159 - Schattenhorn und Schattenflügel

Auf dem Rücken ihrer Drachendame durchquerte Togra ein ausgedehntes Tal in Beor-Gebirge. Sie hatten mit dem Reiter Burod vereinbart,, dass sie sich an einem bestimmten Punkt in diesem Tal treffen wollten und ihr weiteres Vorgehen zu planen. Die Lager würden sie bei einer Gruppe von Jägern der Zwerge aufschlagen die dem Onkel des ersten Reiters des kleinen Volkes unterstand. Burod hatte Togra über den Spiegel mitgeteilt, dass sie sich darauf einstellen konnte die Gastfreundschaft der Knurlan in Vollendung zu erleben. Trotz der Einfachheit seines Lagers würde es sein Onkel verstehen Gäste zu bewirten.
Es überraschte die Gehörnte stets von neuem wie gut sie eigentlich mit dem Reiter des braunen Drachen auskam. Sie vermutete, dass es daran lag, dass sie beide aus Familien stammten, in denen die Jagd Tradition hatte. Bereits während ihrer Ausbildung hatten sich die beiden Reiter ausführlich über dieses Thema ausgetauscht. Burod war damals bereits im zweiten Jahr seiner Ausbildung gewesen und hatte Togra geholfen sich an bestimmte Gepflogenheiten im Orden der Reiter zu gewöhnen. Er wusste, dass es nicht immer einfach war sich in der Ostmark zurechtzufinden. Er war schließlich als erster Zwerg zum Reiter berufen worden und damals lebte noch nicht viele Mitglieder seines Volkes unter dem Banner der Drachenreiter. Togra war zwar nicht die erste Urgalgra die berufen wurde aber die Anzahl der Gehörnten in der Ostmark war noch wesentlich überschaubarer als die der Zwerge. So hatten sie sich beide etwas isoliert gefühlt und Trost in der gegenseitigen Gesellschaft gefunden.
- "Wird es der eigentlich schwer fallen Beoram wieder zu sehen Jagdschwester?" - erkundigte sich die Urgal bei ihrer Drachendame.
- "Warum sollte es mir schwer fallen ihn wieder zu sehen? Wir haben uns schließlich sogar gepaart und zwei gemeinsame Küken." -
- "Na eben deshalb." -
Es war schon einige Sommer her, dass die schwarze Drachendame und der braune Wegbegleiter des Zwerges gemeinsam genisted hatten. Als ihre Drachendame Togra verkündet hatte, dass sie demnächst ihre Eier legen würde hatte sich die Urgal entschlossen für eine Weile in der Ostmark zu bleiben, damit die Küken sicher aufwachsen konnten. Beoram hatte Aragna bei der Aufzucht so gut es ging unterstützt danach jedoch hatten sich die Wege der beiden wieder getrennt. Togra hatte nicht nach den Gründen gefragt und Aragna schien auch nicht interessiert zu sein darüber zu sprechen.
Nun, da ein Treffen mit dem braunen Drachen bevorstand haderte die Urgalgra etwas mit sich und fragte sich, ob dies nicht eine Nachlässigkeit von ihrer Seite gewesen wäre. Gut konnte sie sich noch daran erinnern, das es in ihrem Dorf zwischen zerstrittenen Partnern oft zu blutigen Auseinandersetzungen gekommen war. Die Gehörnten hielten einfach nichts davon Probleme mit Worten zu lösen. Die ältesten mischten sich in einem solchen Streit nur ein wenn er drohte den Clan auseinander zu reißen. Es gab dann verschiedene Möglichkeiten wie sie reagierten. Wenn sich absehen ließ, das einer der Part war die Hauptschuld an dem Streit trug konnte er durchaus verbannt werden. In den meisten Fällen erklärte man die Lebensgemeinschaft jedoch schlichtweg für aufgehoben und ordnete an, dass die ehemaligen Partner einander fernzubleiben hatten. Wenn die Partnerschaft Kinder hervorgebracht hatte sah das Gesetz der Gehörnten vor, dass Söhne beim Vater verblieben während Töchter bei der Mutter aufwuchsen. Natürlich gab es auch dort Ausnahmen.
Aragnas heiseres Lachen beruhigte Togra etwas.
- "Wir Drachen sind anders als ihr Zweibeiner. Beoram und ich sind nicht im Streit auseinandergegangen. Wir haben uns gepaart er hat sich ehrenvoll unseren Nachwuchs gekümmert und wir haben dann gemeinsam entschieden dass wir unseren Lebensweg nicht zusammen fortsetzen wollen. So ist es meistens bei uns Kindern des Himmels und des Feuers. Brutpartner bleiben nur zusammen bis der Nachwuchs sein Feuer entdeckt. Seelenpartner wie es zum Beispiel Saphira Schimmerschuppe und Fírnen Smaragdfeuer sind bleiben länger zusammen aber solche Partnerschaften sind bei uns eher selten." -
Eine Frage drängt sich Togra auf doch sie zögerte etwas sie zu stellen. Ein Umstand der ihre Seelenschwester erneut zum Lachen brachte.
