Unterschrift auf Segelflieger
„So, hier ist der Vertrag, welchen ich heute morgen aufgesetzt habe", mein Xenia und schiebt mir eine Mappe mit einigen Dokumenten über den Tisch. „Du müsstest nur noch die zwei Ausgaben unterschreiben und wir wären im Geschäft", meint sie freudig. Ich ziehe die Blätter näher zu mir und lasse interessiert meinen Blick über den Text schweifen. „Als ob ich freiwillig arbeite!", haut Gisela plötzlich raus und fegt über den Stapel vor mir. Die Teile des Vertrags fliegen durch den Raum und segeln langsam zu Boden. Nervös steige ich in das künstlich wirkende Lachen von Xenia ein, während ich hektisch versuche die Ordnung wieder herzustellen. Sie hilft mir die Blätter auf zu sammeln und legt gleich die Seite für die Unterschrift nach oben. Gemeinsam mit einem Kugelschreiben schiebt sie mir wieder die Mappe zu. Nach einem kurzen Blick auf ihre Armbanduhr meint sie: „Schin so spät? Ich habe jetzt direkt noch einen wichtigen Termin. Du kannst den Vertrag gerne mit nach Hause nehmen und in Ruhe lesen." Schnell greife ich nach dem Stift und setze meine Unterschrift auf das Papier. „Wo muss die zweite hin?", frage ich sie, da ich mir einen unnötigen zweiten Weg zu diesem Bürogebäude sparen möchte. Sie zeigt mir die Seite und ich unterzeichne auch diese. Sie nimmt ihre Fassung aus der Mappe und verstaut sie in einem der dicken Aktenordner. Danach streckt sie mir ihre Hand entgegen. „Ich freue mich auf unsere Zusammenarbeit!" Ich gebe ihr höflich die Hand, bevor Gisela anscheinend genug hat und sie ihr wieder entreißt. „Ich mich auch", stimme ich ihr zu. Sie greift nach der kleinen Handtasche auf dem Schreibtisch und geht Richtung Tür. Ich folge ihr. „Alle weiteren Informationen schicke ich dir sobald ich dazu gekommen bin. Es ist wahrscheinlich am besten, wenn du erstmal Tim nähren kennen lernst." „Tim?", frage ich verwirrt. „Tim ist dein Mädchen für alles und da ihr in den Videos wie zwei beste Freunde wirken sollt, müsst ihr euch erstmal etwas kennen lernen. Aber ich muss jetzt auch los, ich wüsche dir noch einen schönen Tag!", beendet sie ihre Informationsflut und verschwindet in dem edlen Aufzug. Etwas überrumpelt stehe ich im Gang. Sowohl der Fakt, dass mein zukünftiger Kollege Tim heißt, als auch der Fakt, dass wir in den Videos mehr wie Freunde wirken sollten, war mir neu. Verwirrt laufe ich den Gang runter, bis ich mich in mitten von kleinen Bürozimmern befinde. Wo bin ich denn jetzt lang gelaufen? Der Aufzug sowie das Treppenhaus waren auf der anderen Seite. Ich möchte mich gerade umdrehen, als eine junge Frau aus einem der Zimmer tritt. „Hey, ich habe dich hier noch nie gesehen. Kann ich dir irgendwie weiterhelfen?", fragt sie freundlich, während sie versucht den kurzen Rock, den sie trägt etwas, nach unten zu schieben. Sie ist hübsch, auch wenn sie sich in den hohen Schuhen und dem etwas aufreizenden Outfit sichtlich unwohl fühlt. „Ähm, ich wollte eigentlich zum Ausgang, war dann aber irgendwie in Gedanken und bin die falsche Richtung gelaufen. Tut mir leid, dass ich hier reingeplatzt bin. Tut es nicht! Sorry, ich habe Tourette." Schüchtern lacht sie, und wenn ich nicht schwul wäre, würde ich sie jetzt sicherlich auf ein Date einladen. „Dann zeig ich dir jetzt den richtigen Weg, ich muss sowieso kurz an den Empfang." Sie stakst auf den High Heels voraus und ich folge ihr schnell. „Du scheinst mir keiner der hier unter Vertrag stehenden Künstler zu sein, was hast du hier also gemacht? Wenn ich fragen darf..." „Tatsächlich habe ich vor wenigen Minuten erst den Vertrag unterschrieben." Kurz verschwindet das freundlich Lächeln aus ihrem Gesicht und sie meint mit einem seltsamen Unterton „Das freut mich". Der Moment ist jedoch so schnell vorbei, wie er gekommen ist und sie stellt sich mir als Sina vor. Wir unterhalten uns noch kurz über mein Tourette, bevor der Aufzug seine Türen im Erdgeschoss öffnet. Ich verabschiede mich von ihr und höre hinter mir nur noch wie sie die Frau am Empfangstresen begrüßt. „Hey Leonie! Wie war dein Urlaub? Du musst..." Die schwere Eingangstür fällt hinter mir ins Schloss und ich stehe auf dem kahlen Platz vor dem hohen Bürokomplex.
Eine frische Brise fegt durch die Straßen, während ich zurück zu meiner Wohnung laufe. Langsam macht sich auch die Erleichterung in mir breit, dass ich jetzt tatsächlich einen Job habe und endlich Geld verdienen werde. Und das gar nicht so wenig, zumindest wenn ich die Zahlen, die ich vorhin auf dem Vertrag erblicken konnte, richtig interpretiert habe. Gut gelaunt steuere ich auf dem Heimweg noch einen Supermarkt an und kaufe seit langem mal mehr als nur Fertiggerichte und Alkohol ein.
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Immer wenn ich einmal angefangen habe, werden es dann doch mehr als ein Kapitel...
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