Kapitel 1
Erstes Kapitel, in dem ich den Weg nach Narnia finde
Gelangweilt male ich mit meinem Kugelschreiber in meinem Block herum. Seit wir eine Vertretung in Deutsch haben, lohnt es sich kaum noch aktiv mitzuarbeiten. Frau Messler rattert einfach nur die Themen der letzten drei Wochen in unglaublich langsamer Geschwindigkeit herunter. Ich lasse meinen Blick durch die Klasse schweifen und stelle fest, dass auch kein anderer meiner Mitschüler auch nur ansatzweise zuhört.
Ich mochte meine alte Deutschlehrerin, Frau Kelter, doch sie hat sich vor ein paar Tagen das Bein gebrochen und kann nun für den nächsten Monat nicht kommen. In unseren jetzigen Deutschstunden, entstehen in meinen Blöcken richtige Kunstwerke, zum Beispiel habe ich am Mittwoch einen Elefanten gemalt, der aus einem Pool säuft. In solchen Sachen bin ich immer sehr kreativ.
Am Rande bekomme ich mit, das Frau Messler eine Frage gestellt hat und ich melde mich. Da es sonst niemand tut, muss sie mich wohl dran nehmen.
"Mayla.", sagt sie genervt, weil sie mich in den letzten fünfzehn Minuten schon drei Mal aufrufen musste.
"Können Sie die Frage noch einmal wiederholen? Ich habe es akustisch nicht verstanden.", erwidere ich genauso genervt wie sie.
Seufzend sagt sie es nochmal und ich nenne ihr die richtige Antwort. Manche mögen mich nun einen Streber nennen, doch wenn man das alles schon einmal durchgekaut hat, ist es im Grunde genommen keine Kunst. Ich will mich gerade wieder meinem Bild zuwenden, als der Gong für eine Durchsage erklingt. Alle Köpfe um mich herum zucken hoch, da niemand eine Unterbrechung des schnöden Unterrichts erwartet hat.
Die Stimme unseres Schulleiters ertönt aus dem Lautsprecher.
"Liebe Schülerinnen und Schüler. Ich bitte darum, dass ihr eure Arbeiten kurz beiseite legt und mir zuhört. Es gab leider ein Problem mit der Heizung und nun ist eine Gruppe von Mechanikern bei uns im Gebäude, die das versuchen diese Panne zu beheben. Da diese allerdings ihren Freiraum benötigen, darf ich euch mitteilen, dass der Unterricht vorzeitig beendet wird. Einen schönen Tag noch."
Unsere Klasse bricht in Gekreische aus und der Raum leert sich schneller als die U-Bahn, wenn jemand in den Gang gekotzt hat. In der Eile schnappe ich mir einfach alles was auf meinem Tisch liegt und stürze hinter den anderen her. Doch gerade als ich das Zimmer verlassen will, höre ich die schneidende Stimme von Frau Messler.
"Mayla! Du bleibst hier!"
Vor Schreck lasse ich mein gesamtes Schulzeug auf den Boden fallen und während ich mich bücke, um den Kram wieder aufzuheben, frage ich:
"Warum darf ich nicht gehen?"
Sie mustert mich kalt und sagt: "Du kommst mit zum Schulleiter."
Mir bleibt keine Zeit, um nach dem 'Warum' zu fragen, denn sie zerrt mich am Arm nach oben und schleppt mich ins Sekretariat, wo der Direktor in seinem Sessel sitzt und uns erwartungsvoll ansieht.
"Ah, ist sie das?", fragt er und mustert mich über den Rand seiner Brille.
Frau Messler nickt und ich stehe einfach nur da und warte auf eine Erklärung.
"Du fragst dich sicher, warum du hier bist?"
Mein Schulleiter steht auf und umrundet den Schreibtisch.
"Nun, es ist etwas schwierig zu erklären."
Ich verdrehe innerlich die Augen. So fangen Erwachsene immer an, wenn sie eigentlich Nichts verraten wollen.
Was habe ich bloß angestellt?
"Ich fange ganz von vorne an. Du Kennst doch sicherlich Frau Kelter?"
"Selbstverständlich, sie war meine Deutschlehrerin."
Bei diesen Worten verzieht Frau Messler gequält das Gesicht.
"Ja genau. Und Frau Kelter war verantwortlich für eine sehr wichtige Aufgabe hier an der Schule. Sie war auf der Suche nach besonderen Kindern. Kindern mit erstaunlichen Fähigkeiten."
Ich sehe mich im Raum um und es hätte mich nicht gewundert, wenn just in diesem Moment eine Eule durch das Fenster geflogen käme.
"Eines Tages kam sie zu mir und erzählte, dass du eines dieser besonderen Kinder bist."
Ich gucke verdutzt. Klar, ich war nicht ganz normal, aber gleich besonders?
