Kapitel 4. - Schmerz
Aber die Wahrheit ist... es gibt keinen der dich letztendlich von deiner Qual erlösen kann..!
Schluchzend wischte ich mir meine Tränen weg.
Doch es war zwecklos. Meine Augen füllten sich immer wieder mit Tränen
Hör auf zu weinen, Kira.
Ich schaute zu ihm hoch. Ich hatte das Gefühl, dass dieser Mann durch mich hindurch sehen konnte.
Als wüsste er alle meiner dunkelsten Geheimnisse.
,,Wieso?"
Er ging sich mit der Hand durchs Haar und zuckte mit den Achseln.
,,Weil es nun mal keinen Gott gibt. Sonst würde keine Seele hier auf dieser Welt, leiden müssen."
Immerhin ein mitfühlender Gedanke..
Er warf mir ein gequälten Blick zu, dann schloss er die Augen und schüttelte den Kopf.
Plötzliche sah ich nicht mehr meinen Entführer vor mir, sondern einen kleinen verletzten Jungen der in sein Leben viel erleiden musste.
Oh, Taylor... Was ihm wohl widerfahren ist? Er ist aber auch so geheimnisvoll.
,,Hast du nie an Gott geglaubt?" fragte ich leise und bereute es zugleich wieder.
,,Doch..als ich selber so naiv war,wie du."
Er sah mich argwöhnisch an.
Die Müdigkeit holte mich wieder ein. Meine Augenlider fühlten sich schwer an.
Die Kopfschmerzen waren unerträglich.
,,Ich will mich hinlegen..!" murmelte ich.
Er seufzte.
Unvermittelt ergriff er meinen Arm, machte kehrt und zog mich hinter sich her quer durchs Wohnzimmer, die Treppen hinauf zu "meinen Zimmer".
,,Leg dich hin..!" sagte er leise.
,,Du bist immer noch Sauer..!" stellte ich fest.
,,Ja, furchtbar sauer. Ich habe dir noch eine Menge zu sagen. Aber ruh dich erstmal aus."
Ich nickte. Ein leichtes Schwindelgefühl erfasste mich, und ich spürte, wie sämtliche Farbe aus meinen Gesicht weichte.
Er drückte mich leicht aufs Bett und zog die Decke über mich.
Eigentlich ist er gar nicht so schlimm. Er ist bloß verletzt und hat paar psychische Probleme.
Was denke ich eigentlich da? Bin ich verrückt geworden? KIRA, er hat dich verdammt nochmal entführt und ist ein Mörder!!!
Er versucht mich zu manipulieren.
Was kümmert mich das überhaupt, ob er sauer auf mich ist?!
Nur ich habe das Recht, wütend auf ihn zu sein!!!
Ich gähnte nochmal und schaute in seine Grünen Augen, bevor ich einschlief.
Wieso ich?" flüsterte ich leise.
Tränen liefen mir die Wange entlang.
Er grinste nur und wischte sie mir weg.
Fass mich nicht an.
Ich will das alles nicht mehr..
,,Du bist doch so gläubig?
Dank deinen lieben Gott dafür. Er hat unsere Wege aneinander geflochten."
,,Fahr zu Hölle.." fluchte ich hasserfüllt.
,,Oh babe, ich befinde mich schon
lange in der Hölle. Aber ich denke, langsam fängt Sie an mir zu gefallen..!"sagte er grinsend und packte mich dabei am Hals.
Dann küsste er mich...
Völlig verschwitzt setzte ich mich auf.
Was war das? Der Typ verfolgt mich selbst in meinen Träumen!!
Ich hatte keine Ahnung ,wie lange ich geschlafen hatte.
Doch ich beschloss langsam aufzustehen und musste dringend ins Badezimmer.
Als ich die Tür öffnen wollte, stellte ich fest das er abgeschlossen hatte.
Ist das sein ernst?!
Der denkt sicher, das ich abhauen möchte.
Da hat er nicht mal unrecht! Und wie ich hier weg kommen werde!
Obwohl ich gerade wirklich nur aufs Klo muss..!!
Ich klopfe genervt gegen die Tür und versuchte zu lauschen.
Doch ich hörte nichts.
,,TAYLOR, MACH DIE BESCHISSENE TÜR AUF!" schrie ich.
Plötzlich hörte ich laute Schritte.
Endlich.
Er drehte den Schlüssel um und betrat das Zimmer.
Sein Gesichtsausdruck war gefühllos.
,,Was?"
,,Wie was?! Ich muss ins Bad!" zickte ich ihn an.
,,Geh" sagte er und hielt die Tür offen.
Was hat der denn?
Schnell lief ich an ihn vorbei zum Badezimmer. Er kam hinter her.
