VIERundZWANZIG hungrige Menschen

Vorher machte ich mir nichts daraus. Aber seitdem ich auf der Straße lebte, war es deutlicher zu spüren. Deutlicher als jemals zuvor. Gedacht hatte ich es mir nicht. Abgetan habe ich es eher. Niemand oder fast niemand wollte es mir glauben, ich schon. Bis zu jenem Tag. 

Einer meiner Nachbarn, womit ich natürlich meinen Nachbarn auf der Straße, der nahe bei mir seinen Schlafplatz hatte, meine, kam auf mich zu und lud mich ein. 

Sein Blick spiegelte mir mein Inneres wider und doch schien er unbekümmerter. Er strahlte jedoch gleichzeitig etwas aus, dass ihn erfahrener lassen wirkte als mich mit dem Straßenleben. 

Zu einem Treff, bei dem ich bis dahin eher selten war, führte er mich. Sie schmückten ihn für diesen Tag wirklich bezaubernd schön. Unbeholfen ging ich mit hinein. Er bedeutete mir, dass ich mich frei fühlen könnte, doch ich brauchte meine Zeit. Ich hatte diesen Anlass immerhin seit Jahren nicht mehr gefeiert und noch nie mit so vielen Menschen gemeinsam. Mit mir waren wir vierundzwanzig Menschen, die sich an diesem Tage dort einfanden, zusätzlich zu den Mitarbeitenden. 

Was für ein witziger Zufall, war mein Gedanke. 

Obwohl ich niemanden richtig kannte, war dies eins meiner schönsten Weihnachtsessen. Alle waren so herzlich und achtsam miteinander. Niemand wollte, dass es jemanden an etwas fehlte. 

Nachdem ich diese merkwürdige, für mich völlig neue, aber schöne Atmosphäre annehmen konnte, taute auch ich auf. Ich versuchte mich mitzuteilen und einzubringen, dadurch verstand ich, dass ebenso ich als Mensch dort akzeptiert wurde. Es wurde nichts an meiner Person ausgesetzt. Manche lasen ein Gedicht vor, manche sangen, manche sprachen Wünsche aus. Niemand wurde kritisiert. 

Auch ich wurde gefragt, ob ich etwas mit ihnen teilen möchte. Mit gefühlt brüchiger Stimme trug ich ein selbst geschriebenes Gedicht vor. Da ich meinen Block immer dabei hatte, konnte ich es glücklicherweise ablesen. Es handelte vom Alleinsein und aufgefangen werden. Ich bekam motivierende und lobende Worte, was mich bestärkte. Sie gaben mir damit eins meiner schönsten Geschenke, die mir gemacht werden konnten. Für diesen Menschen, meinen Nachbarn, sowie diesen Nachmittag werde ich immer dankbar sein. 



Allein in der Welt, 
durch die Straßen schlendern, 
bis zum Spielfeld, 
ganz nah an dessen Rändern, 
kalt und rau, 
ein Leuchtstrahl fällt hinein, 
auf das Grau, 
Hoffnung soll kommen rein. 

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