Das Ende des Tanzes

Kapitel 10

Es war als hätte jemand in seinem Verstand einfach das Licht ausgeschaltet. Nora hatte Alec bereits in einigen Situationen erlebt, in denen er die Kontrolle verloren hatte aber niemals so. Stets war er selbst in seinen Wutausbrüchen kontrolliert und kalt gewesen, er hatte eine eiserne Präzision an den Tag gelegt, die steht's darauf gedacht war einen maximalen Schaden mit den minimalsten Mitteln anzurichten. Nicht jetzt. Jetzt war er einfach nur ein wütender Mann, der auf einen anderen Mann solange einprügelte, bis dieser kaum noch zu erkennen war.
Eine Weile stand Nora einfach daneben, während Alec auf den armen Jungen saß und sein Gesicht in etwas verwandelte, dass sie wie ein Schüttelpizzateig aussah. Sie freute sich ehrlich über diesen Ausbruch, das Gefühl ihn so weit gebracht zu haben gab ihr die Hoffnung ihn auch in eine andere Richtung lenken zu können. Aber das würde sie definitiv nicht schaffen, wenn er diesen Jungen jetzt umbrachte. Ihr rationaler Verstand sagte ihr, das sie diese Aufmerksamkeit nicht gebrauchen konnten also ging sie zu den völlig erstarrten anderen beiden jungen Männer zu und sprach sie an.
„Ihr solltet einen Krankenwagen rufen!", sagte sie in einen so kalten und emotionslosen Ton, dass die beiden einige Schritte zurück machten, als hätten sie angst vor ihr. Das konnte man ihnen kaum übelnehmen, schließlich war sie unverkennbar der Initiator der Situation. Aber sie kümmerte sich nicht weiter darum, sie musste dafür sorgen das Alec diesen Kerl nicht umbrachte.
Während Alec immer noch seine Fäuste auf den Mann unter ihm regnen ließ und dieser es aufgab sich gegen die Schläge zur Wehr zu setzen, näherte sie sich den beiden langsam von der Seite.
„Alec?", keine Reaktion. Er war in eine Art Rausch verfallen, wie immer, wenn Blut im Spiel war. Und da war Blut. Viel Blut. Nicht nur auf den Betonboden unter ihnen, sondern auch auf Alec. Eine gebrochene Nase blutete in der Regel sehr viel stärker, als man es sich im gemeinen aus mahlte. Es war bis in Alecs Gesicht gespritzt, was ihr besser gefiel, als sie je zugeben würde.
Es stand ihm. Dieses wilde ungezügelte Zeugnis seiner gefallenen Feinde. Sie wiederholte seinen Namen noch dreimal, doch er schlug in diesen tödlichen Rhythmus weiter, ohne auf ihre fordernde Tonlage zu reagieren. Es gab nur einen Ton in ihrer Stimme, den ihn dazu bewegen könnte von dem Mann abzulassen und sich ihr zuzuwenden.
„Alec", sie hauchte seinen Namen. Sehnsüchtig und warm, als würde sie sich nach nichts anderen Sehnen als nach ihm. Als hätte sie Gefühle, die sie nicht verstand, gelüste die sie nur mit ihm ausleben würde. So als würde sie ihn lieben. Er hielt inne, sah aber nicht von seinem Opfer weg. Noch nicht.
„Alec, bitte. Mir ist kalt und ich bin müde. Bitte lass uns gehen", sagte sie weiter. Sie konnte an der Anspannung in seinem Körper sehen, dass es ihm schwerfiel von dem Jungen abzulassen. Nora trat an ihn heran, ihre schlanken Hände legten sich auf seine Schulter und kaum hatte sie ihn berührt, da sprang er auch schon auf und packte sie so fest, dass sie nicht einmal reagieren konnte. Ein Arm um ihre Taille, eine Hand in ihrem Haar vergraben, zog er ihren Kopf nach hinten, bis mit seinem blutverschmierten Gesicht über ihre Kehle reiben könnte.
