geplatzte Lügen
Kapitel 29
3 Monate danach
Langsam war Nora wirklich genervt von Thomas, der ihr immer näher kam und langsam aber sicher aufdringlich wurde. Aber nicht auf die Art, mit der sie leben konnte solange es ihr und Alec die Möglichkeit gab zu überleben. Nein, er wurde misstrauisch.
„Nora, ihr müsst zu Polizei!", meinte er ein weiteres Mal während Nora in der Küche des Apartments stand, dass Alec ihnen beide besorgt hatte. Ihm ging es bereits wieder so gut, dass er auf ärztliche Betreuung verzichten wollte. Jedoch vertraute Nora da lieber auf Thomas Erfahrung, als auf Alecs Wunsch diesen Mann zu töten. Und das wollte er. Jedes Mal wenn er sie besuchen kam um vor allem in Noras Nähe zu sein, sprachen seine Blicke Bände.
„Nein Thomas. Das haben wir bereits geklärt!", widersprach Nora und schälte weiterhin die Kartoffeln. Es war das erste Mal das Nora sich ernsthaft mit den kochen auseinander setzte und es machte ihr überraschenderweise ziemlichen Spaß.
„Liegt es an dem Geld? Ist es illegal?", fragte Thomas und formulierte damit lediglich eine Frage direkter, die er schon zwei Mal indirekt gestellt hatte. Nora und Alec hatten mithilfe des verlangten Computers, von vor einem viertel Jahr, wieder auf ihr Vermögen zugreifen können. Das Vermögen, das Alec sich mit Auftragsmorden verdient hatte. Und nun waren sie hier: Inmitten einen schicken Apartment von Moskau und aus irgendeinen Grund wagte es Victorius nicht sie anzugreifen, obwohl er mit Sicherheit wusste, wo sie sich befanden.
Nora hatte Alec danach gefragt und der hatte erwidert, dass er es ihr sagen würde, wenn sie dafür ihren „Welpen" vor die Tür setzte. Damit war Thomas gemeint. Nora stöhnte genervt.
„Musst du morgen nicht arbeiten? Du fährst eine Stunde bis hier her, also solltest du langsam aufbrechen," meinte sie und hatte ihn wohl nie im Leben eine so harte Abfuhr erteilt. Sofort sah er sie wie einen getretenen Hund an. Oder eingetretener Welpe, wie Alec es sagen würde.
„Wieso bist du plötzlich so abweisend, Nora?", fragte er und versuchte ihren Arm anzufassen, aber Nora ertrug es nicht. Sie wollte nicht von anderen Männern angefasst werden. Außer von Alec und der war immer noch nicht wieder fit genug um sie anzufassen. Was sie wahnsinnig machte. Das Sexverbot trampelte ihnen beiden auf den nerven herum und machte es Nora immer schwerer das liebe Mädchen zu spielen. Sie wollte endlich wieder ficken, Herr Gott nochmal!
„Hast du Angst vor ihm?", fragte Thomas leise und sah kurz zu Alec der mit den Rücken zu ihnen auf der Couch saß und etwas in seinen Laptop eingab. Nora lachte auf.
„Was? Vor Alec? Ist das dein Ernst?", fragte sie, als wäre es lächerlich vor ihrem Bruder Angst zu haben. Aber wenn sie genauer darüber nachdachte: natürlich hatte sie Angst vor Alec, ab und an ließ es sich nicht vermeiden. So war ihre Beziehung nun einmal. Er war launisch. Aomentan mehr als sonst, weil er keinen Sex hatte und weil er nicht arbeiten konnte. Und ab und zu bekam sie das ab.
„Ich habe gesehen, dass du vor ihm zurück gezuckt bist, genau wie gerade vor mir", das stimmte aber aus unterschiedlichen Gründen. Von Thomas wollte sie schlicht und ergreifend nicht angefasst werden, von Alec wollte sie das zu sehr. Und wenn er sie berührte verbrannte sie fast und wenn sie die Beherrschung verlor würde sie wahrscheinlich einfach auf ihn krabbeln und solange auf seinem Schoß herumrutschen, bis er endlich seine auferlegte Keuschheit aufgab. Und das wiederrum könnte seine Genesung um Wochen zurückwerfen.
Der Mann war ihretwegen fast gestorben und sie konnte an nichts anderes Denken, als die Beine zu spreizen und ihn zu bitten sie so hart und rau zu nehmen wie er es wollte. Ihre Beziehung war verkorkst, das wusste sie selbst. Sie hatten Jahrelang umeinander getanzt und sich gegenseitig versucht einzufangen. Jetzt hatten sie das überwunden und konnten zusammen sein, sie wollten zusammen sein ... durften aber nicht. Das machte sie verrückt.
