56. Nur noch Hass
Er führte uns in einen kleinen Raum, der an der Halle angrenzte.
Wir setzten uns und sahen Prinz dir gespannt an.
Uns wurde Essen und Trinken gebracht und wir redeten bis tief in die Nacht. Für meine Brüder stand es fest, dass wir Kiew angreifen und Prinz Oleg umbringen mussten.
Prinz Dir sah Ivar freudig an, "Meine Leute sind bereits in Kiew, sie werden Olegs Männer bereits gegen ihn aufgebracht haben, wer gegen sie war wurde getötet."
Ivar sah Prinz Dir überrascht an, anscheinend hätte er nicht erahnt, dass er soweit gedacht hat.
Aufatmend griff er nach seinem Becher und lehnte sich zurück.
Nach langer Besprechung legten wir uns schlafen, denn in 2 Tagen würden wir mit Hilfe von Prinz Dir, Prinz Oleg töten.
Am nächsten Morgen wachte ich ausgeschlafen auf.
Meine Brüder schliefen noch, also machte ich mich auf den Weg, um diese neue Stadt zu erkunden.
Es war anders als in Kiew, es ähnelte den Dörfern in Norwegen.
Hier fühlte ich mich viel wohler, als unter Olegs Leuten.
Zögernd setzte ich mich auf einen großen Stein, der abseits der Stadt lag und zog das Messer heraus, welches Oleg mir bringen ließ.
Erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich meinen Bruder noch fragen wollte, was dieses Schwert auf sich hatte.
Ich strich über die Klinge und steckte es umwickelt in dem Tuch zurück in meine Tasche.
Aufmerksam sah ich mich um, es war noch nicht viel los in diesem Ort, kein Wunder, denn die Sonne ging gerade erst auf.
Lächelnd stand ich auf und begab mich zurück zu meinen Brüdern.
Ich setzte mich neben den schlafenden Ivar und tippte ihn behutsam an.
Wie ein Tier schreckte Ivar hoch und sah mich entsetzt an.
Aus Reflex hob ich schnell meine Hände und sah ihn entschuldigend an.
Ivar atmete genervt aus und setzte sich aufrecht hin.
Genervt sah er durch den Raum und griff nach einem Becher, den er keine Sekunde später nach Hvitserk warf, "Aufwachen, kleiner Bruder, die Nacht ist vorbei."
Grinsend sah ich zu Hvitserk, der nicht begeistert war und die Augen zusammenkniff.
Gähnend legte er die Arme hinter den Kopf und schloss wieder die Augen.
Ivar grinste mir fies zu und kroch abrupt zu Hvitserk hinüber und setzte sich neben ihn hin.
Ich verdrehte grinsend die Augen und richtete mich auf, "Komm schon, Hvitserk.", sagte ich lachend und tatsächlich regte mein Bruder sich.
Wortlos richtete er sich auf und ging zu einer Schüssel mit Wasser hinüber und wusch sein Gesicht.
Ivar und ich sahen uns überrascht an und grinsten schließlich.
"Wir haben nicht mehr viel Zeit, wir müssen heute Abend aufbrechen, mit allen Männern, die Prinz Dir zur Verfügung hat.", sagte Ivar schließlich, als wir zu dritt an einer großen Tafel saßen und speisten.
"Was passiert, wenn wir Oleg umgebracht haben? Wo werden wir bleiben?", fragte Hvitserk unseren Bruder.
"Na wohin wohl, Hvitserk? Zurück nach Kattegat natürlich.", flüsterte er.
"Wir gehen dorthin, wo die Götter uns hinführen, Hvitserk.", flüsterte ich und aß mein Essen hastig auf.
In diesem Moment kam Prinz Dir herein, "Es ist Zeit zu gehen, König Ivar."
Auch wenn der Prinz ernst guckte, sah er immer noch sehr freundlich aus. Er war wohl das komplette Gegenteil von seinem Bruder.
Meine Brüder schaufelten sich noch die letzten Reste in den Mund und standen auf.
"Die Pferde sind schon bereit, meine Männer werden auch jeden Moment eintreffen und dann können wir losziehen.", sagte Dir.
