Godrics Hollow
Godrics Hollow
„Du brauchst mir aber nicht helfen", wiederholte Molly zum zehnten Mal und lächelte Harry dankbar an. Die zwei waren alleine im Fuchsbau. Arthur Weasley war auf einer Dienstreise und Ron und Ginny dazu verdonnert worden, ihrer Tante Tessie für einige Tage zu helfen. Ihre Eltern waren gar nicht zufrieden mit ihren Noten und so war dies auch etwas als Strafe gedacht.
„Ich koche gern", Harry schnippelte das Gemüse klein, er arbeitete gerade an einem Nudelsalat. „Gut, nicht für die Dursleys. Aber ich finde es entspannend, aber noch lieber backe ich. Da kann man so schön zwischendurch naschen, wenn man nicht daran gehindert wird."
Molly lachte. „Oh ja, das ist auch mein Laster. Besonders gerne backe ich Kekse und Kuchen."
„Da fällt es nicht auf, wenn Teig fehlt", ergänzte Harry.
„Ganz genau." Die zwei lachten verschwörerisch. „Deine Mom liebte Geschichte", begann Molly wenige Minuten später zu erzählen. „Sie verschlang die Bücher darüber regelrecht, auch später, als sie schon mit deinem Dad verheiratet war. James witzelte oft, dass sie bald eine größere Bibliothek hätten als die in Hogwarts und er würde bereits einen zehnstöckigen Anbau für euer Haus planen – nur für Lilys Bücher."
„Ich weiß fast gar nichts über sie, unsere Bibliothek hätte ich gerne gesehen, aber noch viel lieber ihre Gräber."
„Du warst noch nie dort?"
„Nein, mit wem denn. Ich weiß noch nicht einmal, wo sie überhaupt begraben liegen. Noch nicht einmal ein Foto von ihrem Grab kenne ich."
Molly wusch sich die Hände und nahm die Schürze ab. Dann stellte sie das Gemüse in den Kühlschrank und räumte mit einem Schwenk ihres Zauberstabes die Küche auf. „Hol deine Jacke, das ändern wir sofort. Das ist eine Schande, dass Dumbledore noch nie mit dir dort war. Einfach unverständlich. Aber es muss ja immer alles nach seiner Nase gehen."
Harry holte seine Jacke und war kurz danach wieder in der Küche. „Dann los."
Molly apparierte Harry und sich in eine Seitengasse neben den Friedhof von Godrics Hollows. Schweigend betraten sie den Friedhof, gingen durch die Reihen. „Hier ist es." Molly wies auf ein Grab. „Lass dir ruhig Zeit, ich gehe einige Reihen weiter, da liegen meine Brüder Gideon und Fabian. Die waren noch schlimmer als Fred und George, aber erzähl es ihnen bitte nicht. Ich behaupte ihnen gegenüber nämlich immer, dass meine Brüder die reinsten Musterknaben waren und nie einen Heuler bekamen von unserer Mutter."
Harry lachte. „Dann wäre Ihr Druckmittel weg?"
„Ganz genau. Meine Brüder hätten meine lieben Chaoten mit links in die Tasche gesteckt. Hätte ich gern das eine oder andere Mal gesehen. Meine Mutter schrieb bestimmt mehr Heuler nach Hogwarts als ich." Molly legte Harry kurz die Hand auf die Schulter, dann ging sie weiter.
