21. Willkommen zurück

"Wir haben alle gut gekämpft.", Hvitserk sah kurz zu mir, "Warum wollt ihr beide wieder streiten?"

"Ich will nicht streiten.", Ivar sah kopfschüttelnd zu Hvitserk.

"Also was machen wir als nächstes?", fragte ich Ubbe.

"Wir werden unser Land einfordern. Wir schließen Frieden.", antwortete dieser.

Ivar schlug auf den Tisch, "Das letzte, was ich will ist Frieden. Es ist ein schmutziges Wort."

"Noch mehr können die See überqueren und bebauen unser Land.", Ubbe redete an Ivar vorbei.

"Nein, Ubbe!"

"Und was schlägst du vor?", Hvitserk kam auf Ivar zu.

"Die Christen haben die Schlacht verloren, aber nicht den Krieg. Ich würde mich hüten, auch nur versuchen mit ihnen irgendetwas zu verhandeln."

Es war bereits später Abend. Nach dem Essen legten wir uns schlafen.
Ich schlief sofort ein.

"Tjara.", ich wurde von Ivar unsanft wachgeschüttelt.
Ich sah ihn verschlafen an.
"Wo sind unsere Brüder? Sie sind fort."

Ich sah mich suchend um und stellte fest, dass er Recht hat.
"Ubbe sagte doch er wolle mit den Sachsen verhandeln. Sie werden losgeritten sein, um dies zu tun.", ich verdrehte die Augen, "Wie kann Ubbe nur so töricht sein."

Ivar stand der Zorn ins Gesicht geschrieben, "Wenn sie zurückkehren, werde ich sie in Empfang nehmen.", seine Miene verfinsterte sich noch mehr, "Komm.", widerwillig stand ich auf und folgte Ivar.
Er versammelte einige unserer Männer in der Christenhalle.

Ivar setzte sich auf einen langen Tisch am Ende der Halle, ich stellte mich hinter diesen und lehnte mich mit meinem Körper drauf. Nun warteten wir.

"Willkommen zurück, Brüder.", begrüßte er diese, als sie in die Halle traten.
Sie sahen erschrocken zu ihm.
Ihre Gesichter waren blutverschmiert, doch sie hatten selber schuld.
Hvitserk sah bereuend zu Ivar hinauf.

"Ich weiß, dass man es nicht sagen sollte, aber ich habe es euch ja gesagt."

Ein Lachen ging durch die Reihen.

"Ivar, wir sind...-"
"Na, na, na, na, na ich will raten.", unterbrach Ivar unseren ältesten Bruder.

"Ihr seid zu den Christen geritten und wolltet verhandeln. Und sie haben euch Honig ums Maul geschmiert, hm?", er stieß mich an und begann zu lachen.

Ubbe sah zu Boden, ich wusste nicht, ob er Angst vor Ivar hatte, aber er schien sehr ruhig, "Ich habe nur versucht...-", begann Ubbe erneut, doch auch dieses Mal wurde er unterbrochen.
"Deine Entscheidung war schlecht!", Ivar schrie Ubbe selbstsicher an, "Ihr habt ihnen gezeigt, dass ihr schwach seid. Ihr beide habt Glück, dass ihr noch lebt."
Ivar sah kurz zu mir und grinste boshaft.
"Nun ist für euch beide die Zeit mich als Anführer der großen Streitmacht anzuerkennen."

Ubbe schluckte und stand auf. Ich ging langsam und leise um den Tisch herum und stellte mich neben Ivar. In diesem Augenblick wurde mir klar, dass ich meine Entscheidung schon getroffen hatte. Ich hatte mich Ivar angeschlossen und laut dem Seher war dies richtig.
Ich lehnte mich gegen den Tisch und verschränkte die Arme.

