Eine Kombination aus Messern und Verführung - 1
Vollkommen neben der Spur tapste ich willenlos hinter Samuel her, so als wäre ich ein kleiner ängstlicher Welpe. Mein Geist blieb nicht im hier und jetzt, sondern wanderte ziellos durch Raum und Zeit. Nur selten bildeten meine Gedanken ein logisches Konstrukt, denn meistens schossen bloß Emotionen und Bruchstücke von Bildern auf mich ein. Von meiner Umgebung bekam ich nicht wirklich viel mit. Es reichte gerade so aus um einen Fuß vor den anderen zu setzen und dabei nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
Aus diesem Grund war es auch nicht verwunderlich, dass ich erst im aller letzten Moment begriff, dass Samuel vor mir stehen geblieben war. Ich konnte gerade noch so rechtzeitig abbremsen und ersparte mir damit eine weitere unangenehme Begegnung mit dem harten Boden. Sobald die Gefahr gebannt war, wanderten meine Gedanken wieder in die Ferne.
Die halb belustigte, halb besorgte Stimme von Samuel rief mich jedoch rasch wieder in die Gegenwart zurück: „Vielleicht solltest du durch die Türe gehen."
Ich blickte erstaunt auf. Tatsächlich hielt Samuel mit einer Hand eine Türe offen, während die andere mich mit einem freundlichen Wink dazu einlud, doch endlich weiterzugehen. Verlegen räusperte ich mich und zwang mich dazu in der Gegenwart zu bleiben. Mit zwei kleinen Schritten ging ich an Samuel vorbei und begutachtete neugierig den Raum. Er war äußerst interessant eingerichtet, sodass ich nicht auf den ersten Blick erkennen konnte für welchen Zweck er diente.
An den Wänden stand ein Regal dicht gedrängt aneinander. In vielen von ihnen wohnten Bücher, so als sei dies eine altmodische Bibliothek, die ein Liebhaber der alten Zeit mühevoll aufgebaut hatte. Der Wert des Wissens in den Büchern war unvorstellbar und hätte mir mit Sicherheit den Atem verschlagen, wenn es nicht noch so viel mehr zu betrachten gäbe.
Zwischen den Büchern standen immer wieder kleine Dekorationen. Die wenigsten von diesen konnte ich zuordnen. Sie schienen jedoch alle aus unterschiedlichsten Epochen zu stammen. Es gab Schnitzereien, vergilbte Bilder und zu meiner Verwunderung uralte Waffen. Ich konnte eine Pistole aus dem 21 Jahrhundert, ein seltsam wirkendes Messer und zwei uralte verzierte Kukri Macheten erkennen.
Diesen altmodischen Kunstwerken zum Trotz hing zwischen zwei Regalen ein großer Bildschirm. Im Moment war er ausgeschalteten, doch ich hätte ihn eher in einem Besprechungszimmer als in dieser Bibliothek vermutet.
Die krönende Spitze bildete der riesige runde Tisch in der Mitte des Raumes. Mit seinen zwölf Stühlen und den vielen mittelalterlichen Ornamenten, erinnerte er stark an die Legende von König Arthurs Tafelrunde.
Als mein Blick endlich zu den Speisen auf dem Tisch wanderte, vergaß ich all meine Sorgen. Ein so reichliches Mahl hatte ich seit mindestens zehn Jahren nicht mehr gegessen. Frisches Obst stapelte sich neben Broten, die mit reichlich Käse, Tomaten und Salat belegt waren. Zudem gab es zu meiner Freude auch noch Eier, die ich seit Ewigkeiten nicht mehr gegessen hatte und einen großen Topf, dessen Inhalt mir leider noch unbekannt war.
„Die Gulasch Suppe wird schon kalt sein, aber es lohnt sich wirklich sie trotzdem zu probieren. Sie ist sozusagen Liams kleines Meisterwerk." Samuel war mittlerweile neben mich getreten. Er reichte mir seine Hand und führte mich zum Tisch. Ich kam aus dem Staunen nicht mehr hinaus. Seit Ewigkeiten hatte ich kein Stück künstlich herangezogenes oder sogar tierisches Fleisch gegessen. Meine Augen mussten die Größe der Teller auf den Tisch angenommen haben, denn Samuel lachte leise und lud mich mit den Worten: „Bediene dich ruhig", zum Zuschlagen ein.
Ich sprintete den letzten Meter zum Tisch und fiel heißhungrig über das Essen her. Jegliche guten Manieren waren noch vor dem ersten Bissen vergessen. Mit gierigen Handbewegungen schaufelte ich mir Tonnenweise die dick belegten Brote und süßen Obststücke auf den Teller. Die kleine Schuppenschale wurde gleich ganze vier Mal hintereinander aufgefüllt und mit genüsslichen Stöhnen verzerrt.
Samuel lachte zuerst über mein Benehmen, als ich jedoch nicht aufhörte gierig die gesamten Speisen zu verschlingen, wurde sein Gesichtsausdruck leicht nachdenklich. Er hielt sich jedoch mit den Fragen zurück.
Nach unzähligen Bissen guten Essens breitete sich die Trägheit in mir aus. Wäre ich ein Fisch gewesen, hätte ich mich wahrscheinlich vollends überessen und würde nun mit dem Bauch nach oben an der Wasseroberfläche treiben. Mein Magen fühlte sich bereits jetzt so an, als würde er jeden Moment platzen und mein Gehirn arbeitete zufrieden im Schneckentempo.
„Bist du satt?", fragte Samuel mit einem kleinen Lächeln nach. In seinen Augen schwebte jedoch schon wieder ein Ausdruck, der mir überhaupt nicht gefiel. Ich konnte zwar nicht jede einzelne Emotion in ihm deuten, doch klar sichtbar war auf jeden Fall der traurige Blick der Besorgnis.
„Ich bin satt. Vielen Dank für das Essen. Es hat wirklich ausgezeichnet geschmeckt", nach kurzem Zögern fügte ich noch hinzu, „Liam ist wahrlich ein ganz exzellenter Koch. Die Suppe war herrlich. Ich werde ihm wegen diesem Festmahl wohl oder übel sein untaktisches Verhalten vergeben müssen."
Samuel grinste leicht. Seine Augen gewannen für kurze Zeit ein schalkhaftes Funkeln. Er öffnete bereits den Mund um etwas zu erwidern, als er es sich im letzten Moment anders entschied und ernst fortfuhr: „Du hast dich wie eine Verhungernde auf das Essen gestürzt. Wann hast du vor diesem Mahl etwas zu dir genommen?"
Ich überlegte kurz, doch die Antwort darauf wollte mir in meiner Trägheit nicht mehr einfallen. Im Grunde genommen war es auch egal, da ich wusste, dass meine Ernährungsweise sicherlich nicht die Gesündeste war. Lässig zuckte ich also mit den Schultern und winkte die Frage ab.
Sofort verdüsterte sich Samuels Gesicht weiter und er knurrte schon fast: „Wann hast du das letzte Mal etwas gegessen?"
„Gerade eben", antwortete ich frech und grinste als sein Ausdruck noch dunkler wurde. So satt und zufrieden wie ich jetzt war, hatte ich komischerweise das dumme Gefühl, dass mir nichts und niemand auf dieser Welt etwas antun konnte. Deswegen hielt mein müdes ablenkungsbedürftiges Gehirn es für das Beste Samuel ein bisschen zu ärgern.
Zu meinem Vergnügen klappte mein Plan ganz vorzüglich, denn durch den Raum schwebten bereits die ersten kleinen Funken. „Du weist genau, was ich meine. Du musst auf jeden Fall besser auf dich achten. Es ist auf keinen Fall..."
Ich ignorierte Samuels Moralpredigt geflissentlich und bewunderte viel lieber die kleinen Funken. Ein winziger rot glühender Partikel tänzelte auf mich zu und ich stupste ihn neugierig mit meinem Finger an. Tatsächlich spürte ich keinerlei Schmerz. Grinsend begann ich einen zweiten Funken, der etwas weiter weg war, mit meiner Hand zu fangen. Einen Moment glühte das kleine Kerlchen noch einmal hell auf, dann erlosch es und zurück blieb ein schwarzer Fleck. Begeistert wie eine junge Katze von einem neuen Spielzeug machte ich mich daran die kleinen Funken zu jagen. Für meine Kleidung war es bereits zu spät. Wieso sollte ich mir also nicht ein bisschen Spaß erlauben? Ich stand sogar trotz meines müden Körpers auf, um eine größere Reichweite zu gewinnen. Nur das Hüpfen klappte nicht gut, da sich mit jedem Sprung mein viel zu voller Magen meldete. Vergnügte lachte ich auf, als ich drei Funken gleichzeitig fing.
Als ich ein leises Kichern vernahm, wurde mir bewusst, dass ich Samuel eben ganz vergessen hatte. Vorsichtig blickte ich in seine wundervollen braunen Augen. In ihnen lag immer noch ein kleiner Funke von Besorgnis, doch wie die hellen Partikel im Raum, erlosch auch dieser, als ich dem angeblich so gefährlichen Flammengeborenen vertraut zu grinste.
Auf Samuels Lippen legte sich ein breites Lächeln und er stand ebenfalls auf. Die Funken um ihn herum verharrten auf magische Weise in der Luft, als er auf mich zukam. „Was soll ich nur mit dir anfangen?", fragte er mich fast schon vorwurfsvoll.
Hallihallo^^
Ja ich lebe auch noch, allerdings gerade auch nur so. ^^°
Ich musste mich in der letzten Wochen mit Verwaltungskram herumschlagen, der absolut keinen Aufschub duldete. Leider hatte ich das Pech, das es dabei scheinbar um recht komplizierte Fragen ging und ich musste mich durch telefonieren.
Es ging zwar nicht um meine Existenz, dafür um mein Studium, meine Arbeit und die Versicherung, die alle drei auf dem Spiel standen. Das Ganze führte leider dazu, dass ich eine unglaubliche Schreibblockade bekommen habe... (Ich kann zwar zehn Stunden arbeiten und mich danach ans Schreiben setzen, aber eine Stunde mit einer unglaublich genervten Person zu telefonieren ist scheinbar zu viel^^°)
Aus dem Gröbsten bin ich jetzt Gott sei Dank wieder draußen. Allerdings habe ich die freie Woche wirklich gebraucht um meine Angelegenheiten ohne Morddrohung und Erpressung zu regeln. Ich hoffe, dass viele von euch trotzdem noch weiterlesen ;)
LG
Sarah
P.S. Ich habe festgestellt, dass in meiner Fehlzeit unglaublich viele Votes dazu gekommen sind. Vielen Dank ;) (Das zweite Sonderkapitel steht damit kurz bevor^^)
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