Special Kapitel - Ostern der Singles - 2

Die Tür des Fahrstuhls ging auf und ein junger Mann kam herein. Ein Blick in seine dunklen Augen genügte mir, um zu wissen, dass er ein Gestaltwandler war. Auch sein athletischer Körperbau sprach dafür, denn es verbrauchte eine gewaltige Masse an Energie, wenn man in Tierform durch den Wald tobte. Als der Fremde Samuel sah, weiteten sich seine Augen überrascht. Zuerst wollte er lächeln, doch dann sah er mich an Samuels Oberkörper geschmiegt und tiefe Verachtung legte sich auf sein Gesicht.

Für einen Moment fing mein Verstand wieder an zu arbeiten und ich wich mit hochrotem Kopf von Samuel. Keine Sekunde später schrie mir mein Gehirn jedoch zu, dass der Fremde einfach wegschauen sollte, wenn es ihm nicht passte, was er sah. Trotzdem bewahrte ich einen Funken von Abstand zwischen mir und Samuel.

Der Mann schüttelte über mein seltsames Benehmen kurz den Kopf, dann ging er mit einem breiten Lächeln auf Samuel zu. Er reichte ihm seine Hand und meine Wangen wurden noch röter. Scheinbar kannten sich die beiden. Wie hatte es nur zu einem derartigen Ausrutscher meinerseits kommen können? Betroffen schlug ich meine Augen nieder und versuchte gegen mein Verlangen anzukämpfen, doch es schien unmöglich.

Ein erstickter Laut drang auf einmal aus Samuels Richtung. Ich schaute zu ihm und konnte meinen eigenen Augen kaum glauben. Der Gestaltwandler hatte sich lässig gegen die Wand gelehnt und küsste meinen Samuel! Ein ordentlicher Schuss gleißender Zorne brodelte in mir hoch, beigemischt war eine große Portion Eifersucht. Wie konnte es dieser Fremde nur wagen meinen Samuel zu küssen?!

Ich wollte bereits mit meinen Fäusten auf meinen Todfeind losgehen, als er auf einmal zurückwich und sich mit einem schmerzverzerrten Ausdruck eine Hand vor den Mund hielt. Meine Lippen verzogen sich bereits zu einem gehässigen Lachen, doch die Hitze neben mir ließ mich inne halten. Plötzlich war die Luft im Fahrstuhl unerträglich heiß. Samuels Gesicht war eine blanke Maske. Doch seine Faust, die zornig auf den Halteknopf hinter ihm einhämmerte, sprach Bände. Seine Hand glühte, genauso wie sein restlicher Körper. Der Fremde, der eben die Frechheit besessen hatte, Samuel vor meinen Augen zu küssen, wich ängstlich zurück. Ich hingegen fand, wie lächerlich es auch klang, den Mann neben mir äußerst attraktiv. Ein bisschen heißes Glühen hin oder her konnte mir nicht meinen Flammengeborenen ausreden. Ich wollte mich erneut zu ihm gesellen um dort weiterzumachen, wo wir so grob unterbrochen worden waren, doch Samuel wich vor mir zurück.

„Was bitte ist in euch alle gefahren? Zuerst zwei junge Flammengeborene, die sich auf mich stürzen, dann auf einmal eine Horde wild gewordener Fremder und jetzt du Jenny? Was zum Teufel wird hier gespielt?"

Mein kleines feuriges Rotkehlchen klang wirklich wütend. Ob ein winziger Kuss vielleicht helfen würde? Erneut ging ich einen Schritt auf Samuel zu, doch dieser schrie voller Verzweiflung laut auf.

„Hörst du mir überhaupt zu, Jenny? Sieh mich an! Ich stehe praktisch in Flammen und du willst dich schon wieder an mich schmiegen oder was weiß ich tun? Hast du nun völlig den Verstand verloren!? Es ist verdammt gefährlich für einen Menschen einen Flammengeborenen zu küssen, denn er könnte jederzeit seine Beherrschung über das Feuer verlieren, aber du forderst deinen Tod ja praktisch heraus!"

Die Tür ging auf und ein wutentbrannter Samuel stürmte heraus. Das kleine Teenie, welches am Eingang des Fahrstuhls gewartete hatte, fiel vor meinen Augen seufzend in Ohnmacht. Eine ältere Dame murmelte etwas von: „Das junge Gemüse heute würde den Anblick eines richtigen Mannes nicht mehr ertragen", aber sie half der Armen doch. Von Samuels Anwesenheit blieb sie vollkommen kalt. Aus diesem Grund mochte ich sie sofort. Leider hatte ich keine Zeit mich mit ihr zu unterhalten, denn ich musste hinter Samuel her.

Ich rannte los, doch egal wie sehr ich mich anstrengte, ich konnte einfach nicht mit ihn mithalten. Wirklich ich musste unbedingt mehr Sport machen! Samuel bog um eine Ecke und ich feuerte mich keuchend dazu auf, noch ein bisschen Tempo drauf zu legen. Japsend stimmte meine Lunge mir zu und der immer wieder in meine Seite hineinstechende Dolch forderte mich praktisch auf schneller zu werden.

Schlitternd passierte ich ebenfalls die Ecke, doch Samuel war nirgends zu sehen. Verwirrt blieb ich stehen und bemerkte eine Tür, welche nicht ganz ins Schloss eingerastet war. Siegessicher joggte ich darauf zu und riss sie mit einem gewaltigen Schwung auf.