Harry sah schweigend auf das Grab von Lily und James Potter hinunter. Es trug die Inschrift: „Der letzte Feind, der zerstört werden wird, ist der Tod". „Hey Mom, hey Dad, entschuldigt, dass ich euch noch nicht besucht habe seit besagter Halloweennacht, doch ich wusste bislang noch nicht einmal, wo ihr begraben liegt. Molly Weasley zeigte mir heute erst euer Grab, sie ist jetzt bei ihren Brüdern, ihre Söhne Fred und George sind schlimmer als diese erzählte sie mir eben noch. Doch ich soll es nicht weitererzählen. Die Rumtreiber sind die Vorbilder der Zwillinge, sie hingen regelrecht an den Lippen von Sirius, wenn der von euren Streichen erzählte, Dad. Sie haben einen Scherzartikelladen in der Winkelgasse, der würde dir gefallen, Dad. Hogwarts wird gerade saniert und repariert. Voldemort ist tot, endlich. Ich verbringe die Ferien jetzt bei den Weasleys. Dumbledore wollte es so, lieber wäre ich mit zu meiner besten Freundin Hermine gefahren. Doch Dumbledore meinte, entweder bei den Weasleys oder bei ihm. Hermine ist echt nett, sie ist mehr meine Schwester als meine beste Freundin. Sie würde euch gefallen. Hermine kann reden ohne Luft zu holen und steckt dauernd die Nase in ein Buch. Leider bekommt sie von Prof. Snape keine Punkte, das wurmt sie immer. Der hat sich jetzt auch geändert. Vorher spionierte er Voldemort aus und piesackte mich immer. Zaubertränke ist neben Alte Runen, Verwandlung, Zauberkunst und Arithmantik Mimis Lieblingsfach. Es war aber auch nicht nett von dir, Dad, was du alles angestellt hast, um i Prof. Snape zu ärgern. Gar nicht nett. Ich hab mich jetzt für dich entschuldigt und er nahm meine Entschuldigung an. Im Moment liegt er noch im St. Mungos – er und Lord Malfoy töteten Voldemort im Duell in der Mysteriumsabteilung. Remy schaltete Fenrir Greyback aus. Mrs. Weasley erzählte mir vorhin gerade, Mom, dass du genauso wie ich Geschichte geliebt hast. Das wusste ich gar nicht, ich werde wohl etwas mit Geschichte später beruflich machen. Percy und Bill Weasley brachten mich da auf eine Idee. Ursprünglich wollte ich Auror werden wie du, Dad. Doch das andere finde ich noch etwas spannender."
„Er ist ein guter Junge, Lily, James." Molly stand auf einmal wieder hinter Harry. „Ist sehr beliebt und seine Noten sind auch gut bzw. werden jetzt immer besser. Er ist genauso Sucher wie du, James, fliegt aber sogar noch besser. Ihm verdankt Gryffindor den Quidditchpokal. Allerdings fliegt er auch genauso leichtsinnig wie du, James. Ich werde ihm daher gelegentlich in deinem Namen die Öhrchen langziehen, Lily. Als Stellvertreterin halt." Molly stieß Harry leicht in die Seite. „Passt mir gut auf meine Lausbubenbrüder auf, ihr zwei."
„Sirius starb bei dem Kampf gegen Voldemort, Dad, aber das wisst ihr ja bestimmt. Aber Remus geht es gut. Er ist jetzt mit Sirius Cousine Tonks zusammen. Zur Zeit machen sie gerade Urlaub in der Karibik – Flitterwochen um es genau zu sagen."
„Die zwei sind schwer verliebt", ergänzte Molly. „Tonks tut Remus richtig gut."
„Wenn sie nicht gerade wieder über den Schirmständer fliegt und das Portrait von Sirius Mutter aufweckt."
„Dafür hat Tonks echt Talent."
„Ich bin dafür, die Wand mit ihrem Portrait einfach rauszureißen, Mrs. Weasley."
„Mit einem Bombarda."
„Sie klingen wie Fred und George. Haben Ihre Brüder eigentlich auch Klobrillen verschickt?"
„Nein, auf so einen Bolzen kamen die zum Glück nie."
„Ich möchte so etwas nicht bekommen. Wie wäre es, wenn wir den zweien so etwas mal schenken? Und dann stellen sie fest, dass es eine Torte ist."
„Zum Geburtstag? Das machen wir."
