Das Unbekannte Teil 1

Auf Alonvys Rücken kreiste Marlena zusammen mit den anderen Drachenreitern über der Marschkolonne der Zwerge. Die junge Halbling versuchte zu entscheiden was sie fühlte. Es war im Grunde ein wildes Gemisch was sie gegenwärtig in ihrem Inneren vorfand. Auf der einen Seite war sie erleichtert, dass sich die Stimmung bei den Zwergen seit dem Vorfall mit der alten Dame etwas gebessert hatte. Es schien nun durchaus einige von ihnen bereits zu sein den Kampf aufzunehmen.
Trotz dieser eindeutigen Verbesserung war Marlena dennoch klar, dass sie hier Zeuge einer Flucht wurde. Diese Knurlan waren gezwungen worden ihre Heimat zu verlassen um in der Hauptstadt ihres Volkes Schutz zu suchen. So lange hatten die Völker Alagaesias mit der Bedrohung durch Galbatorix gelebt! So viele Opfer hatten auch die Zwerge erbringen müssen! Sie hatten einige ihrer Städte aufgeben müssen und waren gezwungen gewesen sich in den Tiefen der Berge zu verstecken. Endlich waren und Frieden eingekehrt und schon Vertrieb eine neue Gefahr ein Volk aus seinen angestammten Wohnsitzen. Dieser Gedanke säte Wut in Marlena Seele.
- "Gut kleine Halbling!" - sagte Alonvy plötzlich.
- "Was ist gut?" -
- "Na deine Wut! Benutze sie. Sie gibt dir Kraft." -
- "Wut kann einen aber auch blind machen. Sie sind trügerischer Verbündeter." -
Alonvy schnaubte nur amüsiert und glitt weiter durch den Himmel.
- "Wir müssen bald Ausschau nach einem Nachtlager für die Gruppe halten." -
Mit diesen Worten nahm Marlena die Unterhaltung wieder auf nachdem sich kurz den Stand der Sonne angesehen hatte. Man durfte die Logistik die nötig war um eine so große Gruppe durch die Lande ziehen zu lassen nicht unterschätzen. Vor zwei Tagen hatte der Marsch der Zwerge begonnen. Zunächst war ich mich in ein ausgedehntes Tal des Beor-Gebirges gegangen bis sie schließlich einen kleinen sie erreichten dessen Name Marlena nicht mehr einfallen wollte. Sie hatten das Gewässer umrundet und strebten nun nach Osten wobei sie einem Flusslauf folgten, der glücklicherweise ausreichend frisches Wasser für die Flüchtlinge bereitstellte. Marlena kannte zwar diese Gegend des Beorgebirges nicht aus eigener Erfahrung aber ihr Vater hatte ihr von dieser Region erzählt. Irgendwo südlich von ihnen lag der legendäre steinerne Wald. Eragon hatte diesen Ort vor Jahren mit seinem Freund Orik besucht bevor dieser zum König seines Volkes gekrönt wurde.
Unweit dieser, für die Zwerge, bedeutungsvollen Stätte lag einer der großen Haupttunnel die Nacht Tronjheim fühlten. Dieser Tunnel war das Ziel des Marsches und es herrschte einhellig die Meinung, dass man sicher waren sobald man ihn erreicht hatte.
- "Hidalgo sucht bereits nach einem Ort." - übermittelte Alonvy.
- "Na holla!" - kicherte Marlena und war selbst überrascht die gute sich anfühlte einmal wieder zu lachen. - "Ein wilder Drachen der den Kundschafter für Zweibeiner macht? Hat ihn seine Tochter dazu überredet?" -
- "Nein!" - erwiderte Alonvy amüsiert. - "Er wollte einfach mal wieder ein bisschen allein sein. So sind wilder Drachen eben." -
Marlena bestätigte diese Aussage ihrer Seelenschwester stumm und ließ ihren Blick durch die weiten des Himmels wandern. In einiger Entfernung sah sie Beoram. Der braune Drache flog mit seinem Reiter an der Spitze des Zuges und war ein gutes Stück entfernt von seiner weißen Artgenossin. Marlena überwachte mit Alonvy das Zentrum des Zuges und westlich von ihnen machte sie am Horizont die Silhouette von Ismiras Drachendame Anarie aus die über das Ende der Kolonne wachte und dafür sorgte, dass niemand verloren ging.
