Etwas Altes Teil 1
"Selena, versteckt sich in der Höhle!" befahl Marlena ihrer Cousine beim Anblick der angreifenden Drachendame. Sie war froh, dass die selbstbewusste junge Frau ohne Widerspruch der Anweisung nachkam. Auch der dunkelblaue Drachenjunge zog sich in Murtaghs ehemaligen Behausungen zurück.
Als Marlena den Blick wieder zum Himmel wandte wurde sie überrascht. Sie hatte damit gerechnet, dass die kupferfarbenen Drachendame zum Angriff auf Dornen übergehen würde. Immerhin war der rote Drache die unmittelbarsten Bedrohung. Stattdessen aber steuerte die Drachendame auf das Plateau zu wo Marlena stand. Ihrer rasanter Sturzflug offenbarte zwar ein gewisses fliegerisches Talent aber es war klar, dass diese Drachendame nicht von Saphira Schimmerschuppe ausgebildet worden war und auch nicht dieselbe natürliche Begabung hatte sich am Himmel zu bewegen wie die Treue Wegbegleiterin ihres Vaters. Sie entblöste ihrer Flanke Dorn und fing ihren Sturzflug um eine Winzigkeit zu spät ab. Zwar spukte sie eine gewaltige Flammenzunge in Marlenas Richtung doch auch dieser Flammenstrahl war nicht so wohl gezielt wie ein Reiterdrache ist nach einer Ausbildung durch den Orden vermocht hätte. Die Flammen prasselten wirkungslos gegen eine Felswand ohne das die junge Halbling sich besonders anstrengen musste um ihnen auszuweichen.
Inzwischen war die fremde Drachendame so nahe gekommen, dass Marlena auf ihrem Rücken zwei Reiter ausmachen konnte. Einer der beiden sprang nun ab und schaffte es unsanft neben Marlena auf dem Plateau zu landen.
Offenbar war dies der Grund für das überraschende Flugmanöver gewesen. Die Drachendame hatte versucht einen ihrer Passagiere auf dem Plateau abzusetzen.
Selbst wenn man jedoch den Wunsch einer Drachenmutter berücksichtigte ihr Junges zu schützen musste Marlena die Aktion deren Zeuge sie geworden war doch als ungeschickt bezeichnen. Nur mühsam konnte die Drachendame noch abdrehen und musste kräftig mit den Flügeln schlagen um nicht auf den Boden aufzuprallen.
Obwohl sie es schaffte sich in der Luft zu halten konnte die Drachin jedoch nicht verhindern, dass Dorn ihr Manöver ausnutzte um in eine absolut überlegene Position zu kommen. Der rote Drache heftete sich an ihre Fersen und blieb leicht über der fremden Drachendame. Marlena ging davon aus, dass der Rote seine Gegnerin in den nächsten Minuten zur Landung zwingen würde. Das wertvolle Überraschungsmoment war denkbar schlecht genutzt worden.
Nun musste sich Marlena jedoch dem unbekannten wittmen, der nun auf dem Plateau landete.
Allerdings ging auch der Unbekannte alles andere als elegant vor. Kein Zauber bremste seinen Sturz und allein seiner natürlichen Geschicklichkeit verdankte es der junge Mann, denn um einen solchen handelte es sich, dass die Angelegenheit ohne Knochenbrüche vonstatten ging.
Völlig unverletzt blieb der Unbekannte jedoch nicht. Marlena, die um der Vorsicht willen ihr Schwert gezogen hatte er kannte, dass ihr potentielle Gegner Schwierigkeiten dabei hatte wieder auf die Beine zu kommen. Es war durchaus möglich, dass er sich den Knöchel verstaucht hatte.
Trotzdem gelang es ihm wieder auf die Füße zu kommen und errichtete die Spitze eines primitiven Speers auf Marlena. Die Spitze bestand, so erkannte die junge Halbling, aus einem angespitzten Knochenstück und kräftige Lederriemen hielten die primitive Klinge an einem grob bearbeiteten Holzstock fest. Alles in allem war diese Waffe keine ernste Bedrohung für die Klinge eines Drachenreiters. Marlena vermutete, dass ein wohl platzierter Schwertstreich den Stil der Lanze zertrümmern und die Waffe unbrauchbar machen konnte.