„Hier habt ihr gelebt." Nach dem Friedhof zeigte Molly Harry als erstes das Denkmal, das für ihn und seine Eltern errichtet worden war, danach ging es weiter zum Haus. Molly löste die Schutzzauber, Harry schloss mit dem Schlüssel auf, den er von Gringotts irgendwann einmal erhalten hatte, und sie traten ein. Schweigend sah Harry sich um. Hier unten an der Tür war sein Vater damals gestorben, seine Mom oben in seinem Kinderzimmer. „Wo ist alles geblieben?"
„Wurde alles für dich bei Gringotts eingelagert. Wusstet du das nicht?"
„Nein, ich kenne dort nur mein Schulverlies."
„Mir wird schlecht. Hat Dumbledore dich niemals aufgeklärt, was du alles geerbt hast?"
„Er meinte, das wäre nicht so wichtig, Besitz wäre unwichtig, ich hätte eine viel wichtigere Aufgabe zu erfüllen: Voldemort."
„War ja so was von klar", knurrte Molly Weasley. „Komm, lass uns einmal durchs Hause gehen und dann bringe ich dich zu Gringotts. Erwähnte Sirius irgendwann einmal etwas?"
„Wann denn, dafür war die Zeit einfach zu kurz."
„Hast recht." Molly umarmte Harry kurz. „Das holen wir gleich nach. Vor allem solltest du endlich das Hausratsverlies der Familie Potter sehen. Dort wurde alles eingelagert, was deinen Eltern gehörte. Da suchst du dir aus, was du mitnehmen möchtest. Und bei den Büchern deiner Mom fängst du an. Es hätte sie gefreut, dass ihr das gleiche Hobby habt und dein Vater hätte scherzhaft darüber gestöhnt, dass er euretwegen die Bibliothek immer und immer wieder erweitern muss. Vielleicht finden wir ja auch etwas aus deinem alten Kinderzimmer, was du gerne mitnehmen würdest und es müssten massenhaft Fotoalben dabei sein."
„Das wäre schön. Ich habe nur die Aufnahmen, die Hagrid für mich im ersten Schuljahr zusammenstellte."
„Wenigstens etwas", knurrte Molly. Sie schien nicht gut drauf zu sein und Harry war froh, dass er nicht der Grund dafür war. „Na dann schau dir alles an."
Eine halbe Stunde später apparierte Molly sie in den Tropfenden Kessel und vor dort ging es weiter durch die Winkelgasse nach Gringotts. „Mr. Potter benötigt eine Aufstellung über sein Erbe und würde gerne seine diversen Verliese besichtigen", trug Molly ihr Anliegen vor.
„Sehr wohl Mrs. Weasley. Mr. Potter, schön, dass Sie endlich die Zeit finden uns aufzusuchen. Wir hatten Ihnen bereits diverse Male geschrieben."
„Ich habe keinen Brief bekommen."
„Prof. Dumbledore als Ihr Vormund hätte Ihnen diese Briefe übergeben sollen."
„Tat er aber nicht. Worum geht es denn?"
„Um diverse Angelegenheiten." Der Kobold führte die zwei in das Büro des Direktors.
„Schön, dass Sie es endlich einrichten konnten, Mr. Potter."
„Ich wusste von nichts, sorry."
„Kein Problem. Erst einmal herzliches Beileid zum Tod Ihres Paten." Der Kobold schlug eine Akte auf. „Lord Sirius Black, der letzte aus dem Hause Black, setzte Sie als seinen Alleinerben ein und übertrug Ihnen nicht nur seinen gesamten Besitz, sondern auch seinen Titel nebst diversen Sitzen in verschiedenen Gremien. Daneben gibt es auch noch die Vermögenswerte sowie Sitze des verstorbenen Lord Regulus Arcturus Black. Da dieser ohne eigene Nachkommen verstarb, gehen diese ebenfalls auf Sie über, allerdings erst dreißig Jahre nach seinem Tode. So regeln es die Gesetze der Familie Black."
