Der vom Blitz getroffene Turm

Der vom Blitz getroffene Turm

Es war mehr als ein Jahr vergangen. Todesser waren aus Askaban ausgebrochen, darunter auch Bellatrix Lestrange, die Sirius kaltblütig tötete.

Ruby saß auf dem Astronomieturm und betrachtete die Sterne, wobei sie das Dunkle Mal, welches am Himmel in grün prangte, nicht ansatzweise bemerkte.
Plötzlich kamen zwei Gestalten auf Besen angeflogen, die Ruby als Harry und Professor Dumbledore identifizierte.

,,Was passiert hier?", fragte Ruby angesichts der Tatsache, dass Dumbledore blasser und erschöpften denn je wirkte. ,,Oh mein...", hauchte sie, als die das Dunkle Mal entdeckte, ,,was hat das zu bedeutet?"

,,Ruby, Harry, geht und weckt Severus", sagte Dumbledore kraftlos, aber deutlich und fasste sich an die Brust. ,,Berichtet ihm, was geschehen ist, und bringt ihn zu mir. Tut nichts anderes, sprecht mit niemandem und nehmt den Tarnumhang. Ich warte hier."

,,Aber -"

,,Harry, du hast geschworen mir zu gehorchen. Ruby, du kommst mit ihm mit - geht!"

Ruby und Harry eilten hinüber zur Tür, die zur Wendeltreppe führte, doch kaum hatte sich Rubys Hand um den eisernen Torring geschlossen, hörten sie auf der anderen Seite eilige Schritte. Harry warf Ruby und sich den Tarnumhang über. Sie wandten sich zu Dumbledore um, der mit einer Geste bedeutete, von der Tür wegzugehen. Ruby und Harry eichen zurück und zogen gleichzeitig ihre Zauberstäbe.

Die Tür sprang auf und jemand stürzte heraus und schrie ,,Expelliarmus!"

Rubys und Harrys Körper wurden sofort steif und unbeweglich, sie spürten, wie sie rücklings gegen die Brustwehr fiel, und dann lehnten sie dort wie wackelige Statuen, unfähig, sich zu bewegen oder zu sprechen. Ruby konnte nicht begreifen, wie das passiert war - Expelliarmus war kein Erstarrungszauber -

Dann, im Licht des Mals, sah sie Dumbledores Zauberstab in hohem Bogen über die Brustwehr fliegen und Begriff. .. Dumbledore hatte die beiden ohne ein Wort gelähmt, und die Sekunde, die er gebraucht hatte, um den Zauber auszuführen, hatte ihm die Möglichkeit gebracht, sich selbst zu verteidigen.

Dumbledore, der ganz weiß im Gesicht mit dem Rücken zur Brustwehr stand, zeigte nach wie vor keine Spur von Panik oder Beklommenheit. Er blickte den an, der ihn entwaffnet hatte und sagte: ,,Guten Abend, Draco."

Malfoy trat vor, sah sich rasch um, ob er und Dumbledore tatsächlich alleine waren. Sein Blick fiel auf die zwei Besen. ,,Wer ist noch hier?"

,,Eine Frage, die ich Ihnen stellen könnte. Oder handeln Sie auf eigene Faust?"

Ruby sah im grünlichen Scheine des Mals, wie Malfoys blasse Augen zu Dumbledore zurückwanderten. ,,Nein", sagte er. ,,Ich habe Unterstützung. Es sind heute Abend Todesser in Ihrer Schule."

,,Schön, schön", sagte Dumbledore, als würde Malfoy ihm einen ehrgeizigen Hausaufgabenentwurf zeigen. ,,Wirklich sehr gut. Sie haben also einen Weg gefunden, sie hereinzulassen.

,,Jaah", sagte Malfoy, der nun keuchte. ,,Direkt vor Ihrer Nase und Sie haben es überhaupt nicht bemerkt."

,,Raffiniert", sagte Dumbledore. ,,Aber... verzeihen Sie mir... wo sind sie jetzt? Sie scheinen auf sich gestellt zu sein."

,,Sie sind auf ein paar von Ihren Wachen gestoßen. Sie kämpfen unten. Sie werden gleich kommen... ich bin vorausgegangen. Ich - ich habe eine Aufgabe zu erledigen."

,,Nun, dann müssen Sie loslegen und es tun, mein Lieber", sagte Dumbledore leise.

