Wieder am Anfang.

"Sushi...?" frage ich und sehe nochmals in die Tüten.
"Jap. Ich hatte heute morgen Lust auf Sushi." gibt er mir deutlich zu verstehen, während ich ihn mit einer hochgezogen Braue ansehe.
"Und du hast auch alles besorgt?"
"Jap." antwortet er selbstbewusst. "Es war nur schwer dieses komische grüne Papier zu finden, aber ich habe es geschafft." gestikuliert er mit den Händen in der Luft. Ich schmunzle.
"Du meinst Noriblätter?" verbessere ich und beobachte ihn dabei, wie er sich das 'grüne Papier' nimmt und nach dem Namen sucht.
"Genau das." sagt er dann wieder grinsend an mich gewandt.
"Hast du eine Ahnung, wie sie überhaupt gemacht werden?"
Prompt fällt sein Grinsen und ein verstohlener Ausdruck macht sich auf seinem Gesicht breit. Doch das hält nicht lange und schon steht er wieder mit diesem siegessicheren Grinsen vor mir.

"Mach dir darum keine Sorgen. Wie wäre es, wenn du jetzt erstmal die ganzen Bakterien von dir runterspülen gehst, welche du im Krankenhaus eingefangen hast und anschließend zeige ich dir meinen inneren Japaner?"

Ich fange an zu grinsen und renne schon praktisch die Treppen hoch. In meinem Zimmer angekommen, nehme ich mir frische Unterwäsche, ein zartkoralles T-Shirt und eine schwarze Hose. Blitzschnell, greife ich nach meinem Handy und schlendere ins Badezimmer.Verwundert schaue ich in den Spiegel. Mein Lächeln erreicht das erste mal, seit langem, meine Augen und lässt sie vor Glück strahlen. Die Augenringe sind nach wie vor da, aber das kümmert mich nicht weiter. Meine Mimik strahlt Erleichterung aus. Erleichterung, dass es so gut läuft. Dass Adam mir etwas von der Arbeit abnimmt und ich nicht selber dafür sorgen muss, dass er sich erinnert.

Als ich von unten etwas fallen höre und das darauffolgende Gefluche bis zu mir dröhnt, erwache ich und ziehe mir die Kleidung aus.
Sofort steige ich unter die Dusche und lasse das kühle Wasser über meinen Körper fließen. Kühles Wasser hat die gleiche Wirkung auf mich, wie Regen. Es prasselt, ist kühl und trotzdem lässt es mich nicht kalt, ganz im Gegenteil.

Adam und ich werden jetzt Zeit verbringen. Dieser Gedanke hat sich in meinem Kopf festgesetzt und feiert mit meiner inneren Raupe und einer Diskokugel, diese Neuigkeit.
Schmunzelnd schüttle ich meinen Kopf.

Nachdem ich aus der Dusche gestiegen bin und mich nun abtrockne, fängt mein Handy an zu vibrieren und Hopes Name erscheint. Ich wickle das Handtuch enger um meinen Körper und nehme ab.

"Hey." trällere ich fröhlich. Es entsteht eine lange Pause, in der niemand von uns etwas sagt.

"Mit wem spreche ich?" fragt Hope vorsichtig und ich verdrehe grinsend meine Augen.

"Mit dem Hund nebenan." gebe ich sarkastisch von mir und höre Hope erleichtert ausatmen.

"Wow, dir scheint es gut zu gehen." stellt sie murmelnd fest "Da ich an deiner Stimme höre, dass es dir blendend geht, überspringe ich den Teil, nach deinem Wohlbefinden zu fragen und du fängst an mir zu erzählen, warum du dich so fröhlich anhörst." rattert sie runter, während ich den Klodeckel runterklappe und mich hinsetze.

"Wow, Hope-" fange ich an, doch sie unterbricht mich.

"STOP" ruft sie und legt im nächsten Moment auf, was mich das Handy vom Ohr wegziehen lässt und ich es jetzt verblüfft anstarre. Gerade als ich das Handy weglegen möchte, fängt es an zu vibrieren und Hopes Name erscheint schon wieder. Mit dem Unterschied, dass es jetzt ein Whatsapp-Anruf im Facetime-Modus ist.

Wieder nehme ich ab.