„Wow."
„Du kannst damit großes bewirken, Harry. Sirius hat seine Geschäfte allesamt vernachlässigt – wie hätte er sich auch gut drum kümmern können? Erst war er mehrere Jahre in Askaban, dann auf der Flucht und im Anschluss musste er sich versteckt halten." Molly drückte Harrys Hand. „Können Sie Harry eine Übersicht über all seine Sitze, Geschäfte und Beteiligungen mitgeben? Dann kann er dies in Ruhe studieren und Ihnen falls erforderlich dazu Fragen stellen bei seinem nächsten Besuch. Ich sorge dafür, dass er zukünftig Ihre Briefe erhält und sich auch bei Ihnen regelmäßig meldet."
„Das bereiten wir selbstverständlich gern für Mr. Potter vor, Mrs. Weasley. Kann aber etwas dauern.
„Danke schön."
„Wie wäre es, wenn Sie als erstes die Verliese besichtigen und wir uns in zwei Stunden hier wieder treffen?"
„Das wäre klasse. Mrs. Weasley erzählte mir heute, dass meine Mom Geschichte liebte genauso wie ich und dass sie sehr viele Bücher gehabt haben soll."
„Da werden Sie mit Sicherheit einiges finden."
„Die Fahrt war cool, danke schön", Harry lachte über das ganze Gesicht, als sie endlich ausstiegen.
„Echt cool", ätzte Mrs. Weasley und holte tief Luft. „War ja klar, dass dir das gefiel, du fliegst ja auch so. Ich glaube, die Muggel nennen solche Leute Geschwindigkeitsjunkies."
Harry und der Kobold sahen sich an und brachen in schallendes Gelächter aus. „Ja, deshalb liebe ich diese Fahrten ja auch so sehr. Am liebsten würde ich sofort noch einmal fahren."
„Merlin bewahre, ohne mich. Eher laufe ich hinterher."
„Es bleibt ja noch die Rückfahrt", tröstete der Kobold Harry und öffnete das erste Verlies. „Hier befindet sich der Hausrat aus Ihrem Elternhaus, Mr. Potter."
Schweigend trat Harry ein, gefolgt von Molly Weasley. „Da sind ja schon die Bücher." Molly wies nach vorne und ließ sich in einem gemütlichen Sessel nieder. „Ich warte hier. Sieh dich in Ruhe um und leg alles raus, was wir mitnehmen wollen. Ich verkleinere es dann später."
Harry ließ sich das nicht zweimal sagen und unterzog als erstes den Bücher einer eingehenden Prüfung. Auf Anhieb fand er dreißig dicke Geschichtsbücher, die ihn interessierten und die er somit herauszog. Aber auch welche über Pflanzen, Kräuterkunde sowie Fabelwesen waren darunter, die er für Luna und Neville einsteckte. Er hatte so eine Ahnung, als wenn diese sich bei Hermine aufhalten würden. Ebenso tippte er darauf, dass die Creevy-Brüder dort sein würden – schon die letzten Jahre waren Dennis und Colin über Weihnachten und Ostern in Hogwarts geblieben und leisteten ihm somit Gesellschaft. Als nächstes fand er ein wertvolles, wunderschönes Schachbrett, das würde er für Hermine mitnehmen. Ein ideales Geschenk für eine Schachgroßmeisterin. Zu seiner großen Überraschung fand er auch diverse Tränkebücher vor. Aus einem Impuls hinaus steckte er diese ebenfalls ein; er würde sie bei Gelegenheit seinem Lehrer zukommen lassen, vielleicht konnte der ja etwas damit anfangen, sie sahen auf jeden Fall schon ziemlich alt aus. Die Bücherauswahl war wirklich ein Traum. Er fand diverse Krimis, die legte er ebenfalls zur Seite. Mal schauen, was sein Dad so gelesen hatte. Er musste grinsen, Muggelautoren, da hatte also seine Mutter die Hand im Spiel gehabt. Am liebsten hätte er alle Bücher eingesteckt aber ...
