die Verfolgung auf.
Kaum war Sturmpfeil gelandet, ist Astrid auch schon abgesprungen und rennt zum Eingang von Hicks Hütte. Kaum hinterherkommend, landet der lilane Skrill nur kurzerhand nach der Nadderdame. Es nur noch so halb versuchend, folgt Anni ihr mit schnellem Schritt.
„Komm Hicks, wir haben ein Problem!", ruft Astrid angestrengt, kaum hat sie den Türrahmen und die offene Eingangstür zu seiner Hütte erreicht.
Verwirrt hält dieser inne und unterbricht dabei seine Arbeit mit dem Drachenauge, welches verschiedene Bilder an die Wand wirft. Ebenso neugierig und verwirrt hält auch der Nachtschatten Ohnezahn inne und sieht zu Astrid am Eingang.
„Dagur?", fragt Hicks geradeaus, alarmiert durch Astrids plötzliches Auftauchen.
„Schlimmer!", erwidert Astrid daraufhin nur, leicht den Kopf schüttelnd.
„Was könnte wohl schlimmer sein als Dagur?", Astrids Verhalten nicht ganz einordnen können, liegt es nun an Hicks, sehr verwirrt dreinzusehen.
Aber noch bevor Astrid zu einer weiteren Antwort ansetzen kann, ist ein nur allzu bekanntes Geschrei plötzlich zu hören, bevor Astrid im nächsten Moment auf dem Holzboden liegt. Begraben unter einem Riesenhaften Alptraum und dessen jugendlichen Reiter, der begeistert seinen Namen ruft. Die Arme jubelnd hochgerissen.
„Gustav?!", in diesem Moment weiß Hicks nicht, ob er erleichtert über Gustavs Auftauchen oder enttäuscht über die Tatsache sein sollte, das nicht Dagur das aktuelle Problem ist.
„Gustav", ist wiederum nur trocken von Astrid zu hören, wobei Anni gerade noch so von Zickzack davor gerettet wurde, ebenso unter dem Riesenhaften Alptraum begraben zu werden.
Ebenso ungläubig wie Hicks und doch aus anderen Motiven als der Häuptlingssohn, versucht Anni die Situation einzuordnen. Das ist ... das ist tatsächlich Gustav. Der junge Gustav, den Rotzbacke damals als seinen Nachfolger ernannte-
Bis Amelie und Violene neben ihr auftauchen, wobei sie noch verwirrter als die anderen Reiter den Neuankömmling mustern: „Das ... ist der Reiter des Riesenhaften Alptraums? Na gut, das erklärt immerhin die beinahe Kollision eben."
„Warte was?", überrascht und besorgt dreht die Rothaarige sich zu ihren Freundinnen um, welche links und rechts neben ihr aufgetaucht sind. Wobei ihre Drachen die Chance genutzt haben und sich etwas auf Abstand verzogen haben. Selbst noch nicht ganz sicher, wie sie auf diesen Neuankömmling reagieren und von ihm halten sollen.
„Ach, Schocker und ich wurden von den beiden eben fast mitgerissen", das übliche Grinsen auf den Lippen klärt Violene Anni kurzerhand ab, noch immer den Jugendlichen bei Hicks und den anderen Reitern von Berk musternd, welche nun auch Stück für Stück dazukommen.
„Ja, er kommt ziemlich... nach Rotzbacke", erwidert Anni wiederum, belustigt beobachtend wie ihr Cousin Taffnuss dem größer gewordenen Gustav das stolz präsentierte Haar am Kinn ausrupft.
„Warum wundert mich das nicht...", ist dabei noch murmelnd von Violene zu hören, kaum stolpert Gustav auch schon rückwärts gegen eine Truhe, wo er das Drachenauge entdeckt.
Noch bevor einer der Reiter eingreifen kann, hat Gustav sich dieses auch schon geschnappt und sieht direkt ins ausstrahlende Licht vom Artefakt: „Hey, was ist das für ein Ding?"
Dadurch wiederum geblendet beginnt der Jugendliche zu taumeln und mehrfach zu blinzeln, das Drachenauge locker in der Hand haltend: „Seht ihr auch Sterne? Ist das so eine Art Sonnenschwert?"
Gerade noch rechtzeitig kann Hicks das Drachenauge im nächsten Moment vor einem Aufprall auf dem Boden bewahren, wobei er deutlich genervt zu Gustav sieht: „Nein Gustav, das ist kein Sonnenschwert." Entschieden und behutsamer reicht dieser es dann an Fischbein weiter, welcher erklärend hinzufügt: „Das ist ein Drachenauge. Sehr alt und sehr zerbrechlich. Das sollte man nicht einfach so anfassen."
