1. Unter Brüdern
Tochter, Schwester, Kriegerin, all das bin ich oder sollte ich noch werden.
Wenn man mit fünf Brüdern, die niemals alle einer Meinung sind aufwächst, ist das Leben nicht immer einfach.
Sowieso nicht, wenn sie älter sind und jeder die jüngere Schwester über das Leben, Kriege und die Kämpfe belehren will.
Ich bin Tjara Lothbrok, Tochter des berühmten Ragnar Lothbrok und dies ist meine Geschichte.
Wieder einmal waren meine Brüder Ubbe, Hvitserk, Sigurd und Ivar in den Wäldern am Trainieren. Ich selbst besaß keine Waffen, doch zu gerne ging ich mit meinen Brüdern, um sie kämpfen zu sehen.
Natürlich durfte ich auch mal selbst gegen einen meiner Brüder antreten. Doch ich wusste, dass ich eine grauenvolle Kämpferin war und fand einfach keinen Gefallen daran.
Sigurd zufolge war es einfach jämmerlich, doch mich interessierte recht wenig Sigurds Meinung. Natürlich war er mein Bruder, doch ich konnte ihn von allen am wenigsten leiden.
"Du wirst irgendwann eine starke Kriegerin sein, glaub mir.", Ubbe legte mir kurz eine Hand auf die Schulter und entwendete sein Schwert aus meinem Griff.
Ubbe war schon immer der Friedensstifter unter uns, denn zwischen Ivar und Sigurd kam es fast täglich zum Zwist.
Ivar hatte ich sehr gerne, daher wohl auch meine Gleichgültigkeit gegenüber Sigurd.
Ivar war besonders, er war nicht nur ein Krüppel, denn er konnte nicht laufen, sondern hatte auch eine besondere Art. Jedenfalls mir gegenüber, denn er schützte mich oftmals vor unseren Brüdern oder gar unserer Mutter.
Dennoch wurde Ivar oft von Wut geleitet, die er nicht selten gegen mich wendete, doch ich verstand ihn, mir erging es oft nicht anders, nur versuchte ich diese Wut im Zaum zu halten.
Nach dem Training kehrten meine Brüder in die Hütte am Berg zurück. Alle bis auf Hvitserk.
Hvitserk glaubte an mich, selbst wenn ich irgendetwas schon längst aufgegeben hatte.
Er hockte sich hin und reichte mir seine Axt, "Es ist noch nicht zu spät und so untalentiert, wie Sigurd behauptet bist du gewiss nicht.", ich nahm seine Axt entgegen.
Ich übte mit Hilfe meines Bruders den Umgang mit der Axt bis es langsam dämmerte.
"Es wird Zeit. Wir müssen heimkehren.", mein Bruder steckte sein Schwert weg und wartete auf mich.
Ich reichte ihm seine Axt rüber, doch er zuckte mit den Schultern, "Behalte sie, übe ein wenig, so kannst du irgendwann nach Walhalla."
Ich behielt die Axt in der Hand und ging wortlos neben Hvitserk her.
Am nächsten Morgen wurde ich unsanft geweckt, "Ivar, Tjara, wacht auf, Björn ist hier.", mit einem Ruck saß ich senkrecht. Ivar und ich sahen uns kurz an und folgten Ubbe hinaus.
Björn berichtete uns, dass die Siedlung, die unser Vater in England aufgebaut hatte nicht mehr existieren würde.
"Glaubt ihr, dass unser Vater es nicht gewusst hat?", Ubbe sah in die Runde.
"In der Zeit war es schwer den Weg über das Meer zu finden.", Björn sah kurz zu Boden.
"Ich denke er wusste es.", warf Hvitserk gleichgültig ein.
"Dann hätte er es allen sagen müssen. Viele haben Verwandte verloren. Väter, Onkel, Söhne, Töchter, sie hätten nach Rache verlangt.", Sigurd sah nachdenklich aus.
Ivar sah kurz zu ihm, "Deshalb hat er es vor ihnen verheimlicht.", sagte er besserwisserisch.
"Wie meinst du das?", fragte Ubbe und warf ein Holzstück, an dem er herum geschnitzt hatte, zur Seite.
"Das hätte überhaupt nichts geändert. Sie waren tot. Ragnar wollte unbedingt nach Paris. Er wollte Ehre und Ruhm erlangen, ist das nicht viel wichtiger?" Ivar sah uns fragend an.
Ubbe schüttelte nur fassungslos mit dem Kopf.
Björn sah Ivar nachdenklich an, "Sag es wie du willst.", flüsterte er.
"Ach so? Was meinst du damit?", ich konnte schon die Herausforderung in Ivars Stimme hören.