„Such dir ruhig so viel aus wie du möchtest", ermunterte Molly Weasley ihn grinsend. Mittlerweile hielt sie eine große Tasse Tee in der Hand die der aufmerksame Kobold ihr gebracht hatte für die Dauer des Wartens. „Deine Mom würde sich freuen und auch dein Dad. Da müssten doch bestimmt noch etliche Quidditchbücher herumstehen. Die würde ich an deiner Stelle einpacken und auch alles andere, was dir auf den ersten Blick gefällt. Denk daran, wir können alles schrumpfen, so dass es keinen Platz wegnimmt."
„Danke schön." Harry nahm dies zum Anlass, noch einmal alles durchzusehen und vergrößerte seine Auswahl. Auch die Kinder- und Jugendbücher, die er fand, nahm er allesamt mit. Er hatte viel nachzuholen und war neugierig, was seine Eltern bereits für ihn angeschafft hatten bzw. was sie selbst in seinem Alter gelesen hatten. Die meisten Bücher schienen allerdings von seiner Mutter zu stammen, was ihn aber nicht sehr wunderte. Von Sirius wusste er, dass sein Vater nicht gerne gelesen hatte, bis er mit seiner Mutter zusammenkam.
Schweren Herzens wandte er sich irgendwann von den Büchern ab und stieß auf zwanzig dicke Fotoalben, auch diese wanderten zu seiner Auswahl wie Spiele, einige Dekostücke, zwei alte Besen seines Vaters, einen gemütlichen Ohrensessel samt Hocker sogar eine Violine fand er. Anhand der Initialen auf dem Instrumentenkoffer fand er heraus, dass auch diese seinem Vater gehört hatte. Er hätte nie gedacht, dass dieser sich für Musik interessiert hatte. Auch sie nahm er mit. Schließlich kam er zu den Dingen aus seinem alten Kinderzimmer. Erst wollte er diese überspringen, doch dann erinnerte er sich an die Worte von Molly Weasley, dass er auch hier etwas für sich aussuchen sollte. Also wanderte ein Teddy, eine Plüschfledermaus – wer ihm die wohl geschenkt hatte ? - , ein Plüschwolf, ein schwarzer Plüschhund sowie eine Nachbildung des Hogwartsexpresses zu seiner Beute.
„Wollen wir jetzt weiter?" Molly stand auf.
„Haben wir denn noch Zeit?"
„Haben wir", kam es von dem Kobold. „Ich hörte gerade, dass es noch etwa zwei Stunden dauern wird, bis Ihre kompletten Unterlagen zusammengestellt sind. Lassen Sie sich also Zeit."
Als nächstes kam das persönliche Verlies von Sirius dran. Auch hier gab es Bücher, die Harry schnell sichtete und dann mehr als die Hälfte davon einpackte. Sirius war ihm bekannt gewesen als Vielleser. Es gab seltene Trankzutaten, mehrere Besen der Black-Brüder, ein teures Fernrohr zum Sterne beobachten, magischer Schnick Schnack, den Harry interessant fand, weil er ihn nicht kannte und der schon aus diesem Grunde mit musste. Auch hier fand er ein edles Schachbrett, das er zur Seite legte. Das würde sich gut auf seinem Schreibtisch machen. Überrascht war Harry, als er eine Truhe fand, auf der sein Name stand. Neugierig öffnete er sie und fand als erstes elegante Festroben, Roben für den Gamot und den Schulrat. Auf einen Zettel stand, dass Sirius diese für ihn hatte anfertigen lassen. Deshalb war also einer seiner Schulumhänge verschwunden gewesen. Und er hatte den ganzen Grimmauldplatz deshalb auf den Kopf gestellt.