Stumm folgten wir dem Prinzen zu unseren Pferden.
Ivar wurde wieder einmal beim Aufsteigen unterstützt.
Es wunderte mich jedes Mal, dass er sich auf einem Pferd überhaupt halten konnte.
Liebevoll begrüßte ich das Pferd, auf dem ich reiten durfte.
Ich machte dies jedes Mal, denn Pferde waren einfach wunderbar, sie waren vielfältig einsetzbar und immer zu gebrauchen.
Ich stieg auf mein Pferd und im Schritt brachen wir auf.
Es waren unzählige Krieger hinter uns. Immer wieder grinsend sah ich zu meinen Brüdern.
Wir ritten durch einen dichten Wald, der von viel Nebel umgeben war, man sah die Hand vor Augen kaum.
Nach einem langen Ritt, legten wir eine Pause am Waldrand ein.
Ivar und Hvitserk schnitzen, als ein unbekannter Reiter in Begleitung ankam, doch Prinz Dir schien ihn zu kennen.
Sie sprachen kurz auf der Sprache der Rus, bis der Reiter zu einer Truhe geführt wurde, die er anschließend mitnahm.
Das war also Dirs Plan, Bestechung?
Hoffentlich klappte sein Plan, dachte ich insgeheim.
Nach der kurzen Pause ritten wir weiter. Niemand sagte ein Wort, denn jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt.
Als wir in der Ferne den Palast von Prinz Oleg erblickten sahen Hvitserk und ich uns ernst an, doch sagten nichts, denn wir wussten, was wir dachten.
Vor dem Tor zur Stadt blieben wir stehen. Es war ruhig, das war merkwürdig verdächtig, "Das ist eine Falle.", sagte Ivar feststellend.
Prinz Dir sah sich um und stieg schließlich von seinem Pferd herab.
"Es ist gewiss eine Falle.", wiederholte sich Ivar lauter, doch niemand hörte auf ihn.
Der Prinz war inzwischen am Tor angelangt und drückte es mit halber Kraft auf.
Ich ritt ein Stück näher heran, die Stadt war wie ausgestorben.
Der Trubel und das Leben, was hier sonst herrschte war ausgestorben.
"Ich sag's doch.", sagte Ivar nun besserwisserisch.
Plötzlich erschien ein Mann aus der unteren Tür des Palastes und blieb vor Prinz Dir stehen.
Beide zogen zeitgleich das Schwert, doch der Krieger reichte Dir sein Schwert rüber und sprach mit ihm.
Dir antwortete ihm und nahm dankend das Schwert an sich und übergab es schließlich wieder zurück.
Der Krieger drehte sich um und hob in Richtung Palast das Schwert in die Höhe, es ertönte lautes Jubeln und aus jeder Ecke der Stadt kamen glückliche Menschen herbeigelaufen.
Glücklich lächelnd sahen meine Brüder und ich uns an.
Wir ritten in die Stadt hinein und bleiben vor dem großen Palast von Prinz Oleg stehen.
Brüderlich reichten sich Ivar und Prinz Dir die Hände. Die Bewohner des Dorfes feierten und freuten sich, dass sie von Prinz Oleg befreit werden würden.
Dieser erschien einige Zeit später auf den Balkon des Palastes unsicher trat er an das Geländer heran und sah zu uns hinab.
Als auch die Bewohner und meine Brüder dies bemerkten, verstummten sie.
"Lasset uns alle in Frieden hier leben.", sagte Oleg mit zitternder Stimme, "Lassen wir unsere Streitigkeiten hinter uns.", verzweifelt sah er durch sein Volk.
Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen, denn so unsicher und ängstlich hatte ich den Prinzen noch nie erlebt.
Sein Blick blieb auf Ivar liegen, "Ich liebe dich, wie einen Bruder, Ivar!"
"Glaub ihm nicht.", flüsterte Prinz Dir.
Doch Ivars Gesichtsausdruck sagte mir schon, dass er Oleg niemals mehr glauben würde. Der pure Hass stand in Ivars Gesicht geschrieben.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top