Der Mann ohne Nachname - 2

Vielen Dank für die wundervolle Zeit, die ich mit deiner Geschichte Prisoner verbracht habe und die herrliche Zeiten, die noch folgen werden. Deine Intrigen, deine Ideen und die Spannung im Werk haben mich in ihren Bann gezogen.

Noch immer hatte ich keine Ahnung, was Samuel von mir wollte. Er hatte derzeit keinerlei Arbeitsprojekte am Laufen und nichts deutete darauf hin, dass er in naher Zukunft eines starten wollte. Wieso rief er mich dann zu sich? Wieso musste es so plötzlich sein? Und wieso um alles in der Welt, traute ich es mir zu mit einem Flammengeborenen der ersten Generation zu verhandeln, statt längst auf der Flucht zu sein? Der letzte Gedanke war unsinnig. Man konnte vor einem Flammengeborenen nicht fliehen. Sie hatten sich zu viel Macht angesammelt und hatten Augen und Ohren überall.

Die Wagentüren öffneten sich und ich trat hinaus auf den Bahnsteig. Die Wände waren gefliest und bildeten wunderschöne Mosaikbilder. Man konnte einen ausgestorbenen Delfin erkennen, der einen gewagten Sprung ausführte, während die untergehende Sonne das Meer in einen roten Mantel des Vergessens zog.

Ein warnendes Piepsen erklang und die Türen der Hochbahn schlossen sich. Große Glasscheiben wurden aus dem Boden ausgefahren und die Bahn begann langsam wieder Geschwindigkeit aufzunehmen.
Als die einzelnen Wagons an mir vorbeigezogen waren, konnte ich durch die gläserne Wand einen guten Blick auf die Stadt werfen. Ich befand mich an einem großen Straßenkreuz und hatte deswegen trotz der niedrigen Höhe einen guten Blick auf meine Umgebung.
Die einzelnen Wohnungen waren mittlerweile beleuchtet. Unzählige von Fenstern reflektierten das Licht und ließen die gesamte Stadt hell erstrahlen. Schon längst konnte man die Sterne in der Nacht wegen der großen Helligkeit nicht mehr erkennen. Das Meer aus Lichtern vor mir war diesem einstigen strahlenden Sternenhimmel jedoch sehr ähnlich. Der große Unterschied war nur, dass ein Bewohner der Erde nun selbst ein Leuchten und nicht mehr der Betrachter war.

Ich blickte auf meine Uhr und fluchte leicht. Es war bereits schon sehr spät. Wenn ich mich nicht beeilte, würde ich es nicht rechtzeitig ins 160. Stockwerk schaffen. Schnell joggte ich zu der Tür und hämmerte genervt auf das Feld mit dem man den Aufzug holen konnte. Die Sekunden verstrichen und ich fing an langsam auf meinen Fersen hin und her zu wippen.
Einen Flammengeborenen sollte man auf keinen Fall warten lassen! Naja, es sei denn man möchte flambiert und zum Frühstück verspeist werden. Den Aufzug kümmerten meine schlimmsten Befürchtungen eher weniger oder er hatte sogar vor, dass dieser Albtraum in Erfüllung ging, denn er wollte einfach nicht beeilen.
Als er endlich ankam, sprang ich förmlich in ihn hinein und bekam einen sehr angeekelten Blick von einem Leviathan im Anzug zu spüren. Seiner Meinung nach war er mehr Wert, als dass er mit einem einfachen Menschen Aufzug fahren musste, doch da hatte er Pech gehabt. Die andere Person glich einem Menschen, im Gegensatz zu mir, hatte der Mann allerdings auch noch eine tierische Seite an sich. Ich konnte es instinktiv spüren, dass er ein Gestaltwandler war. Ein breites Grinsen hatte sich beim Anblick des angeekelten Leviathans auf seine vollen Lippen geschlichen und seine grünen Augen blitzten mich freudig an. Rasch tippte ich die 160 in die Tastatur ein, sodass der Fahrstuhl meinen Wunschstock kannte.

Den gesamten Weg nach oben rümpfte der Leviathan immer wieder verächtlich die Nase und warf mir mit seinen blassgrauen Augen böse Blicke zu. Der Gestaltwandler hatte sich gegenüber von mir gestellt. Seine muskulösen Arme hatte er vor seiner Brust verschränkt und das Hemd, das er trug, wirkte an ihm wie eine Parodie. Viel mehr hätte zu ihm Sportkleidung oder noch besser blanke Haut gepasst, denn die Natur hatte ihn wild und frei erschaffen. Es schien seltsam, dass er sich freiwillig in einen Anzug quetschte.