"Als dein älterer Bruder werde ich dem niemals zustimmen können.", sagte Ubbe.
Nun stand auch Hvitserk auf.
Ivar begann mit einem seiner Wächter zu flüstern und ignorierte Ubbes Versuche mit ihm zu reden.
"Ivar.", sagte Ubbe, "Ivar!", er wurde lauter, bis er schließlich Ivar anschrie, damit er ihn beachtete, "IVAR!"
Ivar sah ihn bitterböse an.
Ubbe atmete durch und sah kurz zu mir, "Du kannst hier nicht ohne deine Geschwister weiterkämpfen."

"Du wirst wohl sehr bald feststellen, dass viel mehr Krieger mit mir kämpfen werden, als mit euch beiden Landbestellern. Nicht wahr?", er sah zum Volk.

"Dann kehren Hvitserk und ich...", Ubbe stockte und sah zu mir und schluckte, "Dann kehren wir morgen mit unseren Kriegern nach Kattegat zurück."

"Wenn das deine Entscheidung ist.", Ivar sah ihn gleichgültig an.

Ubbe machte sich mit Hvitserk auf den Weg die Halle zu verlassen, doch dann drehte er sich um, "Vater hätte dich dafür gehasst, dass du die Familie auseinanderreißt."

"Es war Vaters Wille.", flüsterte ich, dass nur meine Brüder und ich es hören konnten.
Ubbe sah mich kopfschüttelnd an, "Ich hätte so etwas niemals von dir erwartet, Tjara.", Ubbe sah mich noch kurz an, bevor beide endgültig die Halle verließen.

Ich setzte mich neben Ivar, als seine versammelten Männer ebenfalls nach draußen gingen.

"Hvitserk hat geschwiegen, Ivar.", sagte ich kurz.
Ivar sah mich an und zog die Augenbrauen hoch.
"Das ist mir wohl nicht entgangen."

Ich sprang wieder vom Tisch herunter, stellte mich vor ihn und sah ihn lachend an, "Er ist sich nicht mehr sicher, ob Ubbe das Richtige tut, ich fühle es, ich weiß es, Ivar.", ich legte meine Hände aufgeregt auf seine Knie.
Ivars Lippen setzten zu einem Lächeln an.
"Du glaubst also er könnte sich noch anders entscheiden?"

"Wenn er weise ist wird er dies tun, Bruder.", ich klopfte kurz auf seine Brust und verließ die Halle.

Am nächsten Morgen standen Ubbe, Hvitserk und ihre Krieger zur Abfahrt bereit.
Ich und Ivar beobachteten, wie sie ihre letzten Fässer aufluden.
Hinter uns stand unsere übrig gebliebene Streitmacht, sie war immer noch gewaltig.

Ubbe sah immer wieder zu mir, ich wusste, dass er wollte, dass ich mit ihnen zurück nach Kattegat kehre, doch die Götter hatten anderes mit mir vor.

"Sieh dich an, du schleichst dich davon, weil deine Schande offenbar wurde. Bestimmt bringt es dich in Verlegenheit, dass niemand sonst mit dir kommt. Aber warum nur? Ich verstehe es nicht, du vielleicht?", Ivar schrie zu Ubbe hinüber.
Hvitserk sah die ganze Zeit Ivar an. Sein Blick sagte, dass er sich unschlüssig war. Er wusste, dass Ivar großes erreichen würde.
"Niemand ist auf deiner Seite! Nicht einmal deine jüngere Schwester, die eigentlich zu dir aufblicken sollte. Was tut sie? Sie blickt zu mir auf!", er schrie immer lauter.

Die Schiffe legten ab. Mit Hvitserk an Bord. Ich hätte wirklich gedacht, dass er sich für Ivar, statt für Ubbe entscheiden würde, doch mein Gefühl hatte mich anscheinend getäuscht.
Ivar sah zu mir hoch, ich hockte mich neben ihn, "Nun sind wir also auf uns gestellt, kleine Schwester."

Ich legte einen Arm um meinen Bruder und sah wieder zu den Schiffen hinunter.
Dort regte sich etwas und Hvitserk verließ in letzter Sekunde das Schiff und somit auch unseren ältesten Bruder.

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