Spaghetti mit Tomatensauce
„Möchtest du eigentlich noch zum Abendessen bleiben?", fragt Mama mich, als ich mich neben sie auf die Couch gesetzt habe. Ich nicke und blicke zu Tim. Nach meiner zugegebenermaßen recht seltsamen Erkenntnis im Badezimmer, sehe ich ihn irgendwie etwas anders, aber so wirklich beschreiben, kann ich dieses Gefühl auch nicht. Ich verschiebe den Gedanken auf später und frage Tim spontan: „Willst du auch noch bleiben?" „Gerne", stimmt er zu. „Das freut mich! Ich mache dann Spaghetti mit Tomatensauce", verkündet Marion und erhebt sich von der Couch. „Ihr könnt ja solange irgendwas anderes machen, denn Jan kommt mir aktuell nicht in die Küche. Das letzte mal sah es danach aus als hätte eine Bombe eingeschlagen", erzählt sie freudig weiter, bis sie in der Küche verschwindet.
„Dafür dass du anscheinend nicht Kochen kannst, hast du aber ne echt große Küche in deiner Wohnung", merkt Tim schelmisch grinsend an. „Ich fand sie hübsch und dass ich nicht kochen kann, ist doch jetzt wirklich keine Überraschung, oder? Wir haben doch auch immer nur unten im Burgerladen gegessen oder uns etwas bestellt." „Stimmt auch wieder. Ist wahrscheinlich auch sicherere so, denn ich bekomme es schon hin beim Brötchen aufbacken den Feuermelder auszulösen", gesteht er lachend. Ich erinnere mich an den ein oder anderen kläglichen Kochversuch von mir, der immer in jeder Menge ramponierter Zutaten und einer Bestellung beim Pizzalieferanten endete. „Das wäre auch eine gute Videoidee", bemerke ich und zögerlich stimmt Tim zu. Ich merke, dass dieser Satz irgendwie die gute Stimmung ins schwanken gebracht hat. Er wirkt wieder so angespannt wie vorhin und ich verstehe wirklich nicht wieso. „Ist irgendwas?", frage ich vorsichtig nach, als er nichts mehr sagt. Er schüttelt sich unmerklich und zuckt dann bloß möglichst unbeteiligt mit den Schultern. „Ach, einfach nur ein bisschen privater Stress." Die gleiche Geschichte, wie das letzte mal. „Das war auch der Grund, warum du zu spät kamst oder?", hake ich nach. „Eigentlich nicht wirklich", gibt er seltsam amüsiert zurück. „Und warum dann kamst du so spät? Ich glaube, ich hatte dir schon deutlich gemacht, dass ich es nicht witzig fand.", frage ich ihn erneut, gleichzeitig verwirrt und angepisst.
„Ich habe heute nacht vergessen mein Handy laden, weshalb es einfach ausgegangen ist. Somit hatte ich keinen Wecker und bin erst um 12 Uhr aufgewacht. Und dann hat das warm Wasser in der Dusche nicht funktioniert, weshalb ich die Hausverwaltung angerufen habe. Die wollten dann auch direkt vorbei kommen. Viel zu spät ist mir aufgefallen, dass ich los muss. Auf dem Weg hierher, war dann noch so eine dämliche Baustelle, dass ich einen ewigen Umweg fahren musste, sodass ich mich tatsächlich verfahren habe. Ich hab dann angehalten und noch mal nachgeschaut, wo ich bin und wo ich eigentlich hin muss. Ich war völlig falsch und musste mich dann noch eine weitere Viertelstunde durch den Stadtverkehr und lästige 30er-Zonen quälen. Und als wäre es nicht schon chaotisch genug, gab es hier nur exakt einen Parkplatz und der ist drei Straßen weiter.", erzählt Tim mir seine gespielt dramatisch seine Leidensgeschichte. „Du Armer...", bemitleide ich ihn sarkastisch. „Ja, jetzt hab doch mal ein bisschen Mitleid mit mir!", fordert er mich ironisch auf und ergänzt dann leise: „es reicht ja wenn Xenia mir deswegen die Hölle heiß macht." Ich nicke verständnisvoll. „Hat sie irgendwas spezielles dazu gesagt?", will ich wissen. Er winkt ab: „Nur das es eine einmalige Sache bleiben soll und ich in Zukunft pünktlich sein soll."