„Entspann dich Fischbein. Ich weiß, was ich tue", erwidert Gustav daraufhin in selbstsicher überheblicher Natur, kaum knallt er gegen die nächste Holzwand. Wodurch einige der dort hängenden Schwanzflossen ins Wackeln kommen und kurzerhand Ohnezahn auf den Kopf fallen, welcher nun selbst ähnlich genervt wie die Reiter den Jugendlichen mustert.
„Danach sieht es aber nicht wirklich aus...", murmelt Amelie so leise, das nur Anni und Violene ihren Kommentar hören können. Ja, Gustav war damals schon ein großer Chaot. Daran hat sich anscheinend nicht viel geändert..., seufzt Anni gedanklich.
„Gustav, Gustav. Komm mal her", mit extra beschwichtigender Stimme nähert Rotzbacke sich dem Jungen und legt ihm seine Hand auf den Kopf, ihn so davon abhaltend noch mehr Chaos zu stiften, „Ähm... wann gehst du denn wieder?"
So langsam wieder normal sehen können, sieht er nun auf zu seinem früheren Vorbild, belustigt grinsend: „Sehr witzig, Rotzbacke. Aber ich geh nicht wieder. Ich werd hier einziehen!"
Dunkel erinnert Anni sich an damals, als Gustav anfing den Riesenhaften Alptraum Zahnhaken zähmen und reiten zu wollen. Und an das, was die Reiter ihm damals sagten. Wer von uns hätte damals auch denken können, dass Gustav ein paar Jahre später ernst macht...?
Entsetzt und ungläubig ziehen Rotzbacke, Taffnuss und Raffnuss die Luft ein. Den Jugendlichen mit Schrecken ansehen, als hätte er ihnen gerade gesagt, das Astrids Yaknog sehr lecker schmeckt und genießbar sei.
Es dauert einige stille Sekunden, als Taffnuss plötzlich in lautes Lachen ausbricht und seiner Cousine Raffnuss auf den Rücken haut: „Der war gut! Stell dir das vor! Der will hier einziehen! (...) Sekunde. Ist das dein Ernst? Ich hol Holz für den Scheiterhaufen."
Noch bevor Taffnuss aber um die Ecke verschwinden kann, um wie geplant Holz für den Scheiterhaufen zu besorgen, schreitet Hicks dann doch wieder ein: „Och, warte doch. Warte, ja? Niemand wird hier auf einem Scheiterhaufen verbrannt."
„Hicks hat mal wieder Recht. Wir werfen ihn einfach die Klippen runter!", wirft Raffnuss euphorisch ein, noch überzeugter von ihrer Idee als von der ihres Bruders.
Skeptisch und ungläubig sehen Amelie und Violene dabei nur zu Anni, welche sich ein entschuldigendes Lächeln abringt. Immerhin sind es Cousin und Cousine von ihr, also Familie und damit auch verrückte Mitglieder des Thorston-Familienclan. Aber die Blicke ihrer Freundinnen lassen in ihr den Verdacht aufkommen, dass diese Verrücktheit für Außenstehende anscheinend nicht so normal ist, wie für sie.
„Och Leute, ich bin sicher, dafür gibt es eine einfache Erklärung", versucht Hicks mit einem Seufzen erneut die bevorstehende Katastrophe zu verhindern und die angespannte Stimmung zu lockern, „Bitte, was für eine Erklärung gibt es dafür, Gustav?"
„Ja, die ist ganz einfach", ergreift der Jugendliche direkt seine Chance und reibt sich noch einmal die Augen, um so die letzten „Sterne" zu vertreiben, „Ach übrigens, seht auf keinen Fall in dieses Sonnenschwertdings. Na egal, ihr habt gesagt, sobald es so weit ist, werde ich auch ein Drachenreiter! Tja, es ist so weit. Ich will ein Drachenreiter werden. Wo ist meine Hütte?"
* * * * *
„Okay, also nochmal zusammengefasst. Dieser Junge ist Gustav und stammt auch von Berk, kam durch Rotzbackes Nachfolgersuche auf die verrückte Idee einen wilden Riesenhaften Alptraum zähmen zu wollen und ihr habt ihm damals gesagt, er müsste erst noch ein paar Jahre älter werden, bevor er einer werden kann?", ein stückweit ungläubig und ein stückweit beeindruckt über diese verrückte Geschichte sieht Violene zu Anni.
„Ja, das ist die Geschichte dahinter. Nur hatte wohl keiner von uns jemals damit gerechnet, dass Gustav sich das merken würde und ein paar Jahre später... naja, es werden will", entschuldigend zuckt Anni mit den Schultern, als ein erschöpfter Drachenschrei das Trio aufhorchen lässt.