"So, jetzt kannst du weitererzählen." sieht sie mich auffordernd an und beißt sich gespannt auf ihre Unterlippe, als würde ich ihr gleich von meinem ersten Mal erzählen. Okay nein, als ich ihr von meinem ersten Mal erzählte, bewarf sie mich mit Kissen, ich solle aufhören, weil sie sich alles immer bildlich vorstellen muss. Natürlich habe ich nicht aufgehört zu erzählen, weshalb sie am Ende in unsere Chipstüte kotzte. Angewidert schüttle ich meinen Kopf und widme mich wieder Hope, bevor ich anfange ihr zu erzählen, was mich so glücklich in dem Moment macht.

(...)

"Er will mit dir Sushi machen?" fragt sie unglaubwürdig und zieht dabei ihre Augenbrauen in die Höhe.

'Woah, pass auf, dass sie ihr nicht wegspringen.'

Ich schmunzle und nicke.

Hope schüttelt ihren Kopf "Sushi zu machen, ist das schlimmste was du tun kannst. Kannst du dich noch an unseren Versuch erinnern?"

Ich lache bei dem Gedanken daran und nicke wieder.

"Die haben nicht nach japanischem Schatz geschmeckt. Eher nach japanischem Furz. Und wie es roch, kann man sich auch denken." Ihr Körper erzitterte bei dem Gedanken und sie schüttelte ihren Kopf, genau so angewidert, wie ich es vor einigen Minuten tat.

"Ich habe Adam, der hat noch nie ein Gericht verhauen."

"Du tust deinen Teil auch beitragen, also freue dich nicht zu früh." gibt sie gelassen von sich.

"Danke, dass du an mich glaubst, und so schön das auch ist, ich muss mich jetzt mal nach unten begeben." versuche ich mich zu verabschieden.

"Klar, aber vergiss nicht etwas Concealer zu benutzen. Sonst schaffst du es erst gar nicht das Sushi zu verhauen." und bevor ich über die Bedeutung der Worte nachdenken konnte, legte sie schon auf. Hat sie mich gerade als hässlich bezeichnet?

Ich schüttle fassungslos den Kopf und fange an mich anzuziehen. Nochmals betrachte ich mich im Spiegel und stelle fest, dass meine Augenringe echt zum davonlaufen sind, weshalb ich sie doch mit Concealer bedecke und mich noch dazu entscheide, meine Wimpern zu tuschen. Zuletzt kämme ich mir meine Haare durch, bevor ich die Treppen runterschlendere.

Mit einem Lächeln stelle ich mich zu Adam, welcher einen Topf mit Wasser füllt.

"Also, der Reis muss jetzt ca. 2 Stunden im kalten Wasser sein, bevor wir ihn kochen." informiert er mich und reißt die Packung Reis auf.

Ich runzle fragend die Stirn "Und wieso?"

"Ehm so halt." gibt er schulterzuckend von sich. Ich fange an wissend zu grinsen und frage weiter.

"Und ist das schlimm, wenn wir den Reis früher aus dem Wasser holen?"

"Wäre nicht so Vorteilhaft." zuckt er schon wieder mit den Schultern.

"Und wieso?"

"Meine Güte, lass das." lacht er und lehnt sich neben mich, an den Küchentresen.

"Was lassen?" frage ich neckisch und verschrenke meine Arme vor der Brust.

"Quetsch mich nicht aus und sage mir lieber mal, was wir in den zwei Stunden machen sollen. Ich dachte an einen Film, aber habe keine Ahnung, welchen."

"Frag doch das Internet, hat dir beim Reis doch auch weitergeholfen." funkle ich ihn mit freudigen Augen an, während seine Augen amüsant aufleuchten und er im nächsten Moment, seine Hand theatralisch auf seine Brust legt.

"Verdammt! Du hast es heraus gefunden!"

Ich zucke lächelnd mit meinen Schultern und blicke zu ihm hoch. Einen Moment starren wir uns an, als auch Adam sich räuspert und auf mein Laptop zeigt, der sich auf meinem Wohnzimmertisch befindet.

"Sollen wir jetzt einen Film gucken?" fragt er mit einem schiefen Lächeln. Ich nicke etwas zu schnell und laufe ins Wohnzimmer, bevor ich mich zu Adam umdrehe "Du suchst uns einen Film aus und ich besorge uns Snacks?" frage ich, worauf er lächelnd nickt und sich mein Laptop schnappt.

Mit flinken Bewegungen stelle ich Nachos in den Backofen und schneide eine Limette in Scheiben um uns beiden ein Cocktail zu machen.