- "Schüchternheit kenne ich nicht von dir Schwester! Was möchtest Du wissen?" -
- "Nun ja, ich gebe zu, das sich Auraverhalten bei der Paarung nicht ganz verstehe." - räumte Togra, ermutigt durch Aragna Auskunftsbereitschaft, schließlich ein. - "Man könnte fast meinen, dass die Paarung euch nur etwas ist was die Menschen wohl "mechanischen Akt" nennen würden. Wir Urgalgra halten zwar nichts vom seidenweichen Singsang wie die Elfen und die Menschen ihn so lieben aber das liegt daran dass wir unsere Gefühle anders ausdrücken. Auch für uns ist die Paarung etwas besonderes und Akt großen Vertrauens und persönlicher Nähe. Besonders die erste Paarung! Es gilt als großes Geschenk wenn eine weibliche Gehörnte einem Mann gestattet ihr Lebensblut zu vergießen." -
- "Lebensblut?" - die Nachfrage der schwarzen Drachendame brachte Togra etwas in Verlegenheit und schnell machte sie ihre Seelenschwester mit dieser Besonderheit der Zweibeiner vertraut.
- "Ihr blutet wenn ihr euch paart?" -
- "Nur beim ersten Mal." -
- "Ihr Zweibeiner seit schon seltsam. Aber um deine Frage zu beantworten Schwester, Nein die Paarung ist auch für uns ein Vertrauensbeweis und wir wählen unsere Partner nicht leichtfertig aber wir Drachen schätzen eben unsere Freiheit und Unabhängigkeit. Dass wir unseren Lebensweg selbstständig und allein fortsetzen bedeutet aber nicht, dass das was geschehen ist für uns keine Bedeutung hat. Siehst oder unten den Fluss?" -
Togra Blicke seitlich an ihrer Drachendame herunter und erkannte in der Tat das schimmernde Band welches sich durch das kräftige Grün des Waldes unter ihre hindurch schlängelte. Rechts und links standen die gewaltigen Bergwiesen des Beor-Gebirges und wirkten so wie sich als wären sie die sollen auf dem die gesamte Schöpfung ruhte.
- "Siehst du, das Leben von uns Drachen ist wie dieser Fluss dort unten. Manchmal schnell und Ereignisse überschlagen sich. Dann legen und die Gefühle klar offen wie die Kiesel am Grund dieses Flusses. Manchmal aber auch sucht man sich seinen Weg gemäßigt und das Wesen ist geprägt von unergründlicher Tiefe. Was Beoram und ich miteinander erlebt haben ist wie eine Biegung des Flusses. Vorher waren wir nur uns und unseren Reitern verpflichtet jetzt gibt es aber auch unsere Küken. In diesem Punkt sind wir fast wie ihr Zweibeiner. Ganz gleich wie alt die Kleinen werden, man hat immer das Gefühl das irgendwo an ihnen noch Eihülle klebt. Beoram empfindet so und ich auch. Unser Leben hat also einen Richtungswechsel vollzogen und ist nicht mehr so wie es vorher war. Das bedeutet aber nicht, dass wir aufhören ein Fluss zu sein." -
- "Gut, das kann ich verstehen. Und ich will dir auch nicht das Paarungsverhalten eines Zweibeiner aufzwingen." -
- "Das würde die auch schlecht bekommen Schattenhorn." - erwiderte Aragna und unterlegte ihre Worte mit einem Knurren den allerdings etwas spielerisches innewohnte.
- "Und dir würde es schlecht bekommen mir das Paarungsverhalten eines Drachen aufzwingen zu wollen Schattenflügel." -
Nach dem Togra das Kompliment auf diese Weise erwidert hatte mussten die beiden Seelenschwestern gemeinsam lachen und erstes brüllen eines anderen Drachen holte sie in die Realität zurück. Schnell suchte Togra den Himmel ab und entdeckte Beoram der aus dem unendlichem Blau auf sie zugeschossen kam. Von seinem Rücken aus winkte Burod den ankommenden Mitgliedern des Ordens zu. Auf einer Lichtung konnte die Gehörnte eine einfache Lagerstätte der Zwerge erkennen Buhmann sie offensichtlich bereits erwartete.
- "Nun Schattenhorn, es sieht nur so aus als würden wir bald erfahren, was es mit der Gastfreundschaft der Zwerge auf sich hat." - sagte Aragna als sie das donnernde Brüllen ihres Artgenossen erwiderte.

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