Kp. 10 Popcorn und Trommeln
Fassungslos blickte ich von der Nachricht auf. Ein paar Herzschläge lang blieb ich reglos stehen, dann spurtete ich zum Fernseher. Ich schnappte mir die Fernbedienung und schaltete den ersten Nachrichtensender ein, den ich fand. Fox News.
„...und hoffen wir für sie, dass es weiterhin so gut läuft. Nun zu einem anderen Thema. Die Lebensmittelfarbindustrie steht unter Schock. Aus unerklärlichen Gründen hat sich über Nacht die ganze blaue Lebensmittelfarbe pink verfärbt. Ein Desaster für die Profikonditoreien im ganzen Land. Manche Spezialisten führen es auf einen Wetterumbruch und einer darauf folgenden chemischen Reaktionen zurück. Andere wiederum glauben an...Magie. Aber pst! Nichts kann belegt werden. Es bleibt ein Mysterium. Und jetzt weiter mit dem Wetter...", erzählte der Nachrichtensprecher.
Ich hatte genug gehört. Unter anderem die brüllenden Monster und die kreischenden Passanten. Als ich zum Fenster ging sah ich sie auch. Sie waren zu Hunderten auf den Strassen. Allesamt grässlicher, als es sich ein normaler Verstand ausdenken könnte. Also ich meine die Monster, nicht die Fussgänger. Die zogen nur verschreckte Grimassen. Nichts, vor dem man sich fürchten könnte.
Inzwischen sind auch die Avengers ans Fenster getreten und schauten bestürzt hinunter.
„Bei Gorlags Bart", hörte ich Thor hinter mir flüstern. Die Anderen verstanden nicht ganz, was gerade geschah. Der Nebel.
Doch das alles registrierte ich nur nebenbei. Diese unschuldigen Menschen auf der Strasse müssen gerettet werden. Ich zerschlug das Fenster und sprang. Ich sprang hunderte Meter in die Tiefe.
Zum ersten Mal seit langem aktivierte ich meine Rüstung und faltete meine Flügel auf. Ich zog Springflut und drehte seine Kappe ab. Noch während des Fallens erblickte ich sie. Sie war in mitten der Monster. Ich sah, wie sie Befehle erteilte ihre Krieger herum scheuchte. Ate.
Bei der Landung rollte ich mich ab und ging direkt in Kampfposition. Etwa zur gleichen Zeit stolperten die Avengers zum Fahrstuhl, um hinunter zu gelangen. Irgendwie hatte ich das miese Gefühl, dass Thor den Nebel gelichtet hat, so dass sie alles sehen können. Ein sehr mieses Gefühl. Und wie es aussah, bewahrheitete es sich. Doch jetzt Schluss mit dem Gerede. Da sind blöde Viecher, die aufgespiesst werden wollen.
Ein Draceanea stürzte sich auf mich. Ich wich aus und zerschlug sie von hinten. Aus versehen atmete ich den Monsterstaub von ihr ein. Ich bekam einen heftigen Hustenanfall. Die Gegner warteten jedoch nicht. Einer nach dem anderen griff mich an. Wie durch ein Wunder, manche nennen es auch eine Rüstung, wurde ich nicht verletzt. Nicht, dass sie mich ernsthaft hätten verletzen können. Nur schränken Wunden einen im Kampf ein und kosten Energie, sie wieder zu heilen. Und meine Energiereserven sind auch nicht unbegrenzt. Schliesslich hatte ich mich erholt und griff zurück an. Ein Monster nach dem anderen fiel. Es waren jedoch zu viel.
„Annabeth", rief ich in meinen Gedanken. Prompt kam die Antwort.
„Was ist los?", sie klang neugierig.
„Ich bräuchte ein bisschen Verstärkung bei einem kleinen Monsterproblem", bat ich sie. Ich bekam keine Antwort. Sie erschien direkt neben mir. Nur meinem jahrelangen Training verdankend, konnte ich mein Schwert noch rechtzeitig bremsen.
„Hi Schatz", begrüsste ich sie und küsste sie kurz, bevor das nächste Monster angerannt kam. Zusammen kämpften wir gegen die Massen.
Die Avengers waren inzwischen unten angekommen. Jeder starrte auf das Spektakel, welches ihnen geboten wurde. Jedenfalls jeder ausser Thor. Dieser stellte einen Klappstuhl auf und setzte sich darauf. Nachdem er es sich gemütlich gemacht hatte, ass er eine Tüte Popcorn, woher auch immer er diese herbekommen hatte. Lautstark feuerte er uns an, was ihm ein paar fassungslose Blicke seiner Kollegen einbrachte. Diese waren kurz vor dem Überschnappen.
