Traumreise - 2
Die braunen Augen des Flammengeborenen wirkten auf einmal traurig. Als jedoch sein Blick ein Stück weiter an mir herunter wanderte, erhellte sich sein Gesicht sofort wieder. „Sind Sie sicher, dass Sie in diesem Aufzug mit mir streiten wollen? Ich glaube nicht, dass es zu Ihrem Vorteil wäre."
Wütend streckte ich Samuel die Zunge heraus. Es war eine kindische Reaktion, die ich schon seit Jahren nicht mehr gemacht hatte, doch dieser Flammengeborene holte wahrlich die schlechtesten Seiten von mir zum Vorschein. Ich schnappte mir rasch frische Anziehsachen aus meinem Schrank und versuchte es zu vermeiden purpurrot anzulaufen, als ich so schnell wie möglich die saubere Unterwäsche unter der eben hervorgeholten schwarzen Hose versteckte. Danach verschwand ich blitzschnell in das Badzimmer. Am liebsten hätte ich jetzt meinen rauchenden Kopf unter einen Strahl eiskaltem Wasser gesteckt, doch leider musste ich mich dank dem Flammengeborenen in meiner Wohnung beeilen.
Tatsächlich war ich keine zwei Minuten später vollkommen bekleidet. Einen winzigen Moment lang verharrte ich noch in dem friedlichen Badezimmer, bevor ich mich erneut in den Kampf warf. Wütend schlug ich die Tür auf und stampfte, einem gefährlichen Trampeltier gleich, aus dem Badezimmer. „Ich möchte, dass Sie auf der Stelle meine Wohnung verlassen", erklärte ich Samuel dabei in einem zischenden Tonfall. Als ich den Flammengeborenen jedoch wieder zu Gesicht bekam, musste ich alle Kraftreserven nutzen, um nicht erneut auf seine feurigen Tattoos zu starren.
„Aber selbstverständlich werde ich Ihre Wohnung verlassen, Miss. Laurence. Natürlich nur unter der Bedingung, dass Sie mich begleiten", erwiderte Samuel zuckersüß.
Ich schnaubte verächtlich. „Aus welchem Grund sollte ich das Bitte tun? Sie und ihr feuriger Hintern können mir getrost gestohlen bleiben."
„Ich schätze auch, dass Ihnen die Reporter und Paparazzi gestohlen bleiben können", fügte der verschlagene Flammengeborener mit engelgleichem Gesicht hinzu.
„Aus welchem Grund sollten die sich für mich interessieren?", fragte ich sofort in einem bissigen Ton nach.
„Nun falls ich in der Öffentlichkeit erwähnen sollte, dass eine Frau mein Herz gestohlen hat, aber meine Geliebte jegliche Bemühungen von mir abblockt, werden die Reporter ganz schnell auf der Suche nach ihr sein. Dank der Geheimhaltung des Vertrages müssen Sie, Miss Laurence, immer wieder etwas Persönliches mit mir unternehmen. Malen Sie sich nur aus zu welchem Schluss die Reporter wohl kommen werden." Sein Grinsen war siegessicher, doch noch war ich nicht bereit zu kapitulieren
„Sie brauchen diese Art von Aufmerksamkeit ganz sicher ebenfalls nicht. Denken Sie nur was geschieht, wenn der Vertrag in die Öffentlichkeit gerät", erwiderte ich honigsüß.
„Wollen Sie sich wirklich auf diese schwache Vermutung verlassen? Wenn ja erklären Sie mir doch bitte, wie der Vertrag überhaupt an die Öffentlichkeit gelangen soll. Sie haben die Verschwiegenheitserklärung unterschrieben und ich habe die Papiere geschützt verstaut. Der Vertrag bleibt somit unser kleines Geheimnis. Sind Sie sicher, dass Sie sich weiterhin weigern wollen?" Das siegessichere Grinsen hatte nicht einen Moment Samuels Lippen verlassen, ganz im Gegenteil es war sogar noch um einiges breiter geworden.
„Flammender Mistkerl", flüsterte ich leise.
„Wie war das?", fragte Samuel, die Höflichkeit in Person, nach.
Glaubte er wirklich, ich würde es nicht noch einmal für ihn laut aussprechen? Da lag er aber falsch! „Ich habe Sie einen flammenden Mistkerl genannt, Sie aufgeblasene lebende Fackel."
Leider erreichte mein Wutausbruch nicht das gewünschte Ziel, denn Samuel lachte bloß. „So, so eine aufgeblasene lebende Fackel bin ich. Tut mir leid Süße, doch so einfach bekommen Sie mich nicht los und jetzt sollten Sie Ihren wunderschönen Hintern aus dieser Tür schwingen und mich begleiten."
Erneut streckte ich ihm die Zunge heraus, doch das brachte mir nur ein weiteres amüsiertes Lachen ein. Frustriert knurrte ich auf und stapfte los. Wieso konnte dieser Mann sich nicht einfach wehren? So machte dieser Streit machte überhaupt keinen Spaß! Ganz im Gegenteil ich fühlte mich sogar leicht schuldig. Samuel folgte mir immer noch leise lachend auf den Gang. Als ich die Tür hinter uns verschloss und mich noch einmal mit aller Kraft gegen sie schmiss, um zu testen, ob sie wirklich nicht aufging, runzelte er zwar leicht die Stirn, doch sagte er nichts zu meiner recht brachialen Vorgehensweise.
