„Ich bleibe bei meiner Meinung, dass die klassischen gebrannten Mandeln immer noch die Besten sind!", konstatiert Sina, nachdem wir alles mögliche durchprobiert haben. „Die sind voll langweilig, die mit Zimt zum Beispiel schmecken viel weihnachtlicher.", entgegnet Svenja ihr. So geht das nun schon seit zehn Minuten hin und her. Keine der beiden scheint mehr auf Tim oder mich zu achten. Dieser bedient sich einfach an den Süßigkeiten und beobachte ebenso wie ich das Spiel vor uns. „Jan, jetzt sag doch auch mal was dazu!", werde ich plötzlich aufgefordert. „Ihr lasst uns ja nicht zu Wort kommen", erwidere ich grinsend. „Gebrannte Mandeln oder diese missglückten Experimente?", fragt Sina mit Nachdruck. „Gebrannte Mandeln waren zwar noch nie mein Favorit, aber in diesem Fall wohl schon. Da weiß ich wenigstens worauf ich mich einlasse", meine ich. „Da siehst du's! Er ist auch meiner Meinung!", argumentiert sie dann wieder ihrer Schwester gegenüber. „Also ich finde die mit Zimt aber etwas besser", mischt sich Tim nun auch in die Diskussion ein. „Endlich mal jemand mit Geschmack!", dankt Svenja ihm. „Also steht es zwei gegen zwei." „Hat sie dich bezahlt, damit du ihr zustimmst?", will Sina lachend von Tim wissen, „niemand würde freiwillig die mit Zimt den normalen vorziehen." „Offensichtlich doch", entgegnet Tim und nimmt demonstrativ ein paar Mandeln mit Zimt aus der kleinen Papiertüte.

Sina wendet sich wieder ihrer Schwester zu: „Okay im Vergleich mit den Zimt-Mandeln sind wir uns uneinig, aber diese hier mit der Schokolade sind doch ein Verbrechen an gebrannten Mandeln." „Zwei Dinge die ich liebe, zu einem verbunden, kann kein Verbrechen sein!", streiten die zwei weiter. Als ich zugesagt habe, hatte ich gedacht, dass wir einfach nur verschiedene Sorten gebrannte Mandeln probieren, damit dass das bei den beiden so eskaliert, hatte ich wirklich nicht gerechnet.

„Sollen wir uns das noch länger geben oder mal nach richtigem Essen Ausschau halten? Von dem Zeug werde ich nämlich nicht satt.", raunt mit Tim zu. Kurz überlege ich, aber die Entscheidung ist schnell gefallen. „Essen." Leise lachend leert Tim seine Tasse und unbemerkt von den zwei Streithähnen verschwinden wir in der Menschenmenge. In einer der Gassen ist es etwas ruhiger, sodass Tim stehen bleibt und ich zu ihm aufschließen kann. „Die zwei werden auf Dauer wirklich anstrengend.", stöhnt Tim genervt auf. „Ich hoffe einfach mal, dass sie es uns nicht übel nehmen, dass wir die Flucht ergriffen haben", erwähne ich, froh darüber, dass Tim doch normal drauf ist.

„Also worauf hast du Lust? Langos, rote Wurst? Vorhin habe ich auch irgendwo einen Crêpesstand gesehen." „Mir egal, aber ich wäre für irgendwas herzhaftes. So als Ausgleich zu dem gerade eben.", antworte ich Tim. „Wir können ja einfach schauen, was uns als erstes ins begegnet und die Schlange nicht zu lange ist.", schlägt er vor und ich stimme ihm zu. Wir biegen auf die gefüllte Fressmeile des Weihnachtsmarkts ein. Wir beschließen, dass wir uns Langos holen und stellen uns in eine der Schlagen, in der Hoffnung, dass sie auch zu dem richtigen Stand gehört.

„Wie lief eigentlich der weitere Dreh mit Galileo?", fragt er beiläufig. Ich erzähle ihm von dem Termin mit meiner Therapeutin und bin fast schon überrascht, wie locker wir miteinander reden können. Vielleicht waren meine Sorgen und Bedenken doch völlig unbegründet und man kann auch nach einer gemeinsamen Nacht noch nur Freunde sein.

„Ja und deshalb habe ich auch Sina näher kennengelernt und sie hat mich quasi gezwungen auf diesen Weihnachtsmarkt zu gehen. Sie meinte es wäre verboten, Weihnachten zu feiern ohne davor auf dem Weihnachtsmarkt gewesen zu sein.", beende ich meine Erzählung. „Da hat sie allerdings Recht.", stimmt Tim schmunzelnd Sina zu. „Du bist aber auch immer anderer Meinung als ich, oder?", stelle ich genervt fest. „Anscheinend, aber sieh es positiv: Heißt es nicht ‚Gegensätze ziehen sich an'?" „Ähm okay...", gebe ich überfordert von mir, da ich keine Ahnung habe, wie ich diese Aussagen zu verstehen habe. Ich dachte die Nacht wäre vergessen. Alles wäre wieder normal. Oder meint er das einfach nur freundschaftlich und ich interpretiere zu viel rein?

Anscheinend hat auch Tim bemerkt, dass seine Bemerkung ziemlich unpassend in unserer Situation ist und ein betretenes Schweigen breitet sich zwischen uns aus. Um einem älteren Mann, der beide Hände voller Essen hat, den Weg frei zu machen, gehe ich etwas auf die Seite und stoße gegen Tim, der keinen Schritt auf die Seite gemacht hat. Unangenehm. Ich murmle ein kurze „Sorry" und warte die elendig langen Sekunden bis der Mann endlich vorbei ist ab, um wieder auf Abstand zu gehen.

„Sollen wir den beiden eigentlich etwas mitbringen?" „Ja, dann können wir sie damit entweder besänftigen, wenn sie wegen unseres Verschwindens beleidigt sind, oder sie von ihrem Mandel-Drama ablenken.", versuche ich die Stimmung etwas aufzulockern. Es scheint zu funktionieren, da Tim lächelnd antwortet: „Klingt nach einem guten Plan." Wir holen vier Portionen und schlagen uns durch das Chaos zurück an den Tisch, an dem hoffentlich noch Sina und Svenja stehen.

„Da seid ihr ja wieder!", werden wir sofort empfangen. „Mhm, lecker Langos.", schwärmt Svenja und nimmt mir sofort einen aus der Hand. Ihre Schwester tut es ihr gleich. „Danke schön!" Von ihrer direkten Art überrumpelt nehme ich die Portion, die Tim mir daraufhin in die Hand drückt wortlos entgegen. „Guten Appetit", wünscht Tim uns noch, bevor wir beginnen zu essen.

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Und sie sind immer noch nicht zuhause!!! Wie soll diese Geschichte je ein Ende finden, wenn sich alles so extrem zieht? 😂

Übrigens ist es sehr seltsam im Mai einen Weihnachtsmarkt zu beschreiben, also verzeiht mir, wen ich nicht ganz so viel Wert auf eine Weihnachtliche Stimmung lege. 

Ich wünsche euch allen Morgen einen guten Start in eine weitere Woche. Wir sehen uns dann wahrscheinlich erst wieder gegen Ende der Woche.