Kapitel 4

Viertes Kapitel, in dem ich mich für eine Reise zur Erweiterung meiner Schreibkünste anmelde

Herr Foster betritt den Raum in blickt sich um. Manchen der Teenager nickt er nickt er zu, andere ignoriert er. Vor Cora bleibt er stehen. "Ist Mayla hier angekommen?", fragt er sie. Das ich direkt neben ihr stehe, fällt ihm anscheinend nicht auf.
Ich räuspere mich und sein Blick fällt auf mich. "Ah, schön dass du hierher gefunden hast. Ich denke, du hast dich gut informiert? Bestimmt hast du das."
Er wendet sich wieder an alle. "Gut. Ich teile euch nun die Formulare für den Wettbewerb aus."
Es beruhigt mich ein wenig, dass es immer noch normale Sachen wie eben diese Blätter gibt, die jetzt jeder in die Hand gedrückt bekommt.Auf dem Zettel steht etwas über einen MTia Wettbewerb. Fragend blicke ich Ted an.
"Was bedeutet M-Tia?", raune ich ihm zu. Ich dachte, es ist auch ein total besonders magischer Ausdruck, aber nein, es bedeutet einfach nur "Magische Talente in Ausbildung". Ich lese das Blatt gründlich durch und stelle fest, dass es sich um eine Einverständniserklärung für eine Art Exkursion handelt. Offenbar gibt es alle zwei Jahre diesen Wettbewerb, bei dem sich alle Jugendlichen, die besondere Kräfte haben gegeneinander antreten und in fünf Prüfungen ihr Können beweisen. Das Ganze ist wohl zur Förderung der Magie und des Geistes.
Ein wenig verwirrt blicke ich in die Runde. "Und ich muss da mitmachen?" Herr Foster schaut von einem Klemmbrett in seiner Hand auf . "Natürlich musst du das. Jeder in diesem Raum muss das. Keine Ausnahme."
"Aber hier steht Magische Talente und ich, vielleicht wiederhole ich mich ja, habe vor einer halben Stunde erfahren, dass es Magie gibt. Wäre es da nicht sinnvoll, mir erstmal alles zu zeigen und zu erklären?"
Mein Schuldirektor blickt mich abschätzend an.
Dann beugt er sich nach vorne, um leiser sprechen zu können.
"Mayla, hör zu. Ich kann dein Problem verstehen, aber ich bin mir ganz sicher, dass du das hinbekommst. Wir helfen dir dabei, okay? Hast du noch weitere Einwände?"
Ich will noch ganz viel sagen, doch die Worte bleiben mir im Hals stecken.
"Wusste ich es doch.", sagt Herr Foster zufrieden.

