Kapitel 9

Am nächsten Tag holter er mich ab, ganz so, als wolle er sicher gehen das ich auch komme. Er klingelte nicht, sondern warf Steine gegen mein Fenster, während er auf dem Baum saß, den er gestern noch begutachtet hatte. Flink und leicht wie er war konnte er sich mühelos halten und als ich das Fenster öffnete, schwang er sich einfach herein.

,,Guten Tag, Rose.", begrüßte er mich und setze sich auf mein Bett, als wäre er ein alter Bekannter der hier jeden Tag rein und raus spaziert. Ich lausche, ob meine Mutter was gehört hat, aber sie war unten in der Küche.

Louis und Mum haben sich gestern fast begegnet, aber als er aus dem Haus trat verschluckte die Dunkelheit ihn, schnell flitzte er davon, das selbst meine Augen nicht folgen konnten und die meiner Mutter erst Recht nicht. Dann war ich ins Bett gegangen und nun erfreut darüber, das Louis ausnahmsweise mal zu menschlichen Zeiten aufkreuzte. Ich nickte ihm zu.

,,Kommst du mit?"

Ich zeigte zum Treppenhaus, aber er schüttelte den Kopf. ,,Durch das Fenster ist es viel lustiger."

Ich wollte ihm begreiflich machen, das ich nicht wusste ob die dünnen Äste mich halten und ich nicht sportlich genug bin, zu klettern, aber er schob mich durch das Fenster und ich verkrampfte. Das war höher als ich gedacht hatte und ich bildete mir, ein Knacken zu hören. Ich traute mich nicht mich zu bewegen.

,,Rose, geh schon."

Ich wollte mich nicht blamieren und zog meinen Oberkörper langsam weiter. Gott, war das demütigend. Ich konnte seinen genervten Blick im Rücken spüren. Als ich den großen Stamm erreichte und nach unten schauten, um herauszufinden, wo ich meinen Fuß absetzen muss, sehe ich wie er leichtfüßig zu mir kommt. ,,Das müssen wir aber noch üben.", sagte er, als ich einen Fuß auf den Boden setzte. Seine Stimme war höhnisch, aber seine Augen strahlten mich warm an.

Wir hätten auch einfach die Treppe nehmen können.

Vielleicht sollte ich Sport machen... aber dann musste man sich bewegen. Also kommt das nicht in Frage.

Die Uhrzeit kam meiner Laune zu Gute. Louis grunzte als er den Laden sah, von außen so schäbig wie eh und je und stellte die Kartons auf. Wir fingen an Schränke zu durchsuchen. Er summte leise vor sich hin.

Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte. Der Laden war überfüllt. Gunnar hasste es, Sachen wegzuschmeißen und der erste Kartons füllte sich wie von alleine nur mit Müll. Wie mehere Erdschichten; ganz unten war das beste und das seltenste.

Louis hob einen kleinen Spiegel hoch, den ich fallen ließ, der aber nicht kaputt ging. Er hörte auf zu summen und starrte auf den Gegenstand in seiner Hand. Fast erschrocke, ängstlich. Es käme doof, jetzt an die Tafel zu gehen und zu fragen, was los ist, also machte ich einfach weiter. Manche Objekte mussten Louis unheimlich viel bedeuten und plötzlich hatte ich Angst, etwas falsches zu machen, etwas wegzuschmeißen das ihm wichtig war.

Ich wurde langsamer bei meiner Arbeit, trank einen Schluck Kaffee und Louis Tee. ,,Du denkst über mich nach.", sagte er plötzlich un dich fuhr hoch. Ich schüttelte den Kopf, er aber auch. ,,Offenes Buch, Süße, offenes Buch."

Er hatte den Spiegel auf den Tisch gelegt und nahm ihn jetzt wieder zu sich. ,,Eigentlich ist er garnichts besonders... ich hatte nur vergessen das es ihn gibt."

Er spricht immer so, das man sich seinen eigenen Teil denken muss. Aber was wenn der falsch ist?

Ich ging nicht weiter auf das Thema ein. Aber er. ,,Meine Mutter hat es mir mal geschenkt." -als er sah, wie sich mein Blick verdüsterte, schaute er mich erstaunt an. ,,Hast du viel mit ihr zu tun? Ich weiß das du ihre Nachbarin bist... also irgendwie auch meine.", er lächelte schief.

Das war das erste mal, das er so belangslos von seiner familiären Situation redete. Ich hoffte das hieß, das er mir vertraute.

Ob ich viel mit ihr zu tun hatte... sie hatte sich nach dem Tod von Gunnar verändert, also eher leider.

Ich wollte ihn fragen warum er ins Ausland gegangen ist. Warum? Warum ist er nicht wiedergekommen, als er erfahren hatte, das sein Vater Krebs hat? Warum hat er sie einfach im Stich gelassen. Sowas würde nur ein Arschloch tun.

