Die Reise beginnt

Die Reise beginnt




Knapp drei Stunden später saßen die Freunde im Zug, wo sie einen Wagon für sich alleine hatten – in diese Richtung fuhren um diese Uhrzeit nicht viele Zauberer und Hexen. Groß gemütlich machten sie es sich dennoch nicht, denn zwei Stationen weiter mussten sie schon wieder aussteigen und in einen Muggelzug umsteigen. Sie zogen also noch nicht einmal ihre Jacken aus, sondern stellten lediglich das Gepäck ab ohne es zu verstauen. Erst dort würden sie es sich gemütlich machen, denn die Fahrt bis zu Hermines Haus dauerte drei Stunden. Zeit genug also für die weiteren Planungen.

Aber auch der Umstieg verlief reibungslos und Hermine hatte schon vorab für sich ein Abteil reserviert, so dass alle dort Platz fanden. Die Zeit zum Umsteigen hatte sogar gereicht, um noch etwas Essbares und Tee zu organisieren, denn in Hogsmeade war es am Ende doch arg knapp geworden. Doch hier holten sie es nach. Dennis und Colin riefen ihre Eltern an, berichteten alles und baten darum, alle ihre Sachen nachgeschickt zu bekommen. Hermine hatte ihre vier Freunde bereits für alle kommenden Ferien und die Zeit danach zu sich eingeladen. Erst einmal wurde das Gepäck verstaut, so dass alle genug Platz hatten. Krummbein und Merlin, wie der neue Kniesel heißen sollte, machten es sich neben Hermine bequem. „So, dann erzähl doch einmal von deinem Haus und wo es liegt", bat Luna Hermine und schenkte allen Tee ein. Dazu gab es belegte Brötchen, Brezel, Kekse sowie Obst.

„Also, das Haus liegt sehr abgeschieden an der Küste und zwar direkt am Meer. Nachbarn habe ich nicht, das nächste Dorf bzw. Städtchen liegt einige Kilometer entfernt. Wir werden übrigens hingefahren, da ich noch keinen eigenen Führerschein besitze. Leider nicht wie sonst von Mr. Walker, der ist zur Zeit im Urlaub, sondern von seinem Neffen Julian Walker. Der ist ein echter Muffelpott, also müssen wir a) überpünktlich sein und b) vorab alles besorgen, was wir für die nächste Zeit brauchen. Das Klima dort ist extrem rau – laut Wetterbericht soll das Wetter sehr, sehr schlecht werden in der nächsten Zeit, so dass wir wohl möglich gar nicht vor die Tür kommen oder nur kurz an den Strand. Es kommt eigentlich jeden Winter vor, dass wir für einige Tage eingeschneit werden und somit völlig von der Außenwelt abgeschnitten werden. Einmal musste der Schneepflug kommen und mich abholen, damit ich es rechtzeitig zur Schule schaffe. Aber es gibt Strom, eine gut funktionierende Heizung und einen Internetanschluss. Das Haus verfügt über mehrere Kamine, einen großen Wintergarten mit Blick auf das Meer – es liegt erhöht, so dass keine Sturmflut ihm etwas antun kann. Nach einem Sturm macht man allerdings schöne Funde am Strand – seltene Muscheln, Steine, Nymphentränen bzw. Meerglas, Treibholz, manchmal auch Bernstein. Gut, die Muscheln und Steine muss man erst einmal behandeln, damit sie ihren strengen Geruch verlieren, doch dafür besorge ich mir immer einfaches Essig. Es macht auf jeden Fall riesigen Spaß, bei Wind und Wetter am Strand unterwegs zu sein und im Anschluss seine Funde zu sortieren."

„Aha, deshalb die gefütterten Gummistiefel, die wir in Hogsmeade leider nicht fanden."

„Ganz genau, Dennis, und natürlich auch Wetterjacken, Schals, Mützen, Handschuhe, dicken Socken." Hermine grinste und nahm sich ein Stück Schokolade. „Außerdem gibt es einen Indoorpool, der allerdings vorher mit Wasser gefühlt werden muss. Doch das ist kein Problem, das gehen wir gleich heute noch an. Allerdings habe ich wenig Alltagsgeschirr und auch keine Weihnachtsdeko – das bekam alles meine Mutter nach dem Tod meiner Granny. Das war so vereinbart worden und ehrlich gesagt, mochte ich die Sachen auch nicht so. Das werden wir uns nach unserer Ankunft besorgen müssen. In Hogsmeade war leider nichts zu finden, was mir gefiel. Das wäre eher etwas für Granny gewesen."

„Okay", Luna machte sich eine Notiz. „Also Frühstücks- und Essgeschirr?"