Altovan und Aylon hatten sich unter die marschieren in Zwerge gemischt und wollten im Falle eines Angriffs die Verteidigung des Zuges unterstützen. Es befanden sich durchaus einige bewaffnete Einheiten unter den Flüchtenden Zwergen. Sie marschierten in kleinen Gruppen von jeweils 50 Mann und hatten die Aufgabe sich im Falle eines Angriffs so um die Zivilisten zu verteilen man dass diese praktisch von einem Kreis aus Soldaten umringt waren. Da die Soldatengruppen über den ganzen Zug verteilt waren konnte man überall schnell ein gewisses Maß an Verteidigungsbereitschaft herstellen. Magier sorgten dafür, dass Informationen schnell weitergegeben wurden und sollte tatsächlich ein Angriff auf einen Punkt der Kolonne erfolgen waren die einzelnen Truppenführer angewiesen zu dem bedrängten Soldaten zu eilen und dem anrückenden Gegner in die Flanke zu fallen. So hoffte man eine feindliche Streitmacht einkreisen zu können sollte sie tatsächlich einen Angriff wagen.
Natürlich würden auch die Drachenreiter sofort die Verteidigungsbemühungen der Zwerge unterstützten. Marlena wusste jedoch, dass es in Anbetracht der Länge des Zuges einige Augenblicke dauern würde bis Beoram und Anarie mit ihren Reitern bei ihr sein konnten. Doch die Kräfte die zur Verfügung standen mussten auf die bestmögliche Weise verteilt werden. Lediglich Svenaja und Kyra hielten sich in Marlenas mehr auf der sie noch Novizen des Ordensmann und folglich ihr Platz bei ihren gegenwärtigen Lehrern war.
Glücklicherweise waren Angriffe bisher ausgeblieben und im Grunde rechnete Marlena nicht mehr mit einem solchen. Bald würden sie den Tunnel nach Tronjheim erreichen und Hidalgo hatte den Donner, zudem auch seine Tochter gehörte, immer wieder unterstützt indem er ein Stück voraus geflogen war und seine Eindrücke mit den Reiterdrachen geteilt hatte. Um einen so großen Zugideen der Zwerge anzugreifen war eine Streitmacht von beachtlicher Stärke notwendig. Was immer das für Kreaturen waren, die vom dunklen Kult der Marantera entfesselt worden waren, auch sie mussten sich an gewisse Regeln der Kriegsführung halten. Damit war nicht etwa moralischen Regeln gemeint sondern Dinge von der Natur diktiert wurden. Eine massive Ansammlung von Individuen benötigte eine Versorgung mit Nahrungsmitteln, Wasser und anderen Notwendigkeiten des Lebens. Hidalgo hatte nirgends in der Wildnis des Beor-Gebirges ein größeres Feldlager ausmachen können. Auch konnte man ausschließen, dass magisch nichts verborgen lag. Aylon, Altovan und die Magier der Zwerge überprüften regelmäßig ob irgendwo in der Umgebung Anzeichen für Tarnzaubern zu finden waren. Auch ließen die Drachenreiter ihre geistigen Fühler über das Land wandern. Außer der natürlichen Tierwelt war nichts zu entdecken. Marlena hatte auch den Stimmen des Lebens gelauscht und keine feindliche, fremdartige Armee hatte diesen Landstrich passiert. Richtung Norden wurde der Wald immer Lichter und man hätte eine anrückenden Streitmacht schon aus der Entfernung erkennen müssen. Vor diesem Hintergrund schien es der jungen Halbling ausgeschlossen, das ein massiver Angriff erfolgen konnte.
