Entscheidigungen für die Zukunft
"Wie groß ist eure Gruppe eigentlich inzwischen? Und worin besteht die Gefahr die euch heimsucht?" fragte Marlena interessiert und bemühte sich freundlich und einladend zu klingen. Die alte Drachenreiterin und ihr Sohn taten der junge Halbling leid. Sie hatte nicht vergessen wie Ajescha praktisch zusammengebrochen war als ihr mitgeteilt wurde, dass die Feinde wie sie so lange gefürchtet hatte längst tot und begraben waren. Schmerz und falsche Schuldgefühle wussten ständige Wegbegleiterin dieser Menschenfrau gewesen sein.
"Inzwischen umfasst sie etwas über 200 Mitglieder." Erklärte Ajeschas. "Ursprünglich fand ich in der Siedlung 20 Mädchen verschiedenen Alters und etwa 15 Knaben. Es war nicht einfach mit so vielen Kindern in den Norden zu gelangen. Lenjara war natürlich nicht in der Lage alle zu tragen. Zum Glück hatten auch die Nutztiere des kleinen Dorf es überlebt und wir konnten einige Fuhrwerke anspannen. Die älteren Kinder kümmerten sich um die jüngeren und so zogen wir in den Norden. Auf einem Drachenrücken ist unsere Siedlung etwa vier Tage von hier entfernt."
"Dann ist es nicht ungewöhnlich das Dorn und ich nicht auf euch gestoßen sind als sie hier lebten." folgerte Murtagh. "Bereits hier spürt man das raue Klima des Nordens. Etwa zwei Tagesflüge von hier beginnt eine Landschaft in der das Eis und der Schnee niemals schmilzt. Wie konnte dir dort überhaupt überleben?"
"Lenjara und ich sind der Gruppe damals immer wieder voraus geflogen um das Gebiet zu erkunden." erklärte die andere Drachenreiterin. "Zunächst glaubten auch wir, dass uns im Norden nichts als der Tod erwarten würde. Aber Lenjara beharrte darauf, dass sie im Winter fruchtbare Erde und Pflanzen witterte. Die riskierten es schließlich ihren Instinkt zu folgen und entdeckten ein kleines Tal, welches in der Tat fruchtbar war. Hitze aus dem ehrt Inneren heizt die Flussläufe auf und so entsteht ein schmaler Streifen des Lebens in einer Wüste aus Eis und Schnee. Wir dachten, dass dieser Ort perfekt wäre um die Kinder dort zu verbergen. Das Gebiet ist groß genug, dass dort Ackerbau betrieben werden kann und Lenjara findet dort genug Nahrung. Für einen Donner von Drachen wäre dieser Lebensraum natürlich zu klein aber für uns genügte er. Besonders hart war natürlich das erste Jahr. Aus den Beständen an Saatgut die wir in der zerstörten Siedlung geborgen hatten konnten wir zwar Felder anlegen aber das ist leichter gesagt als getan. Nur neun der Kinder waren damals alt genug um die Felder mit mir gemeinsam zu bestellen und nur drei von ihnen verstanden wirklich bereits etwas von Ackerbau. Wir teilten die Saatsgüter auf und verwendeten den Großteil zum anpflanzen von Feldern. Der Rest sollte uns als Nahrung dienen aber auch da stießen wir auf Probleme. Es wächst schließlich kein fertiges Brot an den Bäumen. Nein es war gewiss keine leichte Aufgabe das Überleben dieser Kinder sicherzustellen. Ich war ja selbst erst 13 Sommer alt. Die Kinder folgten mir hauptsächlich weil ich eine Drachenreiterin war. Mit der Zeit lernten wir aber das notwendige und aus den Kindern wurden Erwachsene sie heirateten und selbst Kinder zeugten. Wie gesagt ist unsere Siedlung inzwischen ein recht ansehnliches Dorf dessen Gemeinschaft natürlich zusammenhält wie Pech und Schwefel. Ich glaube dieses Gemeinschaftsgefühl hat auch nicht aufrecht gehalten. Ohne wäre ich unter der Last dessen was ich als meine Schuld ansah wohl zusammengebrochen. Ich musste für diese Kinder stark sein. Als ich sie gefunden habe wann sie völlig verängstigt und abhängig von mir."
Das konnte Marlena gut nachempfinden. Vielleicht lag darin auch begründet, dass der Schmerz in Ajescha immer noch so gegenwärtig war. Sie hatte für ihre Kinder gelebt und sich keine Zeit genommen ihrer eigenen Wunden heilen zu lassen.
"Ich kann mir die Schwierigkeiten mit denen ihr kämpfen musste kaum vorstellen." sagte Murtagh anerkennend.
"Ihr habt da wirklich etwas Großes geleistet." pflichtete Marlena ihrem Onkel bei.
In Ajeschas Augen trat ein feuchter Glanz und sie brachte ein geflüstertes danke hervor. Ganz offensichtlich hatte sie nie damit gerechnet, dass ihr jemand Respekt zollen würde für das was sie vollbracht hatte.