"Wir wollten dich davon noch nicht in Kenntnis setzen, schließlich bist du doch erst sechzehn."
Ich schnappe nach Luft. Ich finde sechzehn Jahre sind ein gutes Alter.
Unser Schulleiter setzt sich zurück an seinen Schreibtisch.
"Doch da Frau Kelter ja leider verstorben ist, können wir-"
"Moment!", falle ich ihm ins Wort.
"Frau Kelter ist tot?! Aber warum und wieso und vor allem wann?"
Ich kann gar nicht glauben, dass sie tot sein soll.
"Ja, ein sehr tragischer Unfall. Sie wurde von einem ihrer Schüler ermordet.", meldet sich Frau Messler zu Wort und wischt sich eine imaginäre Träne weg.
Mir fällt etwas ein. "Alles Lügen! Sie kommt in vier Wochen wieder! Das haben Sie selbst gesagt!", rufe ich und zeige mit dem Finger auf Frau Messler.
"Aber, aber, aber. Es wird schon alles gut", sagt da mein Schulleiter. "Leider muss ich Frau Messler Recht geben, deine Deutschlehrerin weilt nicht mehr unter uns."
Ich versuche zitternd Luft zu holen und frage dann mit leiser Stimme: "Sie sagten, ein Schüler hätte sie umgebracht, wie soll das denn gehen? Ist einer aus dieser Schule ein Mörder? Womöglich auch noch aus meiner Klasse?"
Der Direktor lächelt schief und erklärt:
"Nicht so eine Art Schüler. Kinder mit besonderen Fähigkeiten werden von ihr in einem speziellen Einzelunterricht betreut. Sie hilft ihnen ihre Kräfte besser zu kontrollieren. Oder besser gesagt, sie half."
Traurig blickt er auf die Tischplatte. Frau Messler tritt unruhig von einem Bein auf das andere.
"Herr Foster, ich denke wir sollten uns nicht mit solchen Problemen auseinandersetzen."
Ich sehe sie entsetzt an.
"Entschuldigen Sie, aber eine Lehrerin ist GESTORBEN! Den Schülern wurde das nicht GESAGT! Ich finde nicht, dass man sich nicht damit auseinander setzen sollte.", sage ich laut.
"Es gibt wichtigeres im Leben, als der Tod von Frau Kelter.", antwortet sie spitz. Ich sehe davon ab, dass das der schlechteste Wortwitz aller Zeiten war und werde noch wütender.
Jetzt kann ich nicht mehr an mich halten. "Ach, und was? Haben Sie eine ihrer Arbeiten noch nicht kontrolliert? Bringen die Schüler Sie dann um? Müssen Sie heute noch zum Golfen? Was kann denn im Moment wichtiger sein?" Ich bin richtig sauer.
Die Lippe von Frau Messler bläht sich auf und sie fängt ebenfalls an zu keifen: "Wie kannst du es wagen so mit mir zu sprechen? Ich bin eine Respektsperson und du nur eine dumme Schülerin mit einer großen Klappe! Ich verbitte mir diesen Umgangston!"
Gerade als ich zurück feuern möchte, mischt sich Herr Foster ein, von dem ich bis eben nicht Mal den Namen wusste.
"Mayla, es ist verständlich, dass du etwas geschockt bist, aber das ist immer noch kein Grund so einen Aufstand zu machen!"
Schuldbewusst starre ich auf den Boden, da es mich peinlich ist vor dem Schulleiter so rumgekreischt zu haben.
Der Direktor seufzt und steht schwerfällig auf. Ich verfolge wie er zum Wandschrank und öffnet ihn. Ein Haufen Akten kommt ihm entgegen, doch er schafft es erstaunlicherweise alles aufzufangen. Er prüft, ob alles wieder ordentlich ist und schließt den Schrank wieder. Diese Aktion hat ja mal gar nichts gebracht, denke ich und bin verwirrt, als er den Schrank erneut öffnet. Es sind immer noch die selben Akten darin, doch er sagt zu Frau Messler: "Kommen Sie?"
Sie nickt und geht zu ihm.
"Und du auch.", sagt er diesmal zu mir.
Verdutzt trete ich zu den Beiden.
"Auf nach Narnia.", murmele ich noch ganz leise, doch als der Direktor plötzlich gegen den Schrank drückt und dieser herumschwingt, klappt meine Kinnlade herunter. Denn was sich dahinter befindet, ist unglaublich.
"Wow."
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Ich versuche mich Mal wieder an einer Geschichte. Ich fände es großartig, wenn ihr mir einen Kommentar hinterlasst, falls ihr eine Stelle toll findet oder einen Rechtschreibfehler gefunden habt. Und Verbesserungsvorschläge sind immer gerne gesehen.
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