- "Werde aber auch nicht zu selbstsicher kleine Halbling."- warnte Alonvy. - "Wir wissen praktisch nichts über diese Wesen. Vorsicht ist das Gebot der Stunde." -
- "Das mag schon sein. Aber wenn du, wie üblich, meine Gedanken verfolgt hast dann wirst du mir doch zustimmen müssen. Keine große Streitmacht kann ohne ein massives Feldlager auskommen." -
- "Wir Drachen können das sehr wohl!"-widersprach die junge Drachendame energisch. - "Erinnere dich an den Geschichtsunterricht! In unserem Krieg gegen die Elfen konnten die Spitzohren und nur deshalb schwer angreifen wir uns in der Luft, über den Wolken gesammelt haben und plötzlich über ihre Städte gekommen sind. Anschließend zerstreute sich der Donner dann wieder in alle Winde. Da wir nicht auf das gesprochene Wort angewiesen sind konnten wir unsere Angriffe koordinieren obwohl wir meilenweit voneinander entfernt waren. Es war eine unserer größten taktischen Vorteile." -
- "Na gut, da hast Du recht." - räumte Marlena ein. - "Aber du vergisst etwas. Bei euch Drachen war dies möglich bei ihr nun einmal die Könige des Himmels seit. Ihr könnt rasend schnell auch große Entfernungen überwinden. Diese merkwürdigen Wesen sind eindeutig Zweibeiner und ich habe in Beorams Erinnerung keine Flügel bei ihnen bemerkt." -
- "Ich habe ja auch nicht gesagt, dass uns diese Wesen auf die gleiche Weise angreifen werden wie wir Drachen es getan haben." - verteidigten sich Alonvy. - "Ich wollte dir nur ein Beispiel dafür geben wie gefährlich es sein kann die Einschränkungen an die man selbst gebunden ist auf Wesen zu übertragen die eindeutig andersartig in ihrer Natur sind." -
- "Aber diese Wesen sind Zweibeiner!" - beharrte Marlena
- "Unbekannte Zweibeiner!"-Alonvy gab nicht nach. - "Und immer wenn das Unbekannte mit im Spiel ist sollte man keinen Augenblick in seiner Vorsicht nachlassen." -
Marlena entschloss sich schließlich vor der Logik ihrer Drachendame die Waffen zu strecken. Die Sculblaka hatte ja recht. Sie waren für die Sicherheit dieser Zwerge verantwortlich und diese Pflicht musste ernst genommen werden. Um ihrer Aufgabe nachzukommen reckte Marlena einmal mehr ihre geistigen Fühler und ließ die Eindrücke aus der Umwelt auf sich wirken. Zunächst war alles normal. Die Tiere des Waldes gingen ihren natürlichen Verrichtungen nach und die typische Harmonie eines Waldes erfüllte den Geist der Drachenreiterin. Plötzlich aber geschah etwas das Marlena so noch nie erlebt hatte. Es begann damit, dass ein Eichelher ein Geräusch hörte welches ihm nicht vertraut war. Als Wächter des Waldes stieß er seinen charakteristischen Ruf aus und erweckte damit die Aufmerksamkeit aller Tiere die ihn hörten. Plötzlich ging alles rasend schnell. Es war als hätte jemand einen Stein in einen vorher völlig ruhige See geworfen. Die eine große Woge spülte etwas die Harmonie des Waldes fort. Ein Ameisenhügel, vorher quellewimmelndem Lebens wurde einfach von einer sich schnell ausbreitenden Dunkelheit verschluckt. Die Lebenslichter der Tiere erloschene, dann starben auch die Pflanzen und selbst die winzigen Lebewesen die den Boden bewohnten. Du vorher noch reichhaltiges Leben gewesen war herrschte plötzlich nichts als Dunkelheit und diese Dunkelheit breitete sich aus. Wie eine Welle die auf den Strand zu raste flutete die Schwärze durch den Wald, riss alles Leben mit sich und strebte direkt auf die Marschkolonne der Zwerge zu. Angstbeamte unter den Tieren des Waldes auf! Alles Leben das noch nicht von dieser Welle des Todes erfassbar wandte sich zu panikartiger Flucht. Vögel Drachen kreischend aus den Bäumen hervor und retteten sich in den Himmel während unter ihnen die mächtigen Riesen des Waldes ihr Leben aushauchten. Nun brach auch eine Gruppe von Hirsch in wilder Panik aus dem Unterholz des Waldes und sprintete davon. Aus der Luft konnte Marlena diese Unbekannte "Bewegung" nun auch mit bloßem Auge erkennen. Abgestorbene Bäume bildeten eine Schneise des Todes im Grün des Bergwaldes. Noch nie in ihrem Leben hatte Marlena den Tod so schnell um sich greifen sehen. Seitdem die Harmonie der Normalität diesem ausgewichen war, waren nur Augenblicke verstrichen. Marlena beschloss zu handeln. Sofort sandte sie einen Alarm auf geistiger Ebene an die Magier der Zwerge und an die andere Drachenreiter. Gerade hatte sie das vollbracht als die Welle des Todes den Waldrand erreichte und sichtbar wurde was so viele Leben beendet hatte. In und fassbar hoher Zahl stören die Kreaturen aus dem nun abgestorbenen Unterholz, die Marlena bisher nur in Beoram Erinnerung gesehen hatte!

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