Besorgt sehen sie auf, als sie gerade noch so einen Blick auf einen erschöpft notlandenden Smidvarg ein paar Ebenen weiter oben erhaschen.
„Ich hab das dumpfe Gefühl, das der Junge uns allen hier noch einige Nerven kosten wird...", seufzt Violene kurzerhand und krault behutsam Schockers Schnauze.
„Dann sollten wir vielleicht die Zeit nutzen, solange wir nicht direkt mit Gustav zu tun haben. Ich werde mal mit Skayla zu Fischbein gehen, wir wollten uns noch über einige Pflanzen austauschen", lächelt Amelie leicht. Bei den Worten ihrer Reiterin hellhörig geworden, kommt die Klingenpeitschlingdame direkt zu ihr und lässt sie aufsteigen.
„Mach das!", ruft Anni ihr noch nach, kaum sind Amelie und Skayla auch schon losgeflogen, um dann nachdenklicher fortzufahren, „Vielleicht sollte ich dann mal nach Astrid sehen, sie und Hicks haben eben ordentlich miteinander diskutiert."
„Klingt nach einem guten Plan, aber lass dich nicht unterkriegen. Ja?", schmunzelnd nickt Violene ihr zu.
Doch es kommt, wie es kommen sollte.
Egal ob bei Astrid, bei den Zwillingen oder bei Fischbein - jeder Versuch der Reiter, den Jugendlichen und Zahnhaken irgendwo unterzubringen, eskalierte in totalem Chaos. Dies aus der Distanz in der Luft beobachtend, schüttelt Violene unmerklich den Kopf: „Der Junge ist echt chaotisch unterwegs. Und ziemlich verbissen in seinem Vorhaben, er will unbedingt ein Drachenreiter werden... Ach Schocker."
Grummelnd reagiert der angesprochene Drache, als er zur nächsten Runde über die Insel ansetzt und eine Kurve fliegt: „Noch einer dieser Wikinger auf der Insel, nah. Es ist schon eng genug hier mit den anderen Drachen und dann noch den Nachtschrecken."
„Na komm, du Grummeldrache", behutsam schmunzelnd streicht sie dem hellblauen Drachen über seine Schuppen, den Blick wieder hebend, „Lass uns die Runde noch beenden. Dann können wir mal gucken, ob wir unsere Hütte noch etwas mehr einrichten wollen. Immerhin sieht es ja so aus, als hätten wir endlich seit langer Zeit wieder einen richtigen Wohnort. Lass uns die Chance hier nutzen. Vielleicht darf es diesmal besser werden, weit genug weg von Grodan. Und wenn Dagur hier ein Problem werden sollte, dann müssen wir ihm nicht alleine entgegenstehen. Immerhin haben wir mit den Reitern von Berk in ihm einen gemeinsamen Feind."
Wenige Stunden später musste Hicks schmerzhaft realisieren, das seine Hoffnung Gustav von den Anderen babysitten zu lassen, nicht nur eine riskante Idee war, sondern sogar von vornherein hoffnungslos zum Scheitern verurteilt war. Und dementsprechend laut und deutlich war das Donnerwetter, das über die Drachenbasis hallte, als rauskam, das Gustav das Drachenauge stahl und unbeobachtet eine gefährliche Höhle erkunden wollte.
Und so präsent die Erleichterung auf der einen Seite bei allen Bewohnern der Drachenbasis ist, das Hicks die beiden noch rechtzeitig abfangen und retten konnte, so präsent ist bei Violene auch die wachsende Neugier, was es mit dem Drachenauge nur auf sich haben könnte. So kommt es, dass ihr Blick, während Hicks Zurechtweisung immer mal wieder auf dem Drachenauge ruht. Mit der immer größer werdenden Frage: Was ist dieses Artefakt wirklich? Woher kommt es und könnte es vielleicht sogar etwas mit ihrer eigenen Herkunft zu tun haben...?
Und vielleicht hätten gerade die Reiter von Berk schon etwas ahnen müssen, als Hicks den Tag für beendet erklärte und meinte, sie würden am nächsten Tag nochmal zusammenkommen.
Vielleicht hätten sie sich denken können, dass der jugendliche Gustav diese Standpauke nicht einfach so hinnehmen und umso mehr zu verrückten Handlungen neigen würde.
Doch egal wie groß man im Nachhinein das vielleicht schreiben oder nennen würde, der nächste Tag begann mit großem Aufruhr und Sorge. Aber egal, wo und wie sie suchten, von dem ungewollten Gast war am nächsten Tag keine Spur mehr. Bis sein Drache Zahnhaken wieder auftauchte und Hicks kurzerhand erklärte, die kommende Konfrontation alleine anzutreten.
Sehr zum Leidwesen der anderen, allem voran von Astrid.
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