FÜNFundDREIßIG Zusammengenommen
Fast täglich dachte ich an sie – meine Mutter – ebenso wie sich meine Schuldgefühle immer weiter in mich hinein fraßen. Sowohl ihm als auch der Beraterin fielen auf, dass ich mich einerseits freier, andererseits belasteter fühlte, doch einordnen konnten sie es nicht.
Wie sollten sie auch?
Zu dem Zeitpunkt waren bereits beinahe zwei Jahre vergangen, seitdem ich ihn das erste Mal sah und hörte. Er wusste immer noch nichts über den Umstand, wie meine Mutter aus meinem Leben verschwand. Das plagte mich ebenfalls. Ich wollte es ihm erzählen, doch ihn verlieren mochte ich weniger.
Doch war ich so weit?
An einem frühlingshaften Tag saß ich auf einer Bank – meiner damaligen Bank, – auf der ich oft saß, bevor ich zu A-L zurück daheim musste. Gedankenversunken an meine Mutter mit meinem Notizbuch auf meinem Schoß starrte ich dort herum.
Damals war sie erst siebenundzwanzig und ich acht Jahre alt. Zusammengenommen waren wir gerade mal fünfunddreißig Jahre. Er und ich sind gemeinsam zu diesem Augenblick älter gewesen. Das kam mir nicht richtig vor.
Aber so war es eben oder nicht?!
Ich schloss meine sich mit Tränen füllenden Augen, stellte sie mir vor und fragte mich, was sie zu meinem Leben sagen, wie sie auf mich blicken und was sie über mich denken würde.
Sie würde sich ihre 'Träumi' zurück wünschen, unabhängig davon, ob sie noch da war oder nicht, glaubte ich. Sie würde mir mit ihren liebevollen Belehrungen daher kommen und mir fast befehlen, dass ich zu meiner Leichtigkeit, Verspieltheit, Fantasie, meiner Freude zurückfinden solle.
Bei dem Gedanken daran huschte mir ein kleines Lächeln über das Gesicht.
Konnte ich es denn überhaupt ohne sie?
Ich öffnete meine Augen wieder.
Was ich da sah, das konnte ich erst gar nicht glauben.
Ein gelbroter Schmetterling.
Der vor mir daher flog.
Ich stockte.
Doch verfiel nicht in Panik.
Ich sah ihn als Zeichen, als Zeichen von ihr, dass ich auf dem richtigen Weg bin und ihre Botschaft richtig vernommen hatte.
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