Auch die einfache, handgefertigte Lederkleidung des Unbekannten ließ darauf schließen, dass er in sehr einfachen Verhältnissen lebte. An den Rändern seiner lang ärmlichen Lederjacke erkannte man, dass weiße buschige Fell des Tieres aus dem das Leder gewonnen war. Eine Kapuze, ebenfalls gefüttert, war mit der Jacke verbunden und Tierfelle waren als provisorische Stiefel mit Lederriemen um die Füße des Unbekannten geschnürt.
Der junge Mann selbst schien höchstens 30 Sommer gesehen zu haben. Er hatte kräftiges, dunkles Haar, eine etwas dunkler Hautfarbe als die meisten anderen Menschen und mandelförmige Augen. In seinem Blick lag große Entschlossenheit die allerdings nur mühsam Furcht überdeckte.
Gerade als Marlena darüber nachdachte ihr gegenüber anzusprechen kam der junge Mann ihr zuvor.
"Lass meinen Drachen in Ruhe!" donnerte der Unbekannte und vollführte eine drohende Geste mit seinem Speer.
"Dann bist du der Reiter von diesem Küken in der Höhle dort?" fragte Marlena und bemühte sich um einen ruhigem Tonfall. "Wir wollen weder dir noch einen Drachen etwas tun. Das versichere ich dir."
"Das glaube ich sofort." antwortete der junge Reiter scharf und große Bitterkeit und Verzweiflung klang in seiner Stimme mit. "Ihr wollt und sicher leben haben um uns zu Sklaven zu machen! Aber das werde ich nicht zulassen! Meine Mutter hat mir alles über euch Verräter erzählt."
Marlenas Gedanken rasten. Ein Bild begann sich zu formen doch es ergab noch keinen Sinn.
"Deine Mutter? Du meinst die Reiterin der kupferfarbenen Drachendame? Was für Verräter meinst du?"
"Lüg mich nicht an!"bellte der Unbekannte. "Dein Gefährte verbirgt zwar sein Gesicht unter einer Kapuze aber meine Mutter hat sein Schwert erkannt. Du weißt zusammen mit Morzan! Er ist der treuesten Diener des wahnsinnigen Drachenmörders Galbatorix!"
Ein dumpfer Aufprall lenkte Marlenas Aufmerksamkeit auf sich. Wie sie es erwartet hatte war es Dorn aus seiner überlegenen Position heraus gelungen die Drachendame zur Landung zu zwingen. Auch der Rote hatte aufgesetzt doch keiner der beiden Sculblaka gab seinem Reiter Gelegenheit abzusteigen. Mit Gespreiztenflügeln und ausgefahrenen Krallen belauerten sich die beiden Drachen wie zwei wütende Raubkatzen. Immer wieder gegen die beiden aufeinander los, versetzten sich Prankenhiebe oder schlugen mit ihren Schwänzen nacheinander.
Die Kupferfarbenen hatte zwar einen leichten Vorteil an Größe aber Dorn war eindeutig der Kräftigere von beiden.
- "Pass auf!"-
Alonvys warnende Worte ließen Marlena herum wirbeln. Der junge Mann der ihr gegenüber stand hatte den Augenblick ihrer Unaufmerksamkeit genutzt um mit seinem Speer auf sie zu zu stürmen. Marlena hatte jedoch von ihrer Mutter die Kraft und Geschwindigkeit des schönen Volkes geerbt. Es gelang ihr auszuweichen und als sie sich über den Boden abrollte spürte sie die Alonvy mit brodeln der Wut vorstürmte.
Kein Reiterdrache tolerierte es wenn man seinen Seelengefährten bedrohte ganz gleich wie untauglich und zum Scheitern verurteilt der Angriff war.
Als die junge Halbling wieder auf den Beinen war er kannte sie, dass Alonvy den jungen Mann von den Füßen holt hatte und mit einer ihrer Vorderpranken an den Boden fesselte.
Ausrichtung der Höhle erklang ein garstiges Fauchen und der kleine dunkelblaue Drache stürmte vor. Offenbar wollte auch er seinen Reiter beschützen.
Aufgrund seiner noch sehr geringen Körpergröße war dies zwar ein tapferer aber sinnloser Versuch. Sekunden später nagelte die weiße Drachendame auch ihren jungen Artgenossen mit ihrer noch freien Vorderpranken fest.
- "Ruhe jetzt!" -
Alonvys Zorn, so erkannte Marlena durch ihre Verbindung, fegte die ohnehin schwache geistige Verteidigung des man das klein Reiters und seine Seelengefährten des hinweg wie ein starker Herbstwind welkes Laub.