Bewaffnet mit Cocktails und Nachos kehre ich zurück und stelle es vor Adam auf den kleinen Tisch. Er schnappt sich eines von den Nachos, bevor er ihn verschlingt und sich dann an mich wendet. "Action, Since Fiction, Horror, Romantik... Was würde dich am ehesten ansprechen?" fragt er, blickt dabei weiterhin auf den kleinen Bildschirm. "Hm, ich wäre für Action oder Horror." antworte ich und rutsche näher zu ihm, um mit zusehen. "Hm, Action spricht mich gerade nicht so an." murmelt er und tippt mit seinen Fingern auf der Tastatur.
"Wie wäre es mit Unfriend?" fragt er und greift wieder zu den Nachos. Ich nehme mir auch einen und sehe ihn nachdenklich an. Dann schüttle ich den Kopf "Den habe ich schon mit meiner besten Freundin geschaut."
Er nickt und scrollt weiter.
"Und was ist mit The Forest?" sieht er mich fragend an und nimmt diesmal ein Schluck von dem Cocktail, bevor er anerkennend nickt.
"Den habe ich auch mit meiner besten Freundin geschaut." zucke ich mit den Schultern und nehme ebenfalls mein Cocktail zur Hand. Er seufzt und lehnt sich zurück.
"Wenn es so weitergeht, werden wir uns eine schlechte Komödie reinziehen und so tun, als wäre es das lustigste der ganzen Welt!"
Ich kichere und schüttle den Kopf, während ich auf einen Film zeige.
"The boy?" fragt er und liest sich die Inhaltsangabe durch. "Scheint mich nicht so anzusprechen. Hast du ihn auch mit deiner Freundin geguckt?"
Ich nicke und versuche ihn zu überzeugen.
"Komm schon. Das ist mein absoluter Lieblingshorrorfilm." bettle ich und schüttle an seinen Schultern. Er betrachtet mich bloß mit einem schiefen Grinsen und schüttelt nachgiebig den Kopf, bevor er mir näher kommt und flüstert "Ich warne dich. Ich bin der neugierigste Mensch auf der ganzen weiten Welt. Bist du dir sicher, dass wir ihn uns trotzdem angucken sollten?" Meine Hände fangen an zu schwitzen, sodass ich mein Glas mit beiden Händen umklammere, damit es mir nicht aus den Händen gleitet. Meine Haare in meinem Nacken, stellen sich wie Speere auf und lassen mich kurz erzittern. Allein seine Nähe löst so viel in mir aus, mein Körper schreit nach seinen Berührungen, er fleht. Doch es ist noch zu früh.
Ich nicke und versuche selbstsicher zu wirken "Schon vergessen? Ich kenne dich, ich weiß, auf was ich mich einlasse." doch zum Teufel, mit meiner Selbstsicherheit. Meine Stimme hört sich an wie ein Gekrächze.
Als er mir nicht antwortet, scheine ich den Kampf gewonnen zu haben und erobere mir den Laptop, um anschließend den Film anzumachen. Adam zieht meine Vorhänge zu, um den Raum etwas dunkler erscheinen zu lassen und setzt sich dann neben mich. Ich stelle meinen Laptop auf den Tisch, ziehe meine Beine an und schlürfe an meinem Cocktail.

(...)

"Ich wette, er liebt sie."
Flüstert Adam und schiebt sich ein Stapel an Nachos in sein Mund, wischt seine fettigen Finger an seiner Hose ab und schlürft nun an seinem Cocktail. Das wiederholt er immer wieder und wieder, bis meine Nerven blank liegen, ich genervt ein Taschentuch nehme und mir seine erneut fettigen Finger schnappe, um sie abzuwischen.
Behutsam streiche ich mit dem Tuch über seine langen und kräftigen Finger. Wie gerne würde ich sie mit meinen verbinden.
Ich spüre, wie seine Augen warm auf meinem Gesicht ruhen und kämpfe mit dem Drang, mich auf ihn zu werfen. Als ich seine Finger abgeputzt hatte, sah ich hoch und verlor mich in seinen hellbraunen Augen. Sie sind so hell, dass sie mir manchmal durchsichtig erscheinen. Mein Körper wird taub, mein Herz setzt aus, bevor es mit einer 10fachen Kraft anfängt, das Blut durch meinen Körper zu pumpen. Adams Augen, gleiten von einem Auge zum anderen, weiter zu meinen Lippen, bis er seine Stirn runzelt und sich seine Hand meinem Gesicht nähert. Angespannt, warte ich auf sein Handeln und spüre seine rauen Finger im nächsten Moment kurz über meine Lippen gleiten. Wohltuend schließe ich meine Augen und unterdrücke mir ein Aufstöhnen. Jede einzelne meiner Fasern schreit danach, es zu wiederholen, doch es geschieht nichts.
Vorsichtig öffne ich meine Augen und sehe einen schmunzelnden Adam vor mir sitzen.
"Du hattest dort ein Nacho Krümmel."
Die verräterische Röte arbeitet sich meinen Hals hinauf, zu meinem Gesicht und lässt meine Bäckchen glühen.

