16 - Ein date?
Tick...Tack...Tick...Tack...
Da lag ich. In meinem riesigen Ehebett und das auch noch allein.
Farlan war schon früh weg, weil er noch seine Klausuren fertigstellen musste.
Klar, sowas konnte man natürlich auch nicht Zuhause bei seiner Familie erledigen. Tch.
Ich starrte an die Decke und hörte das Gebrabbel meiner kleinen Tochter, welche neben meinem Bett in ihrem kleinen Bettchen lag.
Isabel schlief noch bei uns, weil sie nachts nie alleine sein wollte.
So langsam mussten wir ihr das aber abgewöhnen. Sie war inzwischen ein Jahr alt und hatte schon ihr eigenes Zimmer. Aber darin schlafen wollte sie patu nicht.
Seufzend richtete ich mich auf und schaute auf die Uhr.
7:59 Uhr.
Ich war mal wie immer früher wach, als mein Wecker.
Wie deprimierend. Ich hätte noch eine Minute schlafen können.
Ich schaltete ihn also aus und stand auf, um nach Isabel zu sehen.
Diese lag hellwach in ihrem Bett und streckte die Hände nach dem Mobile über ihr aus.
Immerhin hatte Farlan noch die Zeit, ihr die Windeln zu wechseln, sonst hätte unser Schlafzimmer gestunken.
Schmunzelnd nahm ich sie aus dem Bett und ging mit ihr ins Bad.
Mit dem Baby auf einem Arm und der Zahnbürste in der anderen Hand, putzte ich mir also die Zähne, während Isabel mit meinen Haaren spielte.
Vor kurzem habe ich wieder meinen Undercut schneiden lassen. Ich mochte zu lange Haare nicht. Das ist natürlich jedermanns eigene Entscheidung, aber ich hasse lange Haare.
Als ich fertig war, verließ ich das Bad und setzte mich mit meiner Tochter ins Wohnzimmer.
Dort setzte ich sie in den Laufstall und überprüfte erstmal die Post.
Wenn man als Erwachsener Post bekommt, ist es nie ein gutes Zeichen. An der Stelle liebe Grüße ans Finanzamt.
Es kam nur ein Brief zur nächsten Untersuchung von Isabel, aber sonst war nichts Besonderes dabei.
Gelangweilt setzte ich mich aufs Sofa. Mit Boxershorts und weißem Shirt. Wie aufregend.
Ich hatte heute einen freien Tag und wusste daher nicht so genau, wie ich ihn verbringen sollte. Ich hatte halt keinen großen Freundeskreis und das fand ich auch immer ganz gut so.
Da muss man einem auch nicht leid tun. Je mehr Freunde man hat, desto mehr Zeit muss man für jeden finden.
Und als ob ich due Zeit und die Nerven dafür hätte mich mit all meinen Freunden zu treffen.
In meinem Leben gab es wenn dann nur immer Hanji.
Irgendwie war diese nervige Brillenschlange ja doch eine gute Freundin.
Und Erwin, auch wenn er mein Chef war. Aber mit ihm habe ich eher selten etwas unternommen. Seine Augenbrauen machten mir Angst.
Der Bildschirm von meinem Handy - welches auf den Tisch lag - ging plötzlich an und mein Klingelton spielte seine Melodie.
,,My loneliness is killing me (and I) I must confess I still believe (still believe) When I'm not with you I lose my mind. Give me a siiiiiggggnnnn...HIT ME BABY ONE MORE TIME!"
Nachdem ich also den refrain einmal gehört hatte, nahm ich mein Handy in die Hand und ging somit ran.
,,Hallo Eren."sagte ich und von der anderen Seite der Leitung war bereits das kichern zu hören.
,,Du hast heute freeeiiii...~"sagte er.
Ja...ihm auch einen guten morgen. Idiot.
,,Woher weißt du das?"-,,Du warst heute nicht in der Bank. Deine komische Freundin hat mir gesagt, dass du frei hast."
Damit kann er ja nur Hanji gemeint haben, denn außer sie habe ich keine komischen Freunde.
