27. Meine Entscheidung
Es fing zu regnen an und Thors Blitze erschienen am Himmel. Er war wütend. Er wollte nicht, dass Ragnars Kinder sich auf Leben und Tod bekämpften. Doch es war zu spät, morgen würden wir zu unserem Lager zurückkehren und schließlich die richtige Schlacht gegen unsere Brüder antreten.
Ich sah hinauf zum Himmel, "Odin, gewähre jeden stolzen Krieger Einlass in Walhalla.", murmelte ich leise und drehte mich um.
Ich rannte direkt in Hvitserk, der auf dem Weg zu mir war. "Ivar will dich sehen.", sagte er knapp und drehte sich um.
Ich folgte ihm, doch er blieb draußen stehen. Offenbar wollte er mich ganz alleine sprechen.
Ich trat ein uns schloss die Tür hinter mir.
Ivar saß auf einem Stuhl an einer langen Tafel. Er steckte sein Messer weg, als er mich bemerkte. Ivar gab seinen Wachen ein Zeichen und sie verließen alle den Raum.
Ich setzte mich zu meinem Bruder, der mir seinen Becher zu schob, "Du siehst durstig aus, trink."
Ich nahm den Krug und trank einen Schluck. Ivar beugte sich vor und sah mich an.
"Ich habe Ubbe immer gesagt, du sollst deine eigenen Entscheidungen treffen, wenn er dies für dich getan hatte.", begann Ivar.
Ich nickte, "Natürlich erinnere ich mich und ich bin dir immer noch sehr dankbar dafür, Ivar.", ich lächelte leicht, doch mein Bruder erwiderte es nicht.
"Mir ist es nicht leichtgefallen, doch Hvitserk hat mir versichert, dass du sehr viel besser geworden bist."
Ich nickte langsam, doch worauf wollte er hinaus?
"Ich überlasse dir die Entscheidung, ob du mit Hvitserk auf dem Schlachtfeld kämpfen willst, oder mit mir die Schlacht leiten wirst.", er sah mich an, als würde er sofort meine Antwort hören wollen.
Doch ich war unschlüssig und hob stumm den Becher, um etwas zu trinken.
"Diese Schlacht wird nicht werden, wie die Schlachten in York waren. Wir werden ein großes, weites Feld haben.", er nahm mir seinen Becher ab und leerte diesen.
"Ich weiß es nicht, Ivar. Ich bin unschlüssig.", flüsterte ich.
Natürlich wusste ich, dass er mich lieber an seiner Seite, als auf dem Schlachtfeld sehen würde. Er wollte nicht, dass ich vor ihm Walhalla betrete, doch wenn es der Wille der Götter war?
Ich malte mir verschiedenste Situationen aus, die eintreffen könnten.
Was wäre, wenn ich Ubbe oder Björn gegenüberstehen würde? Hingegen zu Ivar konnte ich meine Brüder nicht töten.
Doch was wäre, wenn ich bei Ivar bleiben würde und Hvitserk in der Schlacht fallen würde?
"Nun? Ich erwarte eine Entscheidung von dir, Tjara!", mein Bruder war ungeduldig und sah mich beeinflussend an.
"Ich werde Kämpfen. Und wenn es der Wille der Götter ist werde ich sterben, Bruder.", entschlossen sah ich ihn an.
Er war nicht zufrieden mit meiner Entscheidung, dennoch akzeptiere er sie.
Als wir kurz vor der Schlacht in unserm Lager saßen schien Ivar wieder einmal zu denken, dass Hvitserk seine Entscheidung bereute. Ich saß neben den beiden und richtete meine Kleidung für den Kampf her.
"Fürchtest du mehr, dass das Denken oder die Erinnerung verloren geht, Bruder?", Ivar sah Hvitserk neugierig an.
"Es ist für mich das gleiche. Jedes Mal, wenn ich nachdenke, erinnere ich mich an den Tag, wo ich vom Schiff gesprungen bin."
"Aber du bist nicht gesprungen, Ivar sagt die Götter haben dich geschubst.", ich sah zwischen Ivar und Hvitserk hin und her.
"Nimm mir das nicht weg, ich habe mich so entschieden.", er sah mich ernst an.
"Und ich glaube, dass du es bereust.", flüsterte Ivar.