"Für Ruhm und Ehre? Ich sag euch etwas. Unser Vater hat uns verlassen. Wir waren noch Kinder und er ist einfach fortgegangen, ich bin mir sicher Tjara erinnert sich nicht einmal mehr an ihn. Nur die Götter wissen, ob er noch am Leben ist. Und nun erfahren wir von seinem großen Geheimnis, dass er nicht aufrichtig war und ehrlich." Hvitserk klang wütend, aber es stimmte, ich erinnerte mich kaum noch an unseren Vater.
"Mich schmerzt das sehr. Warum hat er nicht allen gesagt, was geschehen war?", warf Sigurd wieder ein und starrte gedankenverloren vor sich hin.
"Weil sie ihn bestimmt umgebracht hätten.", ich saß neben Hvitserk, der am Boden hockte, auf einem Holzzaun und beteiligte mich nun auch am Gespräch.
Ubbe sah sich um, "Wenn es wahr ist, dass Vater gelogen hat und unser Volk im Stich gelassen hat hoffe ich, dass er nie mehr zurückkommt.", er klang sehr ernst und sah kurz zu Björn.
"Er hat unsere Namen beschmutzt, wenn er wieder zurück kommen würde...würde ich ihn erschlagen.", Hvitserk richtete sich auf und lehnte sich gehen den Zaun.
"Würde ich auch.", Sigurd stimmte Hvitserk zu.
"Wie könnt ihr so etwas nur sagen?", unterbrach ich meine Brüder.
Ivar warf seinen Becher nach Sigurd, "Schande über euch, euch alle. Er hat immer genau das richtige gemacht. Er ist unser Vater. Und nur das zählt. Ihr hört euch an wie ein Haufen Christen."
Ich musste lachen, denn Ivar fand immer die passenden Worte.
"Ich liebe unseren Vater genauso wie du.", Ubbe sah Ivar nun ernst an und hockte sich vor hin.
Zornig und provokant sah Ivar zu ihm hinauf, "Wer sagt, dass ich ihn liebe, Ubbe? Nein, ich bewundere ihn, weil er ein echter Wikinger ist. Und ihr seid verweichlicht.", warf Ivar uns vor.
Wütend richtete Ubbe sich auf, "Ich bin nicht verweichlicht.", er stellte sich wieder aufrecht hin, "Von uns ist keiner verweichlicht. Wir wollen nur verstehen, was unser Vater getan hat und wie er war. Ich bin sein Sohn, für mich ist sein Ruhm nicht wichtig. Aber er hat seine Macht eingesetzt und ich möchte wissen wie."
"Jeden Falls, wird Kattegat nun in Aufruhr sein. Sie kennen jetzt die Wahrheit. Unser Vater hat sein ganzes Volk belogen.", Hvitserk schüttelte den Kopf.
"Er wird es nicht ohne Grund getan haben, Hvitserk.", ich verzog mein Gesicht.
"Ach ja, welchen Grund soll er denn deiner Meinung nach gehabt haben?", Sigurd stand auf und kam auf mich zu.
Ivar beobachtete Sigurd mit einem zornigen und warnenden Blick.
Sigurd ignorierte ihn und blieb vor mir mit verschränken Armen stehen.
"Sag schon Tjara.", er sah mich herausfordernd an und zog mich vom Zaun herunter.
Ubbe kam zu uns herüber und beendete Sigurds Verhör, "Es bringt nichts sich nun auch noch zu streiten."
Sigurd und ich sahen uns in die Augen und hielten unsere Blicke stand, bis er sich von mir abwendete.
"Wenn er also zurück kommen würde...", Sigurd wurde von Björn unterbrochen, "Ich glaube nicht, dass er jemals zurückkommen wird. Ich glaube, dass ihn das, was in Paris geschehen ist endgültig gebrochen hat. Ihr könnt sagen was ihr wollt, aber er ist immer Mensch gewesen.", er legte eine Pause ein.
"Irgendwann ging das Gerede los, er würde ein Gott sein. Er ist kein Gott, er ist ein Mensch. Ein Mann mit vielen Träumen und vielen Fehlern. Das habe ich in den Jahren seit er fort ist erkannt. Wenn ich er wäre würde ich nicht wieder kommen."
Wir tauschten alle wortlose Blicke aus.
Ich lehnte mich nun wie Hvitserk, der knapp einen Kopf größer war, gegen den Zaun.
"Trotz seiner vielen Fehler ist er für mich immer noch der größte Mann der Welt.", Björn erhob sich und sah jeden von uns kurz an.
Wir schwiegen immer noch. Keiner wagte etwas zu sagen.
Also brach er wieder in Richtung Kattegat auf und ließ uns fünf allein zurück.
Ivar drehte sich kurz zu mir und sah mich mit seinen funkelnd bösen Augen an, dann kroch er zurück in die Hütte.
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Schaut auch gerne bei meinen anderen Fanfiction vorbei und lasst ein Sternchen oder Kommentar da! :)
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