Stille trat ein, in der Ruby gebannt den Geräuschen vom fernen Kampf lauschte und Malfoy tat nichts, als Albus Dumbledore anzustarren, der unglaublicherweise lächelte.

,,Draco, Draco, Sie sind kein Mörder."

,,Woher wollen Sie das wissen?", erwiderte Malfoy sofort. Er schien zu bemerken, wie kindisch seine Worte geklungen hatten; Ruby sah ihn im grünen Licht des Mals erröten. ,,Sie wissen nicht, wozu ich fähig bin", sagte Malfoy mit gewissem Nachdruck. ,,Sie wissen nicht, was ich getan habe."

,,Oh doch, das weiß ich", sagte Dumbledore milde. ,,Sie hatten um ein Haar Katie Bell und Ron Weasley getötet. Sie haben mit zunehmender Verzweiflung das ganze Jahr über versucht, mich zu töten. Verzeihen Sie mir, Draco, aber das waren schwache Versuche... um ehrlich zu sein, so schwach, dass ich mich frage, ob sie wirklich mit ganzem Herzen dabei waren..."

,,Das war ich!", sagte Malfoy heftig. ,,Ich habe das ganze Jahr daran gearbeitet und heute Nacht -"

Von irgendwo tief untem in Schloss hörte Ruby einen erstickten Schrei. Malfoy erstarrte und warf einen Blick über seine Schulter.

,,Da liefert sich jemand einen heftigen Kampf", sagte Dumbledore beiläufig. ,,Aber Sie meinten gerade... ja, es ist Ihnen gelungen, Todesser in meine Schule hineinzubringen, was ich, zugegebenermaßen, für unmöglich hielt... wie haben Sie das gemacht?"

Aber Malfoy sagte nichts: Er horchte noch auf das Geschehen von unten und schien fast so gelähmt wie Harry und Ruby.

,,Vielleicht sollten Sie die Aufgabe alleine erledigen", schlug Dumbledore vor. ,,Was, wenn Ihre Unterstützung an meinen Wachen gescheitert ist? Wie Ihnen vielleicht aufgefallen ist, sind heute Nacht auch Mitglieder des Phönixordens hier. Und im Grund brauchen Sie dich keine Hilfe... ich habe im Moment keinen Zauberstab... ich kann mich nciht verteidigen."

Malfoy starrte ihn an. ,,Ich verstehe", sagte Dumbledore, als Malfoy doch weder bewegte noch sprach. ,,Sie haben Angst, etwas zu tun, bevor sie bei Ihnen sind."

,,Ich habe keine Angst!", knurrte Malfoy wütend, machte jedoch immer noch keine Anstalten, Dumbledore anzugreifen. ,,Sie sind der, der Angst haben sollte!"

,,Aber warum denn? Ich glaube nicht, dass Sie mich töten werden, Draco. Töten ist nicht annähernd so einfach, wie naive Menschen glauben... Also sagen Sie mir doch, während wir auf Ihre Freunde warten... wie haben Sie die hier hereingeschmuggelt? Es hat Sie offenbar viel Zeit gekostet, herauszufinden, wie Sie es schaffen können."

Malfoy sah aus, als würde er den Drang unterdrücken loszuschreien oder sich zu übergeben. Er schluckte, holte einige Male tief Luft, richtete seinen Zauberstab direkt auf Dumbledores Herz und starrte ihn wütend an: ,,Ich musste das kaputte Verschwindekabinet reparieren, das seit Jahren keiner mehr benutzt hat. Das, in dem Montague letztes Jahr verloren gegangen ist."

,,Aaaa." Dumbledores Seufzer war eher ein Stöhnend. Er schloss für einen Moment die Augen. ,,Das war schlau... es gibt ein zweites, nehme ich an?"

,,Das Gegenstück ist in Borgin und Burkes", sagte Malfoy, ,,und zwischen den beiden gibt es eine Art Durchgang. Montague hat mir erzählt, als er in dem von Hogwarts steckte, sei er irgendwo im Ungewissen gefangen gewesen, aber manchmal habe er hören können, was in der Schule vor sich ging, und manchmal, was im Laden los war, als ob das Kabinett sich dazwischen hin- und herbewegte, aber Montague selbst konnte sich bei niemandem bemerkbar machen... Am Ende hat er es dann geschafft, herauszuapparieren, obwohl er seine Prüfung noch gar nicht bestanden hatte. Das hat ihn fast umgebracht. Alle hielten es für eine richtig gute Geschichte, aber ich war der Einzige, der erkannt hat, was sie wirklich bedeutete - selbst Borgin wusste es nicht -, ich habe erkrankt, dass es durch die Kabine einen Weg nach Hogwarts geben könnte."