„Genau, dazu Becher, Gläser, Schalen, Schüsseln – einfach alles. Töpfe und Pfannen sind dagegen vorhanden und auch erst wenige Monate alt. Die wollte meine Mutter nicht haben – warum auch, Kochen kann sie eh nicht und meine Schwestern wissen noch nicht einmal, wie man den Herd anschaltet geschweige denn, wie einer aussieht. Dazu brauchen wir noch Bettwäsche, Handtücher, Badetücher, Gästehandtücher, Waschlappen, Tischdecken, Gardinen, Vorhänge – meine Granny hatte einen völlig anderen Geschmack als wir. Halt Spitzengardinen und Häkeldeckchen oder schlichte weiße Bettwäsche. Die habe ich der Kleidersammlung gestiftet – die haben sich sogar darüber gefreut."

„Gut, weiter." Luna schrieb eifrig mit. „Du sagst, wir sind sozusagen abgeschnitten?"

„Könnte man so sagen, es sei denn, wir rufen uns vorher ein Taxi oder nehmen Fahrräder. Die nächste Bushaltestelle ist ziemlich weit entfernt. Es ist also ziemlich blöd, wenn man feststellt, dass einem der Lesestoff oder die Schokolade ausgeht – von Lebensmitteln, Toilettenpapier und Getränken gar nicht erst zu reden."

„Fahrradfahren bei Sturm oder heftigen Wind ist allerdings mehr als mühselig", gab Dennis zu bedenken. „Vor allem, wenn man Einkäufe dabei hat. Nein, wir sollten lieber einen gigantischen Großeinkauf starten, so dass wir den Fahrer möglichst wenig in Anspruch nehmen müssen – schon vor dem Hintergrund, dass das ein Muffelpott ist, wie du sagst. Oder hast du keinen Gefrierschrank?"

„Doch, alles vorhanden, sogar mehrfach. Granny sorgte entsprechend vor – noch im letzten Jahr tauschte sie alle Geräte aus. Es war, als wenn sie geahnt hätte, dass ihr nicht mehr viel Zeit verbleibt und sie deshalb alles auf den neusten technischen Stand für mich bringen will. Sie ließ auch das Dach erneuern und die Fenster und Türen austauschen. Auch einen großen Vorratsraum besitze ich und einen Holzvorrat für den Winter. Der lagert in einem Häuschen neben dem Haus – sind so dreihundert Meter."

„Ist ungünstig bei schlechtem Wetter", kam von Neville der Einwand. „Gibt es eine andere Lagermöglichkeit?"

„Ja, in der Garage. Mein Großvater ließ eine unterirdische bauen, weil er nicht wollte, dass so etwas den Blick aufs Meer verschandelt, wie er es nannte – Kellerräume waren genug vorhanden, so dass das problemlos möglich war. Auf der anderen Seite vom Haus ist im Übrigen ein kleines Waldstück, davor ein Obstgärtchen mit Apfel-, Kirsch- und Pflaumenbäumchen, dazu gibt es Sträucher mit Johannisbeeren, Brombeeren, Heidelbeeren, Himbeeren. Reicht für zwischendurch bzw. für leckere Marmeladen und Apfelmus. In der unterirdischen Garage ist Platz für mehrere Autos, Fahrräder und was auch immer. Zur Zeit steht lediglich das Auto meiner Großmutter dort und wartet darauf, dass ich den Führerschein bekomme."

„Hast du mehrere Fahrräder?"

„Nur das von mir und von meiner Großmutter. Wir sollten euch welche besorgen. Dann könnten wir auch Ausflüge unternehmen bei gutem Wetter."

„Gut, dann schaffen wir morgen, wenn es trocken sein sollte, das gesamte Holz in die Garage. Reicht es denn aus?"

„Müsste eigentlich, Neville. Gut wir könnten später noch etwas kaufen – nur zur Sicherheit. Dann müsste ich allerdings vorher Bescheid geben, damit der Transport klappt." Hermine zog ihr Handy heraus und führte ein kurzes Gespräch. „So, erledigt. Mr. Walkers Neffe war zwar nicht begeistert, aber das bin ich von ihm gewohnt. Außerdem habe ich ihm gesagt, dass wir zu fünft sind und er so eh einen größeren Wagen braucht, um uns samt Gepäck und Einkäufen abzuholen."

„Ich würde sagen, wir Jungs kümmern uns um die Lebensmittel und du und Luna um den Rest. Danach könnt ihr zwei noch einmal durch den Supermarkt streifen und einkaufen. Ist ja egal, wenn wir irgendetwas doppelt haben. Lieber zu viel als zu wenig bei schlechten Wetter, außerdem sind wir zu fünft."

„Vorher sollten wir aber eine Liste schreiben, Neville. Sonst vergessen wir irgendetwas Wichtiges." Colin begann mit der Einkaufsliste.