Peinlich berührt, senke ich meinen Kopf, murmle ein "Muss das wegwerfen" und verschwinde aus dem Wohnzimmer, Richtung GästeWC, in welchem ich mich einschließe und wimmernd die Tür hinunter gleiten lasse. Der Schmerz durchfährt mich und instinktiv, presse ich beide meiner Hände auf meinen Mund, um mein Schluchzen zu dämpfen.Die Tränen strömen aus meinen Augen. Nicht nur seitlich, sondern aus allen verdammten Seiten, die es gibt. Verärgert über meine Reaktion, beiße ich mir auf meine Handfläche. Meine ganze Frust bekommen meine Handflächen ab, und es ist mir egal wie verstörend es für manche aussehen mag. Verdammt kriege dich unter Kontrolle, spreche ich mir selbst zu. Mit all meiner Kraft, ziehe ich mich am Waschbecken hoch und sehe in den Spiegel. Meine Augen sind blutunterlaufen und meine Mascara verschmiert. Erschöpft zupfe ich etwas vom Klopapier und befeuchte es, bevor ich mit Mühe die Mascara abwische. Verzweifelt halte ich mir kaltbefeuchtete Tücher auf meine Augen und hoffe, dass meine Augen abschwellen. Ich bin nicht eins dieser perfekt aussehenden Mädchen, die trotz aufgeblähtem Gesicht und voller Nase, immer noch perfekt aussehen. Nein, ich bin wie jeder normale Mensch und wäre froh, mich in dem Moment mit einem Troll vergleichen zu können. Nichtsdestotrotz, bewege ich mich mit langsamen Schritten, ins Wohnzimmer.
Als ich mich dem Sofa nähere, sitzt Adam nicht mehr dort, weshalb ich mich in die Küche begebe. Dort steht Adam und gibt Reisessig in eine Schüssel, voll mit Reis. Ich stelle mich neben ihn und packe meine ganze Fröhlichkeit aus. "Kann ich dir helfen?"
Er zuckt zusammen und sieht mich dann forschend an. Ich sehe wie er mit sich ringt, mich auf das Geschehen im Wohnzimmer anzusprechen, doch entscheidet sich dagegen.
"Du kannst die Sushi-Matten rausholen und sie mit Klarsichtfolie einwickeln. Damit sich der Reis nicht in den Rillen absetzt." zwinkert er und ich befolge seinen Anweisungen, dankend mich nicht auszufragen.

(...)

"Im Internet stand, dass man grünen Tee dazu trinkt, und da ich nicht auf diese ganze Kräutersache abfahre," er hält kurz inne und verzieht sein Gesicht "währe ich für einen fruchtigen Chardonnay." daraufhin holt er eine Flasche Chardonnay hinter seinem Rücken vor und grinst mich erwartungsvoll an. Ich lache und laufe auf die Vitrine zu, in der ich die Weingläser stehen habe. Behutsam nehme ich zwei raus und stelle sie auf den Tisch, auf welchem auch schon das verschiedene Sushi, der Ingwer, das Wasabi und die Sojasauce ihren Platz eingenommen haben.

Ich blicke hinauf und sehe Adam einschenken, während ich schon einmal meinen Platz einnehme. Auch er setzt sich hin und zusammen, betrachten wir unser Meisterwerk. Bevor wir über das Essen herfallen, grinsen wir uns an. Unüberlegt tupft Adam sein Maki mit Lachs ,in sein Tupfen Wasabi und lässt es in seinem Mund verschwinden. Unglaubwürdig sehe ich ihm dabei zu, wie er weiter isst, ohne zu zeigen, wie scharf das ist. Er scheint meinen Blick bemerkt zu haben und sieht mich fragend an. Ich deute auf die Stelle hin, wo gerade eben noch Wasabi auf seinem Teller war, während er anfängt zu lachen, bevor er runterschluckt.

"Ich zahle doch keine 15€ für 4 Spritzer Wasabi. Nicht einmal die im Restaurant zahlen es. Bei Ihnen hält ja auch der grüngefärbte Senf hin."