,,Sehr gut", murmelte Dumbledore. ,,Die Todesser konnten also von Borgin und Burkes aus in die Schule gelangen, um Ihnen zu helfen... ein schlauer Plan, ein sehr schlauer Plan... und, wie Sie sagten, direkt vor meiner Nase..."

,,Jaah", sagte Malfoy, der aus Dumbledores Lob seltsamerweise Mit und Trost zu schöpfen schien. ,,Jaah, allerdings!"

,,Aber es gab Zeiten", fuhr Dumbledore fort, ,,in denen Sie nicht sicher waren, dass es Ihnen gelingen würde, das Kabinett zu reparieren, nicht wahr? Und Sie griffen auf plumpe und unüberlegte Maßnahmen zurück, indem Sie mir zum Beispiel ein Halsband schicken, auf dem ein Fluch lag und das unverweigerlich in die falschen Hände geraten musste... indem Sie Met vergifteten, den ich höchstwahrscheinlich gar nicht trinken würde..."

,,Ja, mag sein, und trotzdem haben Sie nicht gewusst, wer hinter alldem steckte, oder?", höhnte Malfoy, während Dumbledore offenbar immer weniger Kraft in den Beinen hatte ein Stück an der Brustwehr hinunterrutschte.

,,Ich habe es sehr wohl gewusst", sagte Dumbledore. ,,Ich war mir sicher, dass Sie es waren."

,,Warum haben Sie mich dann nicht aufgehalten?", fragte Malfoy.

,,Ich habe es versucht, Draco. Professor Snape hat Sie auf meine Anweisung hin überwacht -"

,,Er hat nicht Ihre Anweisung ausgeführt, er hat meiner Mutter versprochen -"

,,Natürlich hat er so etwas zu Ihnen gesagt, Draco, aber -"

,,Er ist ein Doppelagent, Sie dummer alter Mann, er arbeitet nicht für Sie, das bilden Sie sich nur ein!"

,,Ich fürchte, in diesem Punkt sind wir verschiedener Meinung. Es ist nun einmal so, dass ich Professor Snape vertraue -"

,,Tja, dann setzt es bei Ihnen allmählich aus!", höhnte Malfoy. ,,Er hat mir ständig seine Hilfe angeboten - weil er den ganzen Ruhm für sich haben will - und selber ein wenig mitmischen möchte - »Was machen Sie eigentlich? Haben Sie das mit dem Halsband gemacht, es war dumm, das hätte alles zunichtemachen können -« Aber ich habe ihm nicht erzählt, was ich im Raum der Wünsche getan habe. Wenn er morgen aufwacht, ist alles schon vorbei und er ist nicht mehr der Liebling des Dunklen Lords, er wird nichts sein im Vergleich zu mir, nichts!"

,,Sehr befriedigend", sagte Dumbledore milde. ,,Wir schätzen es natürlich alle, wenn wir Anerkennung für unsere Arbeit bekommen... aber Sie müssen trotzdem einen Komplizen gehabt haben... jemanden in Hogsmeade, jemanden, der in der Lage war, Katie das - das - aaah..." Dumbledore schloss erneut die Augen und nickte, als würde er gleich einschlafen. ,,...natürlich... Rosmerta. Wie lange steht sie schon unter dem Imperius-Fluch?"

,,Endlich draufgekommen, was?", spottete Malfoy.

Erneut drang ein Schrei von unter herauf, um einiges lauter als der Letzte. Malfoy blickte abermals nervös über die Schulter, dann wandte er sich wieder Dumbledore zu, der fortfuhr: ,,Also war die arme Rosmerta gezwungen, in ihrem eigenen Klo zu lauern und das Halsband irgendeiner Hogwarts-Schülerin zu übergeben, die alleine hereinkam? Und der vergiftete Met... nun, natürlich, Rosmerta konnte in für Sie vergiften, ehe sie die Flasche an Slughorn schickte, in dem Glauben, dass er mein Weihnachtsgeschenk sein sollte... ja, das passt alles sehr gut... wirklich sehr gut... der arme Mr Filch würde natürlich nicht daran denken, eine Flasche von Rosmerta zu kontrollieren... sagen Sie mir, wie haben Sie sich mit Rosmerta verständigt? Ich dachte, wir hätten alle Kommunikationswege ins Schloss hinein und heraus überwacht."