Zu meiner Überraschung nutzten wir tatsächlich die Hochbahnen um an unser Ziel zu gelangen. Die öffentlichen Transportmittel waren dank der unüblichen Uhrzeit recht leer, doch trotzdem wunderte ich mich. Nahm Samuel öfters die Hochbahn? Wenn ja, dann musste er doch unglaublich auffallen und ständig von der Presse gejagt werden. Ein Mann mit so charakteristischen Gesichtszügen und leuchtenden, scheinbar lebenden Flammentattoos konnte man mit Sicherheit nicht übersehen. Anderseits wenn man sich die richtigen Zeiten aussuchen konnte, waren die Hochbahnen teilweise wie leergeräumt und man bekam sogar oft einen eigenen Wagon.
Während der Fahrt strafte ich Samuel mit Schweigen, was er belustigt zur Kenntnis nahm. Nichts an seinem jetzigen Gemütszustand erinnerte an den gefährlichen Wutausbruch bei dem er mich gemeinsam mit einem Plakat fast gebrutzelt hatte. Unser Ziel befand sich in einem Einkaufshochaus in der Innenstadt. Einem Ort an dem alles mindestens das Dreifache aufgrund der Lage kostete. Was wir hier wollten, verstand ich einfach nicht, doch ganz sicher würde ich den brennenden Dummkopf neben mir nicht fragen.
Noch verwunderter war ich jedoch, als wir mit dem Aufzug in das zweite Untergeschoss fuhren. Hier unten waren aufgrund der fehlenden Fenster meistens nur Lagerräume, Büros oder Wohnungen untergebracht. Die Frage wohin wir gingen, drängte sich immer weiter vor, bis sie schließlich doch auf meiner Zunge landete und ich sie laut aussprach: „Darf ich Sie fragen, was zum Teufel unser Ziel hier unten ist?"
Samuel lächelte geheimnisvoll. Seine wunderschönen braunen Augen blitzten freudig auf und ich musterte ihn noch misstrauischer. „Es scheint so als sei Ihre Neugierde größer, als das Bedürfnis mich mit Schweigen zu strafen."
„Bilden Sie sich bloß nichts darauf ein. Meine Neugierde ist größer als die meisten Dinge auf dieser Welt", giftete ich sofort zurück.
Samuel lachte erneut fröhlich. Wieso bei allen Dämonen der Hölle konnte ich die Laune dieses Mannes heute überhaupt nicht trüben? „Ich bilde mir ganz sicher nichts darauf ein, doch es bedeutet, dass es wohl noch Hoffnung für mich gibt. Sie fragen, was wir hier unten wollen? Ich möchte Ihnen heute eine andere Welt zeigen. Eine Welt voll Fantasy, Leben und Hoffnung. Man kann sich sehr leicht in ihr verlieren, doch sie wird niemals die Realität sein."
Verwirrt starrte ich den Mann an. Sein Lächeln blieb weiterhin geheimnisvoll, doch das Funkeln in seinen Augen wurde noch stärker. „Ich verstehe nicht, was Sie mir sagen wollen", setzte ich erneut an und war nun noch neugieriger als zuvor, jedoch auch sehr misstrauisch.
„Sehen Sie selbst Miss Laurence." Er blieb vor einer Tür stehen auf der in schwarzen Buchstaben stand: „Virtual Reality - Träumen Sie sich in eine andere Welt"
Mir klappte der Mund auf. Natürlich hatte ich schon von „Virtual Reality" gehört. Die Technik für diese war bereits vor mehreren Jahrzenten entstanden, doch sie hatte sich bis jetzt nicht durchsetzen können. Es war auch fraglich, ob sie es jemals schaffen würde, denn sie war unglaublich teuer und viele beschrieben das Erlebnis als extrem süchtig machend. Im Grunde genommen wurden bei „Virtual Reality" die Neuronen im Gehirn so stimuliert, als würde man sehen, sich bewegen und fühlen, während man in der Wirklichkeit in einer Art Koma ähnlichen Zustand lag. Man beschrieb „Virtual Reality", deswegen auch gerne als eine Traumreise, denn mithilfe der Technik konnte man für den Nutzer so gut wie jede Welt erschaffen. Gerade die Oberschicht genoss diese Art der Unterhaltung sehr und spielte teilweise sogar einige Computerspiele mit dieser Technik.
„Wollen wir dann?", fragte Samuel mit einem breiten Grinsen und ich nickte. Natürlich war ich ihm immer noch böse, doch für ein solches Erlebnis sah selbst ich über unseren Streit hinweg. Was ich wohl in ein paar Minuten zu sehen bekam?
Ein herzliches Willkommen zurück ^-^
Das Buch hat diese Woche die 2 k überschritten o.O
Aus diesem Grund möchte ich euch noch einmal einladen beim Special Kapitel mitzumachen. Ihr könnt noch bis zum 25.3. eure Ideen einreichen.
So... Das war's auch wieder von meiner Seite. Ich freue mich bereits riesig auf nächste Woche ^^ Ich mag die kommenden Kapitel unglaublich gerne <3
Liebe Grüße:
Sarah
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