Kaum drückte ich die Tür zu, hörte ich das er die Tür zugeschlossen hat und wieder ging.
Was für ein Arsch! Will er jetzt immer jede Tür hinter die ich mich befinde abschließen? Wie soll ich dann jemals schaffen von hier zu entkommen..?
Egal, darüber mache ich mir besser später Gedanken.
Ich musste auf Klo und meine Zähne putzen.
Aber mit was?
Neugierig durchwühlte ich die ganzen Schränke und fand eine Packung mit neuen Zahnbürsten.
Ich entschied mich für die blaue und putzte mir damit die Zähne.
Nachdem ich fertig war, setzte ich mich auf Klo um mich zu erleichtern.
Als Geisel könnte ich es schlimmer haben. Immerhin konnte ich meine zähne putzen.
Bevor ich raus gehen wollte, fiel mein Blick auf die Badewanne.
Vielleicht sollte ich mich doch lieber nochmal waschen? Ein Bad wäre auch nicht schlecht, es würde mich mindestens entspannen.
Das Badezimmer war modern eingerichtet. Vor allem die Badewanne war riesig und sah luxuriös aus.
Nicht so dreckig und eng wie in der Wohnung in die er mich zu Anfang gebracht hatte.
Ich ließ das Wasser ein und legte mich rein. Es war schön warm und wirkte enthemmend.
Entspannung konnte ich nun gut gebrauchen.
Dieser ganze Stress raubt mir den letzten nerv.
Den Verband um meinem Kopf hatte ich entfernt und ließ ihn auf den Boden fallen.
Ich tastete sanft mit meiner Hand mein Kopfhaut, entlang. Es fühlte sich komisch an.
Besser wenn ich für eine weile nicht im Spiegel schaue.
Ich musste irgendwie an Sarah denken.
Was sie wohl gerade macht? Ich hoffte, dass es ihr gut ging und sie sich nicht all zu viele Sorgen machte.
Meine Eltern hatten sicherlich alle längst angerufen und alarmiert.
Schließlich war ich ihr letztes Kind. Sie würden alles tun um mich zu finden.
Sie wollen nicht noch ein weiteres Kind verlieren.
Mein kleiner Bruder starb bei einem Autounfall.
Er war auf den Weg nach Paris mit seiner Klasse.
Die Klassenfahrt endete in eine Tragödie.
Meine Eltern würden so ein Verlust, nicht nochmal überleben.
Nein, ich wollte nicht darüber nachdenken.
Es sind fast zwei Jahre seitdem vergangen...Er ist Tod und er kommt nicht mehr zurück...!
Den Gesichtsausdruck meiner Eltern, blieben für immer in mein Gedächtnis hängen und es schien mir so, als wäre ein Teil des Verlust in ihren Ausdruck bis heute noch geblieben.
Die Tatsache, das mein geliebter kleiner Bruder Tod war, konnte ich nicht mal nach Monaten realisieren.
Nicht mal an seine Beerdigung, war mir bewusst, das er Tod war. Es kam wie ein Albtraum vor, der nicht enden wollte.
Am schlimmsten war für mich, das sein Zimmer neben mir für ewig leer sein würde.
Die Wahrheit ist, dein geliebter Gott existiert nicht. Du wünscht dir höchstens tief in deiner Fantasie, dass er existiert.
Weil du dich an die Hoffnung Klammern willst, dass nach diesen beschissenen leben etwas gutes für die Ewigkeit auf dich da oben wartet.
Aber die Wahrheit ist...es gibt keinen der dich letztendlich von deiner Qual erlösen kann.
Wie konnte er sowas sagen?
Und wieso tat es so weh, sowas zu hören? Er hatte mit Sicherheit nicht recht.
Ich werde meinen kleinen Bruder wieder sehen.
Meinen kleinen vierzehn jährigen Bruder Arian..!
Die Badewanne war bereits fast randvoll.
Ich holte tief Luft und tauchte auch mit mein Kopf unter Wasser.
Ich hörte nichts mehr, nur das leichte Rauschen des Wasserhahns ,den ich weiter laufen ließ.
Es war schön still. Verschwommen sah ich das Licht über mir.
Als Kind bin ich mal fast ertrunken.
Arian war bei kurzer Abwesenheit meines Vaters ohne Schwimmflügel ins tiefe Wasser gesprungen.
Ich sprang sofort hinter her und zog ihn aus dem Wasser.
Ich hob seinen Körper und setzte ihn am Rand ab, ich war selber damals mal acht Jahre alt.
Plötzlich bekam ich ein Krampf an meinen Fuß, ich besaß nicht mal ein Schwimmzeichen.