Ob sie noch daran glaubte, er würde sie töten? Nein, nicht wirklich, aber dafür könnte er ihr andere Dinge antun und diese leise Ahnung machte das Zusammenleben mit ihm nur umso fesselnder. Es war verrückt oder einfach krank. Sie brauchte diesen Kick einfach: Einen Mann, der ihr ernsthaft böse sein konnte, bei dem sie sich manchmal klein und hilflos fühlte und der sie doch auf Händen trug wie eine Prinzessin. Alec war ausnahmslos gefährlich, dass durfte sie niemals vergessen. Ihre Liebe würde immer auf Messers Schneide verlaufen. Auf eine Seite Glück, auf der anderen Verderben.
„Ich denke du solltest gehen, Thomas! Und du solltest nicht wiederkommen!", sagte Nora und hörte auf das unausweichliche hinauszuzögern. Thomas zuckte zurück, als hätte sie ihn geschlagen. Sie war undankbar und das wusste sie, musste es sein. Aber wenn er jetzt ging und einfach nicht wiederkam, entkam er vielleicht dem Schicksal, das er sich selber auferlegt hatte, als er sie einmal einfach geküsst hatte.
Das war dumm von ihm und Nora hatte es bei den etlichen Versuchen davor bereits deutlich gesagt: mein Bruder würde es nicht dulden. Er würde ihn töten. Das hatte sie gesagt mehr als einmal und er schien es bis jetzt immer noch nicht zu glauben.
„Nora, bitte. Ich weiß dein Bruder ist etwas herrisch aber ich habe..."
„Du hast drei Sekunden Zeit um aus der Wohnung zu kommen. Das ist dein Vorsprung bevor ich dir nachlaufe und dir eine Kugel in den Kopf schieße!" blaffte Alec ihn an und in Thomas erwachte Kampfgeist für seine vermeintliche Liebe. Ohje...
Nora verspürte Mitleid. Sie versuchte doch nun schon alles, um diesem Kerl den Hals zu retten, der ohne jegliche Schuld in dieses Schlamassel geraten war. Aber das Leben war nun mal unfair.
„Bitte geh, Thomas. Ich werde meinen Bruder schon beruhigen.", meinte Nora und bot ihn einen weiteren Ausweg. Warum sah Thomas die Bedrohung nicht, die von Alec ausging? Hielt er es für eine gewöhnliche Eifersucht eines großen Bruders? Wenn ja, war er ein Idiot.
„Er kann dir doch nicht für immer jeden Kerl madig machen und vertreiben, Nora!", meinte Thomas und stellte sich Alecs Blick. Dumm. Sehr dumm.
„Alec. Ich habe dir das Leben gerettet und ich verstehe dass du sie beschützen willst nach all dem was euch passiert ist aber... ich mag sie. Sehr sogar. Ich weiß nicht, warum du das nicht..."
„Weißt du wie sie mich beruhigen wird?", fragte Alec und sah ihn eindringlich an. Thomas schüttelte den Kopf und Alec grinste teuflisch. Nora ahnte, dass er die Bombe jetzt platzen lassen würde.
„Sie zieht sich aus, setzt sich auf meinen Schoß und reitet meinen Schwanz solange bis sie keine Kraft mehr dazu hat und danach beuge ich sie über den Tisch und ficke sie solange bis ich keine Kraft mehr habe. Das wird mich davon abhalten dir hinterherzurennen und deine Leiche in einen Graben zu werfen, wo all die anderen Idioten liegen die es sich gewagt haben sie anzufassen!"
Thomas Gesichtsausdruck war irgendwie etwas zwischen Angst, Panik, Mitleid und Ekel.
„Du...sie ist...sie ist doch deine..."
„Thomas, er ist nicht mein Bruder", sagte Nora damit er den vollen Umfang der Lüge begriff und endlich das Weite suchte.
„Das habe ich dir nur gesagt, damit du dich für mich interessierst und uns hilfst. Geh, vertrau mir: er meint es bitterernst!", sagte Nora und obwohl Thomas es offensichtlich längst nicht verarbeitete hatte, setzten seine Füße sich bei Alecs Anblick in Bewegung.
Denn plötzlich war dieser kein eifersüchtiger Bruder mehr, sondern ein eifersüchtiger Mann und der konnte im Kopf des Arztes sehr wohl das tun was er beschrieben hatte. Ob es ihn retten würde wusste Nora allerdings nicht. Zumindest schaffte er es aus dem Apartment heraus.
Nora interessierte es nicht, denn alles was sie sah war Alec und die schmutzigen Fantasien, die er ihr vor das innere Auge projiziert hatte.