- "Ihr zwei Küken hört mir jetzt zu! Morzan seit Jahren tot genauso wie der Verräter-Mörder-Galbatorix! Du hast gerade die Tochter seines Bezwinger angegriffen. Meine Reiterin! Dafür sollte ich dich eigentlich zertreten wie ein Insekt! Aber du hast es getan um deinen Seelenbruder zu schützen. Deshalb und nur deshalb werde ich dich jetzt aufstehen lassen. Wenn einer von euch Frischlingen allerdings noch einmal etwas so dummes tut wie meine Reiterin anzugreifen rettet euch nichts mehr und wenn du, junger Zweibeiner mal für einen Moment nachdenkst, dann müsste dir eigentlich klar sein dass du sowohl mir als auch der Schwester meiner Seele völlig unterlegen bist. Wenn wir dir und deinem jungen Seelenbruder wirklich schaden wollten, müssten wir euch keine Lügen auftischen! Erkenne, dass du an Kraft nicht mithalten kannst und benutzt deinen Verstand!"
Mit diesen Worten entließ Alonvy Drache und Reiter aus ihrer Zwangslage und zog sich einige Schritte zurück.
Der junge blaue Sculblaka war sofort wieder auf den Beinen und schmiegte sich etwas verängstigt an seiner Reiter, der offenbar kein Interesse daran hatte den Kampf fortzusetzen.
In der Hoffnung nun vernünftig mit dem jungen Mann sprechen zu können, schob Marlena ihre Klinge zurück in die Scheibe und ging neben dem immer noch fremden jungen Mann in die Hocke.
"Wie heißt ein kleiner Drache und wie ist dein Name?"
Mit diesem unverfänglichen Thema hoffte die junge Halbling ein Gespräch in Gang bringen zu können.
"Ich heiße Keanai." antwortete der junge Reiter schließlich stockend. "Und mein Drache heißt Irucan."
Marlena wollte gerade mit einem Lächeln bekunden, dass es eine Freude wäre sie kennen zu lernen als das Schwert erfüllte brüllen eines Drachen zu hören war.
Ein schneller Blick über die Ebene vor dem Plateau zeigte, dass der Kampf zwischen Dorn und der kupferfarbenen Drachendame erstes Blut gefordert hatte. Die Kupferne hatte eine hässliche Wunde an ihrem linken Vorderbein erlitten.
"Irucan du bleibst bitte bei meiner Cousine Selena hier auf dem Plateau." kommandierte Marlena jetzt mit einer Autorität in der Stimme die sie selbst überraschte. "Keanai du kommst mit mir. Du, ich und Alonvy wir müssen diesen Kampf der unten beenden bevor deine Mutter, mein Onkel oder einer der beiden Drachen wirklich schwer verletzt wird. Was Alonvy dir gesagt hat ist die Wahrheit! Galbatorix ist tot und seine Verräter sind es auch. Und wenn ihr sie als Verräter und eure Feinde ansieht dann habt ihr von uns sicherlich nichts zu befürchten. Wirst du mir helfen?"
Marlenas grenzenloser Erleichterung nickte Keanai. Ein Umstand, den sein kleiner Drache überhaupt nicht gutheißen wollte. Er versenkte seine kleinen, spitzen Zähne im Jackenärmel seines Reiters und übermittelte: - "Nicht weg gehen! Gefährlich!"-
"Ich muss aber." sagte Keanai und streichelte Irucan tröstend über den Kopf. - "Mutter wird nur auf mich hören. Du weißt doch wie sehr sie gelitten hat." -
Irucan schien immer noch nicht überzeugt und schließlich senkte Alonvy summend den Kopf bis sie auf Augenhöhe mit ihrem kleinen Artgenossen war.
- "Es ist gut, dass du dich so um deinen Reiter sorgst kleiner Bruder und du hast recht! Zweibeiner könnten der unten sehr leicht zertrampelt werden aber ich bin auch noch da und ich werde auf deinen Reiter genauso gut aufpassen wie auf meine Seelenschwester." -
Marlena war Alonvy dankbar, dass die weiße Drachendame ihre Wut offenbar so schnell überwunden hatte den ihre Worte überzeugten Irucan den Ärmeln seines Reiters loszulassen auch der Mann im ansah, dass es ihm nicht sonderlich gefiel.
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