„Heute Abend gekaufte Pizza und später machen wir uns selbst welche", Dennis schob sich einen Keks in den Mund. „Außerdem möchte ich mir Lego kaufen. Jetzt hab ich ja wieder Zeit zum Bauen."

„Leo und Meredith – das sind die neuen Partner unserer Eltern – haben Geld wie Heu und stecken uns nur zu gerne Geld zu, damit wir sie in Ruhe lassen." Colin zuckte mit den Schultern. „Erst wollten wir es nicht annehmen, aber dann dachten wir uns, was soll's. Wir lassen uns nicht kaufen, das wollen sie auch nicht. Sie wollen ihre Ruhe haben und die bekommen sie so auch vor uns. Wir sparen davon einen Teil, um unabhängig sein zu können. Diesen Teil des Geldes legen wir in Gringotts an und es gibt erhebliche Zinsen. Irgendwann zahlen wir ihnen alles zurück und behalten die Zinserträge. Dank der Kobolde werden wir es gut schaffen. Zudem haben wir noch ein Erbe von unserer Großmutter, das von den Kobolden verwaltet und vermehrt wird. Davon beziehen wir bereits jetzt ein großzügiges Taschengeld."

„Hört sich gut an. Und wohnen könnt ihr vier bei mir solange ihr wollt und zwar mietfrei. Wir teilen uns halt die Kosten für die Lebensmittel."

„Danke, dass ist nett." Luna atmete auf. „Ich muss gestehen, ich bin froh über dein Angebot. Ich versteh mich überhaupt nicht mit der Freundin meines Vaters, gönne ihm aber sein neues Glück. So ist uns allen dreien geholfen und vielleicht finden wir irgendwann einen Weg miteinander auszukommen. Und wenn wir uns nur alle paar Wochen zum Kaffee trinken treffen, uns kurz austauschen und nach zwei Stunden trennen sich unsere Wege bis zum nächsten Treffen."

„Würde ich dir wünschen, Luna. Gut, ich hatte geplant, nach Hogwarts ganz ins Haus zu ziehen und den Kamin spätestens dann ans Flohnetzwerk anschließen zu lassen. Die Genehmigung dazu habe ich bereits. Außerdem kann ich nächstes Jahr mit dem Führerschein beginnen, das wollte ich in den kommenden Sommerferien angehen. Dann sind Einkäufe auch kein Problem mehr."

„Okay, mach mich fit in dieser Sache und ich mache auch den Führerschein – was auch immer das sein mag." Neville schnitt eine Grimasse. „Dann sind wir auf jeden Fall unabhängig was die Fahrten angeht und das Einkaufen wird problemloser. Zudem könnten wir so auch Ausflüge in die Umgebung unternehmen. Ist doch mal was anderes."

„Bekommen wir hin." Hermine machte sich eine Notiz – darüber musste es doch irgendwelche Bücher geben, zumindest, was die Verkehrsregeln anging. Gab es da nicht Spiele für Kinder drüber? Die müssten doch etwas sein – schließlich ging Neville genauso unbedarft an Verkehrsregeln und Verkehrsschilder heran, wie ein Kind. „Getränke habe ich im Sommer besorgt, müssten wir allerdings auch aufstocken. Ich ging ja nur von mir alleine aus."

„Kekse, wir müssen unbedingt Kekse backen", unterbrach Dennis die Freundin. „Selbstgebackene Kekse schmecken am besten. Da kommen die gekauften nicht mit."

„Sehe ich auch so." Hermine stand auf, kramte in ihrer Reisetasche und reichte dann ein Backbuch herum. „Hab ich mir besorgt, damit ich mir die Zutaten rausschreiben kann während der Fahrt."

„Gut, dann lasst uns anfangen."



Zwei Stunden später kamen sie im Zielstädtchen an und gaben ihr Gepäck auf. Die Eulen waren bereits voraus geflogen. „Zwei Stunden", gab Hermine vor, bevor sie sich trennten.

„Wird stressig", Dennis lachte und verschwand im Spieleparadies.

„Das auf jeden Fall. Denny und Lego ist ein Fall für sich. Damit kann er sich tagelang beschäftigen." Colin seufzte. „Er würde sogar die Mahlzeiten verpassen, wenn man ihn nicht daran erinnert."

„Und wenn schon. Der Platz ist vorhanden und das muss man ausnutzen. Ich besitze von meinem Großvater eine riesige Eisenbahnanlage, die in Kisten auf dem Dachboden nur darauf wartet endlich wieder aufgebaut zu werden. Der Dachboden ist im Übrigen beheizt und sehr hell dank großer Dachfenster."

„Ein Traum." Colin lachte und folgte seinem Bruder. Neville verschwand währenddessen in der Buchhandlung, Luna und Hermine hinter ihm her. Eine halbe Stunde würden sie dort verbringen und dann ging es weiter. Es lag viel Arbeit vor ihnen.

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