Etwas Gutes

Nach dem Atalet seine Erzählung beendet hatte kehrte in der Reisegemeinschaft wieder Stille ein. Svenaja hatten wir Schwert ganze vorgezogen und betrachtete es weiterhin nachdenklich. Marlena nahm es ihr nicht übel, dass sie nach diesen Enthüllungen über ihre Familie zunächst einmal etwas in sich gekehrt war. An den Gesichtszügen der jungen Frau erkannte man, dass sie mit ihren Gedanken jedoch nicht alleine war. Immer wieder wanderte ihr Blick zu Kyra die ihr direkt folgte.
Marlena beschloss sich nicht in dieser Unterhaltung einzumischen. Manche Dinge wurden am besten zuerst zwischen Drache und Reiter besprochen bevor man sie mit Außenstehenden teilte.
- "Es ist merkwürdig oder?" - meldete sich plötzlich Alonvy.
- "Was meinst du?" -
- "Nun, im Grunde ist Svenaja, obwohl sie so lange nach dem großen Krieg geboren worden ist, ein Opfer von Galbatorix Schreckensherrschaft." - erklärte die weiße Drachendame. - "Ihr Vorfahr war ein Diplomat und Begründer der Freundschaft zwischen Menschen und Zwergen. Wenn es Galbatorix Terrorherrschaft nicht gegeben hätte, dann wäre sie jetzt heute vermutlich ein Mitglied des Hochadels der Menschen. Wohl eine Tochter einer einflussreiche und wohlhabenden Familie." -
Marlena dachte nach.
- "Da hast du nicht Unrecht." - murmelte sie. - "Aber würde Svenaja dann überhaupt heute leben wenn es Galbatorix nicht gegeben hätte? Ich meine, hätten sich ihre Eltern überhaupt kennen gelernt? Ihre Eltern haben sich beide im Norden gefunden. Wenn Svenajas Familie heute noch das Ansehen genießen würde was sie in früheren Zeiten gehabt haben muss, wären ihre Mutter und ihr Vater vielleicht aus völlig unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten gekommen. Sie hätten vielleicht nie ihre Liebe zueinander entdeckt." -
Nun war es an Alonvy zu verstummen und über das was sie gerade gehört hatte nachzudenken.
- "Im Grunde hätte es die Svenaja die wir heute kennen gar nicht gegeben. Was sie heute ist, entstammt dem Leben dass sie geführt hat. Selbst wenn sich ihre Eltern getroffen hätten und zusammengefunden hätten wäre ihr Nachwuchs ein völlig anderes Küken geworden. Ob sich die Welt wohl je von diesem Verräter und Mörder erholen wird?" -
Marlena spürte deutlich, dass Alonvy ein Stück weit verbittert war. Sie konnte das nachvollziehen. Galbatorix war immerhin der Mann, der das Volk der Drachen an den Rand des Aussterbens gebracht hatte. Die Tatsache, dass sich die Sculblaka inzwischen wieder erholt hatten konnte nicht über die Bitterkeit dieser Erinnerung hinwegtäuschen.
- "Ich finde es einfach nicht richtig, dass dieser Verbrecher noch so lange nach seinem Tod Einfluss auf das hat was unsere Welt heute bestimmt!" - knurrte Alonvy und ließ ihrem Zorn darüber etwas mehr freien Lauf. Als Marlena weiterhin schwieg stieß die Drachendame schließlich ein wenig unsanft ihr Bewusstsein an. - "Du könntest ruhig etwas versöhnliches sagen!" -
Marlena lächelte bitter, ließ sich etwas zurückfallen und Strich ihrer Drachendame über die Schnauze.
- "Das würde ich nur zu gerne aber ich bin nicht sicher ob ich das kann. Auch will ich nicht einen Standpunkt vertreten, den ich im Grunde nicht teile." -
Alonvy legte leicht den Kopf schief und blickte ihre Seelenschwester an. Die beiden kannten sich lange genug um ein aussprechen der Frage wie die Drachendame nun beschäftigte unnötig zu machen.
Marlena sammelte ihre Gedanken und sagte dann:
- "Auch wenn es dir nicht gefällt, ich glaube nicht dass wir jemals auf etwas stoßen werden, dass nicht durch Galbatorix in irgendeiner Form beeinflusst worden ist." -
- "Du hast recht, es gefällt mir überhaupt nicht was du sagst." - schmollte Alonvy.
