15. Das Genie
Am nächsten Morgen brachen unsere Truppen früh auf, denn wir wollten nicht von den Sachsen überrascht werden.
Ivar fuhr in seinem Wagen weit vorne, doch an der Spitze ging Björn, "Halt!", schrie er laut und wir kamen zum Stehen.
Der Mann, den Björn losgeschickt hatte kam zurück und berichtete uns, dass die Sachsen einen Tagesritt von uns entfernt waren.
Björn sah sich nachdenklich um, "Wir schlagen hier ein Lager auf. Morgen werden wir kämpfen, im Namen unseres Vaters.", er sah uns entschlossen an und schlug mir und Sigurd leicht auf die Schulter, "Wir werden siegen."
Ich folgte meinen Brüdern, als Ivar nach langem Schweigen endlich wieder sprach, "Schlagt ihr ruhig das Lager auf, ich will mir ansehen wo wir kämpfen werden."
Ich drehte mich um und sah ihn verwirrt an, "Was hast du vor?"
"Sie erwarten, dass wir auf eine bestimmte Art kämpfen. Warum sollten wir das tun? Wir können auf andere Art kämpfen und sie so überraschen. Wir nutzen die Beschaffenheit des Landes und spielen mit ihnen."
Interessiert kletterte ich an der Seite seines Wagens hoch und beugte mich zu ihm, "Interessanter Gedanke, Bruder."
"Es ist zu spät etwas zu ändern.", Sigurd schüttelte mit dem Kopf.
"Du hast gar nichts zu melden, halt den Mund.", sprach Ivar.
"Warum willst du die Schlachtordnung ändern?", Björn schien auf Ivars Vorschlag einzugehen.
"Willst du verlieren, Bruder?", fragte dieser nun, "Wir sehen uns zusammen das Feld an, komm mit mir Björn."
Björn stieg tatsächlich auf das Pferd und ritt mit Ivar zum Schlachtfeld.
Wir hingegen schlugen wieder einmal ein Lager auf und bereiteten uns auf den bevorstehenden Kampf vor.
Am Morgen darauf machten sich alle auf zum Schlachtfeld, "Du wirst mit Ivar gehen, Tjara.", sagte Björn mir auf dem Weg zum Schlachtfeld, "Sigurd, Ubbe und Hvitserk werden mit mir kommen."
Ich stimmte zu und folgte meinem Bruder Ivar.
"Ich bin mir sicher, dass unsere Krieger nicht zum Kampf kommen werden.", sage Ivar, während er auf seinem Wagen saß und die Gruppe anführte.
Fragend sah ich ihn an, er fuhr fort und sagte, dass wir ein Katz- und Mausspiel spielen werden. Er habe alles von Anfang bis zum Ende durchdacht.
"Also, wenn wir sie hin und her treiben, werden sie es sicherlich schnell durchschauen und sich nicht zum Narren halten lassen.", sagte ich besorgt.
Ivar grinste und verschränkte die Arme selbstsicher.
Wir stellten uns auf einer Wiese auf. Die gegnerischen Truppen waren schon dort.
Nach einiger Zeit des Anstarrens verließen wir schließlich das Feld und begannen das Spiel.
Es ging einige Zeit so, dass die Sachsen von einem Ende des Schlachtfeldes zum anderen Ende liefen, da unsere Gruppen immer und immer wieder die Positionen wechselten.
Doch dann geschah es, wie ich es befürchtete.
Der Anführer der Sachsen schrie so laut, dass wir es noch hören konnten. Anschließend drehten seine Männer ab. Es sah aus als wollen sie fliehen.
"Was haben sie vor? Wo gehen sie hin?", Floki trat vor. Er sah verunsichert aus.
"Ich würde sagen nach Repton.", sagte Ivar und nahm seinen Helm ab.
"Zu den Schiffen. Wollen sie zu unseren Schiffen? Oh du verkrüppelter Hundsfott. Du hattest Recht!", Floki sprang zu Ivar auf den Wagen und drückte ihn vor Freude.
In diesem Moment wurde mir eines klar. Es war wirklich Vaters Wille, dass Ivar sein Nachfolger wird. Er ist verdammt intelligent und weiß sein Wissen einzusetzen.
