Zurück lassen

Kapitel 26
Nora ließ sich Zeit ihn zu kosten und das Blut, das an seinen Lippen klebte störte sie überhaupt nicht: Aber sie versuchte nichts zu berühren was ihm weh tun konnte. Doch lange hielt ihre Zweisamkeit nicht an, denn Alec lehnte sich von ihr weg und sah sie eindringlich aus seinen einem Auge an.
„Verschwinde!", sagte er leise an ihrem Mund. Nora wollte nichts davon hören. Sie wusste ebenso wie er, dass diese Klinge gegen seine Ketten nichts ausrichten konnte aber vielleicht war sie lang und spitz genug um das Schloss zu knacken mit dem die Metallringe um seinen Körper gelegt waren und sie konnte so...
Er lachte leise. „Ich weiß genau was du denkst und wir wissen beide, dass das nicht klappen wird. Das hier ist kein Film, Baby. Du brauchst eine professionelle Dietrichausrüstung und verdammt viel Erfahrung im Schlösser knacken, um so was zu bewerkstelligen. Eine Klinge oder eine Haarnadel bringt dir gar nichts."
Es rauschte in ihrem Kopf und sie weigerte sich seine Worte anzuerkennen. Trotzig besah sie sich das Schloss um seinen Hals und versuchte irgendeine Schwachstelle auszumachen. Sie würde nicht einfach kampflos aufgeben. Niemals.
„Du verschwendest wertvolle Zeit, Nora!", sagte er und sie ignorierte ihn wieder.
„NORA!", brüllte er halblaut und sehr eindringlich. Sie zuckte zusammen.
„Hör auf! Stell dich hinter die Tür, du brauchst den Überraschungsmoment, ich werde Lärm machen bis einer kommt. Dieser jemand wird definitiv bewaffnet sein. Du stößt ihm die Klinge direkt in den Hals und nimmst ihm die Waffe ab und dann versuchst du dich hier raus zu schleichen, verstanden?"
Sie war erstarrt, sah ihn wortlos an, ihre Lippen fingen an zu zittern und Angst, fruchtbare, eiskalte Angst schlich sich ihre Wirbelsäule herauf. Er konnte doch nicht ernsthaft verlangen, dass sie ihn hier zurückließ, oder? Er würde doch nicht hierbleiben. Nein, das wollte sie nicht!
Als sie sich nach einer Weile immer noch nicht rührte, knurrte er wieder.
„Nora! Hinter die Tür! Los!", raunte er ihr aggressiv und sehr ... sehr bedrohlich zu. Ihr Körper war so ängstlich, dass er einfach nur gehorchen wollte, aber sie schüttelte dennoch einfach nur den Kopf und als ihr nun die Tränen in die Augen stiegen, konnte sie sie nicht zurückhalten.
Alecs Wut auf ihren Ungehorsam schmolz dahin und sie sah wie er versuchte seine Hände zu bewegen um sie zu berühren. Aber er hatte nicht genügend Spielraum.
„Du hast immer alles getan, um zu überleben, Nora. Verspiel deine Chance jetzt nicht. Du weißt das es keine andere Möglichkeit gibt!", sagte er nun nicht weniger auffordernd aber sanfter.
„Ich kann da draußen ohne dich nicht überleben!", meinte sie ehrlich. Das draußen war sie schutzlos. Sie konnte nicht richtig Schießen und nicht kämpfen. Ihre psychologischen Tricks und ihre Intelligenz brachten ihr auf der rauen Straße in einer Welt, die sie nicht kannte, gar nichts. Sie brauchte das Monster an ihrer Seite das sie beschützte.
Alec lehnte sich wieder zu ihr vor und lächelte.
„Du brauchst nicht lange um einen anderen armen Irren zu finden, der dir so verfällt, wie ich dir verfallen bin. Glaub mir." Vielleicht hatte er recht, aber sie wollte keinen andern und das wollte sie ihm auch sagen, aber da nahm ihr Alec mit den nächsten Worten den Atem.
„Aber bevor du gehst, sagst du mir, dass du mich liebst, Nora. Sag es und dann nimm deine Chance wahr um zu überleben!" Sie weinte. Zum ersten Mal in ihrem Leben weinte sie ehrlich, weil die Emotionen sie einfach überwältigten, die sie doch eigentlich gar nicht haben sollte. Sie schluchzte und wusste, dass er recht hatte. Sie hatte keine andere Wahl. Sie würde ihn zurücklassen müssen und ihr Glück alleine versuchen. Sie hatte keine Zeit für große Rettungspläne. Sobald Victorius sich von seinem kleinen Schock wieder erholt hatte, würde er zurückkommen und wahrscheinlich sie beide einfach kurzerhand umbringen. Sie konnte Alec nicht retten, aber sie konnte sich selbst retten und er wollte das sie ging.
Sie nahm sein Gesicht in beide Hände, küsste ihn noch einmal so sanft sie konnte, schwor sich diesen Geschmack niemals zu vergessen und hauchte ihn dann entgegen:
„Ich liebe dich, Alec. Kein Teufelskreis, kein Misstrauen mehr, weil ich dich liebe." Alec nickte, dann schluckte er und nickte wieder, bevor er seine Stimme wieder fand.
„Hinter die Tür, Nora! Sofort!" raunte er ihr zu und diesmal gehorchte Nora, kurz enttäuscht darüber das er ihre Worte lediglich mit einem Nicken zur Kenntnis nahm. Er hätte ruhig etwas sagen können. Wäre ein „ich liebe dich auch?" jetzt so schlimm gewesen? Wäre es das? Wenn nicht jetzt, wann dann? Aber dann fiel ihr auf, dass er es ihr wohl nie gesagt hätte. Ihr großer, gewalttätiger, auf Folter stehender Klotz von einem Mann würde diese Worte nie über die Lippen bringen, nicht ernsthaft zumindest. Und es passte zu ihm, bewies er doch schon mit dem was er tat, was er tatsächlich fühlte. Er wollte, dass sie frei war. Auch von ihm.
Als Nora hinter der Tür ankam und sich auf den Angriff vorbereitete, brüllte Alec los und es dauerte tatsächlich nicht lange, bis jemand kam und die Tür öffnete. In dem Raum war es so dunkel, dass der Typ wahrscheinlich gar nicht merkte das Nora fehlte, bis ihre Klinge in seinem Hals steckte und sie einmal... zweimal... dreimal zustach, um ganz sicher zu sein, dass er sterben würde. Dann zog sie die Waffe aus dem Holster des Mannes und sah zur offenen Tür. Das helle Licht blendete sie und sie brauchte eine Weile um sich daran zu gewöhnen. Alec schien das fehl zu interpretieren.
„NORA! RAUS!" forderte er lautstark als sie heraustrat. „UND KOMM JA NICHT ZURÜCK!", fügte er noch hinzu und Nora wusste, dass sie so dumm nicht sein würde. Das war ihre Chance endlich frei zu sein.    

Beta: Geany

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