50. Die Schlacht beginnt

Es dauerte nicht allzu lange, als Land erblickt wurde.
Ich strich immer wieder über den Armreif meines Bruders, den ich nun tragen durfte. Es war für mich etwas sehr Besonderes, denn es war von Ivar.

Wir fuhren mit einigen Schiffen in eine Flussmündung.
Es schien alles ruhig und friedlich, bis unsere Schiffe mit Pfeilen attackiert wurden.
Sofort ging ich in Deckung.
Ivar begann zu lachen und klopfte Hvitserk auf die Schulter.

Unmittelbar vor uns sah ich eine Barriere, die in Flammen stand.
Unser Schiff fuhr in die Barriere. Kaum kam es zum Stehen wurden wir auch schon von feindlichen Kriegern angegriffen.
Sie kletterten auf das Schiff hinauf und zogen ihre Waffen.
Ich kämpfte mit meinen beiden Brüdern an der Seite. Es fühlte sich gut an, Ivar wieder an meiner Seite zu wissen.

Unsere Schiffe fuhren schließlich weiter. Weiter den Fluss hinunter, bis wir an Land kamen.
"Und du schaffst das wirklich, Bruder?", flüsterte ich Ivar zu, der sich bemühte aus dem Schiff zu steigen.
Er sah den hohen Berg hinauf und nickte schließlich.
Anschließend kletterten wir die steilen Steinmauern, der Berge hinauf. Es war unbeschreiblich anstrengend.
Als ich die Hälfte geschafft hatte, hätte ich am liebsten losgelassen, doch ich musste weiter. Hinauf auf diesen Berg.

Hvitserk und ich zogen Ivar das letzte Stück auf den Berg und stellten ihn wieder auf die Beine, "Dort vorne ist das Schlachtfeld.", Ivar nickte in eine Richtung, in die die Ruskrieger bereits liefen und folgte ihnen.
Hvitserk und ich sahen uns kurz an und rannten den anderen Kriegern hinterher.

Wir hörten schon die Schreie, als wir näherkamen. Die Schlacht war schon in vollem Gange.
Ivar zog sein Schwert und humpelte zielstrebig durch die Menge.
Plötzlich schien es wieder einmal, als wäre er wirklich ein Gott, denn er Schritt über das Schlachtfeld, ohne auch nur einen Kratzer abzubekommen.
Ich hielt trotzdem den Atem an und strich immer wieder über meinen Armreif.
Plötzlich erblickte ich ihn. Dort stand unser Bruder Björn, mitten im Kampf. Ivar ging nicht einmal schnell auf ihn zu. Es schien wie ein Spaziergang für ihn zu sein.
Björn bemerkte Ivar nicht, denn er war zu sehr auf die kämpfte konzentriert.
Als Björn schließlich seinen Gegner tötete und sich schwungvoll umdrehte, um sich umzusehen, stand Ivar direkt vor ihm und bohrte, ohne zu zögern sein Schwert durch Björns Brust.
Es fühlte sich an, als würde die Zeit stehen bleiben. Um mich herum wurde es still, denn wieder einmal bekamen Hvitserk und ich die Skrupellosigkeit unseres Bruders zu sehen.
Björn blickte Ivar überrascht an, legte ihm kurz seine Hand auf die Schulter und kippte schließlich nach hinten um.
Langsam drehte ich mich zu Hvitserk um, er schien es selber noch nicht zu fassen, dass unser Bruder es wirklich getan hatte. Er hatte unseren ältesten Bruder umgebracht.
Plötzlich zogen sich die feindlichen Krieger immer mehr zurück, bis sie regelrecht vom Schlachtfeld flohen.

Ivar sah sich den am Boden liegenden Björn ein letztes Mal an. Auch aus der Ferne sah ich, dass ein zufriedenes Lächeln über seine Lippen huschte, bevor er zu uns hochsah und sich schließlich zurück auf den Weg zu uns machte.
Ohne etwas zu sagen blieb er vor uns stehen. Hvitserk und ich sagten ebenfalls kein Wort.
Es fühlte sich ewig lange an, bevor er aufhörte uns anzugucken. Er ging an uns vorbei und ich schlug ihn anerkennend auf die Schulter.
Ich hörte Ivar in dem Moment etwas flüstern, es hörte sich an, wie ein danke.

Ich steckte mein Schwert weg, legte einen Arm um Hvitserk und wir folgten unserem Bruder, der sich geschafft in den Sand fallen ließ.
Die feindlichen Krieger waren schon lange verschwunden, einige unserer Krieger waren ihnen gefolgt.

"Du hast es getan, Bruder.", sagte ich beeindruckt und hockte mich vor ihn hin. Hvitserk setzte sich in der Zwischenzeit neben Ivar und starrte auf das Meer.
Ivar nickte, "Es musste getan werden."

Als sich Ivar erholt hatte, zog ich ihn auf die Beine.
Wir folgten ihm zu den Schiffen, die am Strand vor uns lagen.
Wir fuhren in das verlassene Reich von König Harald, dort würden Ivar und Oleg die weiteren Schritte Planen.
In Decken eingewickelt saßen Ivar und ich auf dem Schiff, wir hatten kein Wort gewechselt, seitdem wir es betreten hatten.

"Ivar.", flüsterte ich, um zu sehen, ob er noch wach war.

"Mh.", hörte ich seine verschlafene Stimme murmeln.
Er hob seinen Kopf von meiner Schulter und sah mich an.
Nachdenklich sah ich ihn an, "Würdest du Ubbe das gleiche antun?"

Ivar verzog das Gesicht, "Halt den Mund und schlaf.", er legte seinen Kopf zurück auf meine Schultern.
Ich unterdrückte einen Seufzer und schloss meine Augen. Doch seine Antwort sagte mir, dass er Ubbe niemals umbringen könnte, trotzdem hoffte ich, dass er nicht unter den Kriegern war.

Mitten in der Nacht kamen wir in Vestfold an.
Es herrschte Totenstille, kein Wunder, es war ja auch niemand mehr in der Stadt.
Ivar ging voran, gefolgt von König Oleg.
Hvitserk und ich folgten den beiden ebenfalls in die Halle.
Oleg trat die Tür auf und schritt in die Halle.
Er drehte sich zu uns um und begann zu lachen. Ivar stimmte mit ihm ein und schließlich lachten auch Hvitserk und ich.
Hvitserk umarmte unseren Bruder kurz.

Wir legten uns schlafen, denn in den kommenden Tagen würde viel passieren.

Am nächsten Morgen versammelten sich alle in der großen Halle, wir feierten unseren Sieg, doch plötzlich unterbrach Ivar die Feierlaune, "Die Schlacht ist noch nicht gewonnen. Sie haben sich nur nach Kattegat zurückgezogen."

Ich saß neben Ivar auf einer Bank und trank meinen Met.

"Doch ohne ihn, nicht wahr? Ihr Held, ihr Anführer. Ihr habt ihn selbst erstochen.", Oleg kam zu uns herüber und legte Ivar anerkennend eine Hand auf die Schulter.
Ivar lächelte kurz, doch es verblasste schnell, "Doch ich bin mir nicht vollkommen sicher, dass Björn tot ist.", er sah zu Prinz Oleg hinauf, doch bevor dieser antworten konnte mischte Hvitserk sich ein, "Björn zu töten ist unmöglich."

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