Keanai legte einen Arm um seine Mutter und bemühte sich ihr Halt zu geben. Er ließ einen dankbaren Blick über die beiden anderen Drachenreiter schweifen. Marlena stellte dabei fest, dass der junge Mann braune Augen hatte die, so fand sie, gut zu ihm passten. Noch während sie diesen Gedanken nachhing brandete eine Welle von Erheiterung gegen ihren Geist.
- "Alonvy? Bist du das? Was findest du so komisch?" -
- "Nichts, nichts!" - erwiderte die junge Drachendame mit einem schelmischen Funkeln in den Augen.
Noch bevor Marlena allerdings nachbohren konnte nahm ihr Onkel die Unterhaltung wieder auf und Marlena musste sich wieder auf das Gespräch konzentrieren.
"Er hat uns aber immer noch nicht gesagt worin die Gefahr besteht, die zurzeit eure Siedlung bedroht. Worum handelt es sich denn nun?"
Ajeschas sammelte sich kurz und begann zu erklären.
"Es hat im letzten Jahr angefangen. Eine unbekannte Krankheit hat unsere Nutzpflanzen befallen und einen Teil unserer Ernte vernichtet. Die Körner des Weizen gepflanzt haben sehen aus als wären sie mit einer Art schwarzem Puder bedeckt man kann es nicht entfernen denn es durchdringt das Korn und es ist unmöglich essbares Mehl aus diesen Körnern herzustellen. Wir haben es versucht. Jeder der versucht hat Zu essen dass aus diesem Mehl gebacken wird ist krank geworden. Fieber, Schüttelfrost und starker Magenschmerzen. Mein Wissen um die Magie ist wie ich gesagt habe begrenzt aber ich konnte den Opfern zumindest die schlimmsten Schmerzen nehmen und zum Glück sind alle wieder gesund geworden aber wir mussten einen Großteil unserer Ernte wegwerfen. Es war ein karges Jahr für uns bei mir auch genug Saatgut zurückbehalten mussten für die nächste Aussaat. Die Ernte in diesem Jahr war aber noch schlimmer. Praktisch unser ganzer Weizen ist von diesem schwarzem Puder bedeckt und es hat auch auf andere Nutzpflanzen übergegriffen. Kartoffeln, Äpfel und praktisch jede andere Art von Nutz Pflanze die wir anbauen zeigt Anzeichen dieser Krankheit. Wir konnten nur den vierten Teil unserer gesamten Ernte retten. Wenn wir dann auch das Saatgut abziehen bleibt uns praktisch nichts. Sicher können wir unsere Speisekammern mit Jagdbeute auffrischen aber inzwischen ist die Anzahl der Dorfbewohner so groß, dass der Wildbestand nicht ausreichen würde. Deswegen sind mein Sohn und ich aufgebrochen um den weiter südlich gelegenen Gefilden Fleisch zu beschaffen. Das Problem ist, dass zwar in unserem Tal Leben existiert aber außerhalb davon ist die Umgebung viel zu lebensfeindlich als dass dort großartig Jagdbeute gemacht werden könnte. Unsere Vorräte sind inzwischen so erschöpft, dass einigen Mitgliedern unserer Gruppe der Hungertod droht."
"Habt Ihr nicht versucht durch Magie euer Getreide von diesem schwarzen Puder zu befreien?" Wollte Murtagh wissen.
Ajescha nickte.
"Natürlich haben wir es versucht aber es gelingt mir nicht. Vielleicht kenne ich nicht die richtigen Zauber. Vielleicht verstehe ich auch einfach nicht genug davon was unsere Pflanzen da befallen hat. Könnt ihr uns vielleicht helfen?"
Murtagh strich sich nachdenklich übers Kinn.
"Aus dem Stegreif fällt mir auch kein Zauber ein der sicher eine Wirkung haben würde. Gerade wenn es um das Heilern geht muss man genau verstehen was vor sich geht um die richtigen Worte aus der alten Sprache zu wählen. Marlena hast Du schon einmal von einer solchen Krankheit unter Pflanzen gehört?"
Die junge Halbling spürte wie sich alle Blicke auf sie richteten und zermarterte sich das Hirn.
"Mein elfischer Blut gibt er eine große Liebe zu allem pflanzlichen Leben Onkel aber die Krankheiten die Pflanzen befallen können sind ebenso reichhaltig wie die Wesen aus Fleisch und Blut angreifen können. Ich denke das es ein Pilz ist. "
"Das glaube ich auch." warf Selena in die Unterhaltung ein. Bisher hatte die junge Frau geschwiegen und schlicht den Drachenreiter zugehört. "Ich glaube sogar das sich mal etwas über eine solche Krankheit in einer Schriftrolle gelesen habe. Ich glaube sie heißt "Trockenfäule" aber sicher bin ich nicht."
"Nun, das ist zumindest einen Anhaltspunkt." sagte Murtagh entschlossen und nickte der jungen Kräuterkundigen dankbar zu. "Hast du auch etwas darüber gelesen wie man diese Krankheit bei Pflanzen behandeln kann?"
Bedauern schüttelte Selena den Kopf.
"Das bedeutet aber nicht, dass es keine Behandlungsmöglichkeiten gibt." warf Marlena kämpferisch ein. "Ich denke wir haben auf
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