Ich kann mich erinnern.

„Also was ist so wichtig zu bereden, dass ich keinen Alkohol mit bringen durfte?", fragt Tim in die gefräßige Stille. Okay, jetzt steht das Gespräch wirklich an. Ich habe es lange genug rausgezögert, jetzt wird geredet. Ich zögere bevor ich ihm antworte: „Ich kann mich erinnern." „Woran?" Okay, jetzt kommt die Wahrheit ans Licht. Ich atme einmal tief durch.

„Daran, dass wir beide nicht miteinander geschlafen haben." Jetzt ist es raus. Erwartungsvoll schaue ich Tim an, der verwirrt weiter isst. Kann er nicht irgendwas dazu sagen? Ich komme mir dumm vor, sowas einfach in den Raum zu stellen ohne eine Antwort oder eindeutige Reaktion zu bekommen. Ist er jetzt verwirrt, weil er dachte, dass wir miteinander geschlafen hätten? Ist er verwirrt, weil es für ihn schon klar, war und ich einfach viel zu lange gebraucht habe, dass zu verstehen? Ist er vielleicht verwirrt, weil er nicht weiß, was ich meine? Letzteres kann ich wahrscheinlich ausschließen, aber trotzdem.

„Wie ‚nicht miteinander geschlafen'?", unterbricht er meine Gedanken und schaut mich direkt an. „Ja, wie ich es gesagt habe. Ich kann mich an die Nacht wieder erinnern und wir haben nicht miteinander geschlafen und es ist auch sonst nichts passiert.", erkläre ich ihm. „Aber wir sind doch nackt nebeneinander aufgewacht? Und wir waren doch beide fest der Meinung das es so wäre?", hakt er nach. „Es ist aber nun mal einfach nicht so. Wir haben uns wohl beide getäuscht." „Aber wie... warum... wie kam es dann dazu, dass wir beide in diesem Bett lagen?", will er verwirrt wissen.

„Also wir haben beide ja ordentlich getrunken. Und dann wollte ich dir Schlafklamotten holen. Also ich wieder zurück ins Wohnzimmer gekommen bin, hast du geweint und wolltest die Vodka-Flasche exen. Ich habe dann beschloßen, dass wir in Bett gehen sollten. Ich hab dich ins Gästezimmer geführt und dir geholfen dich umzuziehen." Ich lasse den teil mit meinen Gedanken bei dieser Aktion aus. „Danach sind wir gemeinsam ins Bad, wo du dich übergeben hast und anschließend wieder geweint hast. Wir sind dann zurück in mein Schlafzimmer gegangen, da ich dir ein neue Klamotten geben wollte, weil du deine im bad wieder versaut hast. Du hast dich dann ausgezogen und einfach in mein Bett gelegt und bist sofort eingeschlafen.", beende ich meine Erzählung.

„Ich war wohl wirklich sehr betrunken", ist die einzige Reaktion von Tim. Wir schweigen uns an. Keiner weiß, was er sagen soll. Die Stimmung ist fast noch unangenehmer als nach der Erkenntnis, dass wir miteinander geschlafen haben. „Und warum lagst du dann halb nackt neben mir?", fragt Tim irgendwann. „Keine Ahnung, erschien mir anscheinend logisch. Ich war ja auch nicht nüchtern." Er nickt bloß stumm.

Wir essen einfach weiter. Die ausgelassene Stimmung von vorhin ist hinüber. Ich will einfach nur wissen, was in Tim gerade vorgeht. Ist er erleichtert? Er zeigt einfach keine Emotion aus der ich irgendwas lesen könnte. Eigentlich müsste er doch erleichtert sein, oder? Es ist doch eine gute Nachricht? Keine Ahnung. Ich weiß, ja selbst nicht, was ich darüber denken soll. Vielleicht ist es jetzt einfach ein Fakt ohne jegliche Bewertung.

Irgendwann räumen wir den Tisch ab und ich beginne das Geschirr zu spülen. Tim nimmt sich ein Handtuch und trocknet die Sachen wieder ab, bevor er sie wieder an ihren Platz in der Schränken stellt. „Seit wann... also wann hast du dich erinnert?", bricht er nach einer Weile die Stille. „Gestern Abend", antworte ich kurz. Als er dann jedoch nichts weiter sagt, spreche ich weiter, „und du warst ja angetrunken und heute morgen habe ich ehrlich gesagt nicht wirklich daran gedacht." „Du hast es mir ja jetzt gesagt.", beendet er meine Rechtfertigung.

Wir sind mit dem Spülen fertig und Tim füllt sein Glas wieder mit Wasser auf bevor er sich einfach an den Tisch setzt. Ich weiß wirklich nicht was gerade los ist. Was soll ich machen? Was hat er jetzt vor? Er kann schließlich nicht ewig an meinem Tisch sitzen und nichts sagen. Vorhin war ja schon unangenehm, aber jetzt? Aufgewühlt tigere ich in meiner Küche auf und ab, nehme mir einen nasse Lappen und fahre einmal über alle Oberflächen. Auf der Herdplatte ist etwas Soße festgetrocknet und ich konzentriere mich darauf diesen Fleck zu entfernen ohne die Oberfläche zu zerkratzen. Danach fahre ich nochmal drüber. Anschließend trockne ich alle Oberflächen nochmal mit einem Handtuch ab und rücke die freilegenden Gegenstände auf ihren exakten Platz.

„Wie lange willst du Küche eigentlich noch putzen?", ertönt die belustigte Stimme von Tim hinter mir. „Bis sie sauber ist?", stelle ich fast schon erleichtert ein Gegenfrage. „Und du bist der Meinung, dass sie noch nicht sauber ist?" Ich drehe mich langsam zu ihm um, bevor ich antworte. „Wenn du eine bessere Tätigkeit vorschlägst, könnte ich mich dazu überreden lassen, diese Küche als sauber anzusehen."

„Keine Ahnung... wir könnten einen Film schauen oder so.", schlägt er vor. Ich hänge zögerlich das Küchentuch, welches ich noch in der Hand halte zurück an seine Haken. Sollte ich nochmal zu dem Thema vor vorhin sagen, oder belassen wir es jetzt einfach dabei? Gemeinsam gehen wir in mein Wohnzimmer, wo wir uns auf das Sofa fallen lassen. Ich nehme die Fernbedienung vom Couchtisch und möchte gerade den Fernseher anmachen, als ich doch nochmal meine Hand senke und mich zu Tim drehen. „Ist jetzt eigentlich alles geklärt zwischen uns?"


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Hallelujah!! Das Gespräch! 😂 Da ich weiß, dass ein paar hier bereits (Wunsch-)Vorstellungen von diesem Gespräch hatten: Ich hoffe es hat euch gefallen! 😂

Ich brauch mal eure Hilfe für das nächste Kapitel: Welchen Film sollen die beiden schauen?

Einen schönen Sonntag euch noch!

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