Kapitel 16
Glücklicher Weise würde die Einheit Sturmtruppen eine Pause einlegen und im Schatten der mächtigen Klippen die Nacht verbringen. Das hieß, dass die beiden Wanderer sie mühelos im Schlaf würden überfallen können.
Unglücklicher Weise hieß das aber auch, dass Rich sein Lichtschwert würde zurückbekommen müssen, wenn Era nicht doch noch wollte, dass ihre Reise auftragsgemäß endete.
Sie hatte zuvor keine Zeit gehabt, sich die Waffe genauer anzusehen, merkte jetzt aber, dass sie ziemlich schön war. An der Unterseite des Griffs befand sich ein goldener Metallring, der in dem kleinen Abbild einer Flamme aufstieg. Darüber einige schwarze Knöpfe.
Die Chiss knirschte unwillig mit den Zähnen, als sie dem grinsenden Jedi das Schwert zuwarf. Wenn er sie nicht vollkommen hinters Licht geführt hatte (und das hatte er nicht, da war sie sich sicher) dann würde er sie nicht angreifen oder einen Fluchtversuch unternehmen. Trotzdem kam sie sich wie eine Verräterin vor.
„Also", erklärte Era, diese merkwürdige Empfindung erfolgreich verdrängend, „wir können nicht die ganze Abteilung töten", Rick atmete erleichtert auf, „aber wir können versuchen, sie bewegungsunfähig zu machen, indem wir ihre Speederbikes zerstören. Dann können sie immer noch den letzten Tagesmarsch zurücklaufen."
Die Vorstellung von zwanzig Sturmtrupplern, die sich in schweren Rüstungen durch die brütende Hitze schleppten, war auf boshafte Weise belustigend. Vielleicht würden sie ja ihre Lektion dabei lernen.
Einige Standartstunden später kletterten beide vorsichtig die steilen Wände der Schlucht hinab. Dunkelheit hüllte sie ein, wie ein schützender, schwarzer Mantel und verbarg sie vor den Augen der müden Wache.
Anders als seinen Kameraden behagte dem Mann diese Mission gar nicht. Jedes Mal, wenn er an die unendliche Wüste um ihn herum dachte, lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken, während er sich in die relative Sicherheit seiner Militärkaserne zurückwünschte. Die Aussicht, ein Dorf vollkommen grundlos anzugreifen und unschuldige Lebewesen zu töten, zermürbte ihn. Unter seinem Helm verzog er unwillig das Gesicht.
Der Soldat spürte das Unheil, bevor es tatsächlich eintrat. Wie ein kalter Hauch, der ihm über den Nacken strich, bevor sich plötzlich ein Arm um seine Kehle schlang. Nicht einmal zum Schreien blieb ihm mehr Zeit, bevor ihm schwarz vor Augen wurde.
Es hatte Era keine fünf Sekunden gekostet, die ahnungslose Wache in einen Zustand der absoluten Bewusstlosigkeit zu versetzen.
Rick pfiff anerkennend.
„Still!" herrschte die Chiss ihn an. Ihre roten Augen funkelten in der Finsternis. Ein gelber Strahl durchschnitt die Schwärze. Ein leises Summen zerriss die nächtliche Stille. Vorsichtig und so leise wie möglich, bohrte Rick sein Lichtschwert in das, was der Motor des ersten Speederbikes sein musste.
Allerdings nicht leise genug.
Ob die niemals schlafenden Audiosensoren in ihren Helmen sie gewarnt hatten, oder ob die Sturmtruppen der abgelegenen Wüstenwelt Zuno über unnatürliches Hörvermögen verfügten, jedenfalls schreckten sie aus ihrem Schlaf hoch und starrten die Eindringlinge bedrohlich an.
Era wusste, dass es für das Imperium zu teuer war, einzelne Soldaten auf unwichtigen Außenposten mit Nachtsichtgeräten auszustatten, musste aber feststellen, dass das Lichtschwert genügend Licht für beide Seiten spendete.
Ein kurzer Augenblick der Überraschung war ihnen gegönnt, dann begann der Funkenregen. Rote Blitze durchzuckten die Nacht. Weniger genau als ein Lichtschwert, aber ebenso tödlich.
Era wollte gerade ihre Waffe ziehen und hinter einem der Fahrzeuge in Deckung gehen, um das Feuer zu erwidern, da schob sich überraschend Rick vor sie. Mit ungemeiner Geschicklichkeit begann er, die Schüsse abzuwehren, die, noch immer von tödlicher Wirkung, auf ihre Angreifer zurückgeworfen wurden. Die Chiss verstand sofort. Mit ihrem eigenen Blaster zielte sie nun nicht mehr auf die Sturmtruppen, sondern auf die Speederbikes. Der Geruch von schmelzendem Metall mischte sich mit dem Gestank nach Blasterfeuer. Dichter Qualm hüllte sie ein.