Unsere Kisten waren vollgepackt mit Müll und ich hatte den Eindruck, das es kein bisschen was gebracht hatte. So gemütlich der Laden auch war, vieles war überflüssig und gehörte nicht hier hin. Wir nahmen und zusätzlich noch Müllbeutel zur Hand. Louis fand immer wieder Sachen, die er sich genauer anschaute. ,,Guck dir das Buch an.", sagte er just in diesem Augenblick und reichte es mir. Er war so häufig gelesen worden, das ich es kaum traute es anzufassen, auch Angst es würde in sich fallen. ,,Ich habe dieses Buch so oft gelesen. Dann hatte ich 'ne sechs in der Arbeit und meine Mutter nahm es ein."

Ich dachte du magst keine Bücher

,,Manche können auch ganz gut sein."

Weißt du ich akzeptier ja viele Meinungen und so, aber entweder magst du sie jetzt oder nicht. Ich dachte du willst in keiner Illusion leben, die einen falschen eindruck vom Weltbild vermittelt?

,,Es ist doch langweilig immer nur eine Meinung zu haben."

Ist es nicht! Es ist ein Statement wer man ist!

,,Unsere Meinung machen uns doch nicht zu Menschen, unsere Handlungen."

Diesmal wäre ich der Gewinner dieser Konversation, den ich wusste, ich hatte Recht. Er konnte mir nicht seine Meinung aufdrängen. Unsere Meinung bestimmt aber unser Handeln.

Er las es sich durch und dachte kurz nach.

wenn Harry Potter nicht durch andere erfahren hätte, das aus Slytherin viele dunkle Zauberer hervorgehen hätte er dem sprechendem Hut nicht gesagt, das er lieber nach Gryffindor will!!!

,,Du hast... Recht. Du hast Recht."

Warum ist das so überraschend?

,,Meine Güte, Hermione in ihrer vollen Pracht."

Er kratze sich am Hinterkopf. Das machte er immer wenn er nervös wurde, wie mir auffiel und eigentlich war das schon putzig. Auch wenn er mit seiner Meinung über Bücher vollkommen daneben lag. Durch Bücher habe ich mehr gelernt als je in meiner gesamten Unterrichtszeit. Bücher zeigen einem was Liebe, aber auch was Trauer ist und Wut und Scham. Sie machen deutlich das man zu seinen Fehler stehen muss. Gott, ich werde melancholisch.

Worum gehts den in dem Buch?, fragte ich versöhnlich.

,,Um eine Welt in der alle Menschen sich in das Verwandeln vor dem sie die meiste Angst haben. Das hat mich echt fasziniert, die Auseinandersetzung seiner Ängste um sie zu vertreiben. Wenn du etwas lernst für gewöhnlich zu halten, hast du auch keine Angst mehr."

Er stellte es liebevoll wieder ins Regal. ,,Okay, wer hat Hunger?! Wie wäre es mit einem Essen, Prinzessin?"

Da sollte mir mal jemand sagen ich würde immer an Essen denken. ,,Am Hafen gibt es doch ein kleinen Fischrestaurant, lass mich gucken ob es immer noch so gut ist wie vor einigen Jahren."

Ich nickte, Louis schloss ab und wir gingen, unter dem kreischen der Möwen, zum Hafen. Es war Sonntag, aber die Stube hatte trotzdem auf und wir setzen uns an einen kleinen Tisch ganz am Ende des Raumes. An den Wänden hingen alte Seemanns Bilder und eine typischen, nackte Meerjungfrau von damaligen Schiffen zierte den Weg. Die Speisekarte wurde uns gebracht und Louis bestellte uns zwei Colas. Er vertiefte sich in das Menü und ich merkte nicht, wie ein Bild von uns geschossen wurde.

 ,,Was nimmst du?", fragte er und klappte die Karte zu. Er hatte was gefunden, ich nicht. Ich beschloss einfach eine Portion Pommes zu nehmen und klappte sie, nicht ohne vorher zu zeigen was, die Karte zu.

Er winkte den Kellner zu sich. ,,Wir möchten gerne bestellen.. mmh, also eine Portion Pommes" - ich hob die Hand, er verstand, ,,mit Ketchup und für mich einmal das Schnitzel mit Kartoffeln und Fisch. Vielen Dank."

Er beugte sich mit den Ellebogen ab, nahm einen Schluck von seiner Cola und schaute mich begierig an. ,,Wusstest du das ich in Amerika mal über eine Studie geschrieben habe, das rothaarige potenziell mehr Ketchup konsumieren als braunhaarige, deren Geschmack eher Mayonnaise ist?"

Ich schüttelte den Kopf. War er Journalist gewesen?