Mein Gefühl sagt mir, dass es nur die halbe Wahrheit ist. Sie haben vorhin so lange mit einander diskutiert, dass das einfach nicht die einzige Erkenntnis daraus sein kann. Ich frage, aber nicht weiter nach. Wir sind nicht befreundet. Noch nicht, erhofft sich die Stimme in meinem Kopf.
Lilly springt auf meinen Schoß und sofort bekommt sie ihre Streicheleinheit. „Das ist also deine Katze?", fragt Tim nach. „Ja, das Lilly. Katzenfleisch!" Ich zucke mit den Armen kurz wild umher, aber Lilly lässt sich davon nicht beirren und schmiegt sich weiter an mich. Aus dem Augenwinkel erkenne ich, dass Tim die Situation fasziniert beobachtet. „Was?" Schnell richtet er den Blick ertappt auf den Tisch. „Es ist krass, dass Lily dein Tourette gar nicht stört. War das schon immer so?"
„Essen ist fertig!", verkündet Marion aus der Küche und unterbricht unser Gespräch über meinen Umgang mit Tieren. „Jan, könntest du mir helfen schnell den Tisch zu decken?" Ich folge ihrer Anweisung und zwei Minuten später sitzen wir gemeinsam am Abendtisch.
„Darf ich fragen, was du davor beruflich gemacht hast?", richtet Marion sich an Tim. Er kaut zu Ende, bevor er antwortet. „Ich war eigentlich dabei eine Ausbildung zum Rettungssanitäter zu machen, aber so wirklich glücklich war ich damit nicht. Dann habe ich die Stellenausschreibung durch Zufall gefunden und mich auf gut Glück mal beworben. Und ich wurde dann tatsächlich angenommen." Es macht auf eine gewisse Art traurig, dass das ein Fakt war, den ich bis lang noch nicht über ihn wusste. Irgendwie hatten wir dieses Thema immer ohne Grund gemieden. Vielleicht, weil wir den Fakt ausblenden wollten, dass es nur eine professionelle Beziehung zwischen uns ist und keine freundschaftliche.
„Rettungssanitäter klingt, aber auch interessant. Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen. Wenn Jan demnächst nochmal einen epileptischen Anfall bekommen, ist er in den besten Händen." „Ach du hast Epilepsie?", fragt Tim mir zu gewendet. Ich nicke: „Ja, seit einem Jahr. Ich reagiere aber hauptsächlich auf Lichtreize und da man die sehr gut meiden kann, hatte ich bislang nur zwei Grand mal-Anfälle.", kläre ich ihn auf, „Ich nehme auch Medikamente dagegen, also ist das aktuell nicht so ein großes Thema für mich." „Trotzdem immer gut zu wissen, wenn man mit einer Person viel Zeit verbringen wird", ergänzt Tim freundlich lächelnd.
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Schon wieder über 900 Wörter!! 😂🙈
Ich möchte hier nochmal anmerken, dass die Geschichte reine Fiktion ist und jegliche Parallelen zu wahren Begebenheiten, sowie das Hervorheben von bestimmten Charakterzügen der realen Menschen in ihrer Fanfiction-Person, rein der Unterhaltung dient und keine Kritik an diesen sein sollte. Es ist alles nur eine fiktionale Geschichte. (Wollte ich einfach mal kurz loswerden)
Ihr wisst nicht wie froh ich bin, dass ich dieses Kapitel endlich zu Ende habe, ich wollte nämlich meinen Flow nicht unterbrechen, um auf die Toilette zu gehen... (Okay seltsame Info... Ignoriert mich hier unten einfach... das ist cringe... ich höre auf... schönen Tag euch!)
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