- "Da sich die wenigstens erklären warum ich so denke?" -
- "Bitte." - erwiderte die Drachendame.
- "Ich denke einfach, dass die Gegenwart immer aus der Vergangenheit geboren wird. Sie mich doch nur mal an. Glaubst du in einer Welt ohne Galbatorix hätten ein Bauernjunge aus dem Volk der Menschen und die Prinzessin von Ellesméra aus dem Volk der Elfen jemals zueinander gefunden und ein Kind gezeugt?" -
- "Willst Du mir jetzt sagen, dass sich in Galbatorix Fahrrad und seinen Verbrechen etwas positives sehen soll?" -
- "Nein Nein! Natürlich nicht. Ich denke nur, dass du es ein wenig zu eng siehst." -
- "Kleine Halbling! Mir ist klar ungeschickt und tollpatschig eure Worte sind aber hör auf herum zu drucksen und bringt auf den Punkt was du meinst." -
Marlena überlegte sich einen Moment was sie sagen wollte. Gerade jetzt wollte sie sich natürlich nicht mit Alonvy streiten.
- "Ich denke, dass es falsch ist zu sagen das Galbatorix der einzige ist der der Welt ihr heutiges Gesicht gegeben hat. Weißt du, ein Philosoph der Elfen hat einmal gesagt, dass die Geschichte ist wie die Sterne am Himmel. Verbindet man die einzelnen Punkte miteinander Formen die Sterne Bilder. Jeder dieser Punkte die man miteinander verbindet ist ein Nexus, der die Welt beeinflusst und in eine gewisse Richtung lenkt. Veränderungen ist aber nicht nur eine Person verantwortlich. Galbatorix würde sich sicher als den Nexus seiner Zeit verstehen aber das ist eben nicht und deshalb kann er auch nicht den Verdienst für das Gute beanspruche dass wir heute erleben. Nicht nur er hat die Geschicke der Welt damals beeinflusst. Auch Umaroth und die anderen Eldunari aus dem Verlies der Seelen haben ihren Teil dazu beigetragen. Mein Vater hätte Galbatorix nie auf die Art besiegen können wir es getan hat ohne die Unterstützung der Kraft der Seelenhorte. Hätte mein Großvater Brom nicht den Widerstand gegen Galbatorix begründet, wer hätte Saphira und meinen Vater vor dem Zugriff des Königs beschützt? Was wäre aus meinem Vater geworden wenn Brom und Jeod nicht alles riskiert hätten um Saphiras Ei zu stehlen? Galbatorix war nur einer der Akteure die die Geschicke der Welt beeinflusst haben und sein Erbe besteht aus nichts weiter als Blut, Verrat und Mord! Das ist das einzige anders man denkt wenn man an ihn zurück denkt. Das Gute was wir heute genießen sollte man anderen zurechnen. Svenaja ist etwas Gutes und du auch. Bevor wir zu unserer Reise aufgebrochen sind hatte meine Mutter erzählt, dass du etwas ganz besonderes unter den Drachen bist. Du bist der Reiterdrache einer völlig neuen Generation. Dein Ei stammt nicht aus dem Verlies der Seelen und auch seine Eltern sind nicht aus Eiern geschlüpft die noch aus der Zeit des alten Ordens stammen. Ich denke einfach, dass wir Galbatorix dort lassen sollten wo er hingehört. In der Vergangenheit! Das Gute was es heute gibt er nicht für sich beanspruchen denn glaubst du eher hätte begrüßt wie die Dinge heute sind? Wenn es ihn nicht gegeben hätte wären die Dinge zweifellos anders. Manches wäre vielleicht besser aber bestimmt nicht alles. Aus der Vergangenheit können wir nur lernen, ändern können wir sie nicht. Gestalten wir lieber die Gegenwart für eine bessere Zukunft."-
Alonvy schwieg einen Moment schien über das nachzudenken was ihrer Reiterin gesagt hatte. Schließlich summte sie versöhnlich und stieß Marlena sanft mit der Schnauze an.
- "Weist du kleine Halbling, du bist auch etwas Gutes." -

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