,,Naja, kurz darauf ist die Zeitschrift auf Sand gelaufen. Versteh nicht warum die Leute das nicht interessiert."

Nun, das verstand ich auch nicht. Ich hielt es für puren Zufall das ich eher ein Ketchup - Typ und rothaarig war. Als das Essen kam war er selig vor köstlichem Geschmack und auch wenn man meinen sollte, bei Pommes kann man nicht viel falsch machen, die hier waren geil.

,,Ich bin froh das ich wieder hier bin.", sagte er und grinste mich an. ,,Wenn ich gewusst hätte das es hier so hübsche Frauen gibt, wären meine Koffer längst gepackt gewesen."

Das er mich eine Frau nannte machte mich glücklich. Nicht Prinzessin, Süße, Mädchen. Frau, denn er nahm mich ernst und stellte mich nicht als lächerliche, kleine Schülerin da. Trotzdem - meine Worte bildeten das Wort "Schleimer" und er verstand.

,,Ertappt. So, was sind so deine Lieblingsbücher? Schieß mal los, nachdem du mich grade so belehrt hast."

Ich blätterte eine Seite um um genug Platz zu haben.

This is what Happy looks like

Sloppy First

Mockingjay

Harry Potter and the Goblet of Fire

Ich setze grade neu an um einen weiteren Namen aufzuschreiben, aber er stoppte mich. ,,Reicht, Rose."

Er sah es sich genauer an. ,,Harry Potter is' klar und Mockingjay hab ich nicht gelesen, aber die Filme geguckt. Jennifer Lawrence ist eine Göttin. Ich meine nichts im Vergleich zu dir, aber schau sie dir an. Jenn ist wundertoll. Sloppy First kenn ich nicht, muss man das? Und This is what Happy looks like ist bestimmt so 'nen Kitsch."

Noch ein Wort und er ist tod. Die ersten zwei... OK. Aber du hast nicht das Buch gelesen? Mockingjay? Vielleicht Catching Fire? Hungergames? Und Sloppy First ist das cleverste und lustigste Buch, was ich je gelesen habe, ich leihs dir aus und du überzeugst dich selbst. Ich mach dich zu einem Buchwurm, ich sags dir!

,,Geht klar." Er wendete sich erneut an den Kellner: ,,Wir würden gerne Nachtisch haben. Rose, was möchtest du?"

Wir bestellten Eis. ,,Wir müssen uns beeilen damit wir noch den Sonnenuntergang anschauen können.", sagte er und schaufelt es in sich hinein. ,,Das nächste mal müssen wir den Nachtisch zuerst essen."

Er half mir in meine Jacke und nachdem wir bezahl haben hielt er mir die Tür auf. ,,Wir wäre es wenn wir zu der Klippe gehen? War immer schon mein Lieblingsort... und deiner wohl auch. Also."

Es war noch nicht allzu dunkel, aber nach dem vielen Essen (das mal wieder er bezahlt hatte) fühlten sich meine Beine schwer an. Ich umstieg die Wurzeln und kam heil an, spürte den Kies unter meinen Füßen und setze mich, im Schneidersitz, hin, Louis neben mich.

,,Ich bin immer hier her gekommen wenn ich Streit mit meinem Eltern hatte... hier war ich ganz alleine. Und jetzt bist du hier noch, aber ich kann nicht sagen das das meine Schmach steigert."
Er lehnte sich zurück. ,,Es gab natürlich noch den Laden. Naja."

Ich nickte. Der Himmel war von einem wunderschönen Orange, welche nach innen hinein immer heller wurde, nach außen dunkler. Es war kein neuer Anblick, Louis hatte Recht, ich war oft hier, aber immer wieder wunderschön. Es war ein Orange wo Peeta sagen würde: Das ist meine Lieblingsfarbe.

Die Sonne spiegelte sich im Wasser der herankommenden Wellen. War es nicht komisch das wir die Nacht immer mit dem Mond und den Tag mit der Sonne in Verbindung brachten, wo doch der Mond und die Sterne den ganzen Tag da sind und die Sonne auch nur weiterzieht?

Das Meer verschluckte die Sonne. Immer schneller und schneller verschwand sie und ich spürte, wie Louis mich an sich drückte, um mich zu wärmen. ,,Ist sie nicht wunderschön?", fragte er und ich nickte. ,,Ich meinte dich.", lachter er und konnte zum Glück nicht sehen wie rot ich wurde.

____

neues kapitel juhuuuu

ok

ich shippe mich ja mit meinem kühlschrank

also ich hoffe es hat euch gefallen und ja, über rückmeldungen würd ich mich freuen gute nacht und so und einen wunderschönen start in den tag morgen *hust*

WIDMUNG GEHT AN MOANINGDADDY

;-sophia

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