14. Blutadler

"Mir wurde gesagt, dass dein Gott Zimmermann ist und weißt du was? Ich bin es auch!", Floki sah ihn mit seinem wütenden Blick an.

Der König wurde schließlich an Brettern festgenagelt.
"Was wird nun geschehen?", flüsterte ich.
"Dein Bruder wird ihn zum Blutadler machen.", antwortete mir Floki.
Ich wusste, was der Blutadler bedeutete und wie es gemacht wurde, doch gesehen hatte ich es noch nie.

Am Abend war es dann so weit. Björn bereitete sich vor.
Ich schlenderte die ganze Zeit um ihn herum, um auch ja alles mitzubekommen.
Irgendwann schien es Björn zu reichen, "Setz dich da rüber.", sagte er zu mir und schob mich sanft in Richtung Ivar, der vor König Aelle saß und ihm genau ins Gesicht blickte.
Ich stellte mich stumm neben ihn und sah in das ängstliche Gesicht vom König.
Es war schon fast lustig das mit anzusehen.
Schließlich trat Björn nach vorne und begann Aelle den Rücken, direkt an der Wirbelsäule aufzuschneiden.
Er legte die Wirbelsäule frei und durchtrennte die Rippen auf beiden Seiten.
Der König schrie vor Schmerzen, doch es kümmerte mich nicht. Er sollte leiden.
Langsam ging Ivar zu Boden, er kroch ebenso langsam in Richtung Aelle und sah ihn weiterhin tief in die Augen.
Ich war mir sicher er wollte sehen, wie das Leben Aelles Augen verließ.
Meine anderen Brüder sahen begeistert zu, wie Björn sein Werk vollendete.

Am nächsten Morgen, als die Sonne langsam aufging wurde der König zwischen zwei Bäumen aufgehängt.
In der Morgensonne sah er wirklich aus wie ein Adler.
Wir standen noch einige Zeit an der Grube, in der mein Vater starb.
Meine Brüder betrachteten Aelle, ich hingegen sah hinunter in die Grube und hörte wieder einmal die Stimme meines Vaters, "Wie die kleinen Schweinchen grunzen werden, wenn sie hören, was der Eber ertragen musste."
Langsam sah ich hinauf zum Blutadler.
"Rache.", flüsterte ich leise.
Langsam machte sich die Gruppe zurück zu unseren Schiffen.
Meine Brüder, Floki und ich waren die letzten, die noch an dem Ort standen, wo es passierte.
Als Hvitserk sich abwendete legte er seine Hand auf meine Schulter und drehte mich weg, so dass ich meinen Brüdern folgte.

Schweigend gingen wir zurück zu unseren Schiffen.
Ich sprang auf das Schiff so gekonnt, als wäre ich schon öfter auf See gewesen.

Wir fuhren einen kleinen Fluss hinauf. Ich stand wieder an der Spitze des Schiffes und sah den Fluss herunter, er schien unendlich lang zu sein.
Meine fünf Brüder kamen zu mir und lehnten sich gegen die Wand des Schiffes. Sie sahen ebenfalls den Fluss herunter.

"Wo sind wir jetzt?", fragte ich Björn nach langer Zeit.
"Es sieht ganz so aus als wären wir in der Nähe von Repton.", sagte er und gab den Schiffen ein Zeichen, dass wir demnächst anlegen würden.

Das Lager war schnell aufgebaut.
Ich machte meinen Brüdern und mir ein Feuer, an dem wir uns kurze Zeit später versammelten.
Ubbe drückte mir einen Becher in die Hand, ich trank einen großen Schluck.
Meine Brüder fingen wieder einmal zu diskutieren an und ich setzte mich zu Floki.
Er lächelte mich an, "Du hast dich gut in deiner ersten Schlacht geschlagen."
Ich lachte auf, "Ich habe nicht einmal einen feindlichen Krieger berührt."
Floki drückte mir grob seine Hand auf den Kopf. Das mochte ich an ihm, er behandelte mich nicht anders als meine Brüder, nur weil ich ein Mädchen war, er war zu mir genauso wie zu ihnen.
Plötzlich verging Flokis Lächeln und er blickte böse drein.
Er drehte seinen Kopf leicht zu meinen Brüdern und ich begann zu lauschen.

"So viele wie du Bruder. Nur sitze ich nicht bequem in einem verfluchten Pferdewagen.", sprach Sigurd.

"Du musst etwas lernen, Ivar.", begann Björn.

Ich stand auf, stellte mich hinter Ivar und stütze mich auf seinen Schultern ab.

"Wenn du unseren Bund verlässt, wirst du kein Erfolg haben. Vor uns liegen viele Herausforderungen. Wenn du also weiter zanken und greinen willst, dann solltest du lieber gehen. Wir brauchen dich nicht."

"Ihr braucht mich. Vater hatte einen Grund, warum er mich mit nach England genommen hatte. Ich sollte der sein, der in seinem Namen handeln wird."

Meine Brüder lachten.

"Ich verstehe, dass es euch schwer fällt zu glauben, dass der wahre Erbe ein Krüppel sein soll.", fügte Ivar noch hinzu.

Floki lachte nun, "Grunzende kleine Schweinchen, jetzt weiß ich was es bedeutet.", er stand auf und ging.

Ich setzte mich neben Hvitserk auf einen Baumstumpf und trank aus meinem Becher, "Du willst es also infrage stellen?", ich sah Björn an.
Er wendete sich langsam zu mir und sah mich nachdenklich an, "So etwas hätte Vater nie gewollt."

Ivar stöhnte genervt aus und kroch davon.
"Du glaubst doch nicht etwa, was Ivar sagt?", Hvitserk sah mich fragend an.
"Ich bin mir sicher Ivar erfindet so etwas nicht einfach. Und Vater wird gewusst haben, was er tut.", ich zuckte mit den Schultern und nahm ein Stück Fleisch.
Sigurd musterte mich abwertend, "Wir wissen alle, dass Vater Ivar nur mitgenommen hat, weil wir anderen abgelehnt haben. Selbst dich hat er vor Ivar noch gefragt.", er lachte kurz auf.

"Wir sollten uns alle schlafen legen. Morgen werden wir aufbrechen und einen Schlachtplan machen.", sagte Björn schließlich, woraufhin Sigurd und Hvitserk langsam in unser Zelt verschwanden.
Ich blieb noch bei meinen Brüdern.
"Die Sachsen werden doch gewiss schon auf dem Weg zu uns sein.", sagte ich nach einiger Zeit des Schweigens.
Björn nickte, "Wir werden jemanden losschicken, der uns berichten wird wie nah sie uns schon gekommen sind.", Björn stand auf und verließ Ubbe und mich.
"Komm, kleine Schwester. Legen wir uns auch schlafen."
Ich folgte Ubbe in unser Zelt und legte mich neben Hvitserk.
"Wo ist Ivar?", suchend sah ich mich um.
"Er wird sicher gleich auftauchen, schlaf nun.", Ubbe setzte sich wachend an den Eingang und wartete anscheinend auf Ivar.

Mitten in der Nacht wachte ich auf.
Ich hörte Geflüster von draußen. Ubbe und Ivar waren nicht im Zelt, sie saßen draußen und blickten in die sternklare Nacht.
"Sag mir nicht, was ich zu tun habe, Ubbe.", hörte ich Ivar lauter sagen und er rumpelte in das Zelt herein. Dicht gefolgt von Ubbe. "Ich gebe nur auf dich acht, wie auf alle anderen.", Ubbe klang weise, doch Ivar gab nur ein spöttisches Lachen von sich, bevor er sich neben mich legte.

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