,,Verzauberte Münzen", sagte Malfoy, wie unter einem Zwang weiterzusprechen, während sein Zauberstab heftig zitterte. ,,Ich hatte eine und sie hatte die andere und ich konnte ihr Nachrichten schicken -"

,,Ist das nicht das geheime Kommunikationsmittel, das von der Gruppe, die sich Dumbledores Armee nennt, letztes Jahr benutzt wurde?", fragte Dumbledore. Er sprach in leichtem Plauderton, aber Ruby sah ihn dabei einige Zentimeter weiter die Wand hinabgleiten.

,,Jaah, die haben mich auf die Idee gebracht", sagte Malfoy mit einem schiefen Lächeln. ,,Und auch die Idee, den Met zu vergiften, hab ich von dem Schlammblut Granger, ich habe gehört, wie sie in der Bibiliothek darüber gesprochen hat, dass Filch keine Zaubertränke erkennt..."

,,Bitte verwenden Sie dieses beleidigende Wort nicht in meiner Gegenwart", sagte Dumbledore.

Malfoy lachte schroff. ,,Es schert Sie, dass ich »Schlammblut« sage, jetzt, wo ich Sie doch gleich umbringen werde?"

,,Ja, in der Tat", sagte Dumbledore, und Ruby sah seine Füße ein wenig über den Boden rutschen, während er sich mühsam aufrecht zu halten versuchte. ,,Aber was die Sache betrifft, dass Sie mich gleich umbringen wollen, Draco, hatten Sie eben Zeit. Wir sind ganz allein. Sie finden mich noch wehrloser vor, als Sie es sich hätten träumen lassen, und dennoch haben Sie es nicht getan..."

Malfoy verzog unwillkürlich den Mund, also ob er etwas sehr Bitteres gekostet hätte.

,,Nun, was heute Nacht angeht", fuhr Dumbledore fort, ,,wundert es mich ein wenig, wie das Geschehen konnte... Sie wussten, dass ich die Schule verlassen hatte? Aber natürlich", beantwortete er seine eigene Frage, ,,Rosmerta hat mich gehen sehen, sie gab Ihnen sicher den Hinweis mit Hilfe Ihrer raffinierten Münzen..."

,,Richtig", sagte Malfoy, ,,aber Sie sagte, Sie würden nur kurz was trinken gehen, Sie wären bald zurück..."

,,Nun, etwas getrunken habe ich zweifellos... und ich kam zurück... so schlecht und recht", murmelte Dumbledore. ,,Also haben Sie beschlossen, mir eine Falle zu stellen?"

,,Wir haben beschlossen, das Dunkle Mal über den Turm aufsteigen zu lassen und Sie dazu zu bringen, schnell hier hochzukommen m; um nachzusehen, wer getötet wurde", sagte Malfoy. ,,Und es hat geklappt!"

,,Nun... ja und nein...", sagte Dumbledore. ,,Aber verstehe ich Sie richtig, dass niemand ermordet wurde?"

,,Es ist jemand tot", sagte Malfoy, und seine Stimme schien eine Oktave höher zu rutschen, als er das sagte. ,,Jemand von Ihren Leuten... ich weiß nicht, wer, es war dunkel... ich bin über die Leiche gestiegen... ich sollte hier oben auf Ihre Rückkehr warten, doch Ihre Phönixleute sind mir in die Quere gekommen..."

,,Ja, das haben sie so an sich", sagte Dumbledore.

Von unten waren ein Knall und Schreie zu hören, lauter als zuvor; es klang, als würde direkt auf der Wendeltreppe gekämpft, die auf den Turm hinauf führte, wo Dumbledore, Malfoy, Harry und Ruby standen, und Rubys Herz hämmerte umgehört in ihrer unsichtbaren Brust... jemand war tot... Malfoy bei über die Leiche gestiegen... aber wer war es? Bei dem Gedanken, es sei Remus, zog sich Rubys Herz schmerzhaft zusammen.