„Typisch Sirius", Molly lachte, nachdem Harry ihr den Zettel gezeigt hatte. „Sehr vorausschauend, dass er diese für dich anfertigen ließ. Die nehmen wir alle mit. Du solltest eh darüber nachdenken, dir endlich einmal eine neue Garderobe zuzulegen. Die Sachen von deinem Cousin haben so langsam ausgedient."
„Werde ich."
„Sehr gut, ansonsten könnte es sein, dass du aufwachst und alle Schrottklamotten deines Cousins sind im Feuer."
„Das traue ich Ihnen auf jeden Fall zu."
„Kennst mich halt schon zu gut."
Bevor sie zurück in das Büro des Bankdirektors gingen, deckte Harry sich noch großzügig mit finanziellen Mitteln ein, er sah ja jetzt, dass er sich auch einmal etwas gönnen konnte. Auf jeden Fall würde er sich wirklich eine vollständig neue Garderobe zulegen. Der Kobold, der sie zu den Verliesen gebracht hatte, versprach zudem, ihm eine Geldkarte zu organisieren, die er sowohl in der magischen als auch in der Muggelwelt einsetzen konnte, zudem einen Geldbeutel, der direkt mit seinem Verlies verbunden war und Harry somit nicht immer Nachschub holen musste. Diese Börse war zudem so verzaubert, dass nur er etwas hinaus nehmen konnte und sie konnte ihm auch nicht gestohlen werden.
„So, dann hätten wir alles beisammen." Der Direktor Gringotts erwartete sie bereits. „Hier ist eine Aufstellung über Ihre Firmenanteile, Vermögenswerte, Aktienpakete sowie Immobilien im In- und Ausland."
Harry sah verblüfft auf die dicke Akte, die der Direktor ihm reichte. Er schätzte einmal, dass diese mindestens fünfzig Zentimeter dick war. Das würde einige Zeit in Anspruch nehmen, alles durchzuarbeiten.
„So, das war die Aufstellung für das Erbe nach Ihren Eltern. Hier ist die Aufstellung für Ihr Erbe nach Lord Black."
„Die Akte ist ja noch dicker", platzte Harry heraus.
„Davon gibt es allerdings auch drei Stück", grinste der Bankdirektor und übergab die beiden anderen an Harry.
„Au Backe, so viel?"
„Die Familie Black ist um einiges vermögender als die Familie Potter. Zudem gehört sie sie zu den Unantastbaren Achtundzwanzig. Auch die Familie Potter gehörte ursprünglich dazu bzw. zu den damals Unantastbaren Neunundzwanzig, bis ..."
„Bis Dad Mom heiratete", ergänzte Harry und grinste. „Meiner Meinung nach ein sehr guter Grund, um aus diesem elitären Verein auszutreten." (Okay, hier habe ich etwas gemogelt, aber der Grund für den ‚Austritt' aus diesem ‚Verein' gefiel mir irgendwie.)
„Ganz genau. So, kommen wir zum nächsten Punkt: Da wären hier noch diverse Daueraufträge, die Prof. Dumbledore einrichtete und die von Ihren Verliesen bedient werden."
„Was für Daueraufträge?" Molly Weasley sah alarmiert auf. „Warum wusste Harry nichts davon?"
„Prof. Dumbledore wollte Mr. Potter nicht damit belasten, zudem meinte er, er wäre sein Vormund und somit dazu berechtigt, diese abzuschließen."
„Das ist trotzdem keine Begründung, um unbefugt und ohne Absprache Daueraufträge einzurichten. Wer sind die Begünstigten?" forschte Molly nach.