"Ich bereue nichts. Doch, eines vielleicht. Ich habe keine Kinder.", Hvitserk grinste kurz, "Aber dann sitzen du und ich wohl im selben Boot, hm?"
"Ich werde Kinder haben, sie werden die Welt bevölkern."
"Ja, ganz gewiss.", belustigt sah Hvitserk unseren Bruder an.
Doch sein Lachen verging schlagartig, als er abrupt Ivars Messer an der Kehle spürte.
"Ivar!", sagte ich entsetzt. Doch ich erntete nur einen aggressiven Blick von ihm.
"Ivar.", flüsterte Hvitserk eingeschüchtert. Ivar hielt ihm stand und verzog keine Miene. Hvitserk wiederholte sich, bis Ivar schließlich sein Messer sinken ließ, "Verzeih mir, ich bin unruhig wegen der Schlacht.", zischte er.
"Es tut dir leid?"
"Es tut mir leid, dass du vom Schiff gesprungen bist. Du denkst es war ein Fehler und ich weiß, dass du es bereust.", Ivar provozierte Hvitserk.
"Vielleicht wollte ich meine einzige Schwester nur nicht einem Verrückten überlassen.", Hvitserk stand auf und verließ uns.
Ivar starrte ihn wütend hinterher.
Er sah langsam zu mir, "Willst du ihm nicht wie ein Hund hinterherrennen? Ihm sagen Ivar hat es ja gar nicht so gemeint?", nun versuchte er mich zu provozieren.
"Nein, Ivar, will ich nicht und du weißt wieso."
"Du stimmst mir also zu? Du denkst wie ich?"
Ich seufzte und griff nach meiner Axt, doch Ivar war schneller.
"Gib sie mir, Ivar.", ich riss mich zusammen. Ich wollte ihm eigentlich an den Kopf werfen, dass er sich kindisch verhielt, doch ich hatte nun mal keine Lust auf eine Klinge an der Kehle.
Erwartungsvoll sah Ivar mich an.
"Ich glaube auch, dass er es bereut. Aber er hat sich gegen Ubbe entschieden und nur das zählt jetzt."
Ivar nickte, "Du hast Recht, Tjara.", er erhob sich und gab mir meine Axt.
"Die Kriegstrommel ruft.", rief König Harald, woraufhin sich alle auf den Weg zum Schlachtfeld machen.
Nach einem kurzen Fußmarsch standen wir unseren Feinden gegenüber.
Bevor wir angriffen zog Ivar mich zu sich, "Du wirst Walhalla nicht vor mich betreten, denn ich weiß, dass die Götter mit dir sind.", er legte seinen Kopf gegen meinen.
Ich schlug ihm leicht grinsend gegen die Schulter und machte mich schließlich an der Seite von Hvitserk auf in die Schlacht.
Hvitserks Wut auf Ivar ließ ihn gleich viel stärker werden, ich war mir sicher es war der Wille von Ivar gewesen.
Ich kämpfte mich durch die Menge. Ivar hatte recht. Auf einem weiten Schlachtfeld zu kämpfen war sehr viel anders, als die Schlacht in York es war.
Ich musste mehr denn je auf meine Umgebung achten, denn von überall konnten Feinde kommen. Ich hatte keine Wand oder gar ein Dach, welches ich hätte nutzen können.
Ich kämpfte mich durch einen Fluss, in dem schon viele tote Krieger lagen.
Und dann passierte das, was ich unbedingt vermeiden wollte. Ubbe stand mir gegenüber.
Ich sah es in seinen Augen geschrieben, er konnte mich nicht umbringen. Er stand nur da und sah mich an, bis ich schließlich angegriffen wurde. Ich kämpfte, doch ich war nun mit den Gedanken völlig woanders.
Auf einmal fiel mein Gegner mit einem Schrei zu Boden, denn Ubbe, der dem Kampf starr zugesehen hatte, hatte meinen Gegner, seinen Krieger getötet.
Dankend sah ich meinen Bruder an, der sich schnell in die hintersten Reihen verzog.
Mein Herz raste und mir war schlecht.
Ubbe hat mir nichts angetan, im Gegenteil, er hatte einen seiner Männer getötet, um mich, seine Schwester zu beschützen.
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