Man hatte mir Ted als Begleitung nach Hause gegeben, weil es schon dunkel geworden war und sich plötzlich der 'ich-bin-für-dieses-Kind-verantwortlich' Trieb bei Herr Foster eingestellt hatte. Doch mir behagt es nicht, dass ein Junge, den ich seit ein paar Stunden kenne, herausfindet, wo ich wohne. Deshalb bitte ich ihn, mich in der Nähe meines Blocks allein zu lassen. Er protestiert zwar, aber ich kann Ted schließlich damit abspeisen, dass ich überhaupt erstmal Zeit brauche, um alles zu verarbeiten. Als ich vor unserem Wohnhaus stehen bleibe, trifft es mich auf einmal mit voller Wucht. Ich war in eine Sache reingeraten, die sich entweder als extrem guter Traum entpuppen würde oder aus der ich nie wieder herauskommen würde. Es sei denn, es gibt Vergessenszauber. Würde mich nicht wundern. Ich betrete den finsteren Flur.
"AU, scheiße!" Ich stoße mir meinen Zeh volle Kanne am Schuhschrank. Durch meinen geistreichen Ausruf wissen jetzt natürlich alle Familienmitglieder, dass ich da bin. Vor mich hin jammernd, hüpfe ich auf einem Bein in die Küche. Meine Mutter streckt den Kopf durch eine Tür und fragt: "Ist es etwas Schlimmes oder hast du dich nur wieder gestoßen?" "Sich den Zeh stoßen ist etwas Schlimmes, danke Mama." Sie verdreht ihre Augen und verschwindet wieder in ihrem Arbeitszimmer. Seufzend setze ich mich an den Tisch und verputze mit Viel Appetit die Kekse, die mir mein Vater heute morgen hingestellt hat. An den Krümeln auf dem Teller meines Bruders, kann ich seine Anwesenheit erkennen.
In meinem Kopf versuche ich schon den perfekten Moment abzupassen, an dem ich meine Eltern dazu bringen kann, die ominöse Einverständniserklärung zu unterschreiben. Tatsächlich denke ich, das Abendbrot ist der perfekte Zeitpunkt. Also vertreibe ich mir die Zeit bis dahin mit Zeichnen. Um Bewegung und Dynamik zu üben, male ich ein Strichmännnchen, weil es dann einfacher geht. Als es fertig ist, schreibe ich in die untere Bildecke 'Tom (rennend)' Aber wir kochen heute nicht groß und deshalb kommt das Abendessen schneller als mir lieb ist. Doch ich will es eigentlich ohne viel Tam Tam hinter mich bekommen, deswegen unterbreche ich unsere Unterhaltung am Tisch.
"Mama, Papa, ich habe einen Zettel für euch.", sage ich und reiche meinen Eltern das Papier. Nervös knabbere ich an meinen Fingernägeln. Sie werden mir niemals erlauben, bei so einem Schwachsinn mitzumachen, auch wenn ich ja nicht einmal denke, dass sie überhaupt an so etwas wie Magie glauben würden. "Ach, das ist ja nett", ruft meine Mutter plötzlich. Was? Mein Vater blickt nun ebenfalls begeistert auf das Blatt und mein kleiner Bruder linst ihm interessiert über die Schulter. Ich bin komplett verwirrt. "Ich hab doch schon immer gesagt, sie schafft es!", meint Hannes selbstzufrieden. "Darf ich mal kurz?" Ich schnappe mir den Zettel, doch der Anblick verstört mich. Ich halte das gleiche Blatt in den Händen, doch der Text ist ein völlig anderer. 'Glückwunsch' steht da, 'Sie haben den Kurzgeschichten-Wettbewerb STORYHERO gewonnen!' Ich betrachte die Wörter genauer. Es ist von einer Reise als Preis die Rede, aber die Wörter scheinen unter meinem Blick zu verschwimmen. Auf einmal kann ich den alten Text unter dem neuen durchscheinen sehen und ich begreife. Es handelt sich um einen Zaubertrick. Ich will das Blatt meinen Eltern nicht zurückgeben, denn so sehr ich auch weiter in diese magische Welt eintauchen will, sich illegal eine eine Unterschrift zur Einverständniserklärung zu holen, ist eine ganz miese Sache. Doch bevor ich etwas sagen oder tun kann, schnürt mir etwas die Kehle zu und ich spüre mich lächeln, einen dummen Witz reißen und das Dokument zurückgeben. Mit Freude unterschreiben meine Eltern die vermeintliche Reise zur Erweiterung der Schreibkünste, die ich angeblich gewonnen habe, nachdem sie das Datum mit ihrem Kalender verglichen haben. Und ausgerechnet habe ich in dieser Woche auch noch keine Termine. Mit Scham denke ich an einen Brief in meinem Zimmer, in dem steht, dass ich leider nur einen der hinteren Plätze in STORYHERO belege. Ich hatte ihn meiner Familie nicht gezeigt, weil es mir peinlich war, denn alle hatten so fest an mich geglaubt.
Eine kleine Stimme in meinem Kopf flüstert mir zu, dass es jetzt halt geschehen ist und ich mich lieber freuen sollte. Eine Woche keine Schule, eine neue Welt, Zauberkräfte und keine Hausaufgaben. Aber nicht in dieser Reinfolge. Und langsam nimmt meine Aufregung wieder Überhand.

Ich liege nun seit zwei Stunden in meinem Bett und grübele vor mich hin. Eine große Frage steht über allen anderen. Was, wenn ich meine "Kraft" nicht rechtzeitig finde? Gefolgt von, muss ich dann trotzdem mitmachen? Werde ich dann nach Hause geschickt? Und stimmt es, dass ich dann umgebracht werde, wenn ich doch nicht zaubern kann? Wie zum Teufel soll ich die "Kraft" -und ja, ich brauche einen anderen Namen- finden? Mein Blick schweift über mein Bücherregal, in dem vor allem Fantasy-Romane stehen. Ich versuch mich daran zu erinnern, wie die Hauptpersonen in den ganzen Zauberwelten ihre Kräfte entdeckten und nutzten. Da gab es zum einen natürlich den klassischen Zauberstab, aber ich hatte im MVS niemanden mit einem gesehen. Manchen Charakteren widerfuhren aber auch ständig seltsame Dinge, aber bis auf die komischen Sachen, die halt jedem passieren trifft auch das bei mir nicht zu. Die wahrscheinlichste Art ist doch die Gedankensteuerung, denke ich. Ich habe schon oft gelesen, wie Helden die Magie in der Luft spüren könne, sie dann irgendwie ergreifen und dann Wunder bewirken.

Und mit dem Vorsatz, wenn nicht jetzt, wann dann, schließe ich die Augen.

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Ich kann das echt nicht, mit dem regelmäßig Schreiben. Aber ich habe angefangen, in der Schule auf einen Block zu schreiben, das brauch' ich dann also nur noch abtippen. Rechtschreibfehler und Meinungen in die Kommis, schönen Tag euch allen noch.

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