,,Wie auch immer, es bleibt wenig Zeit", sagte Dumbledore. ,,Also lassen Sie uns über Ihre Möglichkeiten sprechen, Draco."

,,Meine Möglichkeiten", entgegnete Malfoy laut. ,,Ich stehe hier mit einem Zauberstab - ich werde Sie gleich töten -"

,,Wir sollten uns da nicht mehr vormachen, mein Lieber. Wenn Sie mich hätten töten wollen, hätten Sie es getan, als Sie mich mit Ihrem Zauber entwaffnet hatten, Sie hätten sich nicht durch diese vergnügliche Plauderei über Mittel und Wege aufhalten lassen."

,,Ich habe keine Wahl!", sagte Malfoy, der plötzlich so weiß war wie Dumbledore. ,,Ich muss es tun! Er bringt mich um! Er bringt meine ganze Familie um!"

,,Mir ist bewusst, wie schwierig Ihre Lage ist", sagte Dumbledore. ,,Warum sonst habe ich Sie nicht längst schon zur Rede gestellt? Weil ich wusste, man würde Sie ermorden, wenn Lord Voldemort merken würde, dass ich Sie verdächtige." Malfoy zuckte bei der Erwähnung des Namen. ,,Ich habe es nicht gewagt, mit Ihnen über die Mission zu reden, von der ich wusste,  denn er hatte wohlmöglich Legilimentik gegen Sie eingesetzt", fuhr Dumbledore fort. ,,Aber jetzt können wir endlich offen miteinander reden... es ist kein Schaden veruraverursacht worden, Sie haben niemanden verletzt, auch wenn sie von großem Glück reden können, dass Ihre unbeabsichtigten Opfer überlebt haben... ich kann Ihnen helfen, Dracom"

,,Nein, das können Sie nicht", sagte Malfoy und seine Zauberstabhand bebte nun wirklich heftig. ,,Niemand kann das. Er hat mir befohlen, es zu tun, oder er wird mich töten. Ich habe keine Wahl."

,,Kommen Sie auf die richtige Seite, Draco, und wir können Sie besser verstecken, als Sie es sich nur vorstellen können. Mehr noch; ich kann heute Nacht Mitglieder des Ordens zu Ihrer Mutter schicken, um Sie ebenfalls zu verstecken. Ihr Vater ist im Augenblick in Askaban sicher... zu gegebener Zeit können wir ihn auch schützen... kommen Sie auf die richtige Seite, Draco... Sie sind kein Mörder..."

Malfoy starrte Dumbledore an. ,,Aber ich bin doch so weit gekommen, oder?", sagte er langsam. ,,Die haben gedacht, ich würde bei dem Versuch sterben, aber ich bin hier... und Sie sind in meiner Gewalt... ich habe den Zauberstab... Sie sind mir gnadenlos ausgeliefert..."

,,Nein, Draco", sagte Dumbledore leise. ,,Es ist meine Gnade und nicht Ihre, die jetzt entscheidend ist."

Malfoy schwieg. Sein Mund stand offen, seine Hand mit dem Zauberstab zitterte unentwegt. Ruby meinte, die ein klein wenig sinken zu sehen -

Doch plötzlich kamen polternde Schritte die Treppe herauf, und im nächsten Moment wurde Malfoy beiseitegedrängt, als viele Leute in schwarzen Umhängen durch die Tür oben auf dem Turm gestürmt kamen. Ruby war noch immer gelähmt, und ihre Augen starten, ebenso wie Harrys, ohne zu blinzeln, voller Angst auf die vier Fremden: Offenbar hatten die Todesser den Kampf unten gewonnen.

Ein schwerfällig wirkender Mann mit einem merkwürdigen schiefen Grinsen ließ ein rasselndes Kichern hören. ,,Dumbledore in der Falle!", sagte er und wandte sich an einen stämmige kleine Frau, die aussah, als kökönnte sie seine Schwester sein, und die begierig grinste. ,,Dumbledore ohne Zauberstab, Dumbledore allein! Gut gemacht, Draco, gut gemacht!"

,,Guten Abend, Amycus", sagte Dumbledore ruhig, als würde er den Mann zu einer Teegesellschaft begrüßen. ,,Und Alecto haben Sie auch mitgebracht... wie reizend..."