Ich sehe ihn sprachlos an und spüre wie meine Wangen zum zweiten Mal verdächtig glühen.
"Oh ja klar, 15€ sind auch eine Menge Geld." stottere ich und merke wie sarkastisch das rüber kam.

Ich atme tief durch und schaue zu ihm hoch.
"Das war nicht so gemeint, nur war es mir unangenehm, oder nein ich kam mir blöd rüber, weil du bestimmt denkst, ich halte es für selbstverständlich, immer das Originale zu kaufen, ach nein, so meine ich das auch nicht-" fange ich an zu rattern und gestikuliere dabei mit meinen Händen.

"Hey, ich habe es schon verstanden." versucht Adam mich zu beruhigen, und schenkt mir ein warmes, schiefes Lächeln. Ich nicke zurückhaltend und wage die erste Probe. Innerlich bete ich, dass das Sushi auch so schmeckt, wie es aussieht. Behutsam tropfe ich mir Soja über mein Maki und befördere es in meinen Mund. Mit Acht, fange ich an zu kauen und blicke überrascht auf das Sushi.
'Ich habe es nicht verhauen' konnte ich nur denken und fing an zu Lächeln.

Und ich dachte schon, dass ich uns den Abend verhauen habe.

Ich zucke unmerklich mit den Schultern und nehme mir diesmal ein Temaki, welches mir auch ein wohltuendes Stöhnen entreißt.

"Du bist manchmal echt komisch, weißt du das?" platzt Adam plötzlich heraus und sieht mich, mit seinem Weinglas in der Hand forschend an, während ich mir unschuldig den Mund mit einer Serviette abwische, um auch zum Weinglas zu greifen. Nun sitzen wir beide auf unseren Stühlen entspannt da und lassen unsere Weingläser kreisen. "Wieso komisch?" frage ich ihn und nehme ein Schluck.
"In manchen Momenten sieht es so aus, als würdest du innere Monologe führen." lacht er, während ich mir ertappt auf die Unterlippe beiße und meine Beine auf den Stuhl ziehe.
Wieder kehrt Ruhe ein und ich sehe auf meinen kalten Kamin.

"Hättest du was dagegen, wenn ich den Kamin anzünde?" frage ich, derweil ich aufstehe und mein Glas hinstelle.

"Klar hätte ich was dagegen." sagt er gelassen, während ich ihn verblüfft anstarre. Er schmunzelt und fährt fort "Ich werde den Kamin anmachen."

Und bevor ich protestieren konnte, war er schon in seine Schuhe geschlüpft, um draußen im Gartenhäuschen, das Holz zu holen. So schnell er auch weg war, so schnell sitzen wir auch schon wieder auf unseren Stühlen und genießen unseren Chardonnay. Dieser Chardonnay ist der leckerste, den ich je getrunken habe, weswegen ich mir die Flasche zur Hand nehme, um sie zu inspizieren. Ich gluckse, als ich sehe, wie hochwertig sie aussieht und merke wie unhöflich es meinerseits ist, auf Kosten seiner, mich mit Sushi voll zu stopfen. Meine Augen gleiten zu Adam, bevor ich ihm meine Erkenntnis mitteile. "Dieser Wein ist nicht gerade billig gewesen, nicht wahr? Und die Kosten der ganzen Zutaten, manoman wie blöd ich doch bin. Bitte lass es mich dir zurückzahlen. Oder lass uns die Kosten durch zwei teilen." bettle ich, doch werde durch Adams Hand unterbrochen, die sich auf meine legt. Sein warmes Lächeln, lässt mein Herz höher schlagen. "Hey beruhige dich doch. Du brauchst nichts zurückzahlen." fängt er an mich zu besänftigen, doch ich protestiere weiterhin. "Nein Adam, du verstehst es nicht. Ich weiß, du willst jetzt gentlemanlike rüberkommen und mir mein Essen zahlen, aber ich habe genug Geld,um selber dafür zu sorgen." sage ich etwas zu schroff, was ich augenblicklich bereue. "Oh nein, ich wollte das nicht so klingen lassen. Was ist heute los mit mir, verdammt!" das letztere flüstere ich und vermeide seinen Blick.

"Hey..," haucht er "sieh mich an."

Ich sehe immer noch beschämt auf das flackernde Feuer.

