Kapitel 2

Erinnerst du dich noch an unsere erste Begegnung? Ich erinnere mich so genau, als wäre es erst gestern gewesen. Du hattest dein Nest im hohen Gras. Ich sollte dich bewachen, das hatte Weißregen mir befohlen, aber ich habe mich nur gefreut, dass ich dich kennenlernen durfte.

Eine Weile hast du einfach nur da gelegen und ich hab ,mich gefragt, woher du diese Narben hast. Aber ich habe dich nicht dafür verurteilt so wie Flockenkralle und Schafsfell, die zur Zeit des Zungengebens viel zu laut über dich gelästert haben.

Gefragt habe ich dich natürlich nicht. Wer fragt einen geheimnisvollen Fremden schon über seine offenbar nicht so tolle Vergangenheit aus? Das wäre sehr unhöflich gewesen.

Wir haben angefangen uns zu unterhalten, in dem Moment in dem du mir zum ersten Mal in die Augen gesehen hast. Deine Augen...wie soll ich sie bloß beschreiben? Sie waren wunderschön, aber ich konnte sehen, wie Einsamkeit und Angst darin ihren Platz gefunden haben. Ich wollte, dass es dir besser geht. Dir zeigen, dass du mir vertrauen kannst.

Ich habe dich nach deinem Namen gefragt. Und du hast etwas gezögert, nur ein bisschen. Aber es hat sich angefühlt wie ein ganzer Mond der Stille. Aber dann habe ich deine wunderbar weiche Stimme gehört, sie ist über mich hinweggeflossen wie der zuckersüßeste Honig.

Geist, hast du gesagt. Mein Name ist Geist. Das waren deine ersten Worte zu mir. Und ich werde sie niemals vergessen, ebenso wenig wie den Moment, als du mir dein erstes Lächeln geschenkt hast.

Heute weiß ich, dass ich dich niemals hätte anspechen sollen. So vieles wäre besser gewesen, ohne dich.

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