Im Inneren beugte sich Samuel über ein Waschbecken. Seine Haut hatte wieder eine halbwegs menschliche Farbe angenommen, auch wenn die Hitze im Raum noch immer von Samuels Zorn sprach.

„Ist man nun nicht einmal mehr auf der Herrentoilette vor dir sicher?", fragte mein kleiner Flammengeborener mit einem halb verzweifelten, halb amüsierten Lächeln.

Ich zuckte bloß mit den Schultern, schloss die Tür hinter mir ab und antwortete zuckersüß: „An jedem anderen Tag sicherlich mein Süßer" Mit einem verheißungsvollen Lächeln ging ich auf den Mann zu, der mir so viele leidenschaftlichen Fantasien schenkte. Er drehte sich zu mir um und stützte sich dabei mit der rechten Hand an dem Waschbecken ab. Langsam streckte ich den Arm aus. Meine Finger glitten durch sein weiches Haar, hinab zu der leicht rauen Wange und schließlich über seinen Hals zu seiner Brust. Der erste Knopf des schwarzen Hemdes hinderte mich daran weiter zu kommen. Ungeduldig nahm ich meine andere Hand zur Hilfe und öffnete ihn.

„Jenny?", Samuels Stimme klang mit einem Mal leicht amüsiert.

Neugierig blickte ich zu ihm auf. Was fand er so lustig? „Ja?", fragte ich mit leicht heißerer Stimme nach.

„Das tut mir jetzt sehr leid, aber ich glaube es ist für uns beide das Beste." Auf einmal explodierte der Wasserhahn hinter ihm. Ich kreischte auf, als eine Welle heißes Wasser mich überschüttete, doch sofort darauf folgte eine eiskalte Dusche.

Ich schrie wie am Spieß. Verzweifelt versuchte ich mit meinen Händen irgendwie das eiskalte Wasser von mir fernzuhalten und stolperte rückwärts. Was zum Teufel sollte das von Samuel? Ich wollte doch bloß... Oh mein Gott, was bitte hatte ich von ihm gewollt? Wie hatte ich mich nur so aufführen können?

Ich hörte auf mich zu wehren und verfolgte entsetzt meine Erinnerungen. Was für ein Teufel hatte mich da eben bloß geritten? Voller Entsetzen und Scham schlug ich meine Hände vor mein Gesicht. Sogar ein paar winzige Tränen kullerten aus meinen Augen der Schock war einfach zu groß.

„Jenny?", fragte Samuel vorsichtig.

Ich nickte bloß und schluchzte ein kleines: „Es tut mir so leid!"

Auf einmal hörte der Wasserstrahl auf. Ich blickte zu der Wand, wo zuvor der Wasserhahn gewesen war. Nun war dort nichts weiter als ein Klumpen Metall, der das Wasser daran hinderte hervorzusprudeln.

Samuel kam auf mich zu und schloss seine Arme um mich. Ich genoss die Geborgenheit und dachte sofort an einen Schritt weiter, doch die Erkenntnis saß viel zu tief in meinen Gliedern, so dass ich es nicht wagte mich zu rühren.

„Du warst heute nicht die einzige, die wie unter einem Fluch stand", erklärte mir Samuel leise, während er zärtlich über meinen Rücken strich. „Ganz im Gegenteil, scheinbar war ein gutes Drittel aller Singles heute hinter mir her. Es ist nicht deine Schuld."

Ich nickte schluchzend und beschloss es mir zu erlauben auch meine Arme um Samuels Körper zu schließen. Ein bisschen Nähe konnte doch nicht schaden, oder? Außerdem verströmte er eine angenehme Wärme, sodass mir trotz meiner pitschnassen Sachen nicht mehr kalt war.

„Die einzig nicht erfreuliche Nachricht ist, dass wir wohl den Rest des Tages hier drinnen verbringen müssen. Zumindest hoffe ich, dass danach die Wirkung von was auch immer abgeschwächt ist."

Ich blickte von den gefliesten Wänden zu den zwei Toilettenkabinen und den vielen an der Wand angebrachten Pissoirs. Aus irgendeinem Grund war die Situation schon witzig. Ich war mit Samuel für unbestimmte Zeit in eine halbwegs saubere öffentliche Toilette eingesperrt, weil ein Haufen Singles hinter ihm her war. „Wenigstens haben wir genug Wasser", scherzte ich mit den Blick auf die zwei Waschbecken, welche noch nicht kaputt waren.

„Und ich habe sogar noch ein geschmolzenes Schokoladenei dabei, falls der Hunger zu groß wird", fügte Samuel mit einem Grinsen hinzu.

Das klang doch gar nicht so schlecht. Immerhin schmeckte Schokolade immer gut, ob geschmolzen oder nicht.

So, da bin ich wieder mit den zweiten Teil ;)
Wattpad hat diesmal ein bisschen Probleme beim Formatieren gemacht. Ich hoffe, dass nicht all zu viele Leerzeichen verschwunden sind.

Übrigens versuche ich mich derzeit wieder mal am Cover gestalten. Sie sind leider nicht so gut wie die von vielen großartigen Covergestallterinnen (summer_shade, darthowl, ... (Liste ist sehr lang)) Aber falls ihr ein veröffentlichtes Buch habt und nicht sicher seid einen Cover shop anzuschreiben, schaut einfach mal vorbei (Tipp: hangelt euch von hinten nach vorne, da hinten die neuren Cover sind). Ich suche derzeit nach ein paar festgelegten Aufgaben, sodass ich ein bisschen mein Gehirn pendeln lassen kann.

LG Sarah

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