Nur Adam

"Oh Gott beruhige dich mal. Dein Herumzappeln geht einem so auf die Nerven." Hope schaltet in den nächsten Gang und gibt Gas, als wir auf die Schnellstraße fahren.

Ich sitze währenddessen neben ihr und trommle mit meinen Fingernägel auf meinem Handy rum. Ich habe es getan. Ich habe ihm die verdammte Nachricht abgeschickt und verdammt fühlt es sich gut an. Es würde sich bloß noch besser anfühlen, wenn er mir endlich eine Antwort geben würde. Als würde er diese Nachricht nicht lesen. So wie ich ihn kenne, möchte er antworten. Er hasst es im Unwissen zu leben.

"Jetzt lass das Trommeln verdammt! Dein Nagellack splittert ab!"

Erschrocken betrachte ich meine Fingernägel. Die muss ich jetzt auch lackieren. Am besten in Schwarz, damit er sieht, dass ich traurig bin. Oh Gott, was rede ich.

"Jetzt mach dir kein Stress. Es ist bloß Adam." ohne hinzusehen, weiß ich, dass sie ihre Augen soeben verdreht hat.

Aber das ist es ja! Es ist Adam!

"Was soll schon schlimmes passieren?" fragt sie.

Ungläubig sehe ich sie von der Seite an. Hat sie das gerade wirklich gefragt?

"Er kann mir nicht glauben! Das kann passieren!" erwidere ich energisch.

"Komm schon. Wir reden hier von Adam." erwidert sie bloß. Ich wünschte, ihre Worte wären so verlässlich, sodass ich ohne Knoten in meinem Herzen auf diesem Treffen erscheine. Doch nichts, rein gar nichts kann diesen Knoten lösen. Er hindert mich daran, ihm zu vertrauen. Besser gesagt, seiner Liebe. Es ist eher, als hätte er einen Knoten an der Tür gebunden, welche zu seinem früheren Leben führt. Und Kathrin hat wohl nochmals ein Schloss dran gehangen.

Nach einer weiteren halben Stunde sitze ich immer noch unruhig auf meinem Sitz. Doch als mein Handy vibriert und der Name erscheint, welchen ich mir sehnlich erwünscht habe, ist es als würden Knospen aus meinen Poren springen. Mein ganzer Körper wird Opfer von einer Welle, welche mir kurz das Blut in meinen Adern erfrieren lässt, bevor mein Herz mit doppelter Kraft anfängt wieder zu pumpen. Vor Freude, kreische ich auf und halte Hope mein Handy vor's Gesicht.

"Avelin. Es ist erstens gefährlich mich vom Fahren so abzulenken und zweitens bringt es nichts, mir dein Handy ins Gesicht zu pressen."

Entschuldigend ziehe ich meine Hand wieder zu mir und lese ihr die Nachricht vor.

Antworten wären gut. Wo und wann?

"Wo und wann?" wiederhole ich und sehe sie verzweifelt an. Ich möchte das Treffen am liebsten so schnell wie möglich hinter mir haben. Andererseits, will ich doch nicht hin. Ich möchte nicht mit einer weiteren Enttäuschung konfrontieren müssen.

"Also um 16 Uhr sind wir ca. Zuhause. Warum trefft ihr euch nicht heute Abend?" fragt sie und blickt kurz mit gefalteter Stirn zu mir.

Oh Gott ist das kurzfristig. Ich schaffe es doch niemals mich frisch zu machen. Ich sehe aus wie eine Wasserleiche, welche man 5 Tage im Wasser umher schwimmen lassen hat. Das ist nicht mehr menschlich!

"Hey, du brauchst doch nicht so Angst davor haben. Es ist nur Adam."

Ich zucke mit den Schultern und lehne meinen Kopf an die Fensterscheibe. Sie hat recht. Es ist Adam, nur Adam.

....

"Avelin! Adam ist in deinem Zimmer!" höre ich die Stimme meiner Mutter durch das Rauschen des Wassers dringen. Ganz entspannt massiere ich weiterhin mein Shampoo ins Haar, als mir klar wird, was sie da gerade sagte. Adam ist hier?

Perplex sehe ich neben mein Handtuch und muss feststellen, dass ich meine Kleidung in meinem Zimmer gelassen habe. Bloß das Handtuch liegt auf der Kommode. Und ein Adam sitzt in meinem Zimmer. Was soll ich tun?