Die Frau stieß ein kurzes, wütendes Kichern aus. ,,Sie glauben wohl, Ihre kleinen Scherzen helfen Ihnen auf dem Sterbebett?", höhnte sie.

,,Scherze? Aber nein, das sind gute Manieren", erwiderte Dumbledore.

,,Tu es", sagte der Fremde, der Ruby am nächsten stand, ein großer, schlacksiger Mann mit mattgrauem Haar und einem Backenbart, dessen schwarzer Todesserumhang unbequem eng wirkte. Er hatte eine Stimme, wie Ruby sie noch nie gehört hatte: Es war eine Art schnarrendes Bellen. Ruby konnte einen starken Geruch von Schmutz, Schweiß und, unverkennbar, Blut wahrnehmen,  der von ihm ausging. Seine schmutzigen Hände hatten lange, gelbliche Fingernägel.

,,Sind Sie das Fenrir?", fragte Dumbledore.

,,Ganz recht", schnarrte der andere. ,,Erfreut, mich zu sehen, Dumbledore?"

,,Nein, das kann ich nicht gerade sagen..."

Fenrir Greyback grinste und zeigte eine spitzen Zähne. Blut tröpfelte ihm übers Kinn, und er leckte sich langsam und widerlich über die Lippen. ,,Aber Sie wissen, wie sehr ich Kinder mag, Dumbledore."

,,Heißt das, dass Sie jetzt sogar ohne Vollmond angreifen? Das ist höchst ungewöhnlich... Sie haben eine Vorliebe für Menschenfleisch entwickelt, die nicht bei einer Gelegenheit im Monat befriedigt werden kann?"

,,Ganz recht", sagte Greyback. ,,Das schockt Sie, oder, Dumbledore? Macht Ihnen Angst?"

,,Nun, ich kann nicht verhehlen, dass es mich ein wenig anwidert", sagte Dumbledore. ,,Und ja, ich bin etwas schockiert, dass Draco ausgerechnet Sie dazu aufgefordert hat, in die Schule zukommen, wo seine Freunde leben..."

,,Hab ich nicht", hauchte Malfoy. Er sah Greyback nicht an; er wollte ihm offenbar nicht einmal einen kurzen Blick zuwerfen. ,,Ich wusste nicht, dass er kommen würde -"

,,Ich würde mir eine Gelegenheit, nach Hogwarts zu kommen, nicht entgehen lassen, Dumbledore", schnarrte Greyback. ,,Nicht, wenn es Kehlen aufzureißen gibt... köstlich... köstlich..." Und mit einem gierigen Seitenblick auf Dumbledore hob er einen gelben Fingernagel indem kratzte an seinen Vorderzähnen. ,,Ich könnte Sie zum Nachtisch nehmen, Dumbledore..."

,,Nein", sagte der vierte Todesser scharf. Er hatte ein grobschlächtiges, brutal aussehendes Gesicht. ,,Wir haben Befehle. Draco muss es tun. Also, Draco, schnell jetzt."

Malfoy wirkte unentschlossener denn je. Er schien voller Angst, als er Dumbledore ins Gesicht starrte, das noch blasser war und zudem er nun hinabblicken musste, da Dumbledore soweit an der Brustwehr hinuntergerutscht war.

,,Wenn ihr mich fragt, ist er ohnehin bald nicht mehr von dieser Welt", sagte der Mann mit dem schiefen Grinsen, Amycus Carrow, begleitet vom rasselnden Kichern seiner Schwester. ,,Seht ihn euch an - was ist denn los mit Ihnen, Dumby?"

,,Oh, geschwächte Widerstandskraft, langsame Reflexe, Amycus", sagte Dumbledore. ,,Kurz, das Alter... eines Tages wird es Ihnen vielleicht auch so ergehen... wenn Sie Glück haben..."

,,Was soll das denn heißen, Mann, was soll das denn heißen?", schrie der Todesser plötzlich heftig. ,,Ist immer das Gleiche mit Ihnen, stimmt's, Dumby, reden und nichts tun, nichts, ich weiß nicht mal, warum der Dunkle Lord überhaupt die Mühe macht, Sie umzubringen! Komm schon Draco, tu es!"

Doch in diesem Moment waren erneut Kampfgeräusche zu hören und eine Stimme rief: ,,Sie haben die Treppe versperrt - Reducto! REDUCTO!"