Ich sah nur meinen kleinen Bruder schreien und weinen. Bis ich wie ein Stein unter Wasser sank.
Arian..
Im Wasser kämpfte ich anfangs um mein Leben und versuchte hoch zu kommen.
Doch ich schaffte es nicht, also gab ich auf.
Der Bademeister zog mich glücklicherweise noch rechtzeitig raus und ich überlebte die Sache.
Wieder ging mir das Lächeln meines Bruders durch den Kopf.
Sein wunderschönes Lächeln..!
Der Schmerz war so gewaltig, das ich mich weigerte, ihn an die Oberfläche kommen zu lassen. Ich war wie betäubt.
Auf einmal sah ich ein Gesicht vor mir.
Ist das nicht, Taylor? Ich sah ihn zwar nicht ganz klar, doch es sah so aus, als würde er schreien.
Ich hörte seine Stimme, als wäre sie meterweit entfernt. Er griff nach meinen Armen und zog mich raus.
Ich hustete ununterbrochen.
Wasser hatte sich in meine Lunge gefüllt.
,,WILLST DU DICH UMBRINGEN?!" schrie er mich an.
Oh Gott.
Was war nur los mit mir? Natürlich, nicht!
Nach dem ich mich beruhigt hatte und nicht mehr husten musste, fiel mir auf, das ich doch noch nackt war.
Und er hat mich nackt gesehen!!
,,GEH RAUS!" brüllte ich und versuchte mich mit meinen Händen zu bedecken.
Er drehte sich tatsächlich um, aber nur um ein Handtuch zu nehmen. Er wickelte mich damit ein und trug mich hoch.
Ich wollte mich wehren, doch er starrte mich finster an.
Wie rot ich wohl in dem Moment war?
Er brachte mich ins Zimmer und legte mich aufs Bett.
Dann sah er mich lange schweigsam an.
Oh, Gott! Ich zog die Decke um mich.
,,Ich wollte mich nicht umbringen..!" seufzte ich genervt.
Seine Augen verengten sich wieder und er zog eine Kippe raus.
Er zündete sie eiskalt wieder im Zimmer an und sah mir tief in die Augen, während er sie rauchte.
Hör auf mich so anzustarren!
,,Gut okay, was sollte das dann werden? Wenn es kein Selbstmord Versuch war?" fragte er in ein seltsamen Ton.
Das frage ich mich auch.
,,Ich weiß nicht, ich hab es nicht gemerkt. Ich war in Gedanken..!" sagte ich wütend.
,,Willst du mich verarschen..?!" schrie er mich an und warf seine Kippe wieder mal auf den Boden.
,,Ich bin dir doch scheiss egal! Wenn du dir solche Sorgen machst, dann lass mich doch gehen..!" brüllte ich und musste meine Tränen runter schlucken.
Er schlug mit seiner Faust gegen die Tür.
,,ICH STECKE SELBST VIEL SCHLIMMER IN DER KLEMME, ALSO HÖR AUF DICH ALS OPFER HIER DARZUSTELLEN! JA, ICH HAB DICH ENTFÜHRT, WEIL ICH KEINE WAHL HATTE. UND GLAUB MIR, DAS MACHT MIR GENAUSO WENIG SPASS!" schrie er, sein Blick war inzwischen vollkommend verdüstert.
,,Du bist ein Arschloch, du hast Menschen leben auf den gewissen. Ich wünschte, du würdest sterben, du gestörter Psychopath..!" wisperte ich zornig.
Sein Gesichtsausdruck war kalt.
Er lächelte, aber es war kein wirkliches Lächeln.
Als würde sich hinter dieses Lächeln ein unbeschreiblicher Schmerz verstecken.
Und irgendwie bereute ich meine Worte.
Er drehte sich um und ging zu Tür.
,,Nimm dir aus den Schrank, was du benötigst an Klamotten..!" sagte er und versuchte kalt zu klingen, doch ich hörte das seine Stimme zitterte.
Geh nicht..!
,,Warte!" rief ich ungewollt.
Was mache ich da?! Halt doch deinen Mund, Kira!
,,Lass es sein , Kira.
Ich bin ein Mann und du bist ein schöne junge Frau. Außerdem bist du nackt.
Und du hast recht, ich bin ein krankes Arschloch. Also wenn du nicht sofort deine fresse hältst, ficke ich dich auf der Stelle...!" sagte er Gefühllos und blickte mich mit seinen Grünen Augen an.
Oh, Gott. Herzrasen.
Seine Augen sahen in diesen Moment nicht nur geheimnisvoll aus, sondern auch gefährlich.
Ich verstummte und er stürmte wütend raus. Ich hörte nur noch wie er den Schlüssel drehte und ging.
Ich will nachhause..!
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