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Ich lehne mich zurück, das Gesicht nach oben gewand. Zwischen dem dichten Blätterdach kann ich vereinzelt ein bisschen Himmel sehen. Die ersten Sonnenstrahlen erhellen den dunklen Wald und meine Angst verzieht sich ein wenig. Ich spüre die Scherbe in meiner Jackentasche piksen. Das Blut ist gewiss schon verkrustet.

Mein Blick wandert am Stamm eines Baumes nach unten. Ich sehe die bunten Laubblätter in all ihren wunderschönen Farben und sofort schleicht sich eine Erinnerung in meinen Kopf. Wie ein Film vor meinem inneren Auge spielt sie sich dort ab.

Die Sonne scheint und wird hin und wieder von ein paar Wolken verdeckt, die mit der Zeit immer dunkler werden. Bald wird der Regen diesem herbstlichen Tag einen kleinen grauen Anstrich verpassen.

Wir stehen draußen. Nebeneinander. Und schauen den Blättern beim Fallen zu. Keiner von uns sagt ein Wort.
Ich lege den Arm um dich. Du grinst mich an. Frech zwinkere ich dir zu und du verziehst das Gesicht. Darauf bist du immer ganz besonders neidisch. Denn du kannst nicht mit einem Auge zwinkern. Aber das werde ich dir bald beibringen. Oh ja, wir haben noch viel vor. Und ich freue mich schon jetzt darauf, mit dir Blödsinn zu machen. Dann werden wir gemeinsam unsere Eltern zur Verzweiflung bringen.
In meinen Gedanken versunken und mit einem spitzbübigen Lächeln auf den Lippen, dauert es einen Moment, bis ich realisiere, dass du losgelaufen bist. Direkt auf den Laubhaufen zu, auf dem sich die ganzen Blätter aus unserem Garten sammeln, die Papa heute morgen zusammen getragen hat.
Völlig überrascht schaue ich dir nach, als du mit einem kleinen Freudenschrei mitten in den Laubhaufen springst. Du rappelst dich flink wieder auf und winkst mir zu. Ein Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus. Und mit viel Freude lande ich neben dir im Laub. Unser Lachen klingt hell und der Wind trägt es davon. Trotzdem verklingt es nicht. Denn wir lachen immer weiter.
Inzwischen hast du einen Batzen Laub nach oben geschmissen und die Blätter rieseln nun langsam auf uns nieder. Verzückt lege ich mich auf den Rücken, verschränke die Arme hinter dem Kopf und blicke in den Himmel.
Der erste Tropfen trifft mich mitten auf der Stirn. Und du lachst, als ich leicht zusammen zucke. Dann wirfst du mir noch eine Ladung Laub ins Gesicht, streckst mir die Zunge raus und rennst davon. Noch ehe ich mich aufrappeln kann, bist du schon am Apfelbaum vorbei und auf direktem Weg zum Haus. Ich weiß genau, was du vorhast. Während ich dir nach hechte, fluche ich innerlich. Sowas aber auch. Schon wieder hast du mich reingelegt. Du wirst Papa sagen, dass ich allein diesen Saustall hier draußen veranstaltet habe. Dann werde ich das Laub wieder zusammen tragen müssen und du wirst mich dabei mit einem hämischen Grinsen beobachten. Ich sehe es schon bildlich vor mir. Und um das zu vermeiden, lege ich nochmal einen Zahn zu und erwische dich dann tatsächlich noch.
Ein lautes und vor allem ehrliches Lachen verlässt deine Kehle, als ich dich heftig kitzele.

Und wenn ich mir jetzt wieder ins Gedächtnis rufe, wie oft du gelacht hast und wie ansteckend es doch war, fange ich auch an zu grinsen. Und schließlich sitze ich auf dieser Bank mitten im Wald und schüttel mich vor lachen.

|L wie Lachen, Lieben, Leben|

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