Alec sollte abstoßend auf sie wirken, doch für Nora war er noch immer der Inbegriff eines heißen Kerls und keine Verletzungen der Welt konnten darüber hinwegtäuschen. Obwohl eines seiner Augen so stark verletzt war, dass er nichts mehr damit sehen konnte machte ihn das nicht ungefährlicher. Er hatte einmal gesagt, dass es nur eine Gewöhnungssache war und da er sich über sein Aussehen sowieso nie Gedanken gemacht hatte war es alleine Nora, die diese Verletzung überhaupt zu bemerken schien. Naja, sie und der Rest ihrer Umgebung. Die tiefe Narbe, die quer über sein Gesicht lief sollte eigentlich dafür sorgen, dass die Frauen um ihn herum weniger auf ihn reagierten, aber Nora hatte bei viel zu vielen Momenten mitbekommen, wie die Frauen ihn ansahen. Als erstes fasziniert, dann erschrocken und dann wieder fasziniert. Sie alle sahen, was auch Nora sah: Alec war einfach sexy und das lag zum größten Teil an seiner Ausstrahlung und nicht vorrangig an seinem äußeren.
Alec ging in einer seligen Ruhe zu der Kommode im Flur und zog eine Schublade auf in der, wie Nora wusste, seine Handfeuerwaffe lag und lud sie einmal durch.
„Alec, bitte. Wir könnten ihn noch gebrauchen," versuchte sie halbherzig das Leben des Arztes zu retten, doch sie erreichte genau das Gegenteil. Wütend kam Alec auf sie zu, presste sie mit seiner Waffe in der Hand gegen sich und zwang sie dazu ihm ins Gesicht zu sehen.
„Angst, wieder nur ein entstelltes Monster um dich zu haben? Glaubst du, das du ihn dir als Fluchtweg warmhalten kannst? Wenn du denkst, ich würde das zulassen, irrst du dich. Ich werde ihm ein paar Kugeln in den Kopf jagen und dann komme ich zurück und erwarte, dich nackt und mit gespreizten Beinen in meinem Bett vorzufinden. Vielleicht bin ich dann sogar zärtlich zu dir und verführe dich anstatt dich einfach zu vergewaltigen."
Die Drohung war geradezu lächerlich, schließlich hatte sie genauso lange enthaltsam Leben müssen wie er. „Um mich zu vergewaltigen, müsste ich angewidert sein, aber ich bin nass, Alec. Ich will dich und das am liebsten auf der Stelle. Also wenn du nun lieber einen harmlosen Arzt töten willst, anstatt mich wie versprochen auf deinen Schoß zu ziehen", sie machte eine theatralischen Pause, „Bitte, geh doch."
Nora trat von ihm davon und begann lasziv damit ihre Bluse aufzuknöpfen um ihn doch noch dazu zu bewegen ihr zu folgen und die Fantasie war werden zu lassen, die er eben in ihrem Kopf projiziert hatte.
„Oder du setzt dich hin, genießt meinen kleinen Striptease und erinnerst mich daran, wie gut es sich anfühlt dich in mir zu haben." Alec beobachtete jede kleinste Bewegung, wagte es aber nicht sich zu rühren. Selbst als die Bluse von ihren Schultern rutschte und sie ihre Jeans aufknöpfte.
„Es ist mir egal, ob es sich für dich gut anfühlt", knurrte er und seine Stimme war dabei so tief, dass es Nora direkt zwischen die Beine glitt //schoss. Sie schloss die Augen und seufzte frustriert.
„Alec, ich dachte wir hätten das hinter uns?", fragte sie und schob ihre Unterlippe nach vorne und klimperte mit den Wimpern, doch noch immer sah Alec eher wütend aus als erregt. Seine Eifersucht würde Nora sicher noch einige Male in den Wahnsinn treiben.
„Okay. Geh und töte ihn! Ich gebe es langsam auf. Immer musst du gleich um dich schießen, anstatt darüber nachzudenken was für Konsequenzen es haben könnte. Also bitte: Anstatt uns beide von dieser elenden Keuschheit zu befreien, musst du ja wieder irgendetwas umbringen!" blaffte sie eingeschnappt, griff nach ihrer Bluse auf dem Boden und zog sie sich wieder an, während sie ihm den Rücken zuwandte. Für den Hauch einer Sekunde erwartete sie ihn hinter sich zu spüren, doch anstatt mit den Oberkörper voran auf den Couchtisch gepresst und gefickt zu werden, hörte sie die Haustür ins Schloss fallen und Nora griff nach der Obstschale und warf sie gegen die Wand. So viel zur gefühllosen Psychopathin! Sie wollte Alec, hatte ihm das Leben gerettet und alles getan damit es ihm wieder besser ging. Sie hatten den Kreislauf des Misstrauens verlassen und Nora hatte ihre Gefühle mehr als einmal sehr deutlich gemacht. Sie wollte ihn, verdammt nochmal und dennoch benahm er sich eben, wie er sich immer benahm. Und langsam aber sicher fragte sie sich, ob sich tatsächlich so viel zwischen sie verändert hatte. Alec war süchtig nach Gewalt, Mord und Sex. Letzteres vorzugsweise in Kombination und Nora wusste sehr wohl, dass sie ihn dahingehend niemals befriedigen könnte. Obwohl sie auch eine kranke Art eine Beziehung mit ihm führen wollte – sofern man dieses Wort, bei dem was sie hatten, verwenden konnte wusste sie doch, dass sie im selben Maße zusammen passten, wie sie auch nicht zusammen passten.