"Komm schon, es ist doch nichts." seufzt er wieder, doch so stur ich bin, sehe ich immer noch auf's Feuer. Ich bin gerade wie ausgewechselt und das nervt mich. Mich nervt es, dass ich so stark auf seine Berührungen, seine Nähe und seine Stimme reagiere, während es an ihm nur kalt vorbei geht.

"Avelin." flüstert er immer noch, doch diesmal bestimmter.

Mein Herz setzt aus und ich lasse dieses Wort immer wieder in meinem Kopf hallen.
"Nochmal." flüstere ich und schließe die Augen, als er noch mal diesen Namen ausspricht. Diese ruhige, sanfte, feinfühlige Art, wie er meinen Namen ausspricht, ist diese, die ich mir seit Tagen wünsche. Ich kämpfe gegen die Tränen an, indem ich meine Augenlieder heftigst auf einander presse, bevor ich sie wieder lockere und mit einem tiefen Atemzug zu Adam schaue. "Woher..." frage ich und breche ab, da meine Stimme versagt. "Scheint so als hätte ich mich an etwas erinnert." offenbart er mit einem weichen Lächeln.

Erinnert. Erinnert. Erinnert. Erinnert.
"Erzähl mir davon." hauche ich und blinzle durch meine, mit Tränen gefüllten, Augen.

Mit flinken, aber behutsamen, Bewegungen, nimmt er meine Hände und führt uns zum Sofa. Vorsichtig drückt er mich runter und setzt sich sich selber, bevor er wieder meine Hände in seine nimmt.

"Ich hatte etwas Hilfe." beginnt er und sieht auf unsere Hände. "Du hast mir die Kisten abgestellt, mit dem ganzen Krimskrams von mir." er hält inne und fährt über meinen Finger, was mich erzittern lässt.

"Ich habe mir die Sachen natürlich näher angeschaut, habe sogar verzweifelt an ihnen gerochen, weil ich mal gelesen habe, dass das hilft." er presst kurz seine Lippen zusammen, bevor er weiterfährt.
"Du kannst dir nicht vorstellen, wie glücklich ich war, als ich mich endlich an deinen Namen erinnern konnte. Ich habe endlich ein Stück meines Lebens zurück."

Du kannst dir nicht vorstellen, dass ich es mir sehr wohl vorstellen kann.

"Jedenfalls, habe ich aus Verzweiflung, eine der Kisten umgekickt, und dann fiel eine kleine Schatulle raus. Ich war ehrlich gesagt verwundert, weil ich mir sicher bin, dass ich nicht unbedingt auf Schmuck abfahre und dachte mir, dass du sie vielleicht aus Versehen reingeworfen hast, also habe ich sie einfach wieder in die Kiste geworfen." schmunzelt er und sieht zu mir auf.  "Die darauffolgenden Tage, hatte ich Träume von dieser kleinen, verdammten Schatulle." er schüttelt unglaubwürdig den Kopf. "Naja, jedenfalls, bin ich eines nachts aufgestanden, weil mich diese Träume in den Wahnsinn trieben, habe mir diese Schatulle genommen und geöffnet. Und das Innere, hat die schönste Vision ausgelöst, die ich je hatte." er lässt meine Hände los und greift in seine Hosentasche, woraufhin er ein kleines silbernes Armbändchen rausholt.
"Ich weiß noch, dass als wir uns in der siebten Klasse anfreundeten, wir uns nach ein paar Monaten ewige Freundschaft geschworen haben und uns daraufhin diese Ketten machen ließen." er deutet auf mein Handgelenk, welches ich stumm ausstrecke und er die Kette an meinem Handgelenk anbringt.
"Und dann habe ich eins und eins zusammen gezählt." er sieht warmlächelnd in meine Augen, ehe er seine Arme um mich schlingt.
"Ich danke dir für alles. Dafür, dass du mich hier wohnen gelassen hast, dafür dass du..... ah einfach für alles! Aber vor allem, dass du mich nicht aufgegeben hast" murmelt er mit fester Stimme "Ich wünsche jedem eine so gute, beste Freundin."

Beste Freundin. Gute, beste Freundin. Wie mich.

Mein Damm der Hoffnung bricht zusammen. Die gestorbene Hoffnung verwandelt sich in heiße, verfluchte Tränen, die sich ihren Weg aus meinen Augen machen. Er sieht mich als Freundin. Als beste Freundin? Als gute, beste Freundin?

Und plötzlich, stehe ich wieder ganz am Anfang, meines schwarzen Streifen und beobachte die kleinen Gestalten dabei, wie sie meinen Weg mit einer dicken Mauer versperren.

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