Ich drehte mich zu Ivar und Floki um und starrte meinen Bruder mit großen Augen an.
"Sie werden direkt in die Falle laufen.", Ivar sah mich voller Freude an, "Wir machen uns auf den Weg zu den anderen."
Dort angekommen konnte ich noch kaum das Schlachtfeld sehen. Aber ich hörte, wie der Anführer der Sachsen etwas laut rief und daraufhin seine Männer so schnell sie konnten das Feld verließen.
Unsere Leute fingen an laut zu jubeln.
"Wir haben gesiegt!", schrie Ivar so laut er konnten. Kurz darauf kamen unsere Brüder zu uns und umarmten uns freudig.
Doch Björn schien dies nicht zu sein, "Worüber freut ihr euch? Es ist noch lange nicht vorbei!"
Ich sprang von Ivars Wagen herunter, "Was meinst du damit?", ich ging zu Björn rüber.
"Sie werden mehr Krieger anfordern und zurückkehren.", Björn sah uns ernst an.
"Nicht wenn wir sie zuerst angreifen.", ich sah zu Björn.
"Genau das ist der Plan.", er drückte mir im Vorbeigehen seine Hand auf den Kopf.
Meine Brüder, die Krieger und ich machten uns auf den Weg zu König Egbert.
Ich fuhr auf Ivars Wagen mit und er flüsterte mir immer wieder Dinge ins Ohr, "Wir wissen nicht was uns erwartet, sei auf alles gefasst."
Das Tor der Mauern wurde zerstört und wir traten ein.
Ich sprang von Ivars Wagen herunter. Meine Axt hatte ich fest in der Hand. Ich sah mich um. Es herrschte komplette Stille.
Ich wollte gerade umherwandern und mich dabei umsehen, als Ivar mich am Kragen packte, "Es ist vielleicht eine Falle.", er zog mich zurück und ließ mich anschließend wieder los.
Einige Männer liefen los um zu sehen, ob wirklich alles verlassen war.
"Es ist niemand da, sie sind geflohen.", schrien einige Männer laut.
Ich sah kurz zu Ivar und gab ihm zu verstehen, dass ich mich umsehen möchte. Er nickte kurz und fuhr mit seinem Wagen davon.
Die Männer steckten alles in Brand und zerstörten die Häuser.
Ich trat in einen noch unversehrten Raum ein.
Überall lagen Rollen und schwarze Farbe stand herum.
Ich trat an einen Tisch und sah mir eine der Rollen genau an, als ich daraus nicht schlau wurde kippte ich die schwarze Farbe rüber.
Vor mir an der Wand hing ein Kreuz mit einem toten Mann dran. Ich sah hinauf und fragte mich was es darstellen sollte.
"Das ist der Christengott."
Ich drehte mich um und sah Ubbe im Türrahmen stehen, "Sie verehren diese merkwürdige Gestalt."
Ich verzog das Gesicht.
Ich wusste, dass es noch andere Götter, als unsere gab. Jedoch war der Gedanke daran schon merkwürdig gewesen und nun eine dieser Figuren zu sehen noch schlimmer.
"Na komm.", Ubbe schob mich aus dem Raum und steckte ihn anschließend auch in Brand.
Ich stieg wieder zu Ivar auf den Wagen und verzog weiterhin das Gesicht.
Unsere Leute rannten hin und her und unsere Beute wurde immer mehr.
Auf einmal sah Ivar auf und hob mein Kopf an.
In mitten unserer Krieger stand ein älterer Mann mit weißer Kleidung.
"Das ist König Egbert. Er hat unseren Vater ausgeliefert.", zischte er.
Unsere Krieger bedrohten den König sofort mit ihren Schwertern.
"Ich befehle euch ihn zu verschonen.", Björn trat näher und sah den König an.
König Egbert wurde in einem Raum in einen kleinen, in der Luft hängenden Käfig gesperrt.
Nun waren meine Brüder und ich wieder unter uns.
"Wir müssen entscheiden, was wir mit König Egbert machen.", sagte Björn und sah zum König hinauf.
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top