Nora wollte etwas sagen, ihn ermahnen sie nicht so grob anzufassen, doch jedes Wort lieb ihr im Hals stecken, als ihr klar wurde, dass er noch immer wütend war und er hatte keine Zeit gehabt sich anständig abzureagieren. Seine Zähne führen über ihren Puls und seine rauen Wangen strichen über die Ihren, während seine Faust ihren Kopf unerbittlich nach hinten zog. Als das wütende Knurren sich aus seiner Brust löste, hallte es in ihren Körper nach so fest drückte er sie gegen seinen Körper und brachte als in ihren Inneren zum vibrieren.
Angst. Sie spürte Angst, und zwar so heftig und unverblümt, dass ihr die Knie weich wurden und sie tatsächlich bereute so mit ihm gespielt zu haben. Nicht nur als sie sich diesen Jungen anbot, das hätte Alec noch als Scherz abtun können, sondern dass sie seine Wünsche gegen ihn benutzt hatte. Er wollte, dass sie ihn liebte, dass sie freiwillig und ohne Zwang bei ihm blieb. Er wollte diesen Ton in ihrer Stimme hören, wenn er wahr war und keine Schauspielerei. Er wollte, dass sie sich ihm aufgrund von dämlichen Gefühlen hingab und dann alles mit sich machen ließ was er wollte. Alec wollte Macht über sie.
„Schafft euren Freund weg, Ihr Kanalratten. Sonst erinnere ich mich noch daran, dass ich euch dafür die Augen herausreißen müsste, weil ihr angesehen habt, was mir gehört. LOS!" Seine Stimme war erst ruhig, aber um sie herum war es so leise, das es bis zu den anderen Kerlen durchdrang, sie sich aber nicht bewegten biss Alec in ihre Richtung schrie. So furchteinflößend, dass selbst Nora heftig zusammen zuckte.
Schritten tapsten, ein Auto wurde vorgefahren und ein Blutüberströmter Körper hastig auf den Rücksitz befördert. Dann hörte Nora nur noch das aufjaulen eines Wagens und sie war allein. Allein mit ihm. Kurz dachte sie an den Tankstellenbesitzer, der aber anstatt Hilfe zu leisten und sich einzumischen einfach die Chance genutzt hatte das Schild an seiner Tür auf „geschlossen" zu drehen und sich getrollt hatte. Was ihn eigentlich zugutekam, denn so ein Feigling würde niemals die Polizei rufen.
„Du...", knurrte Alec bedrohlich nahe an ihrem Gesicht. Seine groben Finger lösten sich aus ihrem Haar aber sie wagte es nicht ihren Kopf auch nur ein Millimeter zu bewegen obwohl sie es gekonnt hätte. Seine Hand schob sich zu ihrem Hals, drückte ihr Kehle zusammen und nahm ihr die Luft zum atmen.
„Deine Spielchen sind vorbei, Nora. Heute Nacht wirst du mir gehören und entweder du genießt es oder du gehst daran kaputt. Deine Entscheidung!"
Dann ließ er sie los. So plötzlich, dass sie ihre Knie sie so schnell nicht halten wollten und sie auf der Straße zusammen sank. Ihr Körper zitterte, das Adrenalin rauschte in ihren Ohren und dennoch sammelte sich ein eigenartiges Kribbeln in ihrem Magen. Angst, Lust, Wut. Sie wusste nicht, was sie genau fühlte, als ihr klar wurde, dass der Tanz zwischen ihr und ihm vorbei war. Dass er sie packen und sie zwingen würde sich ihm hinzugeben. Und wenn er sie gehabt hatte, würde er sie foltern und umbringen, denn das war seine Definition von Besitz.
Er wollte alles. Ihren Körper, ihren Schmerz und eigentlich auch ihre Seele, ihr Herz. Ein Herz, das keine Hingabe, keine Liebe kannte und deswegen nie mehr sein würde, als ein schlagendes Organ.  


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