„Was zur Hölle!? Wir müssen doch etwas tun. Du kannst doch nicht einfach hier sitzen und Popcorn essen, während... Während dem!", brüllte Steve.
„Popcorn schmeckt gut", war Thors Antwort. Unterdessen versuchten Tony und Clint die Monster zu beschiessen. Tony mit Hilfe seines Anzugs und Clint mit seinem Bogen. Natürlich brachte es nichts.
„Das ist alles was du dazu sagst!?", Steve konnte es nicht fassen und stritt sich immer noch mit Thor. Da reichte es auch mir. Ich löste mich aus dem Getümmel und ging zu ihnen hinüber. Ausserdem materialisierte ich eine Trommel in meine Hand.
„Du willst helfen? Dann trommle. Das machen die in den Ritterfilmen in Schlachten doch auch immer", befahl ich und drehte mich wieder um. Nicht viel später hörte ich schon die ersten regelmässigen Trommelschläge. Nicht zu fassen, dass der das ernsthaft macht. Mitten während des Kampfes musste ich lachend den Kopf schütteln.
Eigentlich näherte sich die Schlacht zum Ende zu. Doch nur eigentlich. Wie aus dem Nichts kamen auf einmal hunderte, nein tausende neue Monster. Mehr, als Annabeth und ich auf diese Weise besiegen konnten. Stillschweigend holte ich mir die Erlaubnis von Annabeth ein. Sie nickte mir zu, wandte sich ab und schloss die Augen. Es erinnert sie immer an die Zeit, als wir dort unten waren. Darum versuche ich es, diese Kraft so gut es geht, zu verstecken. Doch dieses Mal kann ich es nicht, darf ich es nicht.
Ich liess meine Sinne gleiten. Ich nahm jedes einzelne Wassermolekül war, eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Ich spürte jede Ansammlung, die Abwasserkanäle unter der Strasse, die Blutkreisläufe der Zivilisten, die unbändige Kraft des Meeres in der Ferne und natürlich die Monster. Ich konnte die Monster fühlen, wie sie sich bewegten. Ich konnte fühlen was in ihren Körpern vorging. Und das machte ich mir zu nutzen. Ich hätte jetzt jedes einzelne Monster zerquetschen, einfrieren oder zum kochen bringen können, doch das hätte mich zu viel Energie gekostet. Ich hätte nach dem nicht mal mehr stehen können. Also hatte ich etwas anderes geplant. Bei jedem kappe ich die Blutversorgung zum ihrem mickrigen Hirn. Durch das sterben sie in Sekundenschnelle. Ich sammelte mich ein letztes Mal und bereitete mich vor.
Langsam verspürte ich das altbekannte Ziehen in meinem Magen. Ich hatte es schmerzlich vermisst. Die erste Gruppe von einigen duzenden Ungeheuern viel tot um und gleich darauf nochmals zwei weitere Gruppen, bevor die Anderen es überhaupt bemerkten. Verwundert blieben sie stehen und schauten um sich. Das verschaffte mir die Zeit, nochmals einige hundert von ihnen zu töten. Immer mehr fielen um. Und desto mehr das fielen, desto weniger Kraft hatte ich. Doch es musste zu einem Ende geführt werden. Immer mehr brachte ich um. Hunderte. Tausende. Die Letzten versuchten zu flüchten. Er brachte ihnen nichts. Ein Monster stolperte sogar in einen Gullydeckel und ertrank. Alle Monster waren Tot, aber noch nicht alle Gegner. Die Letzte stand regungslos und verdattert inmitten des ganzen Mobsterstaubes. Ich hatte keine Kraft mehr. Konnte nicht auch noch gegen sie kämpfen. Ate. Doch ich musste.
Der Weg zu ihr war ein bisschen beschwerlich. Man musste durch die Überreste der Ungeheuer waten. Erschöpft kam ich bei Ate an.
„Wie? Diese Macht konnte dir Chaos nicht geben. Dafür ist er zu oberflächlich. Wie konntest du das tun?", fragte sie zischend. Ich sagte nur ein Wort.
„Dad"
„Aargh! Doch jetzt kannst du mich nicht besiegen! Du bist zu schwach, hast keine Kraft. Ich werde dich töten! Das ist dein Ende, ehemaliger Heros. Sag Tschüss!", brüllte sie. Ein Lächeln bildete sich auf meinem Gesicht.
„Auf Wiedersehen. Schöne Grüsse an Tartarus", verabschiedete ich mich und sah zu wie ein Dolch Ates Brust durchbohrte. Annabeths Dolch. Ein markerschütternder Schrei hallte die Hochhäuser New Yorks empor. Dann schlug der leblose Körper auf dem Boden auf. Auch mir wurde langsam schwindlig. Ich blickte in die erstarrten Gesichter der Avengers. Dann wurde alles schwarz.
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