,,Und was willst du mir jetzt damit sagen?"fragte ich und blickte dabei zu Isabel, die gerade ihre Rassel aus den Laufstall geworfen hatte. Dann der Teddy und noch ein paar andere Sachen. Das durfte ich alles später wieder aufräumen, na ganz toll.
,,Lass uns heute was unternehmen. Das Wetter ist schön."
Mein Blick wanderte automatisch nach draußen. Der Schnee lag hoch, aber die Sonne schien.
,,Eren, ich kann meine Tochter nicht alleine lassen."-,,Scheiß egal. Nimm sie einfach mit. Hauptsache wir sehen uns. In einer Stunde im Park. Wenn du zu spät kommst, zahlst du Strafe."
Und da hatte er auch schon aufgelegt und ich starrte verdutzt auf meinen Bildschirm. So aufgedreht und fröhlich kannte ich ihn gar nicht.
Wobei damals als er noch ganz klein war, hatte er dieses Verhalten. In seiner Pubertät hatte sich das schlagartig geändert und das nur weil sein Vater ihn verlassen hatte.
Was für ein Arsch muss man sein, einfach so von jetzt auf gleich seine Familie zu verlassen? Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sehr die Jägers darunter gelitten haben.
Ich streckte mich kurz und stand dann auf, um mich für das Treffen mit Eren fertig zu machen.
Kaum hatte ich den Schrank geöffnet, stand ich vor dem ersten Problem.
Was ziehe ich an?
Es sollte an sich nur ein normales Treffen sein, oder? Oder war es etwa ein...
Schnell schüttelte ich den Kopf. So durfte ich nicht denken, denn ich war immerhin verheiratet.
Dennoch war es schwierig für mich, passende Klamotten zu finden. Am Ende entschied ich mir für eine Schwarze Hose und einen dunkel roten Pullover.
Es war nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig. Ganz normale Kleidung, für ein ganz normales Treffen.
Nachdem ich mich also angezogen habe, zog ich Isabel passende Kleidung an und machte dann den Kinderwagen bereit.
Auch wenn die Sonne schien, war es draußen doch recht kalt.
Daher zog ich Isabel kurz darauf auch noch ihre kleine Winterjacke an, sowie auch einen Schal und eine Mütze.
Ich holte meinen schwarzen Mantel aus der Garderobe und legte mir ebenfalls einen Schal um den Hals.
Als ich dann Isabel in den Kinderwagen gelegt habe, schob ich diesen nach draußen und schloss die Tür hinter mir. Die Tasche mit den wichtigsten Sachen für Isabel hing am Griff vom Kinderwagen.
Als ich mir dann sicher war, an alles gedacht zu haben machte ich mich also samt Baby auf dem Weg zum Park.
Dieser war ja Gott sei Dank nicht weit weg von meinem Zuhause.
Hier gingen Farlan und ich sonst öfters spazieren, aber der letzte Spaziergang ist ja nun inzwischen auch eine Weile her.
Isabel gab fröhliche Geräusche von sich und so lächelte ich sie liebevoll an, während ich mit ihr den Park betrat.
Kurz sah ich mich um, doch Eren war noch nicht in Sichtweite. Aber er hatte ja auch noch etwas Zeit, denn ich war zu früh.
Ich steuerte direkt auf die nächste Bank zu und nahm dort Platz.
Isabel streckte quengelnd ihre Arme aus und so hebte ich sie aus dem Wagen und ließ meine kleine Tochter auf meinen Schoß sitzen.
Da gab sie auch schon wieder freudige Geräusche von sich und lachte, was wirklich ansteckend war. Kaum lachte sie, musste ich es automatisch auch.
Sie war wirklich mein ein und alles.
,,Dich lachen zu sehen, ist ja mal eine Seltenheit."
Überrascht blickte ich auf und da stand Eren, mit Winterjacke, die Pelz an der Kapuze hatte und einer Cappie auf dem Kopf.
Nur seine Sonnenschein trug er diesmal nicht.