Schnell wasche ich mir mein Shampoo raus und lasse die Spülung heute mal weg. Vorsichtig setze ich einen Schritt nach dem anderen. Ich tupfe sanft meine Haarspitzen trocken, bevor ich mein Handtuch um meinen Körper wickle. Es ist vielleicht klein, bedeckt jedoch das nötigste. Mein Gesicht ist kreidebleich und die dunklen Augenringe lassen mich tot wirken. Verdammt, ich bin nicht nur nackt. Nein, ich bin krank und ungeschminkt zu gleich. Ich sehe schrecklich aus! So kann ich mich ihm doch nicht zeigen! Was ist, wenn er Schluss macht? Wir sind doch erst seit einigen Wochen zusammen... Ich bin gerade so hässlich, da würde ich lieber mein Gesicht mit dem Handtuch einwickeln, statt meinen Körper.

Vorsichtig öffne ich die Badezimmertür und atme erleichtert auf. Die Tür zu meinem Zimmer ist geschlossen, also wird er mich nicht dabei beobachten, wie ich auf ihn zu laufe. Mein Blick wandert zur Tür meiner Schwester welche ebenfalls zu ist, jedoch scheint sie nicht zuhause zu sein, was in meinem Kopf eine Idee hervorruft.

Schnell, aber leise tapse ich zu ihrem Schrank und hole mir den Pulli ihres Freundes raus. So ganz begeistert bin ich nicht davon, jedoch bedeckt er so viel, sodass ich etwas wohler in mein Zimmer gehen kann.

"Avelin?" ich schrecke zusammen und wage es nicht mich umzudrehen.

"Was hast du da an?" seine Belustigung ist gut herauszuhören und ich beiße mir auf meine untere Lippe. Oh Gott ist das peinlich. Blamage! Blamage, Avelin!

"Willst du dich vielleicht mal umdrehen, damit ich dich auch endlich von vorne sehe?" höre ich ihn sagen und schüttle heftigst meinen Kopf.

Genau das will ich ja vermeiden!

"Avelin? Geht es dir gut? Hab ich etwas falsch gemacht?" fragt er so gleich und ich höre, wie er ein Schritt auf mich zuläuft.

Oh Gott gleich wird es geschehen. Du wirst eine single Lady werden, Avelin. So schnell geht das.

Mein Blick behalte ich starr auf dem Boden, als seine dunkelblauen Socken zu sehen sind. Oh Gott, jetzt geschieht es.

"Weinst du etwa?"

Mit einem Mal, läuft mir eine Träne über die Wange und ich wische sie schleunigst weg. Ich schüttle meinen Kopf und beiße wieder auf meine Lippe zu.

"Avelin?" seine Finger berühren mein Kinn und zwingen mich dazu ihn anzusehen.

Das ist so peinlich! Shame on me! Shame on me!

"Ich bin hässlich..." schluchze ich und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Seine Arme schließen sich um meinen Körper, als seine warme Brust schon Kontakt mit mir hat.

"Aber warum?"

"Weil ich ungeschminkt bin."

Er zieht sich ein Stück von mir zurück und nimmt mein Gesicht in seine Hände.

"Gott, warum bist du nur so süß?" ein kleines Lächeln ist auf seinem Gesicht zu sehen, als seine Augen meines scannen. "Wüsste ich nicht, dass du aus der Dusche kommst, dann hätte ich nie gemerkt, dass du ungeschminkt bist. Du bist immer noch wunderschön."

Das ist wieder einmal einer dieser Momente, in welchen ich ihn anschaue und mich frage, womit ich ihn mir verdient habe. Wir sind vielleicht erst seit einigen Wochen zusammen und doch nenne ich ihn meine Definition von Glück. Nicht einmal ein Zimmer, voll mit Babykatzen, macht mich so glücklich wie er. Nichts kann ihm das Wasser reichen.

"Jetzt hör schon auf deine Tränen für so etwas zu nutzen. Es bin bloß ich. In meinen Augen bist du immer schön."

Ich fange an zu grinsen und kuschle mich an seine warme Brust. Es ist Adam, nur Adam.
...

Können wir uns vielleicht in einem Café treffen?

Schreibt Adam. Ich bin nicht wirklich begeistert davon, da ich das alles irgendwie zu öffentlich finde. Doch ich möchte nicht näher darauf eingehen, weshalb ich die Uhrzeit auf 16 Uhr festlege und nun erleichtert ausatme. Ein Treffen hab ich. Ob ich danach auch Adam haben werde?

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Abitur + Nebenjob bei Edeka ist eine blöde Kombi. Macht das nicht. Da hat man kaum Zeit zum Kapitel schreiben. Tut mir leid :/

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