Du schaffst das, Ruby, dachte Ruby sich, wenn du es bei Dustin geschafft hast, dann hier auch! Sie atmete tief ein uns aus und konzentrierte sich auf den Finite-Zauber. Plötzlich konnte sie ihren Mund öffnen.

,,Finite", hauchte Ruby. Der Zauber wirkte, obwohl ihr Zauberstab in ihrem Umhang steckte. Erleichtert kam sie vorsichtig unter dem Tarnumhang hervor.

,,Der Dunkle Lord will Professor Dumbledore tot sehen, weil er der mächtigste Zauberer auf Erden ist!", schrie Ruby - lenkte die Aufmerksamkeit auf sich - und wollte sich auf Malfoy stürzen, der erschrocken zurückwich. Ehe Ruby irgendetwas tun konnte, wurde sie am Kragen gepackt und derjenige zog sie näher zu sich heran, dass jeder Fluchtversuch zum Scheitern verurteilt war.

,,Wen haben wir denn hier?", schnarrte Greyback in ihr Ohr und krallte seine freien Finger in Rubys Oberarm, dass sie seine spitzen Nägel durch ihren dicken Umhang spürte.

,,Ruby?", hauchte Malfoy erschrocken. Sein Gesicht wirkte wie das eines Irren. ,,Was tust du hier?"

,,Das geht dich einen Drachenhaufen an!", fauchte Ruby und zappelte wie wild. ,,Lassen Sie mich los, Greyback!"

,,So junges, zartes Fleisch", flüsterte Greyback Ruby bedrohlich ins Ohr. Ruby fuhr ein schrecklicher Schauer über den Rücken.

,,Draco, tu es, oder geh beiseite, damit einer von uns -", kreischte Alecto Carrow, doch genau in diesem Moment sprang die Tür zum Turm erenut auf und da stand Snape, den Zauberstab in der Hand, und seine schwarzen Augen huschte über die Szene, von Dumbledore, der an der Mauer zusammengesackt war, Greyback, der Ruby krampfhaft und scheußlich grinsend festhielt und die vier anderen Todesser.

,,Wir haben ein Problem, Snape", sagte der schwerfällige Amycus, Augen und Zauberstab gleichermaßen auf Dumbledore gerichtet, ,,der Junge ist offenbar nicht fähig -"

Doch jemand hatte Snapes Namen ausgesprochen, ganz leise. ,,Severus..." Dieser Laut jagte Ruby mehr Angst ein als alles, was sie bisher erlebt hatte. Es war das erste Mal, dass Dumbledore flehte.

Snape sagte nichts, sondern trat vor und stieß Malfoy grob aus dem Weg. Die drei Todesser wichen wortlos zurück. Greyback zog Ruby ebenfalls zurück.

Snape starrte Dumbledore einen Moment lang an, und Abscheu und Hass zeichneten sich auf den harten Zügen seines Gesichts ab.

,,Severus... bitte..."

Snape hob den Zauberstab und richtete ihn direkt auf Dumbledore.

,,Avada Kedavra!"

Ein Strahl grünen Lichts schoss aus der Spitze von Snapes Zauberstab und traf Dumbledore mitten in die Brust. Ruby steiß einen Entsetzensschrei aus, welcher von Greyback, der ihr in die Seite steiß, unterbrochen wurde.

Dumbledore wurde in die Luft geschleudert: Für den Bruchteil einer Sekunde schien er unter dem leuchtenden Totenkopf in der Schwebe zu bleiben, dann fiel er langsam, wie eine große Stoffpuppe, rücklings über die Zinnen und verschwand.

,,Nein!", wisperte Ruby, als ihr plötzlich schwindlig wurde und die Schwärze sie umgab.

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Ruby hat es geschafft, einen Zauberstablosen Spruch anzuwenden...

Greyback hat sie geschnappt...

Dumbledore tot...

Severus Snape, der Mörder...

Ich heule, während ich das schreibe. Dieses Kapitel hat mich echt viele Nerven gekostet, denn es hat drei Stunden gedauert.
Was mich aber an der Szene aus dem Film stört, ist, dass Bellatrix im Buch gar nicht dabei ist... im Film schon... naja, egal.

Was denkt ihr, passiert jetzt mit Ruby? Bringt Greyback sie um?🙈

LG Moona💗

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