,,Heute nicht als E-Kyun unterwegs?"-,,Die Cappie und mein Schal sollte als Tarnung reichen. Jetzt bin ich als Eren hier."
Schmunzelnd nahm er neben mir auf der Bank Platz und blickte direkt zu meiner Tochter.
Die beiden waren sofort in Kontakt, was deren Blicke anging.
,,Und du bist wer?"fragte er neugierig und liebevoll.
,,Das ist meine Tochter, Isabel."-,,Eine kleine Ackermann...ob die Welt das verkraftet?"
Kichernd sah er mich an und ich erwiderte seinen Witz nur Schmunzelnd.
Eren streckte Isabel seinen Finger entgegen und sie umgriff ihn mit ihrer winzigen Hand.
Völlig fasziniert blickte sie ihn an, direkt in seine Smaragdgrünen Augen und musste kurz darauf laut anfangen zu lachen.
,,I-ich hab doch nichts gemacht."sagte Eren etwas schockiert, was mich dann doch zum kichern brachte.
,,Das zeigt, dass sie dich mag. Mein Chef Erwin hat sie mal angelächelt, aber sie hat direkt angefangen zu weinen, weil sie vor seinen Augenbrauen angst hat."
Kurz darauf fing Eren an zu lachen und ich tat es ihm gleich.
Eren's lachen war wunderschön, Musik in meinen Ohren.
Es klang nicht mehr so kindlich wie damals, aber von der Art her hatte es sich kein bisschen verändert.
Da wurde mir wieder klar, dass Eren - mein kleiner Fussel - kein kleines Kind mehr war.
Er war nicht mehr der Junge mit dem Paw Patrol Rucksack.
Er hatte nicht mehr die Tupperdosen seiner Mutter in der Schultasche.
Er hatte keine Brille mehr, keine Zahnspange und auch keine Akne.
Eren war Erwachsen und sah verdammt nochmal gut aus. Viel zu gut. Shit.
,,Wollen wir ein bisschen spazieren gehen?"schlug er dann vor und ich nickte, ehe ich meine Tochter wieder in den Kinderwagen legte.
Somit standen wir beide auf und gingen ein bisschen durch den Park spazieren.
Die ersten paar Minuten sagten wir einfach gar nichts und da wurde mir erneut bewusst, wie angespannt die Stimmung zwischen Eren und mir noch war.
Das von damals haben wir nie wirklich geklärt und für meinen Korb habe ich mich auch nie bei ihm entschuldigen können. Vielleicht sollte ich damit anfangen, aber ich habe mich einfach nicht getraut. Mein Mund öffnete sich zwar immer wieder, war bereit zu reden, aber hielt es dann doch für besser die Klappe zu halten.
,,Wie läuft dein Privatleben eigentlich so?"fragte ich dann dich vorsichtig.
,,Von deinem Job weiß ich ja nun einiges...aber von deinem Leben als Eren weiß ich aktuell nichts..."
Eren sah mich kurz verwundert an, das sah ich aus dem Augenwinkel.
Ich traute mich gar nicht ihn wirklich anzusehen, denn immerhin habe ich zum Teil seine Zeit als Teenager ruiniert. Die Reue kam immer mehr und mehr in mir auf.
Eren steckte seine Hände in die Jackentasche und schaute zu Boden, während wir nebeneinander den Weg am zugefrorenen See entlang liefen.
,,Soweit ist alles gut..."fing er an.
,,Jetzt wo du wieder in meinem Leben bist, ist es sogar noch besser..."-,,Noch besser?"
Verwundert über seine Aussage blieb ich stehen. Eren lief noch ein paar Schritte weiter, blieb dann aber auch stehen und blickte über seine Schulter zu mit nach hinten.
,,In all den Jahren habe ich dich sehr vermisst, Levi..."
Seine Worte trafen mich mitten ins Herz. Eren stand da, direkt vor mir im hellen Licht der Morgensonne und lächelte mich voller Freude an.
In dem Moment wurde mir wieder bewusst...
...wie süß Eren ist...
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