Ein Handblaster war wesentlich primitiver als ein Lichtschwert, weshalb es einige Zeit dauerte, bis Era ihre Arbeit vollendet hatte. Der Jedi hatte sie überreden wollen, ihren Blaster auf Betäubung zu stellen, was sie konsequent abgelehnt hatte. Sonst wäre das hier wahrscheinlich noch langsamer gegangen.
Rick hatte sich inzwischen vorgekämpft, was ein Vorteil war, denn die schweren Waffen der Sturmtruppler waren nicht für den Nahkampf geeignet. Ein gelber Blitz zuckte auf, als er den Blaster eines Soldaten in Stücke hackte, doch ein anderer rückte sofort nach, um den Jedi von hinten anzugreifen.
Era reagierte instinktiv. Wie eine Katze sprang sie vor. Ihr Bein schwang hoch und traf den Kämpfer am Hals, der bewusstlos zusammensackte. Die Chiss hatte sich in eine Maschine verwandelt. Eine lebendige, emotionslose Kampfmaschine. Bewegungen um sie herum, nahm sie nur als Schatten war. Wie von selbst sandte ihr Auge Informationen an ihr Gehirn, die ohne zu überlegen in blitzschnelle Reflexe umgewandelt wurden.
Soldat um Soldat landete im Sand. Mittlerweile kämpften die beiden Eindringlinge Rücken an Rücken. Rick rief irgendetwas, aber Era hörte ihn nicht. Ein stechender Schmerz fuhr durch ihre Schulter. Sie schrie nicht, stieß aber ein ersticktes Keuchen aus. Zeit, die Wunde zu betrachten gab es nicht, aber nach dem schmerzhaften Prickeln zu urteilen, das sich langsam in ihrer Schulter ausbreitete, hatte der Blitz sie nur gestreift.
Der Sturmtruppler, aus dessen Waffe der Schuss gekommen war, stützte auf sie zu. Trunken von seinem Glück und nun vollkommen überzeugt von seinen Fähigkeiten wollte er diesem endlich ein Ende bereiten. Nur ganz kurz hatte er Gelegenheit, festzustellen, dass er sich verschätzt hatte.
Die Chiss warf sich zur Seite, irgendwie schaffte sie es, hinter den Mann zu gelangen. Ein Schlag in den Nacken, ein heftiger Tritt und der Unglückliche taumelte vorwärts, genau in eine weite Sandpfütze.
Nun verhielt es sich so, dass die Oberfläche Zunos durchzogen war von Tunneln Höhlen und Stollen. Gewaltige Sandwürmer, widerliche, kleineren Raumschnecken ähnelnde Kreaturen hatten in Jahrtausende langer Arbeit daran gegraben, hatten gewühlt und Sand geschluckt, bis der Planet davon durchzogen war, wie ein corellianischer Käse.
Manchmal geschah es, dass diese Kreaturen an die Oberfläche krochen, wenn ihre gierigen Mäuler all das Leben verschlungen hatte, dass die trockene, staubige Unterwelt ihnen bieten konnte.
Der Grund unter den Kämpfenden begann zu beben.
Die Sturmtruppler stolperten. Einige von ihnen stürzten zu Boden, andere warfen panische Blicke umher. Irgendjemand schrie das Wort Erdbeben.
Dann brach der Boden auf. Sand spritzte in alle Richtungen und stürzte auf die Umstehenden nieder, wie eine körnige, gelbe Woge, die für einen Moment die Sonne verdunkelte.
Etwas kroch aus dem entstandenen Riss.
Erst sah es aus, wie ein gewaltiger Wurm. Abgerissene Fetzen bräunlicher Haut hingen von seinem massigen Leib herab. Als es allerdings das Maul aufriss war ihnen allen klar, dass ein Wurm niemals solche Zähne würde haben können.
Rasende furcht packe die Männer. Viele von ihnen spürten den Reflex zu laufen, um so viel Distanz wie möglich zwischen sich und dieses Monster zu bringen. Aber sie waren Soldaten. Keiner von ihnen würde weglaufen, auch wenn das bedeutete, hier sterben zu müssen. Rote Blitze schossen auf das Ungetüm zu und prallten wirkungslos an seinem steinharten Panzer ab.
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