„Nun, da wären monatliche Zahlungen an:
den Orden des Phoenix in Höhe von 5.000,00 Galleonen,
die Familie Dursley in Höhe von 4.000,00 Galleonen,
Hogwarts in Höhe von 10.000,00 Galleonen,
Romilda Vane in Höhe von 2.000,00 Galleonen,
Ginevra Weasley in Höhe von 2.000,00 Galleonen,
Ronald Weasley in Höhe von 2.000,00 Galleonen,
Arthur Weasley in Höhe von 4.000,00 Galleonen und
Albus Dumbledore in Höhe von 15.000,00 Galleonen."
„Mein Mann und meine beiden jüngsten Kinder bekommen Geld aus Harry Verliesen? Warum?"
„Nun", der Direktor Gringotts blätterte in seinen Unterlagen. „Bei Ginevra und Ronald steht als Verwendungszweck Freundschaft zu Harry Potter durch die ganze Schulzeit, die Beträge gehen in ein gesondertes Verlies, zu dem Ihre Kinder erst nach Schulabschluss Zugang erhalten. Lediglich 200 Galleonen haben sie monatlich zur freien Verfügung. Ihr Mann Arthur erhält den Betrag, weil er Mr. Potter in den Ferien aufnimmt, er hat freien Zugang zu diesem Geld. Diese Daueraufträge wurden drei Monate vor Mr. Potters erstem Schuljahr in Hogwarts errichtet, die Aufträge für Prof. Dumbledore, dem Orden des Phoenix sowie Hogwarts existieren seit dem Tode der Eheleute Potter."
„Wohin geht dieses Geld?"
„In ein Verlies, das auf die Namen Arthur Weasley und Loretta Clarkson geht."
„Wer ist Loretta Clarkson?"
„Nun, das kann ich Ihnen nicht genau sagen, Mr. Potter, allerdings sind beide als Begünstigte des Verlieses eingetragen und wenn Mrs. Clarkson Geld abhebt, dann spricht sie von Mr. Weasley als ihrem Mann."
„Das kann echt nicht angehen." Molly Weasley war merklich blasser geworden. „Das hätte ich nie gedacht, dass Arthur mich betrügt. Anders kann es ja gar nicht sein. Besteht die Möglichkeit, dass Sie die Gelder, die Harry gestohlen wurden, zurückfordern? Harry wusste nichts von diesen Daueraufträgen und es kann nicht angehen, dass sich Leute an ihn bereichern und damit beziehe ich auch meine eigenen Kinder mit ein."
„Das ist möglich, das könne wir sofort angehen."
„Nein, noch nicht", erhob Harry Einspruch. „Erst einmal möchte ich, dass nichts veranlasst wird. Mrs. Weasley und ich werden gleich einmal mit der restlichen Familie sprechen und das weitere Vorgehen erörtern. Ich nehme einmal an, dass Sie unter diesen Umständen nicht mehr mit Mr. Weasley zusammen bleiben wollen, oder?"
„Nein, auf gar keinem Fall. Ich will die Scheidung und zwar sofort!" wütete Molly. „Mit so einem Betrüger und Dieb will ich nicht länger verheiratet bleiben!"
„Sehr gut, das ist der einzige denkbare Weg", bestätigte Harry sie und drückte ihre Hand. „Also werden wir uns gleich zu den Zwillingen begeben und uns unter einen Vorwand abmelden."
„Nicht nötig, Arthur ist doch angeblich auf einer Dienstreise, diese elende, stinkende Schmeißfliege, und Ginny und Ron sind bis morgen oder übermorgen Abend bei Tante Tessie. Wir haben also Zeit genug. Die Hühner sind versorgt, da kann auch nichts passieren."
„Zeit genug, Ihre Sachen abzuholen und auch meine. Sehr gut. Wir melden uns dann morgen wegen dem weiteren Vorgehen", erklärte Harry dem Kobold. „Jetzt sehen wir erst einmal zu, dass wir ungesehen zu Fred und George kommen. Von dort aus können wir Fleur, Bill, Charlie und Percy kontaktieren und dann gemeinsam alles besprechen. Vor allem müssen alle erst einmal einweihen."
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