Nicht nur deine Schuld
"Er ist einfach gegangen, Hope." Ich spüre, wie mein Kinn anfängt zu beben, als ich wieder seinen Anblick in meinem Kopf habe. Seine matten Augen, überflutet von dem Meer, welches die Traurigkeit in sich trägt. Das Meer, welches ich zum toben gebracht habe. Zum toben, zum fluten.
Hope streicht mit ihrer Hand vorsichtig meinen Rücken auf und ab. Doch mein Schmerz und die Enttäuschung ist nicht zum Wegwischen. "Und ich habe ihn nicht einmal aufgehalten." mit dem Tränen vergießen habe ich schon längst aufgehört. Mein Meer ist bis auf den letzten Tropfen leer. Jetzt weine ich trocken.
"Was soll ich nur tun?" ein Schluchzer entweicht mir.
Nun stehe ich wieder am Anfang. Als hätte mich ein Katapult wieder an den Start befördert. Gibt es überhaupt noch ein Start für uns? Und wenn doch, werde ich das Ziel jemals erreichen? Mit einem Sieg?
"Ich weiß, du hast das schon lang genug getan..., aber etwas anderes bleibt dir nicht übrig." sie hält inne und nimmt ihre Hand von meinem Schulterblatt. "Du musst abwarten. Zumindest bis er sich beruhigt hat." Sie zieht sich nun endgültig von mir zurück und legt beide ihrer Hände auf meine Schultern, ehe sie meinen Oberkörper zu sich dreht und ich gezwungen bin, sie anzusehen.
"Ich weiß es tut weh." ein weiterer kleiner Schluchzer entweicht mir und ich lasse meinen Kopf wieder hängen. Doch er wird wieder von ihr gehoben.
Ihre Augen sehen weich auf mich herab. Sie breitet ihre Arme aus und nickt mir zu.
"Komm her."
Ein kleines Lächeln entsteht auf meinem Gesicht und ich falle ihr in die Arme. Ja, zuvor lag ich ebenfalls in ihren Armen, jedoch fühlt es sich diesmal anders an. Als würde sie mir ein Stück der Schmerzen entziehen und mir die Hoffnung und Kraft abgeben.
"Soll ich ihn anrufen?"
Ihr Oberkörper beginnt zu Beben als sie anfängt zu lachen. "Ich sagte doch, abwarten. Wenn er bereit zum Reden ist, dann kommt er schon noch."
Ich nicke und rapple mich auf. "Danke."
Sie sieht mich bloß lächelnd an und winkt mit ihrer Hand ab.
"Sollen wir vielleicht einige Freunde besuchen? Einen kleinen Roadtrip durch den Freundeskreis machen?" fragt sie mich und schaut leicht lächelnd zu mir.
Ich zucke bloß mit den Schultern. Gerade jetzt, möchte ich diese Stadt hier nicht verlassen. Was ist, wenn Adam sich dazu entscheidet, mit mir zu reden?
"Ich weiß nicht." murmle ich und stehe auf. Ich laufe zur Küchentheke, während Hope noch auf der Couch sitzt und wieder zu reden beginnt.
"Ach, komm schon. Dir würde eine kleine Ablenkung gut tun."
Ich nehme die Wasserflasche und leere mir davon etwas ins Glas. Mein Hals ist trockener als die Sahara.
Nachdem ich meinen Durst gestillt habe, setze ich mich mit einem weiteren Glas Wasser wieder zu Hope.
"Und was ist mit Adam?" ein Seufzer entweicht mir. Seinen Namen auszusprechen ist ebenfalls so schmerzhaft, wie seine nicht vorhandene Anwesenheit.
"Vergiss ihn doch bitte mal für einige Minuten!" ihr Ton ist nun etwas schroff, jedoch nicht laut. "Weißt du, er hat selber nicht richtig gehandelt. Er meint, er hätte Gefühle für dich entwickelt? Warum, verdammt nochmal, lässt er Kathrin auf sich einreden, statt nur einige Minuten bei dir zu bleiben und dir zuzuhören?!" sie wirft die Arme in die Höhe und steht auf.
"Eigentlich, könnte ich ihm jetzt an seinen Lockenschopf greifen und hier her zerren." sie veranschaulicht mir ihr Vorhaben, in dem sie mit den Händen so tut, als würde sie seinen Kopf mit sich ziehen.
"Hope, alles gut." versuche ich sie zu beruhigen und muss dabei etwas lachen. Sie steigert sich immer zu sehr ein.
"Nein! Ist es nicht! Ich hoffe, dass dieser Frosch, so schnell wie möglich, wieder angehüpft kommt und mit dir normal über das ganze redet." sie gestikuliert weiterhin mit den Händen, bevor sie die Augen schließt und mir das Glas Wasser wegnimmt.
"Hab Durst..." murmelt sie und trinkt das Glas leer.
"Siehst du. Es muss nicht immer nur an dir liegen. Klar, du bist dumm genug gewesen, um ihm nichts von dir und dem, nun ja.." sie hält inne und läuft mit dem Glas hinter die Theke, um es in die Spüle zu stellen.
"Du weißt schon was ich meine. Du hast nichts von diesen ganzen Sachen erzählt. Ich kann verstehen, dass du ihn nicht schockieren oder abschrecken wolltest, aber wir reden hier von Adam." sie holt tief Luft und lehnt sich mit den Händen an der Theke an, während sie mich mit festem Blick im Griff hat. "Der Adam, welcher immer Verständnis für dein Probleme hatte und dich nie in Stich gelassen hat, selbst als du auf einmal Blond warst, weil ich die falsche Farbe auf deine Haare getragen habe. Und glaub mir, bei diesem Anblick bin selbst ich beinahe schreiend davon gelaufen." sie schmunzelt, was ich erwidere.
Er nannte mich bloß Strohkopf und fuhr andauernd durch mein Haar, weil er nicht glauben konnte, dass das wirklich ich bin. Er meinte, dass man mich in einem alten Hemd und einem Strohhut gut in den Garten seiner Eltern stellen könnte und ich dort eine perfekte Vogelscheuche abgeben würde.
"Adam fand dich noch nie Abstoßend. Äußerlich als auch innerlich nicht. Und wenn du normal mit ihm über das Vergangene redest, wird er sich anhören. Denn, wie gesagt, es ist immer noch Adam."
Ich vermisse ihn so sehr. So sehr, dass sich das Meer an Tränen gefüllt hat und sich nun wieder den Weg aus meinen Augen macht.
"Ich vermisse ihn."
Und wie ich das tue. Ich tue es so stark, dass ich nicht einmal mehr klar denken kann. Er hat mir meine kleine Raupe vertrieben. Vielleicht würde mir dieser kleine Roadtrip doch gut tun.
"Und wann möchtest du los?" frage ich und fahre mir mit meiner Hand über meine Augen.
"Von mir aus heute!"
"Ich habe aber heute noch meine Schicht im Krankenhaus." wende ich ein und reibe meinen Zeigefinger und Daumen in kreisenden Bewegungen aneinander, um die Mascara loszuwerden, welche ich durch das Weinen verloren habe.
"Und du kannst nicht anrufen und nach Urlaub fragen?" schmollt sie und legt ihr Kopf auf ihre Hände ab.
Ich verneine mit einem Kopfschütteln "Das ist zu kurzfristig. Ich muss die Woche anwesend sein, da Lucille über das Wochenende eine Mandelentzündung bekommen hat."
"Am Wochenende auch?" hackt sie nach und richtet sich wieder auf.
Ich nicke.
Sie atmet tief ein und wieder aus. "Kann man da nichts machen?"
Mein Kopf legt sich schief. "Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, dass Lucille nur bis Freitag krank geschrieben ist. Wenn sie bis dahin wieder einigermassen Fit ist, kann ich sie bitten, meine Schicht für das Wochenende plus Montag und Dienstag zu übernehmen."
Hope nickt und gesellt sich wieder zu mir.
"Möchtest du den Freunden Bescheid geben oder soll ich das übernehmen?"
"Ich mach das schon." antworte ich.
Ein kleines Ping erklingt und Hope fischt ihr Handy aus der hinteren Hosentasche. Sie verzieht ihr Gesicht grimmig und macht Ihr Handy dann aus. "Kann ich dich alleine lassen? Meine Mutter braucht meine Hilfe beim Essen machen. Wir bekommen Besuch von den Eltern von Pier."
Ich nicke wieder und sie umarmt mich, nachdem sie sich ihren Mantel übergeworfen hat.
"Ruf mich an, wenn du etwas brauchst." ruft sie noch mit einem letzten Winken, als sie auch schon aus der Tür hüpft.
-🦋
Ich weiß, es ist kurz, jedoch muss ich es an dieser Stelle beenden. Das nächste Kapitel wird schon bald folgen :)
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