Wer trinkt freiwillig Smoothies?
Warm scheint mir die Sonne in mein Gesicht, während ich gemütlich an meinem Kaffee nippe. Ich habe mich draußen an einen der Tische gesetzt und beobachte die vorbei laufenden Menschen. Männer in schicken Anzügen eilen zu ihren Autos, mit denen sie wahrscheinlich zu irgendeinem total wichtigen Termin fahren. Frauen in engen Röcken stolzieren gekonnt auf ihren hohen Schuhen in die Mittagspause. Alle haben es eilig und werfen immer wieder einen hektischen blick auf ihre teuren Uhren. Ich passe wahrscheinlich nicht wirklich ins Bild rein. Die leichten Ticks, die immer wieder zum Vorschein kommen. Die Klamotten, die mir heute morgen quasi aus dem Schrank gefallen sind. Dass ich hier entspannt sitze, keinen weiteren Termin habe.
Der kurze Blick auf mein Smartphone verrät mir, dass ich schon eine halbe Stunde warte. „Hey Jan!", ertönt plötzlich eine Stimme schon zum zweiten mal heute hinter mir. Lächelnd drehe ich mich zu Sina um. „Blond und blöd ist wieder da!", begrüßt auch Gisela wieder so freundlich wie eh und je, aber Sina kichert bloß vor sich hin. „Kann ich mich setzten?", fragt sie höflich und ich deute auf den Stuhl neben mir. Elegant schlägt sie die Beine übereinander, sodass ihr Rock etwas hochrutscht. Hektisch versucht sie ihn wieder runter zu ziehen und wieder fällt mir auf, dass sie sich in diesen Klamotten offensichtlich unwohl fühlt. Ich frage nicht nach, da sie gerade ihre Bestellung aufgibt.
„Wie lief das Gespräch mit Frau Bruggert?", fragt sich mich, als der Kellner wieder in dem Gebäude verschwunden ist. „Informativ trifft es wahrscheinlich am besten", antworte ich lächelnd. „Ist wahrscheinlich alles ziemlich neu für dich, oder?", meint sie mitfühlend. „Sowas von! Solange habe ich nach einen Job gesucht und jetzt einfach diese Chance zu haben, ist überwältigend." Stumm stimmt sie mir zu. Da ich nicht weiß, was ich weiter sagen soll, greife ich wieder zu der Tasse auf dem Tisch. Kurz deutet Gisela an, den Kaffe über Sinas weißen Rock auszuleeren und sie zuckt erschrocken weg. „Da hattest du Angst!", erfasst mein Tourette die Situation und lacht gehässig. „Ja hatte ich", meint sie immer noch auf Abstand, aber grinsend. Immer noch halte ich die Tasse mit dem heißen Getränk gefährlich schräg. „Bitte... nicht...", fleht sie mich an und greift vorsichtig nach meiner Hand, um die Situation zu entschärfen. Zum Glück endet der Tick wieder und ich kann die Tasse unbeschadet abstellen. „Entschuldigung", murmle ich ihr zu. „Kein Ding, ist doch nichts passiert.", meint sie immer noch mit einem freundlichen Grinsen im Gesicht.
Der Kellner bringt ihr ein warmes Sandwich und einen zu gesund aussehenden, grünen Smoothie. Und unser Gespräch verwandelt sich zu einer Diskussion über dieses Getränk. Wie kann man so etwas freiwillig trinken?
Immer wieder lasse ich meinen Blick zu der großen Eingangstür wandern. Aber es kommen nur mir unbekannte Personen raus. Was macht Tim da drinnen so lange? Das muss ja ein wirklich sehr wichtiges Gespräch sein... „Jan? Noch hier? Was schaust du immer auf den Eingang da drüben?", reißt mich Sina aus meinen Gedanken. „Entschuldigung, ich habe mich bloß gefragt, warum Tim solange braucht. Ich hatte eigentlich gehofft, dass er mich auch wieder zurück bringt, dass ist entspannter als mit der Bahn." „Ach so, klar" „Du weißt nicht zufällig, worum es in diesem Gespräch geht?", hake ich neugierig nach, schließlich hatte sie vorhin Tim abgeholt. Sie nippt kurz an ihrem Smoothie, bevor sie antwortet: „Keine Ahnung, ich weiß da leider auch nichts, aber es schien sehr wichtig zu sein. Wenn es die Zusammenarbeit mit dir betrifft, wird er es dir sicherlich sagen." „Wenn man vom Teufel spricht", sage ich und deute zu dem Gebäude aus dem gerade Tim rausgetreten ist. Sie dreht ihren Kopf ebenfalls in besagte Richtung, während ich mit einem Zug mein Getränk leere. „Also wenn es für dich okay, wäre würde ich jetzt..." „Geh schon! Wir werden uns sicherlich in nächster Zeit häufiger über den Weg laufen und danke für deine Gesellschaft!" „Ich habe zu danken! Endlich bin ich die los!! Bis bald!, verabschiede ich mich bevor ich schnellen Schrittes zu Tim aufschließe. Offensichtlich hat er mich nicht wahrgenommen und scheint auch nicht damit zu rechnen, dass ich auf ihn gewartet habe. „Tim", stoße ich außer Atem aus, als ich ihm auf die Schulter tippe. Ruppig dreht er sich um. Der angepisste Ausdruck auf seinem Gesicht machte der Überraschung platz. „Was machst du noch hier?", wirft er mir fast schon vor. Hätte ich nicht warten sollen? „Also ich dachte... also ich wollte, fragen ob du mich vielleicht wieder heim fährst... oder wir machen noch irgendwas zusammen?", stottere ich vor mich hin. Diese Seite an ihm ist neu und verwirrt mich. „Ich fahr dich", meint er kurz angebunden und dreht sich ruckartig wieder um. Was ist denn in den gefahren? „Alles gut?", frage ich vorsichtig nach. „Alles gut, was sollte sein?", entgegnet er mir kalt. Ich lasse das Gespräch fallen, da er offensichtlich nicht darüber reden will. Schweigend folge ich ihm zu seinem Auto.
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Dieses Kapitel sollte eigentlich ganz anders aussehen, aber wenn man ohne Plan schreibt, dann kommt man machmal irgendwie vom Thema ab... egal 😂
Schönen Freitag euch!
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