Sie waren psychisch voneinander abhängig und irgendwie auch körperlich. Aber insbesondere Alec's Hang für extreme Gewalt beim Sex war nichts was Nora ihm erfüllen konnte und auch nichts worauf er verzichten musste. Es tat tatsächlich weh der Tatsache ins Auge zu sehen, aber: Sie würde akzeptieren müssen, dass Alec sich auch weiterhin andere Frauen nahm. Frauen, die auf Schmerz standen, Frauen, denen er antun konnte was er auch ihr antun wollte. Frauen die er missbrauchen und verstümmeln konnte, während er in ihnen kam.
Denn sie durfte niemals vergessen, dass in diesem Mann ein Monster steckte, das absolut nichts Romantisches oder beschönigendes an sich hatte. Und dieses Monster würde ihr zwar nicht treu sein, aber es würde sie auf die Weise lieben, wie sie noch keinen zuvor geliebt hatte. Nora seufzte und ging zurück in die Küche um sich einen Besen zu holen um die Scherben auf zu fegen, die sie selbst verursacht hatte. Wobei ihr Alecs Laptop auffiel der noch immer aufgeklappt und ungeschützt auf dem Tisch stand.
Es gab eigentlich keinen Grund ihm hinterher zu schnüffeln und sicherlich auch keinen für Alec irgendetwas vor ihr zu verheimlichen, dennoch machte es sie misstrauisch das offene Programm zu sehen und trotz der ständig abwechselnden Absender immer wieder einen bestimmten vorzufinden. BenediktStanislav@weardclub. Nora stutze. Sie kannte den Weard Club. Er war ein Geheimtipp, den einige Leute Alec bei seinen Übungen in einen illegalen Schießstand anvertraut hatten.
Nora begleitete Alec steht's dorthin, nicht nur um dabei zuzusehen wie er sich langsam an das Schießen mit nur einen funktionierendes Auge gewöhnte, sondern auch um selbst schießen zu lernen. Das hatte er ihr immerhin immer wieder vorgehalten. Bei der Gelegenheit hatte sie auch ihr Russisch immer wieder testen können. Alec war zu Beginn selbst etwas eingerostet gewesen, was die Sprache anging, mit der er groß geworden war, aber für Nora war es komplettes Neuland. Selbst ein Genie wie sie brauchte eine Menge Übung und Bücher um endlich schlau aus dem Buchstaben Wirrwarr und der neuen Sprache fertig zu werden.
Doch die kleinen Erfolge außerhalb hatten sie motiviert. Auch wenn sie jetzt durchaus in der Lage war zu verstehen, wenn die anderen Typen im Keller laut Pläne schmiedeten, wie sie sie vögeln würden. Alec hatte einen der Typen gleich zu Beginn eine Kugel in die Kniescheibe gejagt, um klarzumachen, dass er zwar neu in der Stadt war, aber sicher nicht vorhatte nur Däumchen zu drehen. Naja, eigentlich war das ihre Schuld gewesen. Sie hatte einen der Männer mit einem kaputten Glas das Gesicht verschönern wollen. Das hatte er ihr dann doch übel genommen, dennoch hatte er sie dafür nicht getadelt und sie einfach beschützt.
Mit seiner Kaltschnäuzigkeit hatte sich Alec selbst in seinem verletzten Zustand schnell einen Namen gemacht und die Mordaufträge flogen ihm jetzt bereits reihenweise ins Haus. Dabei würde er mindestens noch einen Monat warten, bis er den ersten annahm. Die Männer in diesem Keller stellten sich gut mit dem neuen Auftragskiller und hatten ihn mehr als einmal großzügig zu Sexpartys eingeladen, die in Weard Club stattfinden sollten.
Nora starrte auf den Absender, der sich wie ein roter Faden durch seinen Posteingang zog. Tja, sie würde sich wohl schnell an den Gedanken gewöhnen müssen, dass er dort seinen Spaß suchte. Sehr schnell.
Beta: Mrs Geany
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top