Der Gestaltwandler und der Leviathan blieben noch im Aufzug, während ich im 160. Stockwerk ausstieg. Sofort umschloss mich eine vollkommen andere Atmosphäre. Ich befand mich in einem kleinen Wartebereich. Es gab hinter einer Theke eine Garderobe und an einem kleinen Empfangstisch wartete zu meinem Erstaunen ein feingekleideter Mensch. Er warf mir ein höfliches und professionelles Lächeln zu. Freundlichkeit spiegelte sich jedoch nicht in seinen braunen Augen wieder, stattdessen schillerte dort große Trauer. Die Haare des Mannes fielen perfekt, so als hätte er sie mit einem Linealen vermessen und einzeln zu Recht gelegt. Ebenso elegant und vollkommen ausgewogen war seine Stimme mit der er mich fragte: „Wie kann ich Ihnen helfen, Madam?"

Ich räusperte mich kurz, um meine Stimme wiederzufinden. Noch nie war ich an einem derartig edlen Ort gewesen. Selbst das dunkle Holz, auf dem der Mann stand, erinnerte mich daran, dass hier alles exklusiv war. „Ich treffe mich hier mit dem Flammengeborenen Samuel." Es war seltsam in dieser Situation nur einen Vornamen zu verwenden, doch leider hatte Samuel seinen Nachnamen scheinbar abgelegt oder zumindest geheim gehalten.

„Ah Mr. Samuel erwartet Sie bereits. Bitte folgen Sie mir." Mit geschmeidigen Bewegungen, ging der Mann voraus und ich lief ihm rasch hinterher. Samuel erwartete mich schon? Das war überhaupt nicht gut! Ich konnte nur hoffen, dass er noch nicht allzu lange gewartet und bis jetzt einen guten Tag hatte, sonst würde ich nicht nur ein kleines Problem haben. Wieso hatte ich vorhin nur so lange den Blick auf die Stadt genossen?

„Mr. Samuel? Miss Laurence ist hier." Die Worte des Menschen unterbrachen mich aus meinen Gedanken. Am liebsten wäre ich drei Schritte zurückgeschlichen und hätte dann so lautlos wie möglich die Flucht ergriffen. Meine Hände zitterten und ich presste sie rasch an meinen Körper, um so das verräterische Zeichen der Angst verbergen zu können. Ich spannte all meine Muskeln an und erwartete bereits eine herrische Antwort, doch es folgte keine.

Stattdessen war die Stimme, die antwortete, erstaunlich ruhig fast schon sanft: „Vielen Dank Mr. Lewis. Sie können uns nun fürs erste allein lassen. Die Bestellung werden wir in 15 Minuten aufgeben."

„Natürlich Sir", antwortete Lewis sofort. Er drehte sich um und ich konnte mich nicht länger hinter seinen Rücken verstecken. Stattdessen hob ich meinen Kopf, straffte meine Schultern und ging vorsichtig auf den Tisch zu.

Zwei extrem hohe schwarze Couchsessel rahmten ihn vollkommen ein. Ich hatte bereits von diesem Konzept gehört. Die Lehnen der Sessel waren nicht deswegen so hoch um den entsprechenden Personen Sichtprivatsphäre zu geben, sondern um die Geräusche des Raumes zu filtern und aufzuhalten. Beide Gesprächspartner konnten sich an diesem Tisch ruhig unterhalten. Gleichzeitig hatten diese hohen Lehnen den Vorteil, dass kaum ein Geräusch die Nische verließ. So war es auch fast unmöglich von anderen belauscht zu werden, vor allem weil die Tische mit den hohen Sofas sehr weit auseinander standen.

„Wollen Sie dort stehen bleiben?", fragte mich die Stimme. Sie war immer noch vollkommen ruhig und ich beschloss mein Glück aufs Spiel zu setzen.

„Mr. Samuel?", fragte ich höflich und trat einen weiteren Schritt nach vorne. Ich sollte dem Flammengeborenen wohl am besten erst einmal nicht ins Gesicht schauen. Vielleicht würde ihn das nur weiter verärgern und er würde mich noch für respektlos halten. Vorsichtig ging ich auf meinen Sitzplatz, gegenüber von der Stimme, zu. Langsam begann ich mich niederzulassen und versuchte dabei auf keinen Fall einen Blick auf den Mann gegenüber von mir zu werfen.

„Der bin ich, Miss Laurence", erklang wieder diese angenehme Stimme. Nun schwebte schon fast ein verstecktes Lachen in ihr.

Ich konnte meine Neugier nicht länger zügeln und blickte auf.


Willkommen zurück kleine Leseratten ;)

Die Nachteulen unter euch hatten dieses Mal einen kleinen Vorteil. Ich habe bis eben noch gearbeitet habe, konnte somit das Kapitel schon um 1 Uhr nachts hochladen ^^

Naja ich werde wohl dann irgendwann schlafen gehen ;) Falls ihr noch um diese Uhrzeit eure Nasen tief in Bücher